Als Frühaufsteher war ich heut schon um
halb7 draußen, um mir die Zeitung zu holen. Da erspähten meine entzündeten, vor
Kälte tränenden Äuglein einen Rucksack-Touristen. Der näherte sich mir mit
Riesenschritten, stoppte und fragte: „Do you have some money for me?“ Vom Slang
her ein Ami.
„I’m
sorry, but I steal the Newspaper always!“ antwortete ich, tu ich wirklich, weil
die Zeitungsbarone bekommen eh genug Presseförderung.
„Would you take me to your flat for
beakfast?“ fragte er freundlich.
Ich bin wirklich ein gutmütiger Mensch, was
manche schon ausnutzen wollten, aber einen Fremden mitheimnehmen? Heutzutage würd ich nichtmal mehr einen Rucksack mitnehmen, den ich finde.
„No, I have
the flue!“ log ich und enteilte, mich noch umdrehend, ob der mich verfolgte.
Tat er zwar nicht, doch verursachte er ein ungutes Gefühl bei mir. Sofort
spielten sich in meinem Hirn diverse Schreckensszenarien ab, was wohl geschehen
hätte können, wenn ich den mitheimgenommen hätte und er sich als Killer
entpuppte. Oder umgekehrt, wenn ich einer Figur aus meinem Buch Soziopathensterben selten glich und ihn um die Ecke gebracht hätte. Zerstückelt in der
Badewanne (wäre mangels Wanne gar nicht gegangen) und dann häppchenweise frittiert
zu Sauce Tartar genossen. Wenn er aus einer amerikanischen Kleinstadt (dort
spielten die meisten Horrorfilme) stammte, müsste er doch wissen, wozu Menschen
fähig sein können. Warum fragt er auch in der Nähe eines Gemeindebaus und nicht
bei einer Villa im 19. Bezirk? Obwohl, dort gehen die Besitzer nicht selber
raus, sondern schicken die Bedienerin vor. Wie auch immer, die Begegnung reicht
schon aus, um weitere Bücher zu texten…
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