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Donnerstag, 27. Oktober 2011

PERSIFLAGE AUF DIE PROFIS

                                                           Untertitel: Schimpf & Schrott

Die Profis Cody und Boile, zwei postpubertäre Charaktere in bester Mannesgestalt, kurven in ihrem schmucken Ford Fiesta energisch aber ziellos durch London, das sich in den späten siebziger Jahren noch nicht so übervölkert zeigte wie heutzutage.
Cody gähnt: „Aaaah, manchmal wünsch ich mir gleich zwei Schwänze, um mehr von den hübschen Frauen beglücken zu können.“
„Sag mal kannst du nie was andres denken? Deine sexistischen Sprüche gehen mir langsam auf den Sack!“ entgegnet Boile und dreht das Lenkrad so schwungvoll, dass Cody in der Kurve leicht nach außen geschleudert wird, da das Anschnallen noch nicht Mode war und jede Autofahrt zu einer Art russischem Roulette machte.
 „Und du gehst mir auf die Eier auch wenn du’s Maul hältst! Deine blöden Löckchen erinnern mich an meine erste Freundin, bei der ich keinen Orgasmus hatte.“ giftet Cody unausgeschlafen zurück.
„Ich wette, sie hatte auch keinen bei dir!“
„Hast wohl schon lange nicht mehr deine eigenen Schmerzensschreie gehört, was Kumpel?“ droht Cody ihm unverblümt mit süffisantem Lächeln. "Bist wohl neidisch, weil ich bei den Puppen besser ankomme?"
"Dafür musst du in jeder Folge mehr Prügel einstecken!"
Durch die Funkanlage quäkt eine forsche Stimme: „Achtung Männer! Hier spricht Prowley! Ihr gehört zum CI-Blei, also macht euch auf den nächsten Einsatz gefasst.“
Cody hält sich eine Hand vor Augen. „Der Alte mit seiner belämmerten Butler-Visage geht mir auch aufs Gemächt.“
Boile sieht in kurz streng von der Seite her an. „Etwas mehr Respekt vorm Alter. Dahin kommen wir schließlich auch mal.“
„Leider. Duuu kannst dann höchstens einen faden lahmarschigen Richter darstellen und ich leb in Saus und Braus in den Vereinigten Staaten.“
„Oh ja, in Florida, dem Rentner-Paradies, kannst du dann mit heißen gelifteten und aufgespritzten Omas Golf spielen.“ ätzt Boile, während er zum Mikro der Funkanlage greift. „Hier Boile, worum geht es?“
Prowley keift verärgert: „Ich habe alles gehört, ihr zwei Nulpen! Noch eine solche unverschämte Beleidigung und ich fordere neues Personal an. Jetzt fahrt erst mal mit Vollspeed in den Hyde-Park. Dort soll eine Leiche rumliegen.“
„Was geht uns das an?“ fragt Cody genervt. „Dafür sind doch die Bobbies zuständig. Wir nehmen uns doch nur spezieller Fälle an.“
„Das ist ein spezieller Fall. Es handelt sich bei der Leiche um Prinzessin Anne.“
„Wie schade.“ bemerkt Cody. „Die war zwar nicht mein Typ, aber zur Not hätte ich sie auch besprungen. Nachts bei Dunkelheit, vorausgesetzt kein Mond scheint.“
„Wir sind schon unterwegs, Boss!“ beruhigt Boile den Alten und gibt Vollgas. In einem Affentempo geht es durch die Straßen Londons, die damals noch ohne City-Leitsystem und übermäßig vielen Kameras auskamen.
