Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Dienstag, 27. Dezember 2011

Zum Jahreswechsel

Ui, Raketen zischen durch die Luft
Von links und rechts es knallt und pufft
Blendgranaten nehmen mir die Sicht
Und ich hör die Polizeisirene nicht!
Es ist gefährlich außer Haus zu geh’n
Oder zu nah am Straßenrand zu steh’n
Tiere verkriechen sich weit und breit
Denn ein Höllenlärm ertönt zur Zeit!
Nein, es ist zum Glück kein Krieg bei uns entbrannt
Nur die Nachbarn sind für Pyrotechnik entflammt
Haben scheinbar zu viel Geld
Wollen keine Ruhe auf der Welt
Und so schießen sie ihre Barschaft in den Wind
Damit sie imponieren jedem Kind
Freuen sich wie der Nackte auf ein Hemd,
Wenn buntes Licht am Himmel brennt
Wenn es sprüht, zischt und richtig kracht
Durch die heiß ersehnte Silvesternacht
Und wenn in ihren Börsen gähnende Ebbe herrschen tut
Schauen sie blöd, denn längst verloschen ist die schöne Glut
So geht dies teure Spielchen Jahr für Jahr
Und mir wird dabei wieder einmal klar:
Meine Nachbarn lernen nix dazu
Sind verschwenderisch und geben keine Ruh!

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Kritisches Weihnachtsgedicht

Gäbe es Weihnachten nicht – man müsst es erfinden
Wenigstens einmal im Jahr guten Eindruck schinden
Bei Verwandten, Bekannten und anderen Leuten
Die sonst nur wollen ihren Vorteil ausbeuten
Mit Geschenken und Herzlichkeit
Erfreuen einander für kurze Zeit

An gar vielen geht die eigentliche Botschaft vorbei
Ihnen sind in Trubel & Hektik Liebe und Freude einerlei
Als Ochs und Esel wird jemand beschimpft
Der ihnen frech den Parkplatz wegnimmt
Und das große Wunder göttlicher Macht
Verblasst neben käuflicher Konsumpracht

Einige behaupten wir hätten ja alle viel zu viel
Während neben ihnen Obdachlose ins Verderben zieh’n
Also beruhigen sie schnell ihr schlechtes Gewissen
Und lassen steuerlich absetzbare Spenden fließen
Danach leben sie weiter ganz wie gewohnt
Hoffen im Himmel werden sie einst belohnt

Gehen sie auch manchmal über Leichen
Sünden kann man notfalls ja beichten
Jeder muss sehen wo er bleibt
In unserer schnelllebigen Zeit
Dabei könnte alles ganz einfach sein –
Fühlten sie sich  in den andern hinein!

Dienstag, 29. November 2011

Erschöpfende Auskunft

An einem nebligen Novembertag führt der rüstige Pensionist Herr Ludl seine Dackeldame Lolo auf der Landstraßer Hauptstraße Gassi. Plötzlich wird er von einem bärtigen Herrn mit umgehängter Kamera, offensichtlich ein Tourist, angesprochen und mit einer einfachen Frage behelligt. Noch weiß der Fremde nicht, dass er gleich viel mehr erfährt als er eigentlich wissen wollte.
„Entschuldigen Sie, mein Herr, ich komme aus der Schweiz und kenne mich hier nicht aus, könnten Sie mir sagen, wie ich zum Hundertwasserhaus komme?“
Herr Ludl misst den Schweizer von Kopf bis Fuß und entgegnet dann: „Sie sind heute schon der Zweite, der mich das fragt. Der erste war ein Japaner. Kommen’S mit!“ Mit einer lockeren Handbewegung deutet er dem Touristen an, ihm bis zur nächsten Straßenecke zu folgen und gestikuliert dann wild. „Sie müssen dort runter gehen bis zur ersten Querstraße, dann rechts abbiegen und auf der linken Seite so lange gehen, bis zur Löwengasse kommen. In die biegen Sie links ein und gehen ein Stückerl vor, kapito?“
„Ja- äh, danke!“ Schon will er entfleuchen, wird aber von Ludl am Ärmel seines Mantels festgehalten.
„Sagen Sie, warum wollen’S ausgerechnet zum Hundertwasser sein Haus? Schauen Sie sich lieber den Stephansdom an, der ist doch viel schöner!“
Irritiert entwindet sich der Herr dem eisernen Griff und antwortet: „Den kenne ich schon. Das Hundertwasserhaus habe ich noch nie gesehen, oder? Nur auf einem Foto.“
„Na also, dann brauchen’S doch nimmer hingehen.“ meint Herr Ludl.
„Es interessiert mich aber sehr!“ insistiert der Schweizer uneinsichtig.
Verständnislos fragt Ludl nun: „Wie kann einem so ein Blödsinn interessieren? Nur weil’s bunt ang‘strichen ist wie der erste Waggon von der Grottenbahn im Wurschtelprater? Der Hundertwasser ist doch ang‘schütt‘!“
„Was ist er?“
„Na plemplem!“ verärgert deutet sich Ludl an den Kopf, sodass die Feder auf seinem Tirolerhut wackelt. „Der alte Depp kann doch überhaupt nicht malen, der Schmierfink. Dem seine Bilder schauen doch aus, wie wenn’s ein 5jähriges Kind kraxelt hätte. Mein Enkerl, die Sabine, kann viel schöner malen wie der und die ist erst viereinhalb. Aber die kann kein Geld dafür verlangen und der Hundertwasser verdient sich deppat mit seinem Schmarren!“
