Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Freitag, 31. August 2012

Nackte Tatsachen

Eine Freundin von mir hatte lange Zeit immer denselben furchtbaren Albtraum: sie steigt splitterfasernackt in die Straßenbahn ein und hat nur ein Handtascherl dabei, wo sich dann der Fahrschein befindet. Das fiel mir ein, als ich in der Zeitung las, eine Dame habe in der Kirche gestrippt, bis sie pudelnackt dastand. Warum wohl hat die sich ausgezogen?
War ihr heiß? - Bei den sommerlich tropischen August-Temperaturen durchaus denkbar.
War ihr die Kirchensteuer zu hoch und sie wollte das für alle sichtbar machen? – Es gab auch schon Leute, die nackt ins Finanzamt spazierten oder zumindest total ausgezogen bis auf die Haut wieder rauskamen. Bei Einführung der Reichensteuer sehen wir demnächst vielleicht auch noch den Lugner im Adamskostüm.
Wollte sie ins Paradies gelangen? – Für den Fall hätte man ihr 3 Feigenblätter reichen sollen. Oder einen Apfel plus Schlange.
Wollte sie Aufmerksamkeit heischen? – Dafür gibt’s schon lange gewisse TV-Formate, wo man Ungeziefer und Tierhoden futtern muss und in Würmern baden.
Wollte sie, dass Gott sie zu sich holt? – Der weiß aber sicher wie sie nackt aussieht.
Mir fielen beim Nachdenken noch 100 andre Gründe ein:
War ihr die herrschende Mode zu brav?  - Der Transparent-Look kommt sicher bald wieder.
Wollte sie sich als Opferlamm auf den Altar legen? – Bei den steigenden Fleischpreisen ein Akt der Gnade vor demHerrn.
Juckten sie ihre Kleidungsstücke? – Es gibt ja spaßige Zeitgenossen, die einem Juckpulver in den Kragen streuen.
Wollte sie den Anwesenden ihre reparaturbedürftigen Brüste und Po-Backen präsentieren? – Vielleicht hat sie in den entsprechenden Sendungen der Schönheitsdoktoren keinen Termin bekommen.
Wollte sie danach für ihre Performance absammeln gehen? – Die Arme ist vielleicht arbeitslos und braucht dringend Kleingeld und in der Kirche wird sowie immer eine Kollekte veranstaltet.
Dann überlegte ich, aus welchen Gründen ich mich  immer ausziehe: zum Zweck der Ganzkörperreinigung, zum Schlafengehen, zum Umkleiden, zur Untersuchung beim Arzt, zu erotischen Spielen, beim Strip-Poker, - mehr fiel mir gar nicht ein! - Was für ein langweiliges Leben ich doch führe…Vielleicht sollte ich öfter mal in der Öffentlichkeit blank ziehen! Um Leute zum Nachdenken zu bringen, um Aufmerksamkeit für meine Bücher zu heischen, um Mitbürger oder offizielle Organe zu schocken, um auch in die Zeitung zu kommen, um das allgemeine Interesse auf meine prekäre finanzielle Situation zu lenken, um eine Kleiderspende zu ergattern, ….wieder fielen mir 100 Gründe ein. Abgesehen vom Problem der kühler werdenden Temperaturen, überlege ich jetzt nur noch, an welchem Ort ich’s tue und ob ich vorher die Presse informiere!

Donnerstag, 30. August 2012

Erschwernisse

Nun gab der Boss einer deutschen Billig-Drogerie endlich zu, dass uns seine Ware rund 20 % teurer kommt als in Deutschland. Grund sind erschwerte Lieferbedingungen: die Alpen! - Ja Mensch, das wusste ich gar nicht, wie schwer es ist, zu uns Hinterberglern rüberzukraxeln. Mann oh Mann, wenn ich mir vorstelle, wie ganze Karawanen von Sherpas mit Kisten aufm Kopf unsere Alpen überqueren, wie weiland Hannibal mit seinen Elefanten. Hmmm, ich wundere mich nur, warum es in Deutschland noch so viele Arbeitslose gibt, so viele Hartz-IV-Empfänger??? Alle müssen doch 40 Stunden pro Woche beschäftigt sein, mit den Kisten, die schwer mit Shampoos, Handcremes, Zahnpasten, Mundwässern, Pomaden, Hühneraugenpflastern, Fastensäften, Müsliriegeln, Mullbinden, usw… beladen sind, auf dem Haupt balancierend mit Bergschuhen, Steigeisen und Stricken an Seilschaften gekettet, über schwierige Einstiegsrouten und – oh Graus – abschmelzende Gletscher zum Zielort Wien zu gelangen. Aber wenn einer in eine Gletscherspalte plumpst, hat er wenigst genug Proviant in seiner Kiste, sowie Verbandszeug (siehe oben) zum längeren Überleben.
Da fielen mir noch andere Erschwernisse ein, die uns allen täglich das Leben verbittern:
1.  Das Gesundbleiben wird durch unzählige Krankheiten erschwert: es geht schon in der Kindheit los mit Masern, Röteln, Mumps, Keuchhusten,…und kaum erwachsen geht es weiter mit: Grippe, Schnupfen, Cholera, Ruhr,… Ja es gibt sogar Krankheiten, gegen die es noch gar keine Impfung gibt! Katastrophe!!!
2.  Das Schlankbleiben wird einem durch die fiesen Kalorien erschwert – das sind die kleinen Männchen, die nachts immer unbemerkt die Kleider und Hosen enger nähen. Warum tut denn keiner etwas gegen diese kleinen Bestien???
3.  Das Arbeiten am Computer wird erschwert durch eine Fülle von Funktionen: all die eingebauten Spiele wie Solitär, Tetris, Pac-Man, Sokoban, Counter-Strike,… die alle durch gezielte Ablenkung gekonnt verhindern, dass wir mit Excell und Word brav unsere Arbeit verrichten.
4.  Den Beruf auszuüben, wird durch ein Überangebot von Freizeit-Aktivitäten erschwert: wer geht schon gern ins Büro, wenn er stattdessen ins Kino, Museum, Schwimmbad, Theater, Shopping-Center, Casino, den Tiergarten Schönbrunn, den Wurstelprater oder in ein Laufhaus gehen kann???
5.  Ein Buch zu lesen wird durch die vielen kleinen Buchstaben erschwert: 26 an der Zahl, die Chinesen haben sogar weit über 1000 Schriftzeichen. Und immer in anderer Zusammenstellung! Bei Fremdworten muss man gar ein Lexikon zu Hilfe nehmen, um zu erfahren, was sie bedeuten! Schrecklich, aber zum Glück gibt’s ja jetzt auch Hörbücher!
6.  Das Reisen wird erschwert durch die ellenlangen Distanzen, Flugzeugabstürze, Staus, Autounfälle, unvorhergesehene Eisenbahnentgleisungen, … Und wenn man dann in den Eisenbahnabteilen, Flugzeugen oder Bussen wie Sardinen in der Dose gequetscht sitzt, erschweren lustige Witzeerzähler, geifernde Schmalspurcasanovas, hustende Stinkmorcheln und Schastrommeln den Reisegenuss, bis man endlich am Ziel anlangt - und dann erschweren horrend hohe Preise den Aufenthalt, sowie Kakerlaken und –igitt!- Wanzen oder besoffene Gröler am Pool die Entspannung und vor allem die nächtliche Ruhe im Hotelzimmer! Außerdem erschwert noch die Sprachbarriere, die Einheimischen zu verstehen. Zudem erschweren es fremde Sitten und Gebräuche und Gesetze, uns wie daheim zu fühlen: in Nebraska ist es zum Beispiel verboten, mit einem Stachelschwein Sex zu haben, was für einen Sodomit nur schwer begreifbar ist, vor allem wenn er noch dazu ein Masochist ist!
Da verdrießt’s einen doch überhaupt wegzufahren! Da bleibt man am besten bescheiden in Österreich, ernährt sich redlich und wartet – erschwert durch steigende Ungeduld – bis die emsige Müllersche Karawane der fleissigen Sherpas endlich nach Überwindung des Großglockners, des Schneeberges und der zahlreichen Ameisenhügel im Wienerwald bei uns eintrifft, um uns mit dringend benötigten Massen-Konsumgütern -trotz erschwerter Lieferbedingungen!-  wohltuend zu versorgen und so unser alltägliches Glück sicherzustellen!