Im Park bei der Leiche kniet sich Boile neben die Tote, während Cody erkennt: „Das ist nicht Anne. Die Leiche hat zwar das gleiche Pferdegebiss, trägt aber viel hübschere Kleidung als sie.“
„Dann muss wohl ein Strolch die Doppelgängerin von unsrer wunderschön-äh wunderbaren Reiter-Prinzessin erdrosselt haben.“
„Ach Boile, vielleicht hat sie sich auch den Strumpf nur um den Hals geschlungen, weil sie Angina hatte.“
„Cody, du bist nicht nur ein Rüpel sondern auch ein Depp! Der Strumpf passt farblich doch nicht zur restlichen Kleidung!“ meint Boile, erhebt sich und läuft zum Wagen zurück. „Hier Boile! Entwarnung, es ist kein Mitglied des Königshauses.“
Prowleys Stimme ertönt: „Gott-sei-Dank, aber wo Sie schon mal am Tatort rumlungern, lösen Sie den Fall gleich auf.“
„Wird gemacht!“ Langsam kehrt er zur Leiche zurück und ertappt Cody, als er der Leiche unter den Rock schielt. „Du Schwein!“
„Was heißt Schwein, ich checke, ob die Braut ausländische Unterwäsche trägt und fand dabei gleich ihre Autopapiere.“ Stolz zeigt er sie. „Jetzt brauchen wir nur noch den Wagen dazu, und schon haben wir den Mörder.“
„Wieso?“ fragt Boile. „Glaubst du, der wartet im Auto, bis wir ihn verhaften?“
„Nein, aber wetten, der fährt jetzt gleich mit quietschenden Reifen davon und wir brettern mit unserm aufgemotzten Ford hinterher.“
Ein Quietschen ertönt und ein kleiner Wagen fährt ab, als wär die Steuerfahndung hinter ihm her. 
„Wette gewonnen! Äh, um wieviel haben wir eigentlich gespielt?“
„Cody, bist du unter die Hellseher gegangen?“
„Ne, aber ich hab einfach das Drehbuch gelesen. Da steht immer eine Autojagd drin!“
Beide rennen zu ihrem rasanten Gefährt, springen rein und Boile gibt Gas.
Nach circa 5 Minuten halsbrecherischer Verfolgungsjagd quer durch Soho, bei der einige Passanten vom Fluchtwagen überfahren werden, kann Boile endlich den kleinen Mini Cooper überholen und schneidet ihm den Weg ab. Krach!! Der Mini Cooper-Fahrer überlebt den Zusammenstoß mit einer Betonmauer nicht und guckt nun blutüberströmt durch die kaputte Windschutzscheibe.
„So eine Scheiße!“ beklagt sich Cody, „Jetzt kann ich ihm nicht mehr während des Verhörs die Schnauze polieren bis er verreckt.“
„Klappe Cody!“ mahnt Boile. „Es sehen auch Kinder unsere Serie.“
„Ach, meinst du die Racker, die beim intensiven Zusammensein mit einer heißen Braut nach 9 Monaten entstehen, wenn man nicht genug aufpasst?“
„Ebendiese!“ Boile durchsucht den Toten und findet eine Brieftasche. „Da steht, er hieß mal Robby Cullum und war Besitzer einer Doppelgänger-Agentur.“
„Das ist schon das Motiv.“ ahnt Cody. „Er wollte die Puppe mit den neugierigen Zähnen gegen die echte Anne austauschen und so an die königlichen Tantiemen rankommen, der gerissene Hund.“
„Das heißt nicht Tantiemen sondern Apanage, du Trottel!“ verbessert ihn Boile.
„Sei‘s drum.“ erwidert Cody und schnappt sich die Brieftasche. „Jedenfalls war er der Mörder und jetzt ist er hin.“
„So einfach können wir das aber nicht in unsern Bericht schreiben.“
„Was?“ wundert sich Cody. „DU kannst schreiben?“
Boile lässt ihn stehen, geht zurück zum Ford und holt das Mikro raus, um sich dann lässig gegen das Gefährt zu lehnen. „Mr. Prowley? Der Mörder fuhr einen Mini Cooper und kam bei der Verfolgung leider völlig ohne unser Zutun  zu Tode. Es fehlt uns daher das Geständnis. Erbitte weitere Anweisung.“
„Dann fragen Sie noch ein wenig in der Gegend rum.“ schlägt Prowley vor. „Irgendwer wird Ihnen schon irgendwas gestehen. Over!“
Cody kommt mit der Brieftasche des Toten Robby Cullum näher und steckt schnell dessen Bargeld ein. „Wie schnell man als unterbezahlter Bulle manchmal zu Geld kommt. - Äh, Boile, ich hab nachgedacht.“
„Was DU kannst denken?“ wundert sich nun Boile.
