Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Montag, 30. Juli 2012

Partner-Hindernislauf

Da heut abends im Fernsehen eine beliebte Kuppel-Show läuft, fiel mir die Erzählung einer lieben Freundin von mir vor einigen Jahren ein. Sie schilderte mir unglaubliche Erlebnisse mit diversen Herren, die sie per Inserat kennenlernen durfte bzw. wollte, was sie nachher meist bereute. Es kam ihr auch ziemlich teuer, da sie vorher immer zum Friseur ging, um besonders hübsch zu sein, und sich auch manchmal neue Kleidung kaufte. Das waren unnötige Ausgaben, denn die Galane stellten sich meist als Alpträume auf 2 Beinen heraus. Es fing bereits damit an, dass die Herren es oft gar nicht für nötig befanden, sich Briefpapier für den Briefwechsel zu kaufen und ihre Vorteile auf abgerissenen Notizzetteln vermerkten, die sie in gebrauchte Kuverts steckten. Auch der sinngemäße Inhalt ließ zu wünschen übrig. So berichtete ihr ein Berufssoldat voll Stolz, dass er mit verbundenen Augen sein Sturmgewehr auseinandernehmen und nachher wieder zusammensetzen könne, als Hobby Schießen ausübe und auch das Nachspielen großer historischer Schlachten mit Zinnsoldaten. Ein anderer rühmte sich besonderer Feinfühligkeit, die sich darin äußerte, dass er Sex nur mit ihr mache, wenn sie dies auch wünsche. Ein fleißiger Schichtarbeiter erklärte ihr seinen Dienstplan und, dass er von ihr hoffe, sie würde sich darin klaglos einfügen lassen. Sogar ein Arzt schrieb ihr und erwähnte, dass er gleich zwei Prozesse wegen 'angeblicher' Kunstfehler gewonnen hätte. Einer schrieb von seiner Vorliebe für alleinige nächtliche Spaziergänge, die sie ihm auf jeden Fall weiter erlauben müsse. So viel zum Geschreibsel der Aspiranten, nun zu den Treffen. Einer wollte sie schon um 9 Uhr morgens in einem Wirtshaus treffen und hatte zu dem Zeitpunkt schon eine Fahne, sodass sie sich fragte, ob er noch immer oder schon wieder besoffen sei. Spaßig erkundigte sie sich bei ihm: „Sie haben aber heute schon getankt, was?“ Worauf er entgegnete: „Nein, ich hab leider kein Auto, aber sobald mir des AMS endlich ein halbwegs gut bezahlten Job gibt, kauf i mir sofort eins!“
Der nächste Herr tauchte in einem verwaschenen Jogging-Anzug im Cafe auf und schilderte ihr in aller Ausführlichkeit sein gesundheitliches Problem eines eingewachsenen Zehennagels. Ein anderer entpuppte sich als Fußfetischist und hatte in einem Plastiksackerl gleich einige Modelle zum Anprobieren dabei. Er schien sich für so eine Art Aschenputtel-Prinz zu halten, der der Auserwählten den rechten Schuh überstreift, solang, bis endlich einer passt. Wieder ein anderer hatte nur mehr wenige Zahnstummel im Mund, dafür unzählige Tätowierungen am muskulösen Körper und erklärte seine ruinöse Mundlandschaft mit dem Horror vor Schmerz beim Zahnarzt! Der Gipfel an Frechheit war aber einer, der sie nach dem Rendezvous um das Geld für die Heimfahrt anpumpte, weil er doch extra wegen ihr von Herzogenburg nach Wien einreisen musste! Einige beschrieben sich auch ganz anders, als sie dann in Natura aussahen. Der Robert Redford-Lookalike hatte ein schlecht gemachtes Toupet und eine Wampe und das Robert de Niro-Double war einen Kopf kleiner als sie und zuckte dauernd mit dem linken Auge. Der Herr in den besten Jahren war weit über 80 und behauptete, er sei deshalb so fit und jugendlich, weil er täglich 20 Stockwerke treppauf laufe und alle 14 Tage Sex habe. Auch punkto Familienplanung gab es manchmal Uneinigkeit. Einer beschwerte sich bei ihr, dass er für seine 2 Kinder aus erster Ehe Alimente zahlen müsse, wo doch seine Ex eh schon einen Neuen habe, solle der sich doch um ihre Brut kümmern! Ein anderer wollte schon bald eine Familie gründen, doch als er von ihr erfuhr, dass sie nicht dran denke, schlug er vor, mit ihr solange Vorlieb zu nehmen, bis er endlich die Mutter seiner Kinder gefunden habe. Wieder ein anderer gestand ihr schließlich noch verheiratet zu sein, aber das wäre kein Problem, weil seine zukünftige Ex-Gattin schon während der Ehe nichts gegen seine Affären gehabt hätte. Ein anderer outete sich als Reptilien-Freund, er hätte daheim circa 14 Terrarien stehen und betrachte seine Schlangen und Leguane als seine Verwandten, die sie natürlich akzeptieren müsse. Und einer behauptete, als einsamer Wolf bisher noch gar keine Beziehung gehabt zu haben, aber- man(n) wird schließlich älter- das ewige Suchen nach One-Night-Stands wäre ihm mittlerweile schon zu anstrengend, sodass er sich vorstellen könne, ab jetzt mit ihr dauerhaft glücklich sein zu können. Einen wurde sie nur schwer los, da er nach dem 1.Treff immer vor ihrem Haus herumlungerte, in der Meinung, das gehöre doch zum Werben um eine geliebte Frau und auch der Schutz durch seine Präsenz wäre für sie von großem Vorteil. Schlussendlich fiel es ihr nach diesen absonderlichen Erfahrungen nicht schwer, weiter allein durchs Leben zu wandeln. An andere ihrer Grusel-Treffs kann ich mich nicht mehr erinnern, regte aber damals an, dass sie doch ein Buch drüber schreiben sollte. Das lehnte sie ab mit der Begründung, dass sie alles ganz gern vergessen möchte…

Donnerstag, 26. Juli 2012

Ein Geschenk, das hinhaut!

Mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht betritt Herr Panigl einen neu eröffneten Esoterik-Laden und überfällt die Verkäuferin mit dem Namensschild Elfe mit einem kuriosen Wunsch: „Fräulein, ich bräuchte ein Geschenk für meine Frau, von dem ich auch was habe!“
In ihrem mittelalterlichen Kostüm staunt die Elfe kurz und forscht dann: „Was tut Ihre Frau denn am liebsten, oder was möchten Sie, dass sie am liebsten tut?“
„Naja, so a Sexspielzeug hab ich ihr schon voriges Jahr kauft, des kam net gut an, die wollte doch glatt, dass ich die Handschellen trag und hat mir dann de Strapse um den Hals gehängt, also naaa!“
Die Elfe räuspert sich kurz und fragt dann lächelnd: „Und am zweitliebsten?“
„Kochen!“ sagt er wie aus der Pistole geschossen. „Aber Kochbüchlen hab ich ihr aa schon so viele gekauft.“
„Ja, aber sie hat sicher keines für die Zubereitung von Zaubertränken!“
Mit großen Äuglein wehrt Herr Panigl rasch ab: „Bloß net, da wach ich vielleicht einmal als Frosch auf und sie holt an Storch!“
„Nicht was Sie denken!“ beruhigt ihn die Elfe. „Diese selbst gebrauten Tränke wirken sich mehr auf Ihren inneren Körper aus.“
„Naa, ich hab eh schon einen Leberschaden!“ bekennt er und fasst sich an die linke Körperseite.
„Den könnte man leicht lindern. Mit dem Schwarzwurzel- Ginseng-Spinnen-Trank!“
„Pfui Spinne!“
„Eine Spinne hat das für die Wirkung wichtige Chitin und findet sich in jedem Keller. Die angenehme Nebenwirkung wäre, dass sich Ihre Frau neu in Sie verliebt.“
„Des brauch ich nicht, wo a Spinnerin drin is, wird’s gar no zur Schwarzen Witwe und sticht mich ab, nachdem…naja, Sie wissen schon.“
Die Elfe bedeckt kurz die Augen und macht einen andern Vorschlag: „Sie haben völlig falsche Vorstellungen. Wie wäre es mit einem Parfum aus Hirschkuhsekret? Verleiht verführerischen Duft und macht Ihre Frau Gattin unwiderstehlich! Kostet nur 80 Euro!“
„An Hunderter? Bin do ka Hirsch! Naa, Sie werden mich für unausstehlich halten, aber dass sich dann andre in mei Alte verlieben, brauch ich aa net!“
Schnell holt die Elfe einen Kristall und wispert: „Das ist ein Rückführungskristall!“
„A Briefbeschwerer, der is aber schön!“
„Nein, es handelt sich hierbei um ein Hilfsmittel, um den Benützer in ein früheres Leben rückführen zu können. Man hält ihn sich vor Augen, starrt so lang hinein, bis sich im Gehirn eine Erinnerung aus einem früheren Leben zeigt.“ Sie demonstriert es und stiert in den orangen Kristall.
„Und? Was sehen’s?“ fragt Herr Panigl gespannt.
„Noch gar nichts, denn man braucht dazu absolute Ruhe. Dann läuft im Kopf ein Film ab.“
„Und ma braucht dazu kan Strom, sehr schön! Haben Sie es schon probiert?“
„Ja, ich war schon ein Stegosaurus in der Urzeit, dann ein Römischer Legionär unter Julius Cäsar, ein Großinquisitor im Mittelalter, Wallensteins Stiefelknecht im 30jährigen Krieg und eine Saloon-Sängerin im Wilden Westen.“
„Und hat sich des irgendwie auf das Heute bei Ihnen ausgewirkt?“ Er zeigt auf ihr Kostüm.
„Ja, ich esse nur mehr rohes Gemüse, da ich als Stegosaurus Veganer war, ich trinke nur römischen Wein, mein Lieblingstrunk aus meiner Legionärszeit und ich trage Büßergewand, um meine Schuld aus der Inquisition zu tilgen, wo ich Unschuldige in Öl sieden ließ, ich trage niemals Stiefeln, da mich Wallenstein beim Ausziehen immer in den Hintern getreten hat und ich gehe nie in Bars, weil ich damals in Carson City in so einem Etablissement erschossen worden bin.“ Bei der Aufzählung lächelt sie verklärt.
„Aha, trotzdem, wenn mei Alte da lang reinschaut, glaubt sie gar, sie ist die Lucrezia Borgia, naa!“ Schon will er gehen.
Die findige Verkäuferin spielt ihren letzten Trumpf aus: „Und hier habe ich ein Buch namens Hypnose leicht gemacht!“
„WAS? Des kann ich ihr doch net schenken, dann-“ ruft er empört aus.
Die Elfe unterbricht rasch: „Natürlich geben sie es nicht ihrer Frau, sondern studieren es selber, und wenn Sie die Hypnosetricks beherrschen, beschenken Sie Ihre liebe Frau mit einer neuartigen Entspannungsmethode. Sie sagen zu ihr: Leg dich hin, Liebling, ich habe einen Kurs zur Entspannungstechnik für geplagte Ehefrauen absolviert. Und dann, wenn sie auf der Couch liegt, beugen Sie sich über Sie und zwingen ihr ganz leicht Ihren Willen auf!“
„Endlich haben‘s mich verstanden, Gnädigste! Des Büchel is gekauft! Des nenn ich ein Geschenk, des hinhaut!“