„Er malt eben abstrakt, oder? Mit gefällt es! Und das Haus hat eine außergewöhnliche Architektur.“
Ludl schüttelt den Kopf: „Und des g’fallt Ihnen? Na, Sie passen grad schön zu ihm. Da müssen’S dann noch in die Müllverbrennungsanlage Spittelau, weil die hat er auch gebaut um ein Schweinegeld von uns Steuerzahlern. Die schaut genauso aus wie das Haus!“
„Ach? Und wie komme ich dorthin?“ erkundigt sich der Schweizer.
„Mit’n Taxi! Zum Gehen ist’s zu weit!“ stellt Ludl indigniert fest. „Zum Glück ist der ja schon lang hin. Das ist wirklich die einzige Gerechtigkeit auf Gottes verfluchtem Erdboden, dass jeder sterben muss! Ob er will oder nicht. Und der Hundertwasser hat ganz bestimmt nicht sterben wollen, wo er doch so leicht zum Geld gekommen ist! Und das, was er nicht können hat, hat er ja noch dazu abgekupfert, und zwar vom Gaudi! Fahren’S nach Barcelona und schauen Sie sich die Sagrada Familia an. Das ist eine schöne Kirchen, 100mal schöner als des Haus vom Hundertwasser, der alten Sau! Die hat doch tatsächlich in die 60er-Jahre an der Uni öffentlich auf einen Tisch geschissen! So wird man was in Österreich, indem man sich nix scheißt und auf alle scheißt! Und die andre alte Sau, dieser Nitsch ist auch so ein Ferkel. Wälzt sich bei Mysterien-Spielen im Dreck und schütt‘ Blut an die Wand, behauptet, das is Kunst und alle Trotteln glaubens und kaufen ihm wie wild den teuren Scheißdreck ab!“
„Ja, vielen Dank auch!“ sagt der nun etwas eingeschüchterte Herr.
„Da gibt’s ja noch so einen Saubären, wie heißt denn der noch g‘schwind?“ fährt Herr Ludl unbeirrt fort. „Ah, ja! Fuchs heißt der Hund! Der malt zwar ein bisserl schöner, führt dafür aber ein Leben, dass einer Sau graust! Is mit weit über 80 noch immer geil, hat 20 Kinder von 50 Weibern und lässt sich jetzt von seiner 7ojährigen Frau scheiden, weil’s ihn vor zig Jahr einmal mit sein Sohn betrogen hat. Taucht aber einen Tag nach der Verhandlung bei ihrem Geburtstagsfest auf, samt dem verreckten Hundsbuben, der sein Vatta mit der Stiefmutta betrogen hat! Und so eine beklopfte Reporterin bezeichnet diese Charakterlosigkeit in einer Gratis-Zeitung noch als menschliche Größe, so ein Bledsinn! Charakterlos- oder täten Sie nach so einem miesen Betrug noch mit Ihrer zukünftigen Ex-Frau feiern?“
„Ähh…nein!“ hofft der Schweizer, die richtige Antwort gegeben zu haben, und sieht nun etwas ratlos aus.
„Na eben!“
„Ja-äh...und wie komme ich jetzt nochmal zu dem Haus?“
„Zissss!“ Ludl traut seinen Ohren nicht. „Sind Sie schwer von Begriff? Ich hab’s Ihnen doch grad erklärt! Der Japaner war gescheiter wie Sie!“
Des Schweizers Miene verfinstert sich. „Sie sind sehr unfreundlich!“
„Was ich bin unfreindlich??!!“ wiederholt Ludl entrüstet. „Mir scheint, Ihr Hirn hat genauso viele Löcher wie ein Emmentaler! Schauen’S dass weiterkommen, Sie undankbares Subjekt, sonst hetz‘ ich mein scharfen Hund auf Sie!“ Auf einen kurzen Leinenruck knurrt Lolo zornig.
„Ja, knurr ihn nur an, Lolo, den undankbaren Fetzenschädel! Aber so sind die Schweizer!“ schimpft Ludl lautstark. „Schicken andre in den Krieg und in die EU, diesen Nepp-Verein, leben selber aber wie die Made im Speck! Nach dem 2. Weltkrieg wollte Vorarlberg zur Schweiz dazu, aber die haben’s glatt abgelehnt! So eine Frechheit, anstatt, dass‘ froh g’wesen wären, so ein schönes Bundesland dazu zu kriegen. Aber neiiin! Jetzt müssen die armen Vorarlberger weiter im blöden maroden Österreich ausharren, anstatt in der reichen Schweiz! Die sind ja deppat, die Österreicher. Die nehmen alles auf. Jedem Parasiten, der sich’s in seiner Heimat verscherzt hat oder nicht kämpfen will, wie einst unsre Ahnen, und jetzt aus alle Himmelsrichtungen zu uns strömt und bei uns gemütlich schnorren will, geben’s Asyl! Ich weiß nicht, wer das Asyl erfunden hat, aber der g’hört einen Kopf kürzer gemacht. So wie Sie, Sie undankbarer Hundling! Hauen’S Ihnen über die Häuser und fragen’S mich ja nie wieder was!“
Der Herr eilt schleunigst davon, als wär die Steuerfahndung hinter ihm her.
„JAAA! Schleich dich, aber schnell, obwohl ihr Schweizer ja so langsam seid! Außer beim Geldverdienen, da schlagt ihr alle! Und beim Kapital-Unterschlagen! Wenn auf einem Nummerkonto 10 Jahr keine Bewegung ist, zieht ihr geldgierigen Affen das ganze Geld ein! Das möcht ich auch können! Leg dich nieder und krepier!“ Zu Lolo meint Ludl etwas ruhiger: „Die Touristen haben alle z‘viel Geld und einen Klamsch!“