„Reiz mich nicht, Lockenköpfchen, sonst wirst du skalpiert! Also, wir könnten in der Doppelgänger-Agentur rumschnüffeln, vielleicht finden wir weitere Prominenten-Doubles, die ausgetauscht werden sollten.“
„Für ne Idee von dir ist das ne gute Idee!“ stimmt Boile zu und beide steigen wieder in ihren Dienstwagen und kurven weiter durch Londons Innenstadt, bzw. die von der Filmcrew für die Dreharbeiten abgesperrten Straßen davon, die ihnen ein flüssiges Weiterkommen garantieren. Bei der Agentur angekommen, empfängt sie eine supertolle blonde Sekretärin in einem knallengen kirschroten Kleid, die beide mit einem umwerfenden Lächeln empfängt. „Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?“
„Da fallen mir auf die Schnelle gleich 2 unseriöse Dinge ein, Süße!“ scherzt Cody. Und leise zu Boile: „Die Kleine gehört schon mir!“
„Klappe, du Schmalspur-Stecher!“ mahnt Boile. „Miss -?“
„Miss Pennyclaywer!“ piepst sie und streckt ihm ihren weiten Ausschnitt mit einem schönen Dekolletee entgegen.
„Ihr Chef wird leider nicht mehr wiederkommen!“
„Schon wieder? Wissen Sie, wie oft mir das schon passiert ist?“
„Nein?“
„Circa einmal! Da war ich in einer Unterwäsche-Boutique beschäftigt und der Chef hatte während des Onanierens einen Herzanfall am Herrenclo des Geschäftes und wurde erst während meines Frankreich-Urlaubes entdeckt.“
„Nein sowas!“ schüttelt Cody den Kopf und tut entsetzt. „Der neue Boss jedenfalls hatte einen kleinen Autounfall mit uns -äh mit einer Mauer wegen uns. Unserm Schlitten ist Gott-lob nix passiert. Wollen Sie ihn nochmal sehen?“
"Den Schlitten?"
"Ne, den Boss! Robby in seinem Fliewatüt, besser gesagt seinem Mini-Spucknapf."
„Hmmm.“ überlegt sie. „Ist er sehr entstellt?“
„Naja, wir wissen ja nicht, wie er vorher ausgesehen hat.“ meint Cody.
„Dann sieh mal in seinem Führerschein nach!“ rät ihm Boile. "Da is meist ein Bild drin."
Cody holt die Brieftasche des Toten aus seiner hinteren Hosentasche und wirft einen Blick rein. „Tja, schöner ist er nicht geworden.“
"Ja." stimmt Boile zu. "Sieht aus wie ein Pavian-Arsch in Verzweiflung."
Cody präzisiert: "Ne Visage wie ein Lexikon: aufschlagen, zuschlagen und immer mal nachschlagen."
„Dann verzichte ich auf ein Wiedersehen.“ winkt die Sekretärin ab. „Is noch was?“
„Ja, kannten Sie die Leute, die hier ein und aus gingen, weil sie jemand Berühmten ähnlich sahen?“ erkundigt sich Boile.
„Machen Sie Witze? Natürlich. Wir hatten für Werbeauftritte einen Prinz Charles, einen Prinz Phillip, sogar eine Queen. Aber die ist uns irgendwie abhanden gekommen! Vorgestern hätte sie für Kretinos Knackarsch-Hämorrhoiden-Salbe werben sollen und kam nicht.“
„Alarm!!!“ schreit Cody. „Der Kerl hat unsre Königin ausgetauscht.“
„Na und? Die hat doch sowieso keine Staatsgewalt. Sitzt nur unnötig auf ihrem protzigen Thron rum und spielt mit ihren Schoß-Hündchen Pfötchen-Geben!“ piepst Miss Pennyclaywer. „Unsere war außerdem viel jünger als die echte Queen. Das erspart dem Steuerzahler das sonst bald nötige Staatsbegräbnis und den aufwendigen Thronwechsel. Außerdem ist sie viel schöner als der Segel-ohrige Charly.“
„Da hat die Kleine nicht unrecht!“ schließt sich Cody ihrer Meinung an. „Und was die beiden Prinzen betrifft, die ziehen wir morgen aus dem Verkehr!“
„Was? Die Echten?“ fragt Boile perplex.
„Nein, du Dussel, die falschen! Denen hängen wir Amtsanmaßung, Verschwörung gegen die Krone sowie Aufstand gegen die öffentliche Ordnung an und dann können wir endlich mal einen feinen Hosenbandorden und einen Adelstitel von der falschen Queen erringen! Vielleicht noch ein großkotziges Landgut in der Nähe von Birmingham.“
„Okay!“ stimmt Boile zu und wendet sich zu Miss Pennyclaywer. „Und Sie müssen wir als Mitwisserin all dieser bösen Taten leider auch verhaften!“
„Wie bitte?!“ empört sie sich und hebt schwungvoll ihre Füße hoch, sodass die fürs herrschende Zeitalter unmodernen metallverstärkten Bleistiftabsätze an ihren Schuhen sichtbar werden. „Ich schiebe dir den einen Absatz unter die Vorhaut, wenn du noch eine hast, und den andern in den Arsch, wenn du mich anfasst!“
„Wau!“ freut sich Cody händereibend! „Das will ich sehen!“
„Die kleine Tippse hat Temperament wie ein Tasmanischer Beutelteufel!“ erkennt Boile. „Während du nach einem Rausch so beweglich bist wie ein Bahnschranken. Und zwar ein kaputter!“
Daraufhin stellt sie ihre Füße wieder auf den Boden und erhebt sich.
