Als
politisch interessierter Mensch war ich heut schon um 5 vor 8 am Bezirksamt für
den 3. Bezirk. Von heute bis 30. Jänner läuft die Eintragungsfrist für
das Anti-TTIP und Anti-CETA-Volksbegehren! Gleich vorweg: Im
Bezirksmuseum entfällt morgen, Dienstag, dem 24.1., wegen technischer Probleme der
literarische Jour fixe, was mir aber nix ausmacht, weil ich ohnehin nicht dabei
gewesen wäre.
Ich ging
also mit gezücktem Führerschein zu Tür E09, die bereits offenstand. „Darf man
schon rein?“
„Nein, der Computer ist noch nicht bereit!“
sagte eine von 2 weiblichen Beamten, zu denen sich noch 2 männliche dazu
gesellten. Also wartete ich. Eine ältere Dame wollte gleich rein, aber ich
klärte sie über die Noch-nicht-Bereitschaft des Blechkameraden auf.
„Wichtig
ist, dass viele unterschreiben kommen.“ meinte sie.
„Ja, aber
die meisten sind ja stinkfaul!“ erwiderte ich abgeklärt und fühlte mich
wiedermal wie Sisyphos. Oder Don Quichotte ohne Rosinante.
„Damit die
nicht glauben, sie können alles mit uns machen!“ setzte sie nach.
„Ja, das ist
die einzige Möglichkeit, denen da oben in die Suppe zu spucken!“ grinste ich
teuflisch.
Ein Herr kam,
schaute kurz pikiert, weil er offensichtlich nicht warten wollte und ging bei Tür
E08 rein. Ich sah auf die Uhr, die bereits 2 nach 8 zeigte, und ging rein. Eine
der Beamtinnen meinte: „Versuchen wir’s einfach!“ und nahm den Computer in
Betrieb, beobachtet von ihren 3 Kollegen. Erst checkte sie meinen Ausweis, dann
diskutierte sie noch kurz, welche Nummer der Kollege mit der orangen Liste
aufschreiben sollte – ich war die Nummer eins, beim EU-Austritts-VB war ich die
Nummer 5, soweit ich mich erinnerte – und er schrieb die mehrstellige Nummer
hin, die von der Kollegin im Computer bei meinem Namen gefunden wurde. Nach dem
ich mich auf der Liste verewigt hatte, ging ich raus, wo schon die nächste
Mutige zum schriftlichen Aufbegehren bereitstand. Bevor ich zum Ausgang kam,
erspähte ich noch die silberne Metalltafel mit den Namen der Ehrenbürger des 3.
Bezirks: Joe Zawinul war dabei, ebenso Prof. Karl Hodina, Grete Laska- da riss
mich eine vertraute Stimme aus der Betrachtung.
„Servas! Du
lebst a no?“ fragte einer, der mir bekannt vorkam, salopp.
„Jaja, des
Sterben is mir zu teuer, bei den irren Begräbniskosten!“ antwortete ich spontan und fragte mich
insgeheim: wer is das? Fragen wollte ich nicht, man will schließlich nicht als
Alzheimer-Kandidat dastehen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, er müsste
einer meiner zahlreichen Kommilitonen sein.
„Immer no so
lustig wie früher!“ stellte er fest (war im Edelzwirn).
„Reiner
Galgenhumor. Arbeitest du hier?“ erkundigte ich mich.
„NA!“ wehrte
er fast beleidigt ab. „Und was machst du hier?
„Unterschreiben
gegen TTIP!“
„Du
schreibst doch Science-Fiction, und da bist du gegen den Fortschritt?“ fragte
er ungläubig.
„DAS IST
KEIN FORTSCHRITT! DIESE KONZERNKREATUREN WOLLEN UNS DEN GEN-SCHEISS-“
„Schrei nicht
mit mir!“ unterbrach er mich beleidigt.
„Tschuldigen!“
würgte ich kleinlaut hervor. „Woher weißt du, dass ich Sci-Fi schreib, hast du
ein Buch von mir gelesen, vielleicht TERRORMOND TITAN?“ wollte ich neugierig wissen.
„NA, sowas
les i net, i hab dich gegoogelt!“ gestand er ehrlich und blickte in Richtung
der Stufen hinter mir. „Tja, i muss weiter, alles Gute!“
Weg war er,
ließ mich zurück im unguten Gefühl, dass ich die Möglichkeit der Wieder-Kontaktaufnahme
mit einem alten vielleicht nützlichen Bekannten versemmelt hatte…
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