Montag, 23. Juli 2012

Qual der Studienwahl

Zeugnisverteilung war ja schon, aber der Herr Papa kommt erst jetzt aus dem Urlaub heim und wird nun vom Sohn mit einer freudigen Nachricht empfangen. „Juhuu, Papa, ich hab es geschafft!“ Triumphierend wedelt er mit dem Maturazeugnis. „Bin durchgekommen! Ich wollt nicht simsen, sondern dich persönlich überraschen.“
„Und den Wisch haben’s dir gleich mitgegeben? Jetzt bist wer!“
„Endlich, aber was soll ich jetzt machen?“
„Was Praktisches, was viel Geld einbringt!“ schlägt der Papa vor und stellt die Koffer ab.
„Geld, Geld, immer nur Geld, die Arbeit muss mir doch auch Spaß machen.“
„A Arbeit, de Spaß macht, is no net erfunden.“
„Ich will Freude im Beruf haben, ist dir wurscht, was ich mach?“
„Solang i net mitmachen muaß…Im Flugzeug hat mir einer erzählt, dass a russischer Chemie-Student a synthetische Droge erfunden hat und jetzt im Knast sitzt.“
„Mit so einem habe ich gar kein Mitleid!“ sagt der Sohn und setzt sich auf einen der Koffer.
„I aa net, weil der Depp hätt‘ lieber a biochemische Waffe erfinden und ans Militär verkaufen sollen, dann wär er jetzt a Nobelpreis-Anwärter.“ stellt der Papa fest und holt sich aus dem Eiskasten ein Bier. „Studier doch a Chemie! Und erfind a Nervengas. Dann samma aus’m Wasser. Oder Atomphysik, aber..na, de Atombomben gibt’s ja schon, da is ka Steigerung mehr möglich. Aber Gen-Forschung! Da kannst aus Viechern mutierte Kampf-Soldaten erschaffen, die gegen Gast und Strahlen immun san.“
„Geh, Papa! Für’s Miliätr würd ich nie arbeiten!“
„I hab gar net g’wusst, dass du Pazifist bist. Des musst von der mütterlichen Seiten haben. Dann studier halt Medizin, dann kannst die Verwundeten wieder z’sammflicken, oder Schönheits-Chirurgie, kannst dei Mutta wieder auf gleich bringa! Und wennst dabei an Fehler machst, wird er gleich begraben! Oder du spezialisierst dich auf Psychiatrie, weil Deppata wird’s immer geben und die werden auch immer mehr, weil die vermehren sich ungeschlechtlich.“ Genüsslich trinkt er die Flasche leer.
Der Sohn schüttelt den Kopf, ob dieser Vorschläge. „Da muss ich ja Tote sezieren, ganz grauslich!“
„Ja, zimperlich derfst net sein. Is ja nur Fleisch. I muss aa Küh und Säu zerteilen als Fleischhacker. Da werd i wenigstens meine Aggressionen los.“
„Du bist aa a ganz andrer Mensch, ich bin viel sensibler.“
„Trotzdem rat i dir zu aner Karriere in der Rüstung. Homo homini lupus. Der Mensch is Meister der Selbstzerstörung und bringt sich immer gern selber um. Davon kannst doch prima profitieren. Oder studier Psychologie, dann kansnt mit den richtigen Psycho-Tricks deine Mitmenschen verarschen und aa viel Geld machen. Oder studier Jus, dann kannst als windiger Rechtsverdreher groß abkassieren oder Scheidungsanwalt werden, weil die Leut immer heiraten wollen und dann merken’s erst, dass ma an andern net lang aushalt.“
„Ja, das gilt auch für engste Verwandte!“ wirft der Sohn ein.
„Oder werd Strafverteidiger, weil die Kriminellen sterben aa nie aus. Des is a krisensicherer Job. Und des Triumph-Gefühl, des du dann hast, wennst für an Schuldigen an Freispruch erreichst, also zum Beispül an Frauen-Mörder freikriegst. Da hast aa a Freud am Beruf.“
„Pfui Papa! Wie kannst du nur an sowas denken?“
„Weil i halt a praktisch veranlagter Mann bin. Oder studier Gastronomie. Essen werden die Leut immer und wie heißt’s so schön: erst kommt des Fressen, dann erst de Moral!“