„Also gut, wenn Sie mit uns auf einen flotten Dreier gehen, vergessen wir Ihre unehrenhafte Rolle in dem Vertausche-Spielchen!“ schlägt Cody vor.
„Verzichte, bin schon seit meiner Pubertät lesbisch.“ Mit einer eleganten Handbewegung greift sie sich ihr Handtäschchen und stöckelt aus dem Büro.
„Wohin des Weges, du Schöne vom andern Ufer?“ fragt Boile, der ihr mit Cody im Schlepptau auf die Straße nacheilt.
„Wohin wohl. Zur Queen!Wetten, dass sie mich sofort empfängt und begnadigt?“ zischt Miss Pennyclaywer vergnügt und entschwindet majestätischen Schrittes aus ihrem Blickfeld.
„Schätze, die Wette hat das Biest gewonnen.“ murmelt Boile deprimiert. "Womöglich adelt sie die Kuh gleich noch! Und wir zwei gucken ins Rohr!"
„Was machen wir nach Dienstschluss?“ fragt ihn Cody. „Ich hätte da eine heiße Braut mit ihrer geilen Cousine in petto. Die zwei hübschen Käfer wären zu einem flotten Kleeblatt bereit.“
„Ach, ich halte nichts von Glücksbringern. Ich verlasse mich immer nur auf mein helles Köpfchen.“ gibt Boile zur Antwort, steigt in den Ford und fährt ohne Cody ab, der sich mit einer Hand an die Stirn tippt und mit der andern im Schritt kratzt.

Freitag, 21. Oktober 2011

Astrologie am Arsche

Wenn man intellektuell leicht unterbelichtet ist und trotzdem viel Geld verdienen will, wird man am besten Astrolog(in)e oder Wahrsager(in). Meist sind das Leute, denen das Leben übel mitgespielt hat. Krank geboren oder später geworden, vom Vater verleugnet oder von der Mutter zur Adoption freigegeben, von Pflegeeltern misshandelt, vom Ehegespons betrogen, verprügelt oder von einem pfiffigen Heiratsschwindler ausgenommen - der Möglichkeiten schlechte Erfahrungen mit Gott und der Welt, bzw. den lieben Mitmenschen zu machen, gibt es ja leider unzählige. Solch Enttäuschte wenden sich also meistens den Sternen und deren Bahnen zu. Einem miesen Leben einen höheren Sinn einzuhauchen und noch dazu andere davon zu überzeugen, sinnlosen (mitunter selbst  verursachten) Lebenskrisen etwas Gutes abzugewinnen, ist oft die beste Methode, sich vom eigenen Übel abzulenken und dem Kunden den Eindruck zu vermitteln, dessen Pech wäre das für ihn vorausbestimmte Schicksal zum Heile seiner Entwicklung und dem Wachsen der Persönlichkeit förderlich. Man stellt also gewerbsmäßig völlig sinnfreie Berechnungen an, die lebenspraktisch völlig bedeutungslos sind und noch dazu viel Geld einbringen. Teilt den Lebensweg in gewisse Abschnitte ein, die mit den Bahnen unseres Planetensystems korrespondieren. Das heißt zum Beispiel eine Ellipse in Sektoren zu unterteilen, die Häusern in Horoskopen entsprechen sollen und so weiter. Alles so kompliziert wie möglich, damit es nur Eingeweihte verstehen und alles so mystisch wie möglich formulieren, damit man alles darin passend interpretieren kann. Wenn die Sterne sagen, dass es der Betreffende bald besser haben wird, kann das bedeuten, dass er von einer Krankheit genesen wird oder aber auch stirbt. (Wie man in Bayern landläufig sagt, wenn einer stirbt, er hat es sich verbessert.)Wenn Mars mit Saturn im Clinch liegt (heißt: eine Kraft trifft auf Widerstand), kann es bedeuten, dass man einen Karatekampf gewinnt oder dass man mit dem Auto in die Friedhofsmauer donnert. Abkömmlinge dieser Pseudo-Wissenschaft sind Numerologie und Theosophische Addition. Immer wieder ergeben sich dabei Korrelationen zu Ereignissen im Leben des Gläubigen, die kausal nichts miteinander zu tun haben. Fällt die Pendeluhr beim Tod eines geliebten Menschen runter oder bleibt sie stehen, ist das nicht etwa auf eine