Dienstag, 15. November 2011

Persiflage auf TATORT

Untertitel: Ruhrpott-Rambo rüpelt rum

Auf dem Kommissariat Duisburg isst Kommissar Schimpfansky grade eine Currywurst. Die Beine hat er locker am Schreibtisch liegen und bekleckert sich eben mit roter Soße die abgetragene graue Jacke. „So eine SCHEIIIISSSE!“
Sein Kollege Spätzchen, der immer ein wenig mit holländischem Akzent spricht, taucht in dem kleinen Büro auf und kritisiert ihn: „Musst du immer so fluchen. Der arme Kollege Spanner hat schon einen Herzinfarkt wegen dir erlitten. Willst du mich auch noch ins Grab bringen?“
„Mann! Sieh dir doch diese Scheiße an.“ schimpft Schimpfansky und wischt mit einer Hand den roten Fleck auf der Jacke noch tiefer ins Gewebe ein.
„Wozu haben wir die Spurensicherung?“ fragt Spätzchen und setzt sich an den Computer. „Die haben sicher irgendein Mittel, mit dem du deine Scheiße wegbekommst.“
„Ach ich scheiß drauf!“ antwortet Schimpfansky.
„Jetzt siehst du aus, als wärst du verwundet. Vielleicht erregst du so bei den Verbrechern Mitleid!“
„Pass bloß auf, dass du nicht bei mir Wut erregst, Spätzchen! Sonst verscheißt du’s dir mit mir und es gibt einen Tritt ins Spätzchen!“ warnt Schimpfansky und nimmt die Zeitung zur Hand. Nach kurzer Zeit des Lesens gibt er wieder Laut von sich: „So eine Scheiße! C&A hat die gleiche Jacke wie ich um 50 Euro nur in kleinen Größen!“
Spätzchen kommt mit einem Computerauszug in der Hand näher und sieht Schimpfansky unverwandt an.
„WAS?“ fragt ihn dieser gereizt.
„Hast du ein Herpesbläschen auf der Oberlippe oder hat dir einer wieder aufs Maul gegeben?“
„Nein, ich hab versucht, mir den Bart zu stutzen und mich geschnitten, verdammte Scheiße nochmal!“ gibt er widerwillig zu und schwingt die Beine zu Boden. „Hast du den Speiseplan der Kantine gelesen? Immer dieselbe Pampe mit Gammelfleisch, davon krieg ich BSE: brutale Scheißerei eimerweise!“
Verlegen reicht ihm Spätzchen den Auszug. „Sieh mal, die Kollegen aus Holland schicken uns eine Fahndung nach einem Drogenboss, der sich in Duisburg aufhalten soll.“
„So eine Scheiße! Sollen die Penner doch ihren Scheiß allein machen!“
„Horst! Wir müssen dem nachgehen. Die Adresse steht schon drauf, du brauchst nicht mal mehr selber nachforschen.“
„So eine Scheiße! Glauben die, ich bin zu blöd, um einen Scheiß-Drogendealer aufzuspüren?“ Übellaunig reißt er Spätzchen das Papier aus der Hand und wirft einen kurzen Blick drauf. „Scheiße, das ist ja mein Kumpel, mit dem ich immer Billard spiele. Den kann ich nicht verhaften!“
„Du findest sicher einen andern Billardpartner.“
„Nein, verdammte Scheiße, so einen, der immer gegen mich verliert, finde ich nicht mehr so schnell!“
„Meinst du nicht, er hat dich absichtlich gewinnen lassen, damit du ihn im Ernstfall nicht so schnell an die Kollegen auslieferst?“
„So eine SCHEISSE! Darauf bin ich gar nicht gekommen. Also los, bringen wir‘s hinter uns!“
Auf der Fahrt zum Dealer überfährt Schimpfansky beinah eine Frau, die einen Kinderwagen vor sich herschiebt und bremst mit quietschenden Reifen. „So eine Scheiße! Kann die Mutterkuh ihr Kalb nicht woanders Gassi-führen?“
„Horst, nun halt endlich den Rand, du hast heut schon mindestens 17mal Scheiße gesagt!“
„25mal! 6mal daheim und 2mal warst du grad nicht im Büro, aber ich zähl nicht so genau mit!“ Griesgrämig fährt er weiter und hält an einer roten Ampel. Genervt fummelt er eine silberne Trinkflasche aus seiner Jacke und genehmigt sich einen großen Schluck aus ihr. „Aaaahhh!“
„Da ist sicher kein Alkohol drin?“ fragt Spätzchen besorgt.
„Ne, du Nulpe! Tannenzapfensirup! Wusstest du, dass mein Vater selig diesen Flachmann schon im Krieg hatte? Mitten im Gefecht in Stalingrad traf ihn eine russische Kugel und prallte davon ab!“ berichtet er nicht ohne Stolz.
„Ach, dann hat ihm das Fläschchen  das Leben gerettet?“
„Nicht so ganz, denn die Kugel prallte zwar ab, wurde aber aufwärts gelenkt und fuhr ihm durch die Nase direkt ins Hirn rein! Seither trag ich ihn als Glücksbringer!“ Mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal fährt er schon bei Gelb in einem Affentempo los und kichert in sich rein.
„Glück?“ Spätzchen sieht ihn fassungslos von der Seite an.
„Klar! Stell dir vor, die Kugel wär nach unten abgelenkt worden und hätte dem geilen Bock sein Sexleben ruiniert!“
„Jetzt ist mir einiges klar!“
„Das wär das erste Mal, dass dir schrumpligem Holländer irgendwas klar ist!“ höhnt Schimpfansky und hält an der betreffenden Adresse. „So eine Scheiße! Jetzt krieg ich den Sicherheitsgurt nicht auf. Das ist Scheiß-Sabotage!“
Spätzchen hilft ihm aus dem Auto. „Du bist einfach zu ungeduldig.“
„Und du bist zu lahmarschig!“
„Ach, andere haben Krebs, ich hab dich als Kollegen.“ stöhnt Spätzchen.
Sie gehen gemeinsam in den zweiten Stock einer miesen Abbruch-Bude und klopfen nacheinander an die Tür.
„So eine Scheiße, jetzt ist dieser Sülzkopf nicht daheim.“
„Vermutlich ist er wohl daheim, öffnet aber die Türe nicht!“
„So eine Scheiße! MACH AUF, VERDAMMTE SCHEISSE NOCHMAL!!“
Kurze Pause, es rührt sich nichts. Schimpfansky nimmt Anlauf und rennt gegen die Tür, prallt ab, taumelt einige Schritte zurück und verzieht schmerzerfüllt den Schnauzbart. „Scheiße! Jetzt hab‘ ich mir die Schulter geprellt!“
„Sei doch froh, dass es nicht der Kopf war, wie bei deinem Vater selig.“ Spätzchen holt aus seinem Anzug eine Kreditkarte und öffnet damit die Tür.
„Naja, mit Gewalt…“ meint Schimpfansky abfällig.
Beide gehen rein und entdecken den Drogendealer mit einer Riesenschußwunde auf der Brust am Boden liegen.
„Scheiße! Jetzt wir sind zu spät gekommen. Der ist so tot wie ein Türnagel!“
„Reg‘ dich doch nicht so auf. Das erspart uns die weitere Verfolgung, wir schreiben einen Bericht und mailen den Kollegen in Holland, dass sie den Akt schließen können.“
„Ja scheiße nochmal, glaubst du, die wollen nicht wissen, wer ihn kalt gemacht hat?“
„Nein. Die sind froh, dass es einen Dealer weniger gibt.“
„Ah! Na dann, gehen wir. Aber ruf die Spurensicherung, vielleicht finden die noch raus, dass er Komplizen hatte, die bei uns auf der Fahndungsliste stehen.“
„Gute Idee, Horst. Und nicht mal Scheiße hast du in dem Satz gesagt.“
Da stolpert Schimpfansky und fällt kopfüber die Treppe runter.
„Ist dir was passiert, Horst?“ fragt Spätzchen schnell.
„SCHEISSE!“
„Zu früh gefreut.“
„Komm runter und hilf mir hoch, verdammte Scheiße nochmal!“
Spätzchen eilt ihm zu Hilfe und stellt ihn wieder auf die Beine. „Geht’s wieder? Oder soll ich Verstärkung rufen?“
„Red keine Scheiße! Ich lös den Fall auf jeden Fall allein! Ist was Persönliches.“
Wie betrunken torkelt er aus dem Haus und wankt zum Auto, erspäht einen Zettel hinter den Scheibenwischern und schreit: „Scheiße! Welcher Uniform-Bulle gibt mir da ein Knöllchen?“
Spätzchen sieht sich den Zettel an und erklärt: „Das ist kein Strafmandat, sondern eine Nachricht. Da steht: Fahren Sie nach Holland, dort finden Sie den Mörder.“
„Scheiße, was soll ich bei den Glashaus-Gammelgemüse-Lieferanten? Warum schreibt der Sülzkopf nicht einfach den Namen des Mörders auf?“
„Du willst also nicht nach Holland fahren?“
„Nein! Ich hab doch keinen Pass, Scheiße nochmal!“