Donnerstag, 19. Juli 2012

Papa wird narrisch

Im zweiten Bezirk, in der Zirkusgasse erster Stock, fliegen rasant einige Möbelstücke durch ein offenes Fenster. Eine Funkstreife trifft ein, zwei Polizisten steigen aus, einer ruft hinauf: „Was is da los?!“
Ein unrasiertes Gesicht taucht oben auf, lugt hinab und sagt: „Schleicht’s eich, holt’s mir mein Anwalt her, der mei Scheidung versaut hat, weil i will mei Kind zurück haben!“
Der Polizist tippt sich an die Schläfe und fragt: „Und du glaubst, so kriegst des Sorgerecht?“
„Wenn net, dann spring i obe und ihr seid’s alle schuld, wenn i tot bin.“ droht der Verzweifelte.
„Von an Sprung aus’m ersten Stock is aber no kaner g’sturbn!“ meint der andere Polizist.
„Ich schon, weil i mach ja an Kopfsprung.“
Im Erdgeschoß guckt ein älterer Herr hinaus und versucht, einen Blick nach oben zu erhaschen. „Der Trottl spinnt scho wieder.“
„Kennen Sie den?“ erkundigt sich einer der Ordnungshüter.
„Ja leider, seit der Dauer-Arbeitslose vur 5 Jahren mit Frau und Tochter bei uns einzogen is, geht’s rund. Jeden zweiten Tag a Streiterei. Bis zur Scheidung vur aner Wochen. Und frech war des blede Mäntsch, der sollt froh sein, dass er’s los is, den Bankert! De Krot is 12 Jahr und schminkt si schon, schaut aus wie 18einhalb!“
Schon fliegt wieder ein Möbelstück herunter, ein Nachtkästchen, direkt neben den Polizeiwagen. „I bring den Wagen in Sicherheit!“ kündigt der eine Arm des Gesetzes an und fährt davon, während der andere mit dem Nachbarn konferiert. „Wissen Sie, wo sei Famülie jetzt wohnt?“
„Jo freili, gleich ums Eck, Nummer 53, Hasenöhrl, bei der Schwiegermutter, des is aa so a Zauk, de alte Hasenöhrl, furchtbar! A Goschen wia a Schwert! Wenn de amal stirbt, müssen’s de Pappulatur extra erschlagen!“
Der Polizist holt also Frau und Kind ohne die Oma von der angegebenen Adresse, und so stehen wenig später alle drei zwischen dem demolierten Hausrat herum. Die Tochter ergreift das Wort: „Hearst Papa, bist narrisch? Was soll des?“
„I will, dass du wieder bei mir wohnst, Schatzi!“ ruft er weinerlich runter.
„Ahso? Weilst a Dienstmadl brauchst, des dir es Bier vom Eiskasten zum Fernseher apportiert, aber i bin’s net! Und Schatzi hast aa no nie zu mir g’sagt, immer nur Kind! Vurgestern wolltest net mit mir nach Schönbrunn fahrn, hast nur g’sagt: geh in Prater spüln, Kind.“
„Es tuat ma ja sooo laaad!“ versichert der Papa, den Tränen nahe.
„Aber was! Geh liaber arbeiten, damit’s mehr Alimente brenna kannst, weil i brauch no a neue Schi-Ausrüstung, de neue Play-Station, neue Schulsachen, den neuen Tablet-Computer und an Hund hätt i aa ganz gern. Vielleicht an Königspudel, weil de Jaquelin hat aa an! Hast g‘heart, Papa?“
Und ihre Mutter fügt rüde hinzu: „Gib ihr a Antwort, hearst, du Versager!!!“
Nach einem lauten Schniefen ringt sich der derart Bloßgestellte zu einer Entscheidung durch: „Guat, i geb auf! Und i verzicht aa auf mei Besuchsrecht!“

