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Dienstag, 29. November 2011

Erschöpfende Auskunft

An einem nebligen Novembertag führt der rüstige Pensionist Herr Ludl seine Dackeldame Lolo auf der Landstraßer Hauptstraße Gassi. Plötzlich wird er von einem bärtigen Herrn mit umgehängter Kamera, offensichtlich ein Tourist, angesprochen und mit einer einfachen Frage behelligt. Noch weiß der Fremde nicht, dass er gleich viel mehr erfährt als er eigentlich wissen wollte.
„Entschuldigen Sie, mein Herr, ich komme aus der Schweiz und kenne mich hier nicht aus, könnten Sie mir sagen, wie ich zum Hundertwasserhaus komme?“
Herr Ludl misst den Schweizer von Kopf bis Fuß und entgegnet dann: „Sie sind heute schon der Zweite, der mich das fragt. Der erste war ein Japaner. Kommen’S mit!“ Mit einer lockeren Handbewegung deutet er dem Touristen an, ihm bis zur nächsten Straßenecke zu folgen und gestikuliert dann wild. „Sie müssen dort runter gehen bis zur ersten Querstraße, dann rechts abbiegen und auf der linken Seite so lange gehen, bis zur Löwengasse kommen. In die biegen Sie links ein und gehen ein Stückerl vor, kapito?“
„Ja- äh, danke!“ Schon will er entfleuchen, wird aber von Ludl am Ärmel seines Mantels festgehalten.
„Sagen Sie, warum wollen’S ausgerechnet zum Hundertwasser sein Haus? Schauen Sie sich lieber den Stephansdom an, der ist doch viel schöner!“
Irritiert entwindet sich der Herr dem eisernen Griff und antwortet: „Den kenne ich schon. Das Hundertwasserhaus habe ich noch nie gesehen, oder? Nur auf einem Foto.“
„Na also, dann brauchen’S doch nimmer hingehen.“ meint Herr Ludl.
„Es interessiert mich aber sehr!“ insistiert der Schweizer uneinsichtig.
Verständnislos fragt Ludl nun: „Wie kann einem so ein Blödsinn interessieren? Nur weil’s bunt ang‘strichen ist wie der erste Waggon von der Grottenbahn im Wurschtelprater? Der Hundertwasser ist doch ang‘schütt‘!“
„Was ist er?“
„Na plemplem!“ verärgert deutet sich Ludl an den Kopf, sodass die Feder auf seinem Tirolerhut wackelt. „Der alte Depp kann doch überhaupt nicht malen, der Schmierfink. Dem seine Bilder schauen doch aus, wie wenn’s ein 5jähriges Kind kraxelt hätte. Mein Enkerl, die Sabine, kann viel schöner malen wie der und die ist erst viereinhalb. Aber die kann kein Geld dafür verlangen und der Hundertwasser verdient sich deppat mit seinem Schmarren!“
„Er malt eben abstrakt, oder? Mit gefällt es! Und das Haus hat eine außergewöhnliche Architektur.“
Ludl schüttelt den Kopf: „Und des g’fallt Ihnen? Na, Sie passen grad schön zu ihm. Da müssen’S dann noch in die Müllverbrennungsanlage Spittelau, weil die hat er auch gebaut um ein Schweinegeld von uns Steuerzahlern. Die schaut genauso aus wie das Haus!“
„Ach? Und wie komme ich dorthin?“ erkundigt sich der Schweizer.
„Mit’n Taxi! Zum Gehen ist’s zu weit!“ stellt Ludl indigniert fest. „Zum Glück ist der ja schon lang hin. Das ist wirklich die einzige Gerechtigkeit auf Gottes verfluchtem Erdboden, dass jeder sterben muss! Ob er will oder nicht. Und der Hundertwasser hat ganz bestimmt nicht sterben wollen, wo er doch so leicht zum Geld gekommen ist! Und das, was er nicht können hat, hat er ja noch dazu abgekupfert, und zwar vom Gaudi! Fahren’S nach Barcelona und schauen Sie sich die Sagrada Familia an. Das ist eine schöne Kirchen, 100mal schöner als des Haus vom Hundertwasser, der alten Sau! Die hat doch tatsächlich in die 60er-Jahre an der Uni öffentlich auf einen Tisch geschissen! So wird man was in Österreich, indem man sich nix scheißt und auf alle scheißt! Und die andre alte Sau, dieser Nitsch ist auch so ein Ferkel. Wälzt sich bei Mysterien-Spielen im Dreck und schütt‘ Blut an die Wand, behauptet, das is Kunst und alle Trotteln glaubens und kaufen ihm wie wild den teuren Scheißdreck ab!“