„Eine Chance haben wir noch, wir könnten doch den Mörder an der Grenze hopp nehmen. Der Tote war noch warm, also kann er nicht weit gekommen sein.“ kombiniert Spätzchen.
„Ja aber wir wissen doch nicht, wie die brutale Sau aussieht!“
„Wie soll so einer schon aussehen, miese Visage und teure Kleidung.“
Erfreut steigt Schimpfansky ein. „Also schön, versuchen wir’s! Aber dalli, ich hab Weihnachten was vor!“
Spätzchen holt aus dem Handschuhfach die Leuchtreklame heraus und mit großem lauten Tatütata geht es in einem Affenzahn über die Autobahn Richtung Grenze dahin.
„Horst, ich fürchte, du fährst Richtung polnische Grenze, wir müssen doch aber nach Holland!“
„SCHEISSE!!!“ Schimpfansky fährt die nächste Abfahrt runter und sucht die Auffahrt in die entgegengesetzte Richtung. „Scheiße, ich finde die verfluchte Auffahrt nicht.“
„Soll ich fahren?“
„Nein, da vorn ist sie ja!“ krächzt der vom Fluchen schon heisere Schimpfansky und fährt die Abfahrt rauf. „So eine Scheiße, lauter Geisterfahrer. Schreib dir die Nummern auf, die zeigen wir alle an!“
„Horst, ich wage es gar nicht zu sagen, aber du-“
„SCHEISSE!“ brüllt er und wird von einem silbergrauen Porsche beim Ausweichmanöver so gerammt, dass er sich in die richtige Fahrtrichtung dreht. Automatisch nimmt er dessen Verfolgung auf.
„Warum verfolgst du den Sportwagen, immerhin hat er doch richtig reagiert.“
„Ich hab so ein Gefühl, du, der könnte unser Mann sein!“ murmelt Schimpfansky. „Ich hab sowas im Urin. Jetzt ist er fällig.“
„Aber der fährt doch Richtung Polen. Unser Informant schrieb doch-“
„Einen Scheißdreck hat der Penner geschrieben. Sollte mich nicht wundern, wenn der Mörder selbst uns einen falschen Tipp gegeben hat.“
„Das wäre bei seiner kriminellen Veranlagung durchaus möglich.“ erkennt Spätzchen. „Findest du nicht auch, dass das Verbrechen überall zunimmt?“
„Na Gott-sei-Dank, sonst wären wir doch arbeitslos, du Trantüte!“
„Ja, aber fragst du dich nie warum das so ist?“
„Ne!“
„Ich mich schon. Wahrscheinlich, weil in Zeiten radikaler Individualisierung und Selbstermächtigung schwer ein Konsens zu finden ist.“ sinniert Spätzchen.
„Was philosophierst du da für eine Scheiße daher?“ fragt Schimpfansky rüde. „Willst du dich gar in den Vordergrund drängen? Das ist zwecklos, denn ICH bin und bleibe der Beliebtere von uns!“
„Ich wollte nur die Zeit der Verfolgung totschlagen.“ beteuert der Kollege.
„Ich will lieber den Mörder totschlagen. Das ist der gravierende Unterschied zwischen uns, du Gehirnakrobat!“
In wilder Fahrt preschen die beiden Kontrahenten bis zur Grenze dahin.
„Jetzt muss der Flüchtende gleich halten.“ hofft Spätzchen.
„Scheiße, er fährt weiter ohne anzuhalten und hat noch dazu den Grenzbalken durchbrochen.“ kommentiert Schimpfansky das Geschehen. „Typisch für Gewalttäter.“
„Hm, der könnte doch etwas mit unserm Mord zu tun haben.“ glaubt nun auch Spätzchen.
„Endlich begreifst du Sülzkopf!“ sagt Schimpfansky und bremst. Kurz zeigt er den Grenzbeamten seinen Polizeiausweis und fährt dann weiter.
„Kannst du eigentlich polnisch?“ fragt ihn Spätzchen.
„Neee! Ich kann nichtmal richtig deutsch! Da! Er wird langsamer! Der Scheißer hat eingesehen, dass er gegen mich keine Chance hat.“
„Nein Horst, ich glaube, der hat kein Benzin mehr.“
Tatsächlich flüchtet der Porschefahrer zu Fuß weiter in ein Wäldchen.
„Scheiße, da können wir mit dem Wagen nicht rein.“ erkennt Schimpfansky und springt aus dem Auto, um die Verfolgung aufzunehmen.
Spätzchen kommuniziert derweil streng nach Dienstvorschrift mittels Funk an die Kollegen alle bisherigen Fakten.
Nach kurzer Hetzjagd kann Schimpfanksy den Porschefahrer am Kragen seines Designer-Anzugs packen und wirft ihn zu Boden. Dann zieht er die Dienstwaffe.
„Gib auf, du Wixer!“
„Haben Sie überhaupt einen Waffenschein?“ fragt der Unterlegene.
„Schnauze! Sag mir lieber warum du den armen holländischen Drogendealer ausgeknipst hast.“
„Ich weiß nicht wovon Sie sprechen. Ich bin Geschäftsmann und-“
„Ein Scheißkerl bist du! Fährst Porsche und spuckst große Töne. Vergiss nicht, dass wir hier allein sind. Kein Scheiß-Anwalt, der dich wieder rauspauken kann. Nur du und ich. Wenn du nicht gestehst, blas ich dir dein Scheißhirn aus deiner Birne, ehe du auch nur Piep sagen kannst.“
„Also gut, ich gestehe, dass ich den holländischen Drogendealer erschossen habe. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ein unter Druck erzwungenes Geständnis vor Gericht ungültig ist.“
„Aha, du Flitzpiepe machst den Job wohl nicht zum ersten Mal, was?“
„Ich bin öfters in Duisburg und kenne daher die Leute dort. Alle sind schlecht drauf und schimpfen über jede Kleinigkeit.“
„Hör mal, du Sülzkopf, ein Mord ist bei uns keine Kleinigkeit. Und jetzt steh auf und lass dir von mir die Handschellen anlegen, sonst mach ich dich alle!“
Wie befohlen steht der Porschefahrer auf und legt seine Hände nach hinten, um Schimpfansky das Anlegen der Handschellen zu ermöglichen.
„Scheiße, jetzt habe ich die verfluchten Handschellen nicht dabei. Aber du Hackfresse kommst auch so mit, oder?“
„Natürlich, denn ich habe ja nichts zu befürchten. Sie waren es, der mir auf meiner Seite der Autobahn entgegen kamen und mich mit voller Absicht durch den Grenzbalken gehetzt haben.“
„Scheiße, glaubst du Ficknase vielleicht, du kannst mir aus meinem kleinen Missgeschick einen Strick drehen, du Nulpe?“
„Ich nicht, aber mein Anwalt!“
„Schnauze!“ Wutentbrannt schlägt ihn Schimpfansky mit dem Knauf seiner Dienstpistole auf den Hinterkopf, worauf der Geschäftsmann tot umkippt.
„SCHEISSE! Jetzt stirbt dieses Arschloch auch noch, bevor ich‘s verhören kann!“
Spätzchen ist in Sorge um seinen hitzigen Kollegen aufgetaucht und fragt unschuldig: „Was ist denn passiert, Horst?“
„Eine furchtbare Scheiße ist passiert! Der ist mir faktisch unter den Händen krepiert, der Schweinekopf!“
Spätzchen durchsucht ihn und findet seine Brieftasche. „Das war Abrominsky, ein russischer Drogendealer, dem wir nie etwas beweisen konnten. Wir kannten nicht mal sein Gesicht. Das hat er sich erst kürzlich von einem deutschen Schönheitschirurgen verändern lassen.“
„Toll!“ freut sich Schimpfansky. „Dann ist er doch nicht ganz umsonst verreckt, äh- unschuldig abgekratzt mein ich. Jetzt brauchen wir nur noch den holländischen Kretin zu finden, der meinen Billard-Kumpel aufm Gewissen hat und wir können gleich 2 Akten erfolgreich schließen.“
„Tut mir leid, aber für den Russen haben wir keinen Haftbefehl. Außerdem ist er auf Polens Staatsgebiet gestorben. Und der Holländer ist inzwischen über alle Berge.“
„SCHEISSE! Unsere ganze Arbeit ist immer für Arsch und Friedrich! Ich geh‘ auf Urlaub!“
„Ach, ich glaub‘ es ist besser, du beantragst gleich deine Pension!“
„Dann krieg ich doch viel zu wenig Zaster.“
„Mach es doch wie Matula aus ein Fall für Zwei. Werde Privatdetektiv.“
„Glaubst du, ich ärger mich privat auch mit Scheiß-Kriminellen rum?“
„Nein, wie dumm von mir, also dann-äh-“
„Ja ÄH! Du kannst auch nur Scheiße von dir geben. Mir reicht‘s!“ Mit Riesenschritten eilt Schimpfansky von dannen.
„Wo willst du denn hin, Horst?“
„Zum ZDF! Die produzieren so viel Scheiße. Da sollen sich die Arschlöcher gleich eine neue Serie für mich ausdenken!“