Dienstag, 28. August 2012

Schulbeginn

Ein alter Herrenwitz und der bevorstehende Schulanfang brachten mich erinnerungsmäßig an meinen einst erlittenen ersten Schultag zurück. Der Witz lautet: Herr Kwapil empfängt einmal pro Woche seine Poker-Runde, während seine Frau mit dem kleinen Sohn zur Omi fährt. Diesmal muss sie aber zum Arzt und lässt den Kleinen bei ihm daheim. Der stört nun immer wieder die Pokerbrüder. Schließlich packt ihn Kwapil, verschwindet kurz mit ihm im Kinderzimmer und kommt allein zurück. Nach einer Stunde fragt einer der Pokerspieler: „Was hast du mit deinem Sohn gemacht, angebunden?“ Kwapil klärt ihn auf: „Aber nein, ich hab ihm das Onanieren beigebracht!“ - Da kam mir mein erster Schultag in den Sinn: mit 25 fremden Fratzen zusammengepfercht. Zaghaftes Kennenlernen. Mein Sitznachbar Kurtibua erzählte mir brühwarm: „Ich hab heut in der Nacht mein Teddybär so liebgehabt, dass ich ihm ein Ohrwaschel ausgerissen hab! Die Mutti hat’s wieder annähen müssen.“ – und ich wunderte mich damals maßlos, dass wer beim Liebkosen seines Stofftieres so zerstörerisch sein konnte. Nach Jahr und Tag endlich fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: der frühreife Kurtibua hat seinen Teddybär zum Onanieren missbraucht! Skandal!!!
Ich erinnerte mich weiter: an all die blöden Visagen der vielen Erwachsenen, die ihre Racker in die Klasse begleitet haben. Eltern und Großeltern, die bestimmt noch das berüchtigte Rohrstaberl fühlen mussten. Alle mit Leichenbittermienen, so als hätten sie ihre Brut zur Schlachtbank gebracht. Oder beim großen Moloch zwecks Opferung abgeliefert. Verunsichert begannen meine Äuglein zu schwitzen. Dann stellte sich die uralte Frau Direktor- eine echte Schreckschraube-  erst selber vor und dann unsere Lehrer(innen), die wir alle mit Applaus begrüßen mussten. Ich verstand nicht warum. Weder, dass ich eine(n) von denen kannte, noch dass sie irgendwelche Kunststückchen konnten. So wie der putzige Goldhamster einer Banknachbarin, der aus ihrer Schultüte herauslugte und schon beide Backen voller Süßigkeiten hatte. Ein anderer Mitschüler hatte die Bemmerln von seiner Meersau dabei und bot jedem, der sie runterschluckte, als Preis sein Pausenbrot an. Wieder ein anderer hatte schon vorsorglich einen Zirkel dabei und dachte, dieser sei zur Verteidigung gedacht. Er fragte mich tatsächlich, ob er den großen Bladen weiter hinten auf der letzten Bank damit ins Auge oder lieber in Arsch stechen sollte, falls der böse wird. Natürlich erkannte ich sofort, dass der Zirkel dazu viel zu klein war und riet dem Angsthasen, er solle lieber morgen das Lieblings-Küchenmesser seiner Mami mitbringen.
Dann die erste Turnstunde: beim Umziehen waren wir etwas laut, sodass die beklopfte Frau Lehrerin von uns verlangte, uns eine Stunde lang schweigend im An- und Auszuziehen zu üben, damit wir lernen, dass man beim Umziehen nicht schwätzen darf. Dabei schlief nebenan gar keiner. Sogar der Physiksaal, einige Meter vom Turnsaal entfernt, war unbesetzt.
Später machten wir darin dann die ersten Experimente. Ich war etwas enttäuscht, dass nichts explodierte. Das merkte Kurtibua und zeigte uns die Handgranate seines Ur-Opis, welche leider (aus heutiger Sicht glücklicherweise) ein Blindgänger war.
Ja, das sind so nostalgische Anwandlungen, die einen plötzlich heimsuchen, wenn man auf der Straße einen Witz erzählt bekommt, während vor einem schon besorgte Mütter mit ihren Ablegern aufgeregt schnatternd den Schulweg proben….

Montag, 27. August 2012

Reisespaß

Am Wochenende lud mich eine Freundin auf einen Städtetrip nach London ein. Als Lückenbüßer, weil ihr Mann wieder mal einen Dämpfer benötigte. Also konnte ich mir während des Fluges Eheprobleme (die zwei befinden sich im 4.Jahr ohne Kind) anhören. Ööööde! Kleine Auswahl gefällig? „Er trägt nie den Müll runter, lässt den Clo-Deckel immer offen, sitzt nur faul vorm Flat-TV, weigert sich, bei Umdekorations-Arbeiten in der Wohnung mitzumachen, hört mir nie zu, redet nur, wenn ich ihn frage, lässt beim Sex das Vor-und Nachspiel weg,…“ Die Aufzählung ging noch circa eine halbe Stunde so weiter, aber ich hörte dann auch nicht mehr zu. Nächstes Jahr kommt sie wahrscheinlich in die Hunde-Phase, wo sich von Männern enttäuschte Frauen einen Wau-Wau zulegen, der auf’s Wort pariert, die Ohren spitzt, wenn Frauchen labert und auf ihr Heimkommen mit Schwanz-Wedeln reagiert. -Was der feine Herr Gemahl wohl seinen Freunden über sie so erzählt? „Sie verlangt immer niedere Haushalts-Dienste von mir, schwere Möbelpacker-Arbeit, Extra-Sex-Dienstleistungen, textet mich mit banalem Palaver zu, stellt mir Fangfragen, stört meine Freizeit-Aktivitäten,…“ Sicher würde er auch eine halbe Stunde lang über ihre Fehler lamentieren. Aber wenn man schon als Grabstein zum Ausweinen missbraucht wird, (ich hab’s aufgegeben, weise Ratschläge zu erteilen, denn darauf hört man stets: „Das hab ich eh schon probiert, aber es hat nicht geklappt.“ Oder „So wie du dir das vorstellst, geht das nicht, heirate erst mal selber!“ – Ja, blöd werd ich sein!) muss man natürlich immer wissend nicken und an einigen Stellen der Litanei zustimmend „Ich verstehe!“ murmeln. Was soll’s! Um sie auf andere Gedanken zu bringen, erzählte ich von meinen Problemen, worauf sie sagte: „Entschuldige, aber ist der Blick durchs Flugzeugfenster nicht herrlich?“ -In London angekommen regnete es und wir fuhren im Taxi ins Hotel, um uns frisch zu machen und einen Stadtbummel zu unternehmen. – Was macht man, wenn man in London eine Schlange sieht? – Richtig! Man stellt sich hinten an, weil man in Madame Tussauds Wachsfiguren-Kabinett rein will! Vielmehr wollte sie da rein (Ich nicht, denn früher stellte man sich nur im Ostblock um eine Zitrone an, da wollte ich heute nicht wegen starrer wachsüberzogener Starleichen anstehen, gab aber nach, schließlich kostete mich der Kurztrip ja null) und erzählte mir neuerlich von ihres Mannes Unarten, die ich im Flugzeug zum Teil schon kannte, erinnert sich aber auch einiger seiner Versäumnisse, die schon in der Verlobungszeit akut auffielen. „Warum hast du ihn dann überhaupt geheiratet?“ erkundigte ich mich und sie antwortete verlegen: „Naja, ich dachte, er würde sich bessern, und außerdem habe ich keinen andern gefunden, der so gut verdient wie er und mit dem ich’s länger als 14 Tage aushalte.“ – Sehr aufschlussreich! Was er wohl als Motiv genannt hätte? „Naja, ich dachte, sie würde das ewige Nörgeln aufgeben und außerdem hab ich keine andere gefunden, die halbwegs gut aussieht und mich schnell ranlässt.“ -Um sie abzulenken sagte ich, das Alleinsein hätte mehr Vorteile und man könnte sich auch ohne Geld prima amüsieren. Und schon bot sich mir die Gelegenheit, ihr das zu beweisen, denn plötzlich tauchte ein ehemaliger Schulkollege aus der vorbeiströmenden Touristenmasse auf und klopfte mir auf die Schulter. „Jööö, was machst du denn in London?“ -Typisch, dachte ich, da befindet man sich meilenweit von daheim weg und trifft ausgerechnet Leute, die man nie besonders gut leiden konnte und musste ihnen blöde Fragen beantworten. „Was soll ich schon in London machen? Der Queen in den 5-Uhr-Tee spucken, an ihren Palast pinkeln und ihre Wachsoldaten zum Lachen bringen, damit die gekündigt werden!“ - „Hahahaaa, immer noch derselbe Spaßvogel, was?!“ zerkugelte der sich. - „Nein, jetzt aber ganz im Ernst, ich nehme an einem sakrosankten EU-Austauschprogramm (wer seriös klingen will, sollte immer ein schönes unverständliches Fremdwort einflechten!) teil. Statt mir ist jetzt ein besserungswilliger Hooligan in Wien und darf beim Training von Rapid zugucken. Anmeldungen noch bis 5. September im Haus der EU, Wipplingerstraße 1!“ - Staunende Visage beim Gegenüber und die glaubhafte Versicherung: „Toll! Da werd‘ ich mich auch melden! Tschau!“ verabschiedete er sich, ohne dass ich ihn meiner Freundin vorstellen konnte, aber so weit ich wusste, verdiente der Dolm sowieso viel zu wenig, um ihr Interesse erregen zu können. Wir guckten uns also, nach einer Stunde in der Touristen-Klapperschlange, die bekloppten wächsernen Promis an, ich gab hin und wieder launige Kommentare ab, ehe wir in einer Fast-Food-Bude ungesunden Fraß in uns hineinwürgten, da man in einem guten Restaurant mindestens 1-2 Wochen vorher einen Tisch reservieren musste. Die Burger schmeckten genauso besch…eiden wie das Wetter, aber der Hunger trieb’s rein. Nachher schlenderten wir durch den Regen wieder zum Hotel, wobei sie gelegentlich Fotos von Sehenswürdigkeiten per Handy an ihren Alten schickte, damit der auch wusste, was er grad alles versäumte. An der Rezeption angekommen fragte ich den Concierge nach Post, er sah pflichtbeflissen nach, verneinte bedauernd und händigte uns den Zimmerschlüssel aus. „Hast du echt erwartet, dass er dir einen Brief gibt? Vielleicht von deinem Schulkollegen?“  - „Aber nein, du weißt doch, ich kann mich ohne Geld amüsieren und dem armen Lakaien zuzusehen, wie er sinnlos in den Postfächern rumstöbert, entlockte mir ein Grinsen.“ -Oben im Zimmerchen wollte ich mich durch alle TV-Kanäle zappen, aber sie verbot es mir, denn da hätte sie ja gleich daheim beim holden Gatten bleiben können, dessen Lieblingsbeschäftigung das sei. Also zogen wir uns fein an und versuchten in einen dieser angesagten Clubs hinein zu kommen. -Erfolglos! Ich weiß nicht, ob’s an mir oder ihr lag- sie sah aus wie eine aufgetakelte frustrierte Ehefrau, die unbedingt einen draufmachen will- das müssen die Türsteher wohl auch gemerkt haben. Also entschieden wir uns ganz spontan, noch die durch den Regen gereinigte Nachtluft zu genießen und fuhren auf einem Doppeldecker-Sightseeing-Bus durch die nächtliche englische Hauptstadt. Sehr schön, fast so viel unnötige Energieverschwendung wie in New York oder Las Vegas. Ab und zu rief ich während der Fahrt den Einheimischen von oben herab zu: „Enjoy the night, World War III is near!“ Die Blicke, die ich von denen erntete, schwankten zwischen Erstaunen und Entsetzen. Irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass mich meine Freundin wohl nicht mehr so schnell irgendwohin einlädt. -Wieder in der Heimat nahmen wir ein Taxi bis zu ihrer Wohnung und ich ging den Rest des Weges zu mir zu Fuß weiter. Vor dem Belvedere versperrten mir vom Reisebus aussteigende Touristen den Gehweg. Das kannte ich schon, wenn man sie ansprach „Excuse me!“ guckten die nur saublöd und weichten keinen Millimeter von der Stelle. Also bekam ich einen Hustenanfall, der mich leicht in die Reihe der Tuberkulose-Patienten Aufnahme hätte finden lassen. „Ächököchköch-chächächhh!“ Und sofort bildete sich eine breite Schneise in der Meute und eine Dame rief: „Oh my God!“ Dabei fühlte ich mich immer wie Moses, als er das Rote Meer teilte. Wie gesagt, man kann sich ohne Geld prima amüsieren und muss, um Touristen zu foppen, nichtmal verreisen…