natürliche Ursache zurückzuführen, wie z.B. Vergessen des Aufziehens der Uhr oder dem heftigen Türen-Zuschlagens in großer Aufregung, sondern den kosmischen Zusammenhängen. Es ist ein Zeichen! Welches? (Dass der Mensch unwiderruflich tot ist, hätte man auch so gemerkt, wäre als Erklärung aber viel zu einfach.)Das dem Trauernden auseinanderzudividieren ist die große und teure Aufgabe solcher Gaukler, die im Mittelalter nicht selten am Pranger oder am Scheiterhaufen endeten. Jedenfalls klingen die ausschweifenden Erklärungen der Hellsichtigen viel bedeutsamer und geben dem Hinterbliebenen den viel gewünschten Eindruck, es gehe nach dem physischen Tod lustig(er) weiter. Und wenn sich erst einige scheinbare Übereinstimmungen im Lebenslauf mit dem Kreisen großer wichtiger Planeten ergeben, können diese Sternendeuter und Glaskugelstierer beim Betroffenen Glücksgefühle heraufbeschwören und jede beliebige Geldsumme lockermachen. Sogar weitreichende Verschwörungstheorien hierauf begründen, oder das Scheitern wichtiger Missionen und das Pleitegehen famoser Firmen enträtseln. Voila! Dazu gibt es x Beispiele: Wenn zwei Männer zur selben Zeit im selben Spital geboren wurden, und später mal grundverschiedene Lebenswege einschlagen: der eine Chirurg, der andere Messerstecher, - liegt das daran, dass der böse Mars grad rückläufig im Haus des Todes logierte, denn dann kommen Männer zur Welt, die gern in lebendes Fleisch schneiden. Der eine beruflich zum Broterwerb und der andere in seiner Freizeit zum Spaße. Und wenn Jupiter zum Geburtszeitpunkt das Prinzip des Königs verkündet, dann kann der grad Geborene einst Firmenchef oder auch Obdachloser werden. Der eine ist dann König der Penunze, der andere König der Penner. Man kann es als Astrologe also nur richtig vorhersehen, man muss es nur genau interpretieren. Die Planeten, Sterne, Trabanten und sogar Kometen geben weitgehend genügend Berührungspunkte zum Schicksal jedes einzelnen. Und hat man genügend Phantasie und diplomatisches Geschick, kann man seinen zahlenden Kunden auch ganz ohne komplizierte Berechnungen ein Horoskop verfassen. Wie zum Beispiel: „Sie sind ein so gutmütiger fleißiger Mensch, dass Sie von missgünstigen Mitmenschen oft ausgenützt werden und sind daher oft großen Enttäuschungen ausgesetzt.“ - Davon fühlt sich sogar ein egoistischer Widerling angesprochen und vortrefflich charakterisiert, denn solche Typen haben oft genug ein total falsches Selbstbild. Diese einfache Methode praktizierte einmal ein Psychologe, um sich etwas nebenher zu verdienen und erhielt dafür sogar zahlreiche Dankschreiben seiner Klienten für sein großes Einfühlungsvermögen. Noch schlimmer sind diese komischen TV-Quasselstrippen, die armen, in Not geratenen Anrufern (Es suchen ohnehin nur Problembelastete in Beruf , Liebe, Gesundheit und Finanzen dort um Rat an), nach langen musikalischen Warteschleifen, zu Wahnsinnspreisen totalen Stumpfsinn verklickern und Durchhalteparolen ins Ohr trompeten. Nach dem altbekannten Motto: Deine Zeit kommt später, mein Sohn (meine Tochter)! Beim langen Gespräch geben sie nach etlichen unnötigen Fragen Binsenweisheiten zum Besten, die altersweis(s)e Omas schon anno dazumals parat hatten und dafür einstmals ausgelacht worden sind. Ein armer Anrufer beklagte sich bei so einem Fernseh-Sesselfurzer, dass er immer in Geldnot wäre. Und das während er eine 0900er-Nummer gewählt hatte! Und der Nepper am andern Ende der Leitung sagte ihm nicht etwa: „Dann hör sofort auf solch sauteure Telefonate zu führen, du Narr, und heuer lieber bei uns als Mitarbeiter an! Dann verdienst du dich an der Blödheit und Leichtgläubigkeit anderer dumm und dämlich, welche von Religion enttäuscht sind und in der Esoterik ihr Heil suchen!