Donnerstag, 27. Oktober 2011

PERSIFLAGE AUF DIE PROFIS

                                                           Untertitel: Schimpf & Schrott

Die Profis Cody und Boile, zwei postpubertäre Charaktere in bester Mannesgestalt, kurven in ihrem schmucken Ford Fiesta energisch aber ziellos durch London, das sich in den späten siebziger Jahren noch nicht so übervölkert zeigte wie heutzutage.
Cody gähnt: „Aaaah, manchmal wünsch ich mir gleich zwei Schwänze, um mehr von den hübschen Frauen beglücken zu können.“
„Sag mal kannst du nie was andres denken? Deine sexistischen Sprüche gehen mir langsam auf den Sack!“ entgegnet Boile und dreht das Lenkrad so schwungvoll, dass Cody in der Kurve leicht nach außen geschleudert wird, da das Anschnallen noch nicht Mode war und jede Autofahrt zu einer Art russischem Roulette machte.
 „Und du gehst mir auf die Eier auch wenn du’s Maul hältst! Deine blöden Löckchen erinnern mich an meine erste Freundin, bei der ich keinen Orgasmus hatte.“ giftet Cody unausgeschlafen zurück.
„Ich wette, sie hatte auch keinen bei dir!“
„Hast wohl schon lange nicht mehr deine eigenen Schmerzensschreie gehört, was Kumpel?“ droht Cody ihm unverblümt mit süffisantem Lächeln. "Bist wohl neidisch, weil ich bei den Puppen besser ankomme?"
"Dafür musst du in jeder Folge mehr Prügel einstecken!"
Durch die Funkanlage quäkt eine forsche Stimme: „Achtung Männer! Hier spricht Prowley! Ihr gehört zum CI-Blei, also macht euch auf den nächsten Einsatz gefasst.“
Cody hält sich eine Hand vor Augen. „Der Alte mit seiner belämmerten Butler-Visage geht mir auch aufs Gemächt.“
Boile sieht in kurz streng von der Seite her an. „Etwas mehr Respekt vorm Alter. Dahin kommen wir schließlich auch mal.“
„Leider. Duuu kannst dann höchstens einen faden lahmarschigen Richter darstellen und ich leb in Saus und Braus in den Vereinigten Staaten.“
„Oh ja, in Florida, dem Rentner-Paradies, kannst du dann mit heißen gelifteten und aufgespritzten Omas Golf spielen.“ ätzt Boile, während er zum Mikro der Funkanlage greift. „Hier Boile, worum geht es?“
Prowley keift verärgert: „Ich habe alles gehört, ihr zwei Nulpen! Noch eine solche unverschämte Beleidigung und ich fordere neues Personal an. Jetzt fahrt erst mal mit Vollspeed in den Hyde-Park. Dort soll eine Leiche rumliegen.“
„Was geht uns das an?“ fragt Cody genervt. „Dafür sind doch die Bobbies zuständig. Wir nehmen uns doch nur spezieller Fälle an.“
„Das ist ein spezieller Fall. Es handelt sich bei der Leiche um Prinzessin Anne.“
„Wie schade.“ bemerkt Cody. „Die war zwar nicht mein Typ, aber zur Not hätte ich sie auch besprungen. Nachts bei Dunkelheit, vorausgesetzt kein Mond scheint.“
„Wir sind schon unterwegs, Boss!“ beruhigt Boile den Alten und gibt Vollgas. In einem Affentempo geht es durch die Straßen Londons, die damals noch ohne City-Leitsystem und übermäßig vielen Kameras auskamen.
Im Park bei der Leiche kniet sich Boile neben die Tote, während Cody erkennt: „Das ist nicht Anne. Die Leiche hat zwar das gleiche Pferdegebiss, trägt aber viel hübschere Kleidung als sie.“
„Dann muss wohl ein Strolch die Doppelgängerin von unsrer wunderschön-äh wunderbaren Reiter-Prinzessin erdrosselt haben.“
„Ach Boile, vielleicht hat sie sich auch den Strumpf nur um den Hals geschlungen, weil sie Angina hatte.“
„Cody, du bist nicht nur ein Rüpel sondern auch ein Depp! Der Strumpf passt farblich doch nicht zur restlichen Kleidung!“ meint Boile, erhebt sich und läuft zum Wagen zurück. „Hier Boile! Entwarnung, es ist kein Mitglied des Königshauses.“
Prowleys Stimme ertönt: „Gott-sei-Dank, aber wo Sie schon mal am Tatort rumlungern, lösen Sie den Fall gleich auf.“
„Wird gemacht!“ Langsam kehrt er zur Leiche zurück und ertappt Cody, als er der Leiche unter den Rock schielt. „Du Schwein!“
„Was heißt Schwein, ich checke, ob die Braut ausländische Unterwäsche trägt und fand dabei gleich ihre Autopapiere.“ Stolz zeigt er sie. „Jetzt brauchen wir nur noch den Wagen dazu, und schon haben wir den Mörder.“
„Wieso?“ fragt Boile. „Glaubst du, der wartet im Auto, bis wir ihn verhaften?“
„Nein, aber wetten, der fährt jetzt gleich mit quietschenden Reifen davon und wir brettern mit unserm aufgemotzten Ford hinterher.“
Ein Quietschen ertönt und ein kleiner Wagen fährt ab, als wär die Steuerfahndung hinter ihm her. 
„Wette gewonnen! Äh, um wieviel haben wir eigentlich gespielt?“
„Cody, bist du unter die Hellseher gegangen?“
„Ne, aber ich hab einfach das Drehbuch gelesen. Da steht immer eine Autojagd drin!“
Beide rennen zu ihrem rasanten Gefährt, springen rein und Boile gibt Gas.
Nach circa 5 Minuten halsbrecherischer Verfolgungsjagd quer durch Soho, bei der einige Passanten vom Fluchtwagen überfahren werden, kann Boile endlich den kleinen Mini Cooper überholen und schneidet ihm den Weg ab. Krach!! Der Mini Cooper-Fahrer überlebt den Zusammenstoß mit einer Betonmauer nicht und guckt nun blutüberströmt durch die kaputte Windschutzscheibe.
„So eine Scheiße!“ beklagt sich Cody, „Jetzt kann ich ihm nicht mehr während des Verhörs die Schnauze polieren bis er verreckt.“
„Klappe Cody!“ mahnt Boile. „Es sehen auch Kinder unsere Serie.“
„Ach, meinst du die Racker, die beim intensiven Zusammensein mit einer heißen Braut nach 9 Monaten entstehen, wenn man nicht genug aufpasst?“
„Ebendiese!“ Boile durchsucht den Toten und findet eine Brieftasche. „Da steht, er hieß mal Robby Cullum und war Besitzer einer Doppelgänger-Agentur.“
„Das ist schon das Motiv.“ ahnt Cody. „Er wollte die Puppe mit den neugierigen Zähnen gegen die echte Anne austauschen und so an die königlichen Tantiemen rankommen, der gerissene Hund.“
„Das heißt nicht Tantiemen sondern Apanage, du Trottel!“ verbessert ihn Boile.
„Sei‘s drum.“ erwidert Cody und schnappt sich die Brieftasche. „Jedenfalls war er der Mörder und jetzt ist er hin.“
„So einfach können wir das aber nicht in unsern Bericht schreiben.“
„Was?“ wundert sich Cody. „DU kannst schreiben?“
Boile lässt ihn stehen, geht zurück zum Ford und holt das Mikro raus, um sich dann lässig gegen das Gefährt zu lehnen. „Mr. Prowley? Der Mörder fuhr einen Mini Cooper und kam bei der Verfolgung leider völlig ohne unser Zutun  zu Tode. Es fehlt uns daher das Geständnis. Erbitte weitere Anweisung.“