Montag, 16. Juli 2012

Viele Hasen sind des Jägers Not

Ein Triebtrottel auf Beutezug
Der schon etwas in die Jahre gekommene feiste, an Triebstau leidende Vorstadtcasanova Kurt Kretzen flaniert in der City an einem heißen Sommertag Am Graben herum, um sich ein passendes Pendant (welches aber deutlich jünger als er sein sollte) bei der holden Weiblichkeit aufzureißen. Seiner Erfahrung nach klappte es am schnellsten morgens, wenn die ‚Hasen' noch bettwarm sind. Auf geht’s! Schon tippt er einer Blonden auf die Schulter und schmachtet sie an: „Fräulein, Sie haben einen so erotischen Hintern.“
„Mei Hintern scheißt dir was!“ zischt sie ihm zu und geht weiter.
Abgeblitzt! denkt er pikiert, aber es gibt ja noch genügend andre Willige. Kurz darauf verbeugt er sich vor einer Brünetten. „Fräulein, wie wär’s mit uns beiden?“
„Für mi wär’s sicher schlecht, Alter!“ sagt sie und enteilt.
Tiss, schlecht könnt einem werden, bei so viel Frigidität, trauert er ihr nach und steuert eine Rothaarige an. „Wie wär’s mit uns?“ Er zwinkert.
„Ist das eine Probe Ihrer Intelligenz?“ fragt sie mit mitleidigem Blick. „Damit haben Sie sich selbst disqualifiziert.“
Kurtl schüttelt den Kopf. „Bei der müsst i der Einstein sein.“ sagt er zu sich selbst und nähert sich einer Schwarzhaarigen. „Hallöchen! Wie wär es mit uns zwei Hübschen?“ Schon legt er einen Arm uns sie.
„Wie wär es mit einem hübschen Polizisten?“ Ihr Blick lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren und er lässt sie augenblicklich los.
Wär eh net mei Typ g’wesen, i steh mehr auf Skandinavische, tröstet er sich und versucht es unermüdlich weiter. Skeptisch schaut er zwei Damen unterschiedlichen Alters nach. -De hat ihr Mutta mit, da geht nix eine, wenn der Anstandswauwau im Schlepptau mitwackelt. Im Vorbeigehen hört er die eine zur andern kichern: „Hast den g’sehn? Der hat eine richtige Watschenpappen g’habt.“ Davon unbeeindruckt versucht er sein Glück bei einer großen Platinblonden. „Fräulein, darf i Ihna begleiten?“
Darauf entgegnet sie mit norddeutschen Akzent: „Fick dich selber, Wixer!“
„Odinärer Fetzen!“ ruft er ihr nach und denkt sich: de muaß aus Hamburg sei, von der Rippenbahn. Na, wird sich schon noch ane finden! -So verfolgt er eine Kastanienbraune. „So allein, Gnädigste?“
„Mei Freund is beim Karatetraining, damit er aufdringliche Verehrer von mir niedermachn kann!“ meint sie und trippelt davon.
Bedauernd schaut Kurtl einer Schülerin hinterher und überlegt: De is no minderjährig. Da hat der Staatsanwalt no de Hand drauf. Und seufzt: „Ahh!“ als er sich einer Grazie mit einer kupferroten Perrücke nähert. „Wie wär’s mit uns Hübschen?“
Drauf erhält er mit einer männlichen Stimme die Antwort: „Nur einer von uns zwei is hübsch!“
„Huch! A Travestit! Oh Graus! Heut muss mei schwarzer Tag sei!” Doch er gibt nicht auf, denn er braucht es ja so dringend. Also startet er einen weiteren Versuch bei einer Aschblonden, macht einen Diener vor ihr und haucht ihr zu: „Würden Sie mir eine Chance geben, Mademoiselle?“
„So tief bin i no net gesunken!“ grinst sie und lässt ihn dumm stehen.
Unverdrossen beginnt er mit einer Gachblonden zu flirten.„Wie wär’s Marylin?“
Endlich lächelt ihn eine einladend an und haucht verführerisch: „Für 300 plus Gummi wär i bereit für di, Süßer!“
Entrüstet wendet er sich ab: „Naaa, so viel is ka Frau wert!“
Ein hübsches Fräulein erkennt schon von weitem seine Absicht und ändert abrupt ihren Kurs.
Kurt denkt sich: jetzt erst recht! und schneidet ihr den Weg ab. „Wohin so schnell, kann ich Sie einladen?“
„Du fehlerst mir grad noch in meiner Raupen-Sammlung, Opa! Versuch’s im Altersheim!“ rät sie ihm und setzt ihren ursprünglichen Kurs fort.
„Ich bin im besten Alter!“ schreit er ihr nach. Dumms Trutscherl! Nun visiert er eine ältere Dame an. „Gnädige Frau, Sie sehen so verlassen, aber immer noch taufrisch aus.“
„Ja, seit i mein Mann unter de Erd bracht hab, fühl i mi wie neugeboren!“ sagt sie triumphierend und geht an ihm vorbei.
A Gattenmörderin! Wie gespenstisch! Was einem da alles auf der Straßen entgegenkummt…Es gibt Tage, die streicht man am besten aus’m Kalender. So setzt er sich zu einer Touristin auf eine Bank. „How do you do it?“
Distinguiert springt sie auf. „Oh my God! A Wimp!“
Nun ist Kurtl tief deprimiert, es ist mittlerweile Abend geworden und er sieht zwei leicht illuminierte Freundinnen auf ihn zutorkeln.- Wenn’s jetzt net hinhaut, gib i’s auf, verspricht er sich selber und öffnet seine Arme. „Darf i die Damen no auf ein Glaserl einladen?“ (Obwohl er soviel gar nicht ausgeben wollte, doch die höchste Verzweiflung treibt ihn dazu)
Eine der beiden lallt lustig: „Naa! So b’soffen san mir aa wieder net-hicks! Hihihiii!“
Jener Tag ging für den alten Schwerenöter tatsächlich ohne weibliche Gesellschaft zur Neige und er musste sich wieder mal mit dem begnügen, was im Fußball verboten ist: Handspiel!