“ (Früher war Religion Opium fürs Volk, heut ist Esoterik Placebo für die Massengesellschaft!) Nein, er laberte etwas von schwerem Los und ungünstigem Zeitpunkt und, dass auch wieder bessere Zeiten anbrechen werden. - Fraglich nur, ob der Anrufer diese noch erleben wird.  Aber spätestens im nächsten Leben kann er ja hoffen, diesmal in den richtigen Kreisen zu landen. Also was soll’s! Ich könnte noch stundenlang über diesen gesetzlich leider erlaubten Betrug schreiben, aber ich gebe nur den kurzen guten RAT: Bevor Sie ihr restliches Geld so eine(r)m Schwätzer(in ) in den weit offenen Arsch reinschieben, gehen Sie lieber in eine Konditorei und suchen Sie sich eine köstliche Torte aus. Denn die können Sie sich wirklich selber aussuchen, Ihr Unglück leider nicht, das findet Sie automatisch auch bei einwandfreier Lebensweise. Auf viele Fragen gibt es nun mal keine befriedigende Antwort. Lassen Sie sich nicht mit unbefriedigenden, wie z.B. Seelenwanderung und Wiedergeburt in schlechtere Familie, weil Sie früher mal ein Mörder gewesen sind und so weiter, abspeisen.
Trifft wirklich etwas an Vorhersagen ein, dann höchstens als eine selbsterfüllende Prophezeiung. Denn wenn man einem Menschen weismacht: „Du wirst einen Unfall haben!“ Dann verunsichert man ihn in seinem Unterbewusstsein derart, dass er irgendwann in einem unachtsamen Augenblick tatsächlich einen Unfall bauen wird. Außerdem fahren die meisten Autofahrer immer wieder mal wie eine gesengte Sau und verursachen Unfälle mit vollkommen Unbeteiligten. So einem zum Opfer zu fallen hat nichts mit göttlicher Vorsehung zu tun, dass man sich beispielsweise durch erlittenen Schaden seelisch weiterentwickeln kann oder eine(n) tolle Krankenschwester oder Krankenpfleger trifft, mit dem man den nächsten Lebensabschnitt verbringen kann. Es ist schlicht und einfach Pech! Glück und Pech sind oft nur der Vergleich seiner eigenen Lage mit der eines anderen. Sagt Ihnen ein solcher scheinbar medial Begabter also einen Unfall voraus, dann antworten Sie keck: „Ja, dass ich SIE getroffen hab, war schon ein großer Unfall!“ Solche wichtigtuerischen Typen möchte man am liebsten zwischen die Augen treffen!
Wahrsagen ist eine uralte Tradition: schon vor 2000 Jahren pilgerte eine Römerin zu den Auguren, um das Schicksal ihres Sohnes zu erfragen. "Er wird Senator in Rom!" erfuhr sie zur ihrer Freude. Als er jedoch starb, stapfte sie wutentbrannt zurück und forderte ihren Obolus retour. Der wurde ihr mit der Erklärung verweigert: „Nein Frau, wenn dein Sohn nicht gestorben wäre, wäre er Senator in Rom geworden!“ Auch heutzutage kann man all diese Scharlatane leicht enttarnen. Einer solchen Weissagerin (gewerblich konzessionierte Astro-Tante) wurden von einem TV-Sender die Geburtsdaten von 10 hoch qualifizierten Bewerbern vorgelegt. Wer kriegt wohl den gut bezahlten Job in der Chef-Etage? Natürlich lag die gute Dame nach den 10 Horoskop-Berechnungen  falsch. Während ein neutraler Personalchef und ein unbeteiligter Passant unabhängig voneinander aufgrund der gezeigten Bewerbungsfotos gefühlsmäßig den Glücklichen rausfanden. Hier ein guter Test für eine(n) Wahrsager(in): Schlagen Sie ihr beim ersten Blickkontakt gleich in die Fresse und fragen dann höflich: „Nanu, haben Sie das gar nicht vorausgesehen? Dann sollten Sie lieber schnell den Beruf wechseln, ehe Sie noch gesundheitlichen Schaden nehmen!“