Donnerstag, 23. August 2012

Auf Biegen und Brechen

-das war der Titel eines Club 2 vom 5.2.1987 auf dem ORF-Wiederholungskanal, von Axel Corti moderiert, hätte aber auch ‚die Uri-Geller-Show‘ heißen können, denn der begnadete Mentalist sprühte wieder mit seinen beeindruckenden Talenten. Er verbog wie gewohnt Löffel und reparierte mental Uhren, wie zum Beispiel einen alten Wecker, der dann die ganze Sendung lang gut hörbar tickte und so mahnend das Verstreichen wertvoller Zeit ankündigte. Anwesend auch der berühmte Schriftsteller Stanislaw Lem (1921-2006), ein großes literarisches Vorbild von mir, der dazu meinte: „Bei wieder auferstandenen Uhren habe ich keine Bedenken, aber bei wieder auferstandenen Menschen wäre ich sehr skeptisch.“ Dauernd skeptisch erwies sich der Zauberer Magic Christian, der sich nicht auf ein Duell mit dem tollen Uri einlassen wollte, mit der Begründung: „Wenn ein Musiker gut auf der Geige spielt und der andere gut auf dem Klavier, dann sollte man von dem Geiger nicht erwarten, dass er auf dem Klavier gut spielt und vom Pianisten nicht, dass er auf der Geige gut spielt.“ Der gute Uri fand für ihn nur lobende Worte.
Der Ethnologe Walter Frank erzählte zum Thema des Übernatürlichen von einer Reise nach Nepal, wo er ein Mittel gegen Würmer einnahm und dann an dessen Nebenwirkungen schwer erkrankte. Er hätte sich fast selber abgetrieben, bemerkte er und erzählte, wie er heim nach Deutschland flog, wo sein Arzt aber in Urlaub war und er zu keinem andern gehen wollte, der ihm nur kopfschüttelnd gesagt hätte: „Das gibt’s ja gar nicht.“ Also konsultierte er ein Medium, das ihm eröffnete, dass ihm ein Brahmane aus Nepal erst die Würmer in den Bauch gewünscht habe, da er sich im Tempel nicht die Schuhe ausgezogen und unerlaubt fotografiert hatte (was tatsächlich auch stimmte). Es wurde ihm eine geheimnisvolle Nuss mit heilender Wirkung empfohlen, nach der er erst in Asien suchen musste, sich -wie dort üblich- nicht dafür bedankte und nach deren Genuss wieder gesundete. Worauf der Parapsychologe Walter von Lucadou sagte, dass das alles mit Wissenschaft nichts zu tun hatte. Eine spannende Diskussion folgte- unterbrochen von einen Telefonspiel, bei dem die Anrufer raten sollten, was sich in einer Kiste befand und Uri Gellers Kunststück, mit Hilfe der Anwesenden eine Kompass-Nadel um 5 Grad zur Abweichung zu treiben. 90 % aller Wissenschaftler halten solche amüsanten parapsychologischen Spielchen für Spinnerei, aber in der Wissenschaft ist Streit ganz natürlich, da der eine sagt, er interpretiere die Daten so und der andere eben anders. Das anwesende Medium Frau Tognazzo erzählte, zu ihr kämen Politiker und  wollten nur ihren Rat für die eigenen primitiven-äh privaten Probleme und sie bekäme auf deren Fragen nur Antworten, die der ganzen Menschheit auf der Erde helfen und nicht nur einem Land, an das die Politiker gebunden sind - wir müssten also alle gesamtheitlicher denken! Die Politiker hätten dann ein schlechtes Gewissen, da sie erkennen, dass die geistige Welt natürlich damit recht hat. Dann kritisierte Frau Tognazzo noch, dass es auf der Welt so große Sorgen gäbe und sie säßen nur hier und wollten alle wissen, was in der Kiste ist oder würden Löffel verbiegen. Sie fragte auch, warum Uri Geller seine Kräfte nicht zum Nutzen der Menschheit verwendete. „Ein verbogener Löffel ist doch viel weniger wert als vorher, mit dem kann man nicht mal mehr essen.“ stellte sie fast trotzig fest. -Das war also die Essenz von 3 Stunden TV-Unterhaltung vor fast 30 Jahren. Aber immer noch schön, sich das anzusehen. PS: In der Kiste befand sich ein hölzerner Spielzeug-Eisenbahnzug.