Freitag, 13. Juli 2012

CAVE CANEM

Eines sonnigen Samstags steht der rüstige Schrebergärtner Franz-Florian ‚Flori‘ Fistlzweig vor seinem Gartentor und schraubt eine Email-Tafel unter seinem Namensschild ab. Das sieht die Ausflüglerin Emilia ‚Emi‘ Nepotich, als sie mit ihrem weißen Zwergpudel Flocki vorbeispaziert. Leutselig und redefreudig, wie sie nun mal ist, bleibt sie stehen und fragt Flori nach dem Grund. „Ziehen’s gar weg von da? Wird des Haus frei?“
Drauf entgegenet er mit Seitenblick: „Naa! I montier nur de Tafel ab.“ Dabei zeigt er sie ihr.
Sie liest laut vor: „Cave Canem! - Hab ich mir gleich gedacht, dass Sie so a scheens Häuserl net aufgeben. Und erst der scheene Garten…“
„Ja, ma bemüht sich und lockt damit nur Nachtschattengewächse an, de jede Menge Reichtümer hinterm Zaun vermuten.“
„Habens einbrochen bei Ihnen?“ fragt sie ganz entsetzt.
„Um a Haar! Weil de Leut entweder Analphabeten san oder ungebildete Barbaren. (klopft mit der Tafel an den Zaun) Da steht’s deutlich drauf! (hält ihr Schild vor die Nase) In großen Lettern!“
Emi nickt. „Und de Leut versteh‘n den Sinn nicht?“
„Aber woher denn! Haben de in der Schul g’schlafen oder sich erst gar net reinverirrt, i weiß es net!“ Traurig klemmt er sich das Schild unter den Arm.
Emi schlägt vor: „Vielleicht sollten’s es doch auf Deitsch schreiben lassen.“
„Wird mir nix anders über bleiben, bei solche Grenzdebile. Glauben de gar des heißt ‚Gold & Silber‘ oder ‚Herzlich willkommen‘?“
„Will ja keiner was lernen heutzutag.“ meint sie indigniert.
Flori nickt. „Naa! Alle wollen nur Panem et Circenses, wie der Lateiner sagt.“
„Aber solche Wissenslücken müssen doch net sein.“ beharrt sie.
„Des sind schon Löcher im Gehirn! Einmal hat mich einer extra ausseg’läut und g’fragt, was des für Früchte san, de ‚Cave Canem‘ und was a Kilo kosten tät. Was sagen’s da dazu?“
Sie tut entsetzt. „Keine Bildung!“
„A Hirn wie a Almhütten: hoch droben und nix drin!“ stellt er fest.
„Vielleicht hat man’s ihm in der Schul verschwiegen.“
„Latein g’hört zur Allgemeinbildung! Das ist die Urmutter aller Sprachen. Da geb ich kein Pardon!“ verkündet er streng mit dem Blick eines in Pension gegangenen Oberlehrers.
Emi pflichtet ihm bei. „Find ich auch! - Sind die Cave Canem schon reif?“
Drauf schreit er sie empört an: „Sie wissen ja aa net, was des heißt!!!“
Ihr steigt augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht. „Ich geb’s ungern zu, aber ich hab’s leider vergessen.“
Flori zeigt auf ihren Flocki und bellt sie an: „Sie haben an Canem und wissen net, wia er auf lateinisch heißt? Schande über Sie!“
„Richtig! Zwergpudel heißt Canem!“ trompetet sie heraus.
„Falsch! Hund heißt’s! Cave Canem bedeutet ‚Hüte dich vor dem Hund‘. A Warnschrift, die schon die alten Römer in Pompeji verwendet haben. Lang bevor de Stadt am 24.8.79 vor Christus vom Vesuv in Schutt und Asche gelegt worden ist! Aus gutem Grund, weil des war ja a Hurengesindel. Jedes zweite Haus war a Bordell, ka Schad um de vülen Schweine! Wie man sowas nur vergessen kann is mir schleierhaft. – No amal: Cave Canem heißt ‚Hüte dich vor dem Hund‘!"
„Ach sooo!“ sagt sie betreten und schaut suchend in seinem Garten umher. „Und wo is Ihr Hunderl?“
„Den hat ma de Polizei beschlagnahmt, weil ma angeblich für so an lieben Pitbull-Terrier an Waffenschein braucht, oder wia des heißt.“
„An Hundeführschein?“
„Ja. Reicht net a Führerschein B? Dabei hat des brave Viecherl nur seine Pflicht getan.“
„Was für a Pflicht? Hat er laut gebellt?“ forscht sie neugierig.
Darauf muss er sich ein Lachen verkneifen. „Mei Nero halt sich net mit Bellen auf, der beißt gleich zua! Den Einbrecher gestern hat er halbert zerfleischt. Der hat nachher nur mehr schwach röcheln könna, der blede Hund!“
Emi meint bestürzt: „Entsetzlich!“
„Weniger entsetzlich als dass man mir mein treuen Nero wie den Schwerverbrecher Hannibal Lektor mit an Maulkorb in an Zwinger eskortiert hat! So eine Gemeinheit! Und den halbverreckten Einbrecha haben’s wia a rohes Ei behandelt, de Trotteln! Was sagt ein gebildeter Mensch zu solch himmelschreiender Ungerechtigkeit? O Tempora, o Mores!“ Kopfschüttelnd geht er.
Beipflichtend nickend ruft sie ihm noch nach: „Genau! Irren ist männlich!“




Mittwoch, 11. Juli 2012

So ist Wien

Unlängst saß ich in trauter Freundesrunde in einem schönen Schrebergarten. Ein paar Leute, die ich noch nicht kannte, waren auch dabei. Und wie Freunde so sind, wollen sie einem helfen, also brachte der gute Alex das Gespräch auf meine Bücher.
„Wisst ihr, wie gut des g’schrieben is? Wie z.B. in ‚Einer von 7 Gründen‘ einer durch‘n Wald geht und am Schluss kommt raus, dass er sei Alte um’bracht und drin vergraben hat. Oder wie in ‚Letale Tierliebe‘ ein Irrer eine Hundenärrin-“
Hier unterbrach ich ihn: „Aber Alex, verrat doch nicht alles. Du bist so wie die Spielverderber im Kino!“ –Das sind jene Zeitgenossen, die den Film schon vorab gesehen haben und nun bei jeder Szene am Beginn schon das Ende verraten. „Ich war einmal in einem Thriller, wo einer zu seiner Freundin sagte: Pass auf, jetzt hat er Sex mit ihr und dann erwürgt er’s mit ihrer Strumpfhosen. Und schon hallte von der hintern Reihe der dumpfe Ruf: Halt de Pappen, Deppata!“
Wir mussten alle lachen: Hahahaaa! Ein Wort gab das andere. In Weinlaune erzählte jeder ein G’schichterl, worin absurde Urlaubserlebnisse vorkamen, wie z.B. mit Kakerlaken im Hotelzimmer, die mit Tennisprackern in Notwehr erschlagen wurden: Hahahaaa! –Oder ein versuchter Raubüberfall am Bahnhof mit einem rostigen Brotmesser, das beim Zustechen in den Rucksack einfach abbrach: Hahahaaa! Oder als aus dem Urlaub mitgebrachte Wanzen nervten, die übrigens unisex sind, das heißt, dass sich eine allein vermehren kann. Wie praktisch wäre das bei uns Menschen, dann gäbe es keinen Streit mehr bezüglich der Kindererziehung: Hahahaa! -Bis 22Uhr 13 plötzlich das laute Geräusch eines Rasenmähers aus dem Nachbarsgarten die lustige Runde irritierte. In einer Siedlung gibt’s bezüglich der Rasenhöhe strenge Vorschriften. Hält man sie nicht ein, flattert einem ein Drohbrief ins Haus, des Inhalts: Wenn sie Ihren Rasen nicht binnen 2 Tagen mähen, übernehmen wir das für Sie auf Ihre Kosten! Monatlich werden mehrere dieser Binnen-Briefe verschickt und sorgen bisweilen für Unmut. Der gute Alex beugte sich also über den Zaun und erlaubte sich zu fragen: „Tschuldigen‘s Herr Nachbar, aber ist es zum Mähen nicht schon ein bissl spät?“
Da schallte der ang’fressene Ruf zurück: „Wenn Se mit Ihre deppaten Freund bis in de sinkende Nacht Schmäh führen können, dann kann i aa mei Gras schneiden!!!“ – Sehen Sie, so ist Wien!