„Dann fragen Sie noch ein wenig in der Gegend rum.“ schlägt Prowley vor. „Irgendwer wird Ihnen schon irgendwas gestehen. Over!“
Cody kommt mit der Brieftasche des Toten Robby Cullum näher und steckt schnell dessen Bargeld ein. „Wie schnell man als unterbezahlter Bulle manchmal zu Geld kommt. - Äh, Boile, ich hab nachgedacht.“
„Was DU kannst denken?“ wundert sich nun Boile.
„Reiz mich nicht, Lockenköpfchen, sonst wirst du skalpiert! Also, wir könnten in der Doppelgänger-Agentur rumschnüffeln, vielleicht finden wir weitere Prominenten-Doubles, die ausgetauscht werden sollten.“
„Für ne Idee von dir ist das ne gute Idee!“ stimmt Boile zu und beide steigen wieder in ihren Dienstwagen und kurven weiter durch Londons Innenstadt, bzw. die von der Filmcrew für die Dreharbeiten abgesperrten Straßen davon, die ihnen ein flüssiges Weiterkommen garantieren. Bei der Agentur angekommen, empfängt sie eine supertolle blonde Sekretärin in einem knallengen kirschroten Kleid, die beide mit einem umwerfenden Lächeln empfängt. „Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?“
„Da fallen mir auf die Schnelle gleich 2 unseriöse Dinge ein, Süße!“ scherzt Cody. Und leise zu Boile: „Die Kleine gehört schon mir!“
„Klappe, du Schmalspur-Stecher!“ mahnt Boile. „Miss -?“
„Miss Pennyclaywer!“ piepst sie und streckt ihm ihren weiten Ausschnitt mit einem schönen Dekolletee entgegen.
„Ihr Chef wird leider nicht mehr wiederkommen!“
„Schon wieder? Wissen Sie, wie oft mir das schon passiert ist?“
„Nein?“
„Circa einmal! Da war ich in einer Unterwäsche-Boutique beschäftigt und der Chef hatte während des Onanierens einen Herzanfall am Herrenclo des Geschäftes und wurde erst während meines Frankreich-Urlaubes entdeckt.“
„Nein sowas!“ schüttelt Cody den Kopf und tut entsetzt. „Der neue Boss jedenfalls hatte einen kleinen Autounfall mit uns -äh mit einer Mauer wegen uns. Unserm Schlitten ist Gott-lob nix passiert. Wollen Sie ihn nochmal sehen?“
"Den Schlitten?"
"Ne, den Boss! Robby in seinem Fliewatüt, besser gesagt seinem Mini-Spucknapf."
„Hmmm.“ überlegt sie. „Ist er sehr entstellt?“
„Naja, wir wissen ja nicht, wie er vorher ausgesehen hat.“ meint Cody.
„Dann sieh mal in seinem Führerschein nach!“ rät ihm Boile. "Da is meist ein Bild drin."
Cody holt die Brieftasche des Toten aus seiner hinteren Hosentasche und wirft einen Blick rein. „Tja, schöner ist er nicht geworden.“
"Ja." stimmt Boile zu. "Sieht aus wie ein Pavian-Arsch in Verzweiflung."
Cody präzisiert: "Ne Visage wie ein Lexikon: aufschlagen, zuschlagen und immer mal nachschlagen."
„Dann verzichte ich auf ein Wiedersehen.“ winkt die Sekretärin ab. „Is noch was?“
„Ja, kannten Sie die Leute, die hier ein und aus gingen, weil sie jemand Berühmten ähnlich sahen?“ erkundigt sich Boile.
„Machen Sie Witze? Natürlich. Wir hatten für Werbeauftritte einen Prinz Charles, einen Prinz Phillip, sogar eine Queen. Aber die ist uns irgendwie abhanden gekommen! Vorgestern hätte sie für Kretinos Knackarsch-Hämorrhoiden-Salbe werben sollen und kam nicht.“
„Alarm!!!“ schreit Cody. „Der Kerl hat unsre Königin ausgetauscht.“
„Na und? Die hat doch sowieso keine Staatsgewalt. Sitzt nur unnötig auf ihrem protzigen Thron rum und spielt mit ihren Schoß-Hündchen Pfötchen-Geben!“ piepst Miss Pennyclaywer. „Unsere war außerdem viel jünger als die echte Queen. Das erspart dem Steuerzahler das sonst bald nötige Staatsbegräbnis und den aufwendigen Thronwechsel. Außerdem ist sie viel schöner als der Segel-ohrige Charly.“
„Da hat die Kleine nicht unrecht!“ schließt sich Cody ihrer Meinung an. „Und was die beiden Prinzen betrifft, die ziehen wir morgen aus dem Verkehr!“
„Was? Die Echten?“ fragt Boile perplex.
„Nein, du Dussel, die falschen! Denen hängen wir Amtsanmaßung, Verschwörung gegen die Krone sowie Aufstand gegen die öffentliche Ordnung an und dann können wir endlich mal einen feinen Hosenbandorden und einen Adelstitel von der falschen Queen erringen! Vielleicht noch ein großkotziges Landgut in der Nähe von Birmingham.“
„Okay!“ stimmt Boile zu und wendet sich zu Miss Pennyclaywer. „Und Sie müssen wir als Mitwisserin all dieser bösen Taten leider auch verhaften!“
„Wie bitte?!“ empört sie sich und hebt schwungvoll ihre Füße hoch, sodass die fürs herrschende Zeitalter unmodernen metallverstärkten Bleistiftabsätze an ihren Schuhen sichtbar werden. „Ich schiebe dir den einen Absatz unter die Vorhaut, wenn du noch eine hast, und den andern in den Arsch, wenn du mich anfasst!“
„Wau!“ freut sich Cody händereibend! „Das will ich sehen!“
„Die kleine Tippse hat Temperament wie ein Tasmanischer Beutelteufel!“ erkennt Boile. „Während du nach einem Rausch so beweglich bist wie ein Bahnschranken. Und zwar ein kaputter!“
Daraufhin stellt sie ihre Füße wieder auf den Boden und erhebt sich.
„Also gut, wenn Sie mit uns auf einen flotten Dreier gehen, vergessen wir Ihre unehrenhafte Rolle in dem Vertausche-Spielchen!“ schlägt Cody vor.
„Verzichte, bin schon seit meiner Pubertät lesbisch.“ Mit einer eleganten Handbewegung greift sie sich ihr Handtäschchen und stöckelt aus dem Büro.
„Wohin des Weges, du Schöne vom andern Ufer?“ fragt Boile, der ihr mit Cody im Schlepptau auf die Straße nacheilt.
„Wohin wohl. Zur Queen!Wetten, dass sie mich sofort empfängt und begnadigt?“ zischt Miss Pennyclaywer vergnügt und entschwindet majestätischen Schrittes aus ihrem Blickfeld.
„Schätze, die Wette hat das Biest gewonnen.“ murmelt Boile deprimiert. "Womöglich adelt sie die Kuh gleich noch! Und wir zwei gucken ins Rohr!"
„Was machen wir nach Dienstschluss?“ fragt ihn Cody. „Ich hätte da eine heiße Braut mit ihrer geilen Cousine in petto. Die zwei hübschen Käfer wären zu einem flotten Kleeblatt bereit.“
„Ach, ich halte nichts von Glücksbringern. Ich verlasse mich immer nur auf mein helles Köpfchen.“ gibt Boile zur Antwort, steigt in den Ford und fährt ohne Cody ab, der sich mit einer Hand an die Stirn tippt und mit der andern im Schritt kratzt.