Mittwoch, 22. August 2012

Unglaubliche Zumutungen

Seltsam was in einer schlaflosen, weil brütend heißen Nacht, aus der Erinnerung alles an erlebten Unannehmlichkeiten so hochkocht. Zwei Beispiele: Ein Vorfall, der mich in berechtigte Erregung versetzte, spielte sich vor 13 Jahren ab, als ich meine Oma -ebenfalls an einem heißen Augusttag- dehydriert am Boden liegend daheim vorfand und den Notruf der Rettung wählte. Alsbald erschienen drei Männer in weiß und derjenige, der sich Notarzt schimpfte, fragte mich frech: „Nur weil die Oma ausm Bett gefallen ist, ruft man die Rettung? Da holt man sich den Nachbarn, der hilft einem dann sie wieder reinzulegen.“
Da spürte ich mein Adrenalin hochsteigen und rief: „Jetzt untersuchen Sie sie doch endlich!“ worauf er zurückrief: „Schrein Sie mich nicht an!“ und die Sanitäter mich beschworen: „Beruhigens Ihna, beruhigens Ihna!“ – Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte anstatt der Oma eine Spritze in den Venen stecken gehabt, nachdem ich dem medizinischen Trottel eine aufgelegt hätte, was ich aber -unter Aufbringen aller Willenskraft- verhinderte. Wer weiß wie viele alte Leutchen diese 3 Stooges schon auf dem Gewissen hatten und auch womöglich kleine Kinder. Denn wenn ein Kind allein daheim einen Blinddarmdurchbruch erlitt, und in höchster Not solche Deppen zu Hilfe rief, konnte es schon passieren, dass es den guten Rat erhielt: „Ja, nur weil dir was weh tut, ist das kein Grund für die Rettung, nein-nein-nein, da gehst einfach zum Nachbarn und lasst dir das Bauchi massieren!“ – Prost Mahlzeit! Abgesehen davon, dass der Nachbar wahrscheinlich null medizinische Ausbildung hat, konnte es zudem sein, dass dieser auch noch pervers war. - Es kostete mich damals einen Anruf bei der Hausärztin, die eine Einlieferung meiner leidenden Großmutter ins Spital erwirkte, wo sie eine nötige Infusion erhielt. Aber erst mit dreistündiger Verspätung! Also schrieb ich dem zuständigen Oberarzt einen Beschwerdebrief, in dem ich darauf hinwies, dass so eine medizinische Niete dem Begriff Notarzt eine ganz neue Bedeutung gab: da gerät man erst in Not, wenn der vor einem steht! Hält sich für Gott in weiß und ist doch nur ein dilettantischer Dodl im Arbeitskittel! Wir haben doch eine Mediziner-Schwemme, da kann man sich doch die besten Quacksalber raussuchen und muss sich nicht mit Minderbegabten rumärgern. –Man schrieb mir zurück, dass aufgrund auch anderer Beschwerden über diesen Herrn personelle Veränderungen vorgenommen wurden. -Ja, sicher dient der jetzt unter Aufsicht im Krematorium als Aschenmann zum Urnenbefüllen!
Ein anderer Vorfall spielte sich voriges Jahr bei mir zu Hause ab, wo 2 Deppen, die sich Installateure schimpften, ein 20cm-Rohr in der Toilette mit Ach und Krach zulöteten, aber nicht isolierten, was mir am nächsten Tag einen 2-Liter-See am Boden bescherte. Ich holte sie telefonisch wieder zu mir, um sie mit dem berechtigten Vorwurf zu empfangen, dass sie gestern wohl einen schwarzen Tag hatten, denn sie hätten schlechte Arbeit geleistet. Daraufhin lief der eine gleich davon mit den Worten: „Ja, wenn Sie so mit mir reden…!“ Und der andere stand vor der Bescherung und meinte mit belämmertem Blick: „Ja, schauen Sie, das sind doch schon ganz veraltete Rohre!“ Drauf ich: "Ja, aber isoliert gehört ein Rohr trotzdem." Und er fragte: "Wer hat Ihna denn dös dazöhlt?" Und  ich: "Der von der Innung ist auch der Meinung, dass ein Rohr isoliert gehört!" Drauf schreit der Trottel mich an: "Des is mir wurscht, was der sagt. Des is mir wurscht, was Se sagen!" Auf meinen Wunsch, meine Wohnung sofort zu verlassen, schlich er in Zeitlupe fort (man hätte ihm während er ging die Hose flicken können- übrigens auch sein normales Arbeitstempo-) was mich wieder Überwindung kostete, ihn nicht in die Kniekehle oder den Arsch zu treten, sodass er gleich aus der Tür die Stufen zu meiner Wohung runterfiel. (Zum Glück leide ich nicht unter Impulskontrollverlust, sonst hätte ich schon ein ellenlanges Vorstrafenregister.)
Schlimm und gefährlich, wenn solche Wurschteln auch an Gasrohren rumpfuschen dürfen. Ich schrieb einen Brief an deren Chef des Inhalts: Es gibt doch so viele arbeitslose aber arbeitswillige Installateure, warum beschäftigen Sie da sichtlich frühpensionsreife Arbeitsscheue? Da ruinieren Sie sich doch den Ruf! Oder sind das gar Verwandte von Ihnen, die Sie beschäftigen müssen, um den häuslichen Frieden aurecht zu erhalten? -Keine Antwort! Aber wie der Herr so das G'scherr! -Vorsicht also vor der Firma B….. (reimt sich hinten auf DRECK) aus dem 11. Bezirk! Da fliegt man schneller in die Luft als einem lieb ist. Und wer will schon für solch ein unerwünschtes Himmelfahrtskommando die Rechnung zahlen?

Montag, 20. August 2012

Gedächtnis in Nöten

Ein Vortrag führte mir kürzlich vor Augen, wie leicht es manchmal ist, einem gebildeten Eierkopf seine Grenzen aufzuzeigen. Es ging um die Steigerungsmöglichkeiten der Gedächtnisleistung und jener Nerd, der sie uns verklickern wollte, rühmte sich, er könne sich 25 Worte, die ihm einer nach dem andern aus dem Publikum zuruft, ganz leicht merken und nachher fehlerfrei wiederholen. Eine Dame erklärte sich zum Mitschreiben bereit und schon gings los. -Dazu muss ich vorausschicken, dass ich schon einmal ein Seminar zum gleichen Thema besucht habe, wo einer das gleiche Spiel veranstaltete und erklärte, er hätte sich schon eine 25stellige Hilfs-Liste von Worten eingeprägt, welche das Merken neuer Worte erleichtere: Einhorn, Zwillinge, Dreieck, Wagen,..usw. Als wir ihm nun die Wörter Telefon, Armbanduhr, Hammer, Stereoanlage usw. vorsagten, konnte er alles fehlerfrei nachher aufsagen, da er sich bei jedem Wort die Verknüpfung mit dem bereits vorhandenen gespeicherten Wort der Reihenfolge vorstellte: also das Telefon aufgespießt auf dem Horn des Einhorns, die Armbanduhr in den Händen der Zwillinge, die sich darum stritten, den Hammer im Dreieck als neues Verkehrszeichen und die Stereoanlage, die auf dem Wagen abtransportiert wird, usw.
Eingedenk dieser Leistung mit konkreten Begriffen begann ich nun als erster im Publikum, dem Gedächtnismeister ein Wort zu nennen und nahm hinterlistigerweise ein schwieriges, weil abstraktes: „Ribonukleinsäure!“  Der Meister machte große Augen, nickte aber zum Zeichen, er hätte mein Wort gespeichert und deutete zum nächsten. Dieser, ein Freund von mir, verstand meine Absicht und fuhr in ähnlicher Weise fort: „Äthylenalkohol!“ Auch der dritte von uns machte mit: „Polyprophylen!“ Der vierte sagte: „Polyvinylchlorid!“ - „Wie schreibt man das?“ fragte die Dame am Papier  und ich schlug vor: „Einfach nach Gehör!“ um dem Nerd nicht mehr Zeit zum  Merken beim Buchstabieren zu geben. -Der fünfte wusste ebenfalls etwas Schwieriges beizutragen, nämlich: „Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänskajütentürklinke!“  Ein Anflug von Verzweiflung legte sich bereits über des Meisters Antlitz, doch noch machte er tapfer weiter. Bis auf zwei bis drei Ausnahmen, die ihm mit den Worten „Handy!“ und „Sargnagel!“ etwas seine selbst gewählte Aufgabe erleichterten, hatte der Arme mit lauter Fremdworten aus dem Lateinischen oder Griechischen, der Physik oder Chemie zu kämpfen und scheiterte. Schon beim achten Wort „Acetylaceton!“ verhaspelte er sich heillos und beim 10. (Molekularstruktur) gab er auf. Das „Streptokokkenmyzin!“ wollte schon gar nicht mehr über seine Lippen und war doch erst das 11. Wort. Wir haben uns alle glänzend amüsiert, denn Schadenfreude ist wirklich die reinste Freude. Entschuldigend gestand er nachher: „Das ist mir sehr peinlich, aber alle ihre Vorgänger wählten etwas einfachere Begriffe, die ich mir spielend leicht merken konnte! Aber da Sie alle scheinbar im wissenschaftlichen Bereich tätig sind…..“ - Tja, mein Lieber, dachte ich klammheimlich, das Leben ist kein Wunschkonzert. Ich hab es in meinem Dasein nicht leicht gehabt, da werde ich es auch dir so schwer wie irgend möglich machen und freute mich, dass die anderen fast alle mitgezogen sind. Das ist das Prinzip der Vorbildwirkung, die der Meister wohl auch gekannt hat, denn beim Abschied warf er mir einen Blick zu, den ich, wenn Blicke töten könnten, wohl nicht überlebt hätte.