Montag, 9. Juli 2012

Exekution

Gerichtsvollzieher ist ein nicht ungefährlicher Beruf. Erst vorige Woche wurde wieder einer in Karlsruhe erschossen und vor einigen Jahren wurde einer in Wien bedroht. Nach dem Mord an Frau und Kind warnte ihn der Selbstmörder mit den Worten: „Wenn Sie nicht die vierte Leiche sein wollen, verschwinden Sie!“ –  Trotzdem finden sich immer welche, die diese unangenehme Arbeit ausführen wollen. In der Himmelpfortgasse erklimmt der Exekutor Josef ‚Pepi‘ Unwisch die steilen Stufen zur Mansardenwohnung des als Sonderling bekannten Alois Toth. Endlich oben angekommen, klopft Unwisch unwirsch an die Tür vom Toth. Mit vehementer Aufdringlichkeit schreit er durch die geschlossene Tür: „I kumm wegen Ihre Außenstände! Wenn’s net freiwillig aufmachen, lass i de Tür von an Schlosser aufbrechen! Auf Ihre Kosten!" Angespannt horcht er dann und fügt hinzu: „I hear was! Se san daham, stelln’s Ihna net tot!“
Da öffnet Herr Toth schliesslich, der in eine Art schwarzen Kimono gehüllt ist, der aber auch ein Schlafanzug sein könnte. „Schrein’s net so. Jetzt haben‘s mi mitten in an Experiment g’stört! Kommen’s später, i hab grad Besuch.“ Schon will er ihm die Tür vor der Nase wieder zuhauen, worauf Unwisch einen Fuß dazwischenklemmt. „Mi werden’s net einelegn! Se wolln nur g‘schwind Ihre Wertsachen verschwinden lassen! Bei mir net!“ Und schon drängt er sich an ihm vorbei in die Wohnung hinein, in ein karg möbliertes Zimmer, in dem er keinen Menschen erblickt, trotz seiner berufsbedingten Argusaugen. „Da hammas ja! Wo is’n Ihr Besuch? Aus’m Fenster g’sprunga?“
„Naa! De können’s net sehn, nur mit ihna reden. Es is nämlich Besuch aus dem Jenseits!“ Verschwörerisch breitet er seine Arme aus und blickt gegen die Decke.
„Ja, freili! De werden grad zu Ihna kumma. Ausgerechnet!“ Verächtlich winkt er ab und schaut sich suchend um.
„Se glauben mir nicht?“ fragt Toth mehr rethorisch.
„Gehen’s zum Psychiater! Aber vurher zeigen’s mir Ihre Wertsachen, sunst suach i’s!“ droht ihm Unwisch mit einem Killerblick.
„Ich kann’s beweisen. Sehen Sie des Tonbandgerät?“ Theatralisch zeigt er auf den Tisch inmitten des Zimmers, auf dem ein altes Tonbandgerät mit einem Mikrophon steht. Sogleich zückt Unwisch die Plakette ‚Gerichtlich gepfändet‘, welche im Volksmund auch Kuckuck genannt wird, da der Bundesadler (im Volksmund Pleitegeier genannt) darauf prangt, und klebt sie auf das Gerät.
„Viel wert is des zwar net!“ stellt er fest und reibt die Plakette, damit sie besser haftet. „Des Mikrophon is a beschlagnahmt!“
„Damit ist die Zwiesprache mit unsern lieben Toten möglich.“ erklärt Toth geheimnisvoll. „Ich schalte ein und spreche einen Satz drauf, lass das Band ein Stückerl weiterlaufen, spule dann zurück und im Anschluss an meinen Satz hören Sie dann eine Stimme aus dem Jenseits beim Abspielen. Soll ich’s vorführen?“
Unwisch grinst spöttisch. „I bin ganz Ohr!“
„Das müssen Sie auch sein, denn die sprechen nicht so wie wir. Man muss genau hinhören, um zu verstehen. Verstehen’s?“ Er schaltete ein und sagt sanft: „Liebe jenseitige Freunde sprecht!......." Dann spult er das Band zurück und drückt die Play-Taste. Liebe jenseitige Freunde sprecht!bösermannistgekommen
Toth fragt triumphierend: „Hah! Haben’s g’hört?“
„War ja deutlich gnua! Den Satz haben‘s vurher scho draufg’habt!“ verdächtigt ihn Unwisch verächtlich.
Toth schaltet wieder die Aufnahme-Taste an. „Was will der böse Mann?....“
Was will der böse Mann? dirvielwegnehmen
Wieder fragt Toth: „Haben’s g’hört?“
„Viel is gar net zum Holen bei Ihna. Vielleicht im Kasten…“ Neugierig öffnet er den bescheidenen Kleiderschrank neben dem Fenster und durchwühlt ihn. „Lauter mottenzerfressene Lumpen.“
„Se wollen mir allas wegnehma?“ forscht Toth argwöhnisch.
„Darf i leider net. A Bett derf z.B. net konfisziert werden.“
„Glauben’s mir jetzt wenigstens?“ fragt Toth hartnäckig.
Unwisch plärrt störrisch: „Naaa! I bin Realist!“ Und er wühlt weiter.
„I frag jetzt meine Freund, wie Sie heißen! Denn die wissen allas!“ Schon schaltet er wieder ein. „Wie heißt der böse Mann?...“
Wie heißt der böse Mann?pepiunwisch
„Haben’s verstanden, Herr Unwisch?“ erkundigt sich Toth grinsend.
Unwisch hält daraufhin inne und dreht sich zu ihm um. „Des war a Trick!“
Toth schaltet wieder auf Aufnahme: „Wer kennt ihn?...“
Wer kennt ihn?deanita
„Und? Kennen Se a Anita?“
Unwisch antwortet mit hochrotem Kopf schnell: „Naaa, i kenn ka Anita!“
„Se lügen! Se san ja krebsrot in der Visage!“ eröffnet er ihm und zeigt mit dem Finger auf ihn.
Doch Unwisch bleibt beharrlich dabei: „Wenn i sag, i kenn’s net, dann kenn i’s net!“
Toth nimmt wieder sein Tonband zu Hilfe: „Wer bist du Anita?....“
Wer bist du Anita?seitotefrau      
„Aha! Se wollen’s net zuageben. So a Zufall, de verblichene Gattin is bei mir zu Gast! Warten’s!- Was willst du ihm sagen, Anita?....“
Was willst du ihm sagen, Anita?iwartaufdipepschi
Nun ist Unwisch kreidebleich und sagt entgeistert: „Des derf net wahr sei!“ Und er tritt einige Schritte zurück, Richtung Eingangstüre.
„Wollen’s selber mit ihr reden?“
„Um Gottes Willen, i bin do froh, dass i ma der ihr ewige Nörglerei nimmer anhurchen muaß!“
Toth ist unbarmherzig. „Wie lange wartest du schon, Anita?...“
„Drahn’s des ooo!“ fordert Unwisch, während Toth zurückspult.
Wie lange wartest du schon, Anita?iholdibaldpepschi
Entsetzt ergreift Unwisch die Flucht. „Naaa! Nur des net!“
Toth ruft ihm nach: „Bleiben’s da!“ Entschlossen rennt er ihm nach.
Vom Toth verfolgt stürmt Unwisch aus der Wohnung - von panischer Angst getrieben, die Treppe hinab, stolpert, stürzt die steilen Stufen hinunter und bleibt nach mehreren halsbrecherischen Purzelbäumen und gellenden Schmerzensrufen lebslos unten liegen.
Oben steht Toth ganz entzückt und stellt beglückt fest: „Jetzt san’s wieder beianander, die zwei Turteltauberl. De Anita wird sich wahnsinnig freuen. I werd's glei fragen!“ Freudig eilt er zurück in seine kleine Wohnung, um den Kontakt ins Reich der Toten wieder herzustellen.