Freitag, 21. Oktober 2011

Astrologie am Arsche

Wenn man intellektuell leicht unterbelichtet ist und trotzdem viel Geld verdienen will, wird man am besten Astrolog(in)e oder Wahrsager(in). Meist sind das Leute, denen das Leben übel mitgespielt hat. Krank geboren oder später geworden, vom Vater verleugnet oder von der Mutter zur Adoption freigegeben, von Pflegeeltern misshandelt, vom Ehegespons betrogen, verprügelt oder von einem pfiffigen Heiratsschwindler ausgenommen - der Möglichkeiten schlechte Erfahrungen mit Gott und der Welt, bzw. den lieben Mitmenschen zu machen, gibt es ja leider unzählige. Solch Enttäuschte wenden sich also meistens den Sternen und deren Bahnen zu. Einem miesen Leben einen höheren Sinn einzuhauchen und noch dazu andere davon zu überzeugen, sinnlosen (mitunter selbst  verursachten) Lebenskrisen etwas Gutes abzugewinnen, ist oft die beste Methode, sich vom eigenen Übel abzulenken und dem Kunden den Eindruck zu vermitteln, dessen Pech wäre das für ihn vorausbestimmte Schicksal zum Heile seiner Entwicklung und dem Wachsen der Persönlichkeit förderlich. Man stellt also gewerbsmäßig völlig sinnfreie Berechnungen an, die lebenspraktisch völlig bedeutungslos sind und noch dazu viel Geld einbringen. Teilt den Lebensweg in gewisse Abschnitte ein, die mit den Bahnen unseres Planetensystems korrespondieren. Das heißt zum Beispiel eine Ellipse in Sektoren zu unterteilen, die Häusern in Horoskopen entsprechen sollen und so weiter. Alles so kompliziert wie möglich, damit es nur Eingeweihte verstehen und alles so mystisch wie möglich formulieren, damit man alles darin passend interpretieren kann. Wenn die Sterne sagen, dass es der Betreffende bald besser haben wird, kann das bedeuten, dass er von einer Krankheit genesen wird oder aber auch stirbt. (Wie man in Bayern landläufig sagt, wenn einer stirbt, er hat es sich verbessert.)Wenn Mars mit Saturn im Clinch liegt (heißt: eine Kraft trifft auf Widerstand), kann es bedeuten, dass man einen Karatekampf gewinnt oder dass man mit dem Auto in die Friedhofsmauer donnert. Abkömmlinge dieser Pseudo-Wissenschaft sind Numerologie und Theosophische Addition. Immer wieder ergeben sich dabei Korrelationen zu Ereignissen im Leben des Gläubigen, die kausal nichts miteinander zu tun haben. Fällt die Pendeluhr beim Tod eines geliebten Menschen runter oder bleibt sie stehen, ist das nicht etwa auf eine natürliche Ursache zurückzuführen, wie z.B. Vergessen des Aufziehens der Uhr oder dem heftigen Türen-Zuschlagens in großer Aufregung, sondern den kosmischen Zusammenhängen. Es ist ein Zeichen! Welches? (Dass der Mensch unwiderruflich tot ist, hätte man auch so gemerkt, wäre als Erklärung aber viel zu einfach.)Das dem Trauernden auseinanderzudividieren ist die große und teure Aufgabe solcher Gaukler, die im Mittelalter nicht selten am Pranger oder am Scheiterhaufen endeten. Jedenfalls klingen die ausschweifenden Erklärungen der Hellsichtigen viel bedeutsamer und geben dem Hinterbliebenen den viel gewünschten Eindruck, es gehe nach dem physischen Tod lustig(er) weiter. Und wenn sich erst einige scheinbare Übereinstimmungen im Lebenslauf mit dem Kreisen großer wichtiger Planeten ergeben, können diese Sternendeuter und Glaskugelstierer beim Betroffenen Glücksgefühle heraufbeschwören und jede beliebige Geldsumme lockermachen. Sogar weitreichende Verschwörungstheorien hierauf begründen, oder das Scheitern wichtiger Missionen und das Pleitegehen famoser Firmen enträtseln. Voila! Dazu gibt es x Beispiele: Wenn zwei Männer zur selben Zeit im selben Spital geboren wurden, und später mal grundverschiedene Lebenswege einschlagen: der eine Chirurg, der andere Messerstecher, - liegt das daran, dass der böse Mars grad rückläufig im Haus des Todes logierte, denn dann kommen Männer zur Welt, die gern in lebendes Fleisch schneiden. Der eine beruflich zum Broterwerb und der andere in seiner Freizeit zum Spaße. Und wenn Jupiter zum Geburtszeitpunkt das Prinzip des Königs verkündet, dann kann der grad Geborene einst Firmenchef oder auch Obdachloser werden. Der eine ist dann König der Penunze, der andere König der Penner. Man kann es als Astrologe also nur richtig vorhersehen, man muss es nur genau interpretieren. Die Planeten, Sterne, Trabanten und sogar Kometen geben weitgehend genügend Berührungspunkte zum Schicksal jedes einzelnen. Und hat man genügend Phantasie und diplomatisches Geschick, kann man seinen zahlenden Kunden auch ganz ohne komplizierte Berechnungen ein Horoskop verfassen. Wie zum Beispiel: „Sie sind ein so gutmütiger fleißiger Mensch, dass Sie von missgünstigen Mitmenschen oft ausgenützt werden und sind daher oft großen Enttäuschungen ausgesetzt.“ - Davon fühlt sich sogar ein egoistischer Widerling angesprochen und vortrefflich charakterisiert, denn solche Typen haben oft genug ein total falsches Selbstbild. Diese einfache Methode praktizierte einmal ein Psychologe, um sich etwas nebenher zu verdienen und erhielt dafür sogar zahlreiche Dankschreiben seiner Klienten für sein großes Einfühlungsvermögen. Noch schlimmer sind diese komischen TV-Quasselstrippen, die armen, in Not geratenen Anrufern (Es suchen ohnehin nur Problembelastete in Beruf , Liebe, Gesundheit und Finanzen dort um Rat an), nach langen musikalischen Warteschleifen, zu Wahnsinnspreisen totalen Stumpfsinn verklickern und Durchhalteparolen ins Ohr trompeten. Nach dem altbekannten Motto: Deine Zeit kommt später, mein Sohn (meine Tochter)! Beim langen Gespräch geben sie nach etlichen unnötigen Fragen Binsenweisheiten zum Besten, die altersweis(s)e Omas schon anno dazumals parat hatten und dafür einstmals ausgelacht worden sind. Ein armer Anrufer beklagte sich bei so einem Fernseh-Sesselfurzer, dass er immer in Geldnot wäre. Und das während er eine 0900er-Nummer gewählt hatte! Und der Nepper am andern Ende der Leitung sagte ihm nicht etwa: „Dann hör sofort auf solch sauteure Telefonate zu führen, du Narr, und heuer lieber bei uns als Mitarbeiter an! Dann verdienst du dich an der Blödheit und Leichtgläubigkeit anderer dumm und dämlich, welche von Religion enttäuscht sind und in der Esoterik ihr Heil suchen!“ (Früher war Religion Opium fürs Volk, heut ist Esoterik Placebo für die Massengesellschaft!) Nein, er laberte etwas von schwerem Los und ungünstigem Zeitpunkt und, dass auch wieder bessere Zeiten anbrechen werden. - Fraglich nur, ob der Anrufer diese noch erleben wird.  Aber spätestens im nächsten Leben kann er ja hoffen, diesmal in den richtigen Kreisen zu landen. Also was soll’s! Ich könnte noch stundenlang über diesen gesetzlich leider erlaubten Betrug schreiben, aber ich gebe nur den kurzen guten RAT: Bevor Sie ihr restliches Geld so eine(r)m Schwätzer(in ) in den weit offenen Arsch reinschieben, gehen Sie lieber in eine Konditorei und suchen Sie sich eine köstliche Torte aus. Denn die können Sie sich wirklich selber aussuchen, Ihr Unglück leider nicht, das findet Sie automatisch auch bei einwandfreier Lebensweise. Auf viele Fragen gibt es nun mal keine befriedigende Antwort. Lassen Sie sich nicht mit unbefriedigenden, wie z.B. Seelenwanderung und Wiedergeburt in schlechtere Familie, weil Sie früher mal ein Mörder gewesen sind und so weiter, abspeisen.
Trifft wirklich etwas an Vorhersagen ein, dann höchstens als eine selbsterfüllende Prophezeiung. Denn wenn man einem Menschen weismacht: „Du wirst einen Unfall haben!“ Dann verunsichert man ihn in seinem Unterbewusstsein derart, dass er irgendwann in einem unachtsamen Augenblick tatsächlich einen Unfall bauen wird. Außerdem fahren die meisten Autofahrer immer wieder mal wie eine gesengte Sau und verursachen Unfälle mit vollkommen Unbeteiligten. So einem zum Opfer zu fallen hat nichts mit göttlicher Vorsehung zu tun, dass man sich beispielsweise durch erlittenen Schaden seelisch weiterentwickeln kann oder eine(n) tolle Krankenschwester oder Krankenpfleger trifft, mit dem man den nächsten Lebensabschnitt verbringen kann. Es ist schlicht und einfach Pech! Glück und Pech sind oft nur der Vergleich seiner eigenen Lage mit der eines anderen. Sagt Ihnen ein solcher scheinbar medial Begabter also einen Unfall voraus, dann antworten Sie keck: „Ja, dass ich SIE getroffen hab, war schon ein großer Unfall!“ Solche wichtigtuerischen Typen möchte man am liebsten zwischen die Augen treffen!
Wahrsagen ist eine uralte Tradition: schon vor 2000 Jahren pilgerte eine Römerin zu den Auguren, um das Schicksal ihres Sohnes zu erfragen. "Er wird Senator in Rom!" erfuhr sie zur ihrer Freude. Als er jedoch starb, stapfte sie wutentbrannt zurück und forderte ihren Obolus retour. Der wurde ihr mit der Erklärung verweigert: „Nein Frau, wenn dein Sohn nicht gestorben wäre, wäre er Senator in Rom geworden!“ Auch heutzutage kann man all diese Scharlatane leicht enttarnen. Einer solchen Weissagerin (gewerblich konzessionierte Astro-Tante) wurden von einem TV-Sender die Geburtsdaten von 10 hoch qualifizierten Bewerbern vorgelegt. Wer kriegt wohl den gut bezahlten Job in der Chef-Etage? Natürlich lag die gute Dame nach den 10 Horoskop-Berechnungen  falsch. Während ein neutraler Personalchef und ein unbeteiligter Passant unabhängig voneinander aufgrund der gezeigten Bewerbungsfotos gefühlsmäßig den Glücklichen rausfanden. Hier ein guter Test für eine(n) Wahrsager(in): Schlagen Sie ihr beim ersten Blickkontakt gleich in die Fresse und fragen dann höflich: „Nanu, haben Sie das gar nicht vorausgesehen? Dann sollten Sie lieber schnell den Beruf wechseln, ehe Sie noch gesundheitlichen Schaden nehmen!“