Freitag, 17. August 2012

Freundschaftliche Ratschläge

Anlässlich des Erscheinens meines Science-Fiktion-Romans Zivilflug zum Zeitriss, der übrigens auch als eBook zu haben ist, habe ich 100 Ansichtskarten mit dem Titelbild drauf zu Werbezwecken drucken lassen. Als ich nun einen alten Bekannten traf, wollte ich ihm natürlich gleich einige Karten aufs Auge drücken, da fragt er mich blöd: „Was soll ich denn damit, ich schreib eh nur eMails?“ - Manchen Menschen muss man wirklich auf die Sprünge helfen, zu ihrem eigenen Besten. Scheinbar hat ihm die Sommerhitze schon sein Gehirn ausgedörrt, oder er hat zu viel Eistee mit Rum gesoffen, was die Gehirnzellen zum Absterben brachte, oder sonst eine Krankheit verschleppt, die sich auf seine graue Masse als alles erstickender Schleier - sogenannter Denksmog- geschlagen hat. Also führte ich ihm aus, was er damit anfangen könne.
„Hast du denn keine Urstrumpftante, die des eMailens gar nicht  mächtig ist und sich kaputtfreut, wenn sie von dir mal eine Karte kriegt? Der schreibst du drauf: Hab mich lang nicht gemeldet, liebes Tantchen, aber vergiss mich trotzdem nicht in Deinem Testament!“ -„Toollll!“ gab er zu und schränkte ein: „Aber ich hab so eine Sauklaue, dass die das gar nicht lesen wird können!“
„Wenn du willst, mach ich dir den Ghost-Writer!“ schlug ich vor. „Oder du schickst eine Karte an deinen Rivalen mit dem Text: „Lass meine Frau in Ruhe, sonst schlag ich Dich tot! - Da ist es sogar besser, wenn er Deine Unterschrift nicht entziffern kann.“ - „Stimmt!“ meinte er schon fröhlicher gestimmt.
„Oder du schreibst dem Finanzamt: Ich hab euch Geiern genug bezahlt, also belästigt mich nie wieder mit euren Scheiß-Vorschreibungen, sonst scheiß ich euch ins Kuvert!“  - Anerkennend nickte er und malte sich wahrscheinlich schon das Gesicht des Beamten aus, der den Schrieb dann vor sich am Tisch liegen hat. - „Oder du steckst deinem lauten Nachbarn eine Karte unter die Scheibenwischer seines Autos mit der Ankündigung: wenn du mich nachts nochmal aufweckst, stech ich Dir die Reifen auf!“ - „Ach, das hab ich schon mal gemacht!“ fiel ihm ein und er winkte ab, denn er gehörte nicht zu jenen Rowdys, die sich selber immer wiederholen wollen.
„Dann zeichne ihm einfach ein Hängmännchen drauf, dann weiß er auch Bescheid!“  - „Und? Fällt dir sonst noch was ein?“ fragte er und nahm schon eine der Karten in seine Pranken.
„Ja sicher! Bei einem bunten Abend mit Freunden kannst du mit folgendem Zaubertrick punkten: ich wette mit euch, dass ich durch eine Ansichtskarte kriechen kann! -Dazu musst du eine der Karten nur der Länge nach falten und dann einen Zentimeter von oben beginnend immer im selben Abstand bis knapp einen Zentimeter vom unteren Rand entfernt, abwechselnd von rechts und links mit der Schere bis zur Mitte reinschneiden, dann kannst du die Karte zu einem großen Kreis vorsichtig auseinanderziehen und dir ganz einfach über den Kopf bis zu den Füßen runterziehen und durchsteigen.“ - Nun kriegte er feuchte Augen, erinnerte er sich doch an seine Kinderzeit, wo derlei Tricks immer gern im lieben Verwandtenkreis mit Applaus und Zuckerwerk honoriert wurden. Doch das reichte ihm noch nicht und er erkundigte sich: „Und was kann ich noch mit einer deiner Karten tun?“ - Nun kam mein letzter Trumpf: „Ganz einfach, du kannst sie deinem miesen Chef in den Arsch schieben!“ - „Super!“ freute er sich und nahm mir alle Karten aus der Hand, ehe er eiligst entfleuchte, um meine Ratschläge in die Tat umzusetzen. Tja, wenn einer schon selber keine guten Ideen hat, ist er fein raus, wenn er so jemand Findigen wie mich kennt.

Dienstag, 14. August 2012

Only bad News...

..are good News! Das ist die Devise der Boulevardpresse, die sicherstellt, dass soviel wie möglich verkauft wird.  Das Niedermachen auf medialer Ebene hat Methode und oft den gewünschten Verkaufs-Erfolg. So hat sich auch ein bekanntes deutsches Revolverblatt am Sonntag über unsere sportlichen Leistungen in London lustig gemacht. Mit Sätzen wie:  Die Dösi-Bilanz von Österarm! ..usw. Man ist derlei Zeitungshäme ja gewohnt und könnte denen spontan entgegnen: Bei der Fußball-EM seid ihr ja auch baden gegangen, ätsch! Aber am Montag mokierte sich eine ebenso bekannte österreichische Gratis-Tageszeitung stattdessen über unsere Sportler und bezeichnete sie als: unsere Olympia-Versager! Ziemlich dreist veröffentlichten freche Reporter die Bilder der Geschlagenen - darunter auch jener sympathische Schwimmer, der immerhin den guten 4.Platz erreicht hatte. Nur ein Wimpernschlag trennte ihn von einer Medaille und schon muss sich der Arme verhöhnen lassen. Nach dem Motto ‘Gestern noch auf hohen Rossen, heute durch das Herz geschossen‘ werden immer wieder Sportler erst einmal zu Idolen hochgehievt, um dann bei der geringsten Schwäche wieder vom Olymp ins Bodenlose gestoßen werden zu können. Das drängt einem doch die berechtigte Frage auf: hat die werte Journaille denn schon je irgendwo einen 4. Platz erreicht? Ha? -Wohl kaum. Dazu müssten nämlich erst folgende Wassersportarten olympisch werden:
1.     Das Reiten auf der Mitleidswelle
2.     Das Drücken auf die Tränendrüse
3.     Das andere-durch-den-Kakao-Ziehen
4.     Das viele-mit-Tee-Anschütten
Wir Leser brauchen keine Depressions-Verstärker, sondern eher Muntermacher! Manchmal scheint es, als wäre das Beste an der Zeitung nur der Comic vom fetten faulen Kater, der seinen Besitzer zur Verzweiflung treibt. Liebe Reporter, stellt entweder selber mal Rekorde auf oder einen Medien-Preis für einen respektablen Sportler zur Verfügung, der das Stockerl nur knappest verfehlt hat! Denn gegen eine internationale Schwimm-Elite nur um Haaresbreite zu verlieren, ist wahrlich keine Schande.