Dienstag, 3. Juli 2012

Wienerlied

Ach wär i nur
(noch unvertont)
Wenn i daran denk, warum i mi so kränk,
kumm i meistens drauf, dass i zuviel sauf,
weil mir fehlt das Geld für die große Welt
und mei Freundeskreis, ja der kost sein Preis!
Refrain: Ach wär i wär i wär i nur wer
Mit an ganz großn Gscherr
Alle tätn ma zu Füßn liegen
Und mir de Handerl küssen
Alle tätns mi hofiern und i könnt nimmamehr verliern,
alle tätns mi in Himmel hebn – ja, des wär a Superleben!
Wenn i daran denk, warum mir kaner was schenkt,
kumm i meistens drauf, dass i in der Masse lauf,
weil mir fehlt der Schneid von all den miesn Leut,
um amal mitzumachn bei de großn Sachn!
Refrain…
Wenn i daran denk, warum i nix dergleng,
kumm i meistens drauf, dass i ums Überlebn rauf,
weil i bin bei arme Leut geburn und hab scho seit Geburt verlurn
und zum Paketiern hab i zuviel Maniern
und für die Politik fehlt ma der irre Blick!
Refrain…
Wenn i daran denk, wer mei Geschick so lenkt,
kumm i meistens drauf, dass i mi net verkauf!
I hab dem Teufl nie mei Seel anboten
für a schöns Leben mit hohe Quoten
und hätt i’s amal doch getan-
wer weiß, vielleicht hätt er gsagt: NA!
Refrain…
2009 nahm ich damit an einem Wettbewerb teil, habe aber nicht gewonnen. Kann mir gar nicht erklären warum..