Freitag, 23. September 2011

Aus: Sehr schrullige Short-Stories

Ein zorniges Soldatenlied
(noch unvertontes balladeskes
Gegenstück zu Uhlands
‘Der gute Kamerad’)
Ein kleines Kameradenschwein
schlich sich in unsre Truppe ein
Die schöne Uniform war ihm zu groß,
der Helm wackelte am Schädel bloß
Statt einen Orden zu erwarten,
sollt er in den Kindergarten
Tat, als ob er was Bessres wär,
kritisierte unser stolzes Heer.
Refrain: Du kleines Kameradenschwein,
musst nicht so ein feiner Pinkel sein!
Verriet er Spätheimkehrer nach dem Zapfenstreich
schlugen wir ihn gemeinsam windelweich
Davon wurd’ er nicht gescheiter,
denunzierte immer weiter
Wenn einer über den Spieß schimpfte
oder sich mit Drogen impfte,
Munition stahl zum Handel mit der Unterwelt
oder mit dem Panzer eine Spritztour angestellt
Zum Ärger tapferer Soldaten verraten hat
er kleine Missetaten.
Refrain: Du kleines Kameradenschwein,
musst nicht so ein Petzer sein!
Die Tagwache fing für ihn
ausgesprochen schlecht an
Unser Spähtrupp nahm ihn zur Strafe
ziemlich hart ran.
Wir zogen ihm die Decke über
und hauten mit Gewehrkolben drüber.
Schrie er: Hilfe! Herr Feldwebel!
Stopften wir ihm Socken rein als Knebel.
Feldwebel kam und brüllte rabiat: Burschen!
Regelt euren Mist privat!
Nicht mal geknebelt war er still,
meckerte über unsern harten Drill!
Refrain: Du kleines Kameradenschwein,
musst nicht so ein Schreihals sein!
Kaum genesen rückte an der Wicht,
nur seine neuen Zähne passten nicht
Denn damit konnte er schlecht kauen
und alle Speisen schwer verdauen.
Beschwerte sich über unsern Schlangenfraß,
beschwor herauf des Küchenbullen Hass
Dieser aus Rache in das Essen pisste,
was uns allen den Appetit vermieste.
Wir steckten drum beide grausigen Patrone
gemeinsam in die Gulaschkanone.
Bekamen dafür 3 Tage Bau bei Wasser und Brot,
wurden böse und vor Wut rot!
Refrain: Du kleines Kameradenschwein,
musst nicht so ein Feinspitz sein!
Wir rammten ihm das eiserne Osterei
grinsend in sein Kreischemaul hinein
Zogen flugs ab den Sicherungsring -
Deckung nehmen, Wumms! War er hin.
Lachten über Stückelein,
welche wir von ihm geborgen
Aus unserm Kameradenschwein
wäre nie ein Held geworden!
Ganz zerstreut lag er herum,
wirkte auch im Tod noch dumm.
Refrain: Du kleines Kameradenschwein
musst nicht so ein 3-D-Puzzle sein!
Verscharrten ihn im Schützengraben,
heilfroh ihn endlich loszuhaben.
Doch dann probten wir den Ernstfall,
es schlug ein mit großem Knall!
Unser Unglück nahm seinen Lauf,
als er tauchte stückchenweise wieder auf.
Ziemlich verändert zwar,
doch immer noch erkennbar
War unsrer Führung klar,
wer an seinem Schicksal schuld war.
Refrain: Du kleines Kameradenschwein,
musst nicht so eine Filzlaus sein!
Ihn haben sie ins Ehrengrab gebracht,
und uns wurde der Prozess gemacht.
Nun sitzen wir im finstren Loch,
lang nach seinem Tode immer noch
quält uns das Kameradenschwein,
sucht uns sogar in Träumen heim
Zusammengeflickt wie eine Fetzenpuppe,
winkt er höhnisch nachts der Truppe!
Refrain: Du kleines Kameradenschwein,
musst nicht so ein Zombie sein!
Außer Schlaf fürchten wir nun das Sterben,
wollen nicht erneut seine miese Gesellschaft erben,
die uns einst hat so bedrückt,
dass wir haben ihn verhackstückt!
Können bei Gott nicht um Vergebung fleh’n,
weil wir ihn sonst im Himmel wieder seh’ n!
Denn schlimmer als der Hölle Pein,
ist unser lausiges Kameradenschwein!
Refrain: Du kleines Kameradenschwein
lass uns doch endgültig allein!!!
(Inspiriert durch kurzweiliges Gespräch mit einem
Grundwehrdiener)