Montag, 13. August 2012

Ein liebes Kind

Sommerzeit, Urlaubszeit, Ferialjob-Zeit. In meiner Studentenphase habe ich mich oft als Babysitter verdingt. Wer glaubt, das sei leicht verdientes Geld, hat selber keine Kinder, seine eigene Kindheit vergessen und lebt keinesfalls neben einer Schule, sondern sicher am Stadtrand in einer Tonne wie weiland Diogenes. Vorweg: Die Kinder haben mich alle überlebt, nur ich war nach ihnen reif für die Anstalt. Ein liebes Kind ist mir noch besonders gut erinnerlich: der kleine Marvin. Seine Eltern haben ihn wahrscheinlich nach Lee Marvin benannt, der hatte den gleichen Killerblick.  Als ich mich für den betreffenden Abend in der großen, teuer eingerichteten Wohnung einfand und artig vorstellte, wies mich seine Mami gleich an, dass er sofort nach dem Rosaroten Panther ins Bettchen müsse. Ich ahnte, dass das nicht leicht werden würde, denn die Bälger dachten um diese Zeit noch an alles andere als an Schlafen, vermuteten Riesen-Spinnen unterm Bett, Monster im Wandschrank und Besuche von Außerirdischen und dem verspäteten Osterhasen am Fenster. Außerdem wurden sie von allen gewarnt, Fremden zu vertrauen und wenn dann ein Fremder an der Bettkante saß und wartete, dass sie endlich einschliefen, wo sie noch viel hilfloser waren als im Wachzustand, war die Mission Sandmännchen total ausgeschlossen! Nun, während seine Alten also in der Oper Wagners Walküren lauschten, saß er also noch putzmunter vorm Fernseher und zappte sich durch alle 64 Programme und ich stand staunend vor der großen Hausbar und überlegte, wie wohl die 6 verschiedenen Whiskey-Sorten vom Papi schmeckten. Natürlich nahm ich nur von den 5 offenen Flaschen je einen guten Schluck und rührte die noch verschlossene 6. nicht an. Damals wurde mir auch klar, dass ich keine harten Getränke vertrage und auch gegen kleine aufgeweckte Buben allergisch bin, was sehr wichtig für meinen weiteren Lebensweg war. Redete wer von Familiengründung, machte ich den flotten Abgang. Mit viel Überredungskunst brachte ich den Racker zum Zähneputzen und ins Bett, wo ich ihm aus einem Märchenbuch vorlas. In der Story ging es um einen Ritter, welcher erfolglos gegen einen Drachen kämpft (so kam ich mir auch vor), und nicht im geringsten ums Essen. Trotzdem unterbrach er meinen Lesevortrag mit der Forderung: „Ich will Topfenpalatschinken haben!!!“
Na, ich las weiter als wär nix gewesen und er deckte sich auf, krabbelte auf mich zu und brüllte in mein linkes Ohr: „Halllooooo!!! Ich will Topfenpalatschinken haben!!!!!“-Drauf ich: „Geht nicht, ist ja gar kein Topfen da!“- „Doch, die Mami schmiert ihn sich immer aufs Knäckebrot!“ – „Dann kann man ihn ihr nicht wegnehmen!“ – „Oja, die soll sich einen neuen kaufen!“ – „So spät abends essen ist ungesund!“ – „Für mich nicht!“ – „Hör zu, ich bin als Babysitter engagiert und nicht als 3-Sterne-Koch!“- Daraufhin setzte er sich mit verschränkten Armen mitten auf sein Bett und erklärte trotzig: „Wenn du mir keine Topfenpalatschinken machst, dann scheiß ich in mein Schlafanzug und du musst ihn waschen! Das stinkt fürchterlich!“ Sein Babyface verkrampfte sich augenblicklich, so als drückte er schon einen Stöpsel aus dem Po. Im Vorschulalter hätte ich niemals gewagt, einen Fremden mit meinen Fäkalien zu erpressen, aber die Menschheit verroht ja zusehends und auch die boshaften Affen im Zoo scheißen sich manchmal in die Hand um ihre Exkremente auf Feinde zu werfen.
„Scheiße darf man nicht sagen!“ ermahnte ich ihn und glaubte so, ihn ablenken zu können. -„Ich sag ja gar nicht Scheiße! Die andern Kinder sagen immer Scheiße! Ich weiß, dass man Scheiße nicht sagen darf, aber die wissen nicht, dass man Scheiße nicht sagen darf…“ Nachdem er mindestens 37mal das verpönte Wort geäußert hatte, fiel ihm wieder sein ursprüngliches Anliegen ein: „Mach mir jetzt endlich meine Scheiß-Topfenpalatschinken!!!“
Spätestens jetzt hätte ich dem Möchtegern-Hosenscheißer liebend gern den dicken Märchenwälzer auf seinen kleinen Dickschädel geschlagen und zwar bei jeder Silbe: Es-zack!- gibt-zack!-keine-zack!-Topfen-zack!-Pala-zack!-tschinken-zack!- Hach, aber das darf man ja nichtmal bei den eigenen Ablegern in Notwehr machen, was sicher auch ein Grund für den Rückgang der Geburtenrate war. Dann fügte der Knirps noch drohend hinzu: „Sonst sag ich dem Papi, dass du dich angesoffen hast!“ – Also trabte ich- der Klügere gibt nach- in die Küche, gefolgt von ihm, der meine Kocharbeit argwöhnisch observierte, panschte Milch mit Mehl und Ei in einem Topf zusammen, gab Fett in eine heiße Pfanne und schüttete den Teig rein, verzierte die lederartigen Gebilde hernach mit reichlich Magertopfen und Kristallzucker, um sie ihm am liebsten in seinen gierigen Rachen stopfen zu können. Doch er aß sehr manierlich mit Messer und Gabel und schmatzte dabei kaum hörbar. In der supermodernen Küche hatte sich eine beachtliche Rauchwolke gebildet und Marvin erklärte: „Die Mami macht immer klick dort oben!“ Dabei zeigte er mit einem seiner Patschhändchen auf die Dunstabzugshaube, von der ich als armer Studioso mit 1,5 Promille null Ahnung hatte, sondern immer nur das Fenster öffnete, wenn bei mir daheim was verbrannte. „Das sagst du mir eh schon früh, knapp vor der Rauchgasvergiftung!“ Das Gerät sog die Wolke ab, der vollgefressene Giftzwerg verzog sich wieder ins Bett und ich machte noch den Abwasch, während ich betete, dass er meine aus der Not geborene Süßspeise überlebt und nicht alles vollkotzt und ich noch die Sauerei aufwischen muss! Nachdem ich das halbe Buch ausgelesen hatte und schon ganz heiser war, schlief er mit vollem Magen endlich ein und dämmerte seinen Alpträumen entgegen. Wenig später erschienen Gottseidank seine Eltern wieder und die Frau Mama bemerkte mit schnuppernden Nasenbewegungen: „Da riecht es angebrannt!“
„Bitte angebrannt ist gar nichts, ich habe Ihrem entzückenden Sohn nur köstliche Topfenpalatschinken gezaubert und nachher auch alles abgewaschen!“ verkündete ich stolz.
Etwas abfällig bemerkte sie: „Sie hätten nur alles in den Geschirrspüler stellen brauchen.“
Uff, das sagt die mir jetzt, dachte ich. Aber nun war mir auch klar, warum nirgends ein Geschirrtuch herumhing und ich stattdessen die aparten Küchenvorhänge zum Abtrocknen zweckentfremden musste. Zum Glück haben die mich nie wieder gebucht. Was mag aus Marvin wohl geworden sein? Der ließ sich sicher nicht die Butter vom Brot nehmen, sondern forderte noch Kaviar drauf! Mittlerweile muss der kleine Erpresser auch schon alt genug fürs Jugendgericht sein…

Donnerstag, 9. August 2012

Persiflage auf das Traumschiff

Untertitel: Bermuda-Dreieck

Die MS Kieloben dümpelt friedlich in der Ostsee. Kapitän Wolf Larsen- vulgo Meerwolfi- der früher einen Walfänger kommandiert hat, führt das Schiff mit harter Hand (alle Passagiere, die sie ihm drückten, tragen den Arm in der Schlinge) wenn er nicht wieder mal an Migräne leidet und seine Koje hüten muss.
Das Reiseziel ist das Bermuda-Dreieck, doch will man der Aktualität wegen noch zuvor einen Abstecher an den Golf von Mexiko machen, der nun von einer unter dem Ozean sprudelnden Ölquelle, verursacht durch das Unvermögen und die nie versiegende Gier eines bekannten Weltkonzerns, gespeist wird. Einige Greenpeace-Aktivisten tragen T-Shirts deren Aufdruck ‚BP-Nein Tanke!‘ ihre hilflose Einstellung zur Ökokatastrophe zeigt. Am Promenaden-Deck flanieren schön uniformiert die Chefstewardess Heide und der Erste Offizier Sascha auf der erfolglosen Suche nach originellen Geschichten ihrer Passagiere.
Da kommt ihnen behäbig ein älterer Herr mit altmodischem Schnurrbart und Zigarre entgegen, der Peter Ustinov in seiner Rolle als Hercule Poirot ähnlich sieht. Heide lächelt ihn strahlend an und verkündet:„Es tut mir leid, aber an Bord herrscht strengstes Rauchverbot!“
Sascha stimmt ihr zu:„Ich muss Sie bitten, Ihre Zigarre auszumachen, mein Herr!“
„So, müssen Sie das?“ Widerwillig wirft der Herr den Zigarrenstummel über die Reling. „Zufrieden?“
„Nein!“ bedauert Sascha. „Nun muss ich Sie leider wegen böswilliger Meeresverschmutzung dem Kapitän melden.“
„Wie bitte?“ empört sich der Umweltsünder. „Tonnen von Alt- und Neuöl verschmutzen alle sieben Weltmeere und ich werde wegen einer solchen Bagatelle behelligt?“
Heide wiegelt ab:„Nun beruhigen Sie sich doch, mein Herr, der Käpt‘n wird Sie schon nicht so zerquetschen wie die Kartoffeln des Smutjes!“
Beleidigt wendet sich der Herr ab und starrt kurz aufs Meer, um schließlich enttäuscht festzustellen:„Ach da sind wir erst!“
Heide guckt irritiert. „Woher wollen Sie wissen, dass wir genau da sind?“
„Gnädige Frau, ich war schon mal hier. Und zwar mit der Konkurrenz von AIDA!“
„Ach sooo!“ erkennt sie und lächelt wieder.
Nach einigen Smalltalks mit weiteren schön gekleideten Passagieren, die allerdings so belanglos sind, dass sie hier nicht voll wiedergegeben werden (zwei alte Männer reden am Sonnendeck übers Meer, zwei Witwen unterhalten sich beim Friseur über ihre toten Gatten, zwei Studentinnen kichern im Fitness-Salon über ihre Professoren, zwei Bodybuilder über die neuesten Anabolika, drei Teenies vergleichen ihre Stärke im Koma-Saufen, zwei Kinder parlieren in ihrer Kabine darüber, dass Essen der Sex des Alters ist, usw. etc.), kommt starker Nebel auf.
„Wieder schlechtes Wetter, entweder es regnet und regnet und hagelt oder es schneit.“ beschwert sich Heide beim Schiffsarzt Sauerstein, der momentan arbeitslos ist. „Und nun noch diese Waschküche.“
„Hm!“ macht der Arzt. „Was mich mehr betrübt ist, dass kein einziger Passagier bisher meine Hilfe brauchte. Niemand seekrank, keiner Durchfall, kein Herzinfarkt, nicht mal liebeskrank ist einer von den Überprivilegierten.“
„Und wir haben auch noch keinen einzigen Ölfleck am Meer gesehen.“ beschwert sich Heide. „Dabei sind die Hälfte der Anwesenden Katastrophentouristen, die ihrem geregelten langweiligen Lebensablauf entkommen wollen.“
Da taucht der Käpt’n auf. Mit ärgerlicher vollbärtiger Miene drängt er sich zwischen die beiden und mault: „Ich werde den Koch kielholen lassen. Mir hat sein Nachtisch nicht geschmeckt! Und im Salat war zu wenig Essig.“
„Aber Öl hat er genug rein gemacht!“ gibt Heide zu bedenken.
Dr. Sauerstein wippt auf und ab. „Was mag dieser Nebel wohl zu deuten haben?“
„Dass zu viel Wasserdampf über dem Meer kreist.“ erklärt Larsen und lehnt sich locker über die Reling. „Das kommt daher, dass in der Arktis die Eisberge schmelzen.“
„Dann werden wir hoffentlich nicht mit einem solchen zusammenstoßen.“ hofft Heide.
„Vor allem nicht in dieser Region. Wir sind knapp vorm Bermuda-Dreieck!“ verkündet Larsen und zeigt eine Reihe perlenweißer Zähne.
„Wollten wir nicht vorher nach der Ölpest sehen?“ fragt Heide. „Die Passagiere werden enttäuscht sein, wenn sie keine toten Vögel und aufgeblähten Fische erspähen können.“
„Dann sollen sie mal in die Kombüse gehen. Der Koch zeigt ihnen gern welche.“ bellt Larsen ruppig wie immer. Da verzieht sich urplötzlich der Nebel und trotz einsetzender Dämmerung wird ein Riesenschiff mit 4 Rauchfängen sichtbar.
„Oh mein Gott!“ ruft Heide erschrocken aus. „Das ist die Titanic!“
„Tatsächlich, die muss sich total verfahren haben!“ schätzt Sauerstein.
„Das ist nur ihr Nachbau auf Jungfernfahrt.“ klärt Larsen die beiden auf. „Für Filmgedenk-Reisen erschaffen, sinkt sie einmal im Monat.“
Einige Passagiere gesellen sich zu ihnen und umringen den Käpt’n mit rohen Kartoffeln. „Zerquetschen, zerquetschen!“ rufen sie im Chor.
„Schluss mit dem Scheiß!“ befiehlt er unfreundlich. „Wir haben genug Püree!“
Mürrisch zieht er von dannen und lässt die mit Kartoffeln bewaffneten müden Statisten stehen.
„Was sollen wir jetzt mit den Kartoffeln machen?“ fragt einer verunsichert.
„Am besten, Sie bewerfen damit den einfallslosen Drehbuchautor.“ schlägt Sauerstein vor.
„Meine Herrschaften!“ meldet sich der Erste Offizier Sascha zu Wort, der wieder aus der Menge gutgekleideter Passagiere erscheint. „Darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf die neueste Touristen-Attraktion namens Titanic II lenken?“
Alle beugen sich in Richtung des imposanten Schiffes.
„In (er sieht kurz auf seine Armbanduhr) genau 5 Minuten versinkt sie. Halten Sie also ihre Film- und Fotokameras bereit!“
Nach genau 5 Minuten sinkt das Schiff spektakulär und alle seine an Bord befindlichen Urlauber springen schreiend eilig in die Rettungsboote.
„Na, die scheinen ja mächtig Spaß zu haben.“ grinst der schicke Erste Offizier.
„Sie wirken sehr echt in ihrer Panik.“ stellt Sauerstein mit Kennerblick fest.
„Wie viele davon werden wir aufnehmen?“ fragt Heide Sascha.
„Keinen. In genau 35 Minuten taucht der Dampfer wieder auf und sammelt seine Schiffbrüchigen wieder ein.“ -35 Minuten vergehen, doch von dem großen Schiff ist keine Spur mehr zu erkennen. Nicht mal Luftblasen steigen auf.
„Oje.“ erkennt Sauerstein. „Da muss etwas schiefgegangen sein, wie es scheint.“
„Das scheint mir auch so.“ bestätigt Sascha. „Aber es gibt Schlimmeres!“
„So? Was denn?“ fragt Heide.
„Wenn ein Hartz IV-Bezieher hier mit an Bord wäre.“
„Oh Gott! Stimmt!“
„Alles fertigmachen zum Kurswechsel!“ brüllt Larsen. Und etwas leiser lässt der belesene Kapitän eine Zeile aus einem Fontane-Gedicht verlauten:“Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand.“
„Fahren wir jetzt näher ran?“ erkundigt sich Heide.
„Nein.“ erklärt Sascha. „Wir hauen schleunigst ab.“
„Warum denn das?“ fragt Sauerstein verblüfft.
„Weil wir nicht genug Verpflegung an Bord haben.“
„Wann kommen wir denn endlich zum Bermuda-Dreieck?“ fragt eine neugierige Passagierin in einem Goldlamee-Abendkleid.
„Demnächst!“ verspricht Heide und murmelt mehr zu sich selbst: „Naja,… Immerhin haben die Leute viel Geld für ein möglichst authentisches Geschichtserlebnis hingeblättert. Da sollte man Ihnen diesen einzigartigen Eindruck nicht kaputtmachen.“ Schulterzuckend wirft sie einen letzten Blick auf die übervollen Rettungsboote…

Montag, 6. August 2012

Herr Blähmann

In meiner Nachbarschaft lebt ein netter Mann, mit dem man sich wunderbar unterhalten kann. Ein sehr höflicher älterer Herr mit sehr jung gebliebenem Gemüt und Sinn für subtilen Humor, der aber auch brachial ausarten kann. Am liebsten berichtet er mir seine Streiche, die oft eines Lausbuben würdig sind. Er beherrscht auch Fähigkeiten, die nicht alle vorweisen können. Das Ablassen einer Blähung auf Kommando beispielsweise. Nennen wir ihn daher einfach - aus Datenschutzgründen - Herrn Blähmann. Als er also zuletzt so dahin spazierte in seinen Birkenstock-Gesundheitssandalen, trippelte vor ihm eine rücksichtslose Raucherin und ließ ihre ausgeatmete Nikotin-Abgaswolke in seine Richtung direkt in seine feinen Nüstern wehen. Herr Blähmann überholte sie hüstelnd, ließ einen fahren -bbbblllt!- drehte sich dann mit triumphierendem Lächeln zu ihr um, die da seiner Stinkwolke angesichtig ihr Näschen rümpfte und sagte: „Jetzt sind wir quitt!“ Auch in einer überfüllten U-Bahn kann er im Hand -das heißt eigentlich – im Analumdrehen für genügend Freiraum sorgen. Er kriegt immer einen Sitzplatz, behauptet er und ich glaube ihm das.
Das möchte ich auch können, aber immer wenn ich Bohnen esse, gelingt es mir nicht, die Abwinde willentlich loszulassen und er hat diesbezüglich auch keinen Tipp parat, meinte das sei eine natürliche Gabe. Dafür erzählte er mir wie er einen ungezogenen ihm vom Wegsehen bekannten Porsche-Fahrer düpierte. Herr Blähmann sieht ihn ab und an, wenn der seinen Sprössling im Schottengymnasium abliefert. Dieser sauteuer motorisierte Flegel hielt extra in einer Seitengasse, um seine Blase gegen die schöne Hausmauer zu entleeren. Herr Blähmann nutzte nun die Geräuschkulisse des lauten Autoradios und des urinalen Plätscherns und machte im Vorbeigehen quer über die Beifahrerseite mit seinem Haustorschlüssel einen langen Kratzer in den Porschelack. Dann rief er dem peinlichen Pinkler zu: „Haben Sie neben einer Schule geparkt? Da ist nämlich ein Kratzer in Ihrem schönen Auto! Jaja, der Neid ist ein Hund!“
„Scheiße!“ hörte er ihn im Abgang noch fluchen und fand, dass sich dieser unflätige Mensch damit als Erziehungsberechtigter für seinen Ableger eindeutig disqualifiziert hätte.
Herr Blähmann ist sich auch nicht zu schade, mit Ordnungsorganen zu diskutieren.  So rief er einem gerade strafenden weiblichen Parksheriff zu: „Fräulein, der Parkschein ist doch erst 10 Minuten abgelaufen! Kann man da nix machen?“
„Nein!“ entgegnete die ihm streng. „Sie müssen zahlen!“ Schon wedelte sie ihm mit dem Organmandat vor der Nase herum. (brrrlt!)
„Das glaub ich weniger, das ist nämlich gar nicht mein Auto!“ (brrrlt!)
„Was mischen Sie sich dann überhaupt ein?“ fragte sie naserümpfend und maß ihn von oben bis unten.
„Aus einer Mischung von Zivilcourage, Langeweile und Solidarität!“ erklärte er ihr stolz. Das verdutzte Gesicht von dem Tuttel-Sheriff hätt‘ ich sehen sollen, lachte er herzlich. Jaja, Herr Blähmann kommt ganz nach seinem Vater, den ich leider nicht kannte. Trotzdem weiß ich um die Ähnlichkeit, denn kürzlich bemerkte er traurig, dass er immer an ihn denke, wenn er eine Gelse im Zimmer habe.  Und, dass er diese dann mit einem Glas vorsichtig einfange und gerührt in die Freiheit zur weiteren Nahrungsaufnahme - also Blutabnahme- entlasse….

Mittwoch, 1. August 2012

Gefährliche Kontakt-Suche

Gestern sah ich auf NTV die Sendung ‚Besuch aus dem All‘, in der es um die 1.Begegnung der 3. Art mit Außerirdischen ging. Wie würde die wohl ablaufen? Ist es überhaupt erstrebenswert sie zu forcieren? Ein befragter Wissenschaftler bezweifelte dies mit dem Hinweis darauf, dass bei einem Kontakt einer niederen Kultur mit einer höheren, bisher immer die niedere (technisch unterlegene) Kultur ausstarb. Und eine Kultur, die durch Raum und Zeit zu uns gelangt, muss uns zwangläufig überlegen aber nicht unbedingt wohl gesonnen und pazifistisch sein. Bisher haben nicht mal die USA Pläne für eine derartige Begegnung, aber das Wunschdenken läuft so ab: Wir erspähen das nahende Raumschiff schon Jahre bevor es auf die Erde trifft, wie etwa Kometen. Außer die Aliens können es vor uns verbergen (was anzunehmen ist, so wie bei Raumschiff Enterprise die Klingonen ihr Schiff unsichtbar machen konnten). Dann wird das Raumschiff bei Eintritt in unsere Atmosphäre von  Abfangjägern zu einem Landeplatz auf einer einsamen Insel eskortiert, wo sich praktischerweise eine biologische Forschungsstation befindet, damit die Aliens untersucht werden können, um wechselseitige Kontaminierung mit verderblichen Krankheitserregern zu verhindern. -Diese Vorstellung fand ich naiv und absurd. Es wäre so, als hätte sich weiland Pizarro von den Inkas zu ihrem Medizinmann bringen, entwaffnen, entkleiden und untersuchen lassen. Wie wir aus Geschichtsbüchern und Filmen wissen, verlief es umgekehrt und viel grausamer!
Dann wurde in der Sendung auch gemutmaßt, dass zuerst nicht die Aliens persönlich zu uns kommen, sondern erst einmal Cyborgs vorausschicken, die das Terrain sondieren, oder Neumannsche Maschinen, die sich selbst reproduzieren können und nur einige Nanometer groß sein müssten (unser DNA-Strang misst vergleichsweise nur 2 Nanometer). - Dazu sag ich nur: Oje! Man denke an die gefährlichen Replikatoren aus der Serie Stargate SG1!
Weiters wurden unsere bisherigen Versuche der Kontakt-Aufnahme beschrieben. Ein Wissenschaftler bemerkte noch, es sei unklug mit Aliens Kontakt aufzunehmen, ohne ihre Absichten zu kennen. Aber bereits in den 70ern startete das Voyager-Programm mit 2 Sonden, von denen eine die sogenannte 'Golden Record' an Borg hatte, ins All hinaus. Eine goldene Schallplatte befand sich an Bord, auf welcher Grußbotschaften aus allen Teilen unserer Welt drauf waren und die Anleitung, wie man sie abspielt. Darauf eingraviert auch die Abbildung eines unbekleideten Mannes und einer Frau und eine Zeichnung, wie wir und unser Sonnensystem zu finden sind! – Schon als ich zum ersten Mal davon hörte, dachte ich mir: wer verschickt ein Nacktfoto von sich mit seiner genauen Adresse an Unbekannt???....Eben! Nur ein kompletter Idiot! Man stelle sich vor, eine Alienkönigin aus dem bekannten Film 'Alien' kriegt das in die Krallen. Was denkt sie sich: Fein! Es ist angerichtet! -Oder die Goa Uld (bösartige Wurmparasiten aus der Serie Stargate SG1) finden sie: Jö! Die haben’s aber eilig von uns versklavt zu werden!
Das Beste, was wir tun können wenn wir  ein Raumschiff mit annähernder Lichtgeschwindigkeit haben, ist das Ding wieder einzufangen, bevor es noch in falsche Hände gerät! Aber das dauert ja noch eine Ewigkeit und 3 Tage.
Auch ein Funksignal von uns, das wir an einen Kugelstern-Haufen abgeschickt haben, benötigt noch 50.000 Jahre bis es dort ankommt. Falls es dort einer hört und auch antwortet, vergeht noch einmal so viel Zeit, bis wir sein Signal empfangen. Hoffentlich schicken die uns nicht einen Strahl, der uns vorsorglich vernichtet, weil wir von denen als bedrohliche Konkurrenten angesehen werden! Wenn sie halbwegs friedlich sind, was funken die uns wohl?....Wie geht’s denn eurem Chef und seiner Fortpflanzungspartnerin? Wollt ihr von uns Treibstoff für eure Fortbewegungsmittel tauschen? Wir bräuchten 100 Trillionen Liter von dem blauen Zeugs, das ihr im Überfluss besitzt, zur Fortspülung unserer Fäkalien!
Schrecklich!!! Es bleibt nur zu hoffen, dass die Zusammenkunft erst nach unserem Ableben stattfindet. Denn wenn die Aliens so ähnlich sind wie wir oder unsere Phantasiegeschöpfe aus Hollywoods Filmindustrie, möchte ich denen nicht begegnen. Aber wer weiß, wenn sie wirklich intelligent und pazifistisch sind, dann meiden sie uns möglicherweise von sich aus…