„Ja, vielen Dank auch!“ sagt der nun etwas eingeschüchterte Herr.
„Da gibt’s ja noch so einen Saubären, wie heißt denn der noch g‘schwind?“ fährt Herr Ludl unbeirrt fort. „Ah, ja! Fuchs heißt der Hund! Der malt zwar ein bisserl schöner, führt dafür aber ein Leben, dass einer Sau graust! Is mit weit über 80 noch immer geil, hat 20 Kinder von 50 Weibern und lässt sich jetzt von seiner 7ojährigen Frau scheiden, weil’s ihn vor zig Jahr einmal mit sein Sohn betrogen hat. Taucht aber einen Tag nach der Verhandlung bei ihrem Geburtstagsfest auf, samt dem verreckten Hundsbuben, der sein Vatta mit der Stiefmutta betrogen hat! Und so eine beklopfte Reporterin bezeichnet diese Charakterlosigkeit in einer Gratis-Zeitung noch als menschliche Größe, so ein Bledsinn! Charakterlos- oder täten Sie nach so einem miesen Betrug noch mit Ihrer zukünftigen Ex-Frau feiern?“
„Ähh…nein!“ hofft der Schweizer, die richtige Antwort gegeben zu haben, und sieht nun etwas ratlos aus.
„Na eben!“
„Ja-äh...und wie komme ich jetzt nochmal zu dem Haus?“
„Zissss!“ Ludl traut seinen Ohren nicht. „Sind Sie schwer von Begriff? Ich hab’s Ihnen doch grad erklärt! Der Japaner war gescheiter wie Sie!“
Des Schweizers Miene verfinstert sich. „Sie sind sehr unfreundlich!“
„Was ich bin unfreindlich??!!“ wiederholt Ludl entrüstet. „Mir scheint, Ihr Hirn hat genauso viele Löcher wie ein Emmentaler! Schauen’S dass weiterkommen, Sie undankbares Subjekt, sonst hetz‘ ich mein scharfen Hund auf Sie!“ Auf einen kurzen Leinenruck knurrt Lolo zornig.
„Ja, knurr ihn nur an, Lolo, den undankbaren Fetzenschädel! Aber so sind die Schweizer!“ schimpft Ludl lautstark. „Schicken andre in den Krieg und in die EU, diesen Nepp-Verein, leben selber aber wie die Made im Speck! Nach dem 2. Weltkrieg wollte Vorarlberg zur Schweiz dazu, aber die haben’s glatt abgelehnt! So eine Frechheit, anstatt, dass‘ froh g’wesen wären, so ein schönes Bundesland dazu zu kriegen. Aber neiiin! Jetzt müssen die armen Vorarlberger weiter im blöden maroden Österreich ausharren, anstatt in der reichen Schweiz! Die sind ja deppat, die Österreicher. Die nehmen alles auf. Jedem Parasiten, der sich’s in seiner Heimat verscherzt hat oder nicht kämpfen will, wie einst unsre Ahnen, und jetzt aus alle Himmelsrichtungen zu uns strömt und bei uns gemütlich schnorren will, geben’s Asyl! Ich weiß nicht, wer das Asyl erfunden hat, aber der g’hört einen Kopf kürzer gemacht. So wie Sie, Sie undankbarer Hundling! Hauen’S Ihnen über die Häuser und fragen’S mich ja nie wieder was!“
Der Herr eilt schleunigst davon, als wär die Steuerfahndung hinter ihm her.
„JAAA! Schleich dich, aber schnell, obwohl ihr Schweizer ja so langsam seid! Außer beim Geldverdienen, da schlagt ihr alle! Und beim Kapital-Unterschlagen! Wenn auf einem Nummerkonto 10 Jahr keine Bewegung ist, zieht ihr geldgierigen Affen das ganze Geld ein! Das möcht ich auch können! Leg dich nieder und krepier!“ Zu Lolo meint Ludl etwas ruhiger: „Die Touristen haben alle z‘viel Geld und einen Klamsch!“




Dienstag, 15. November 2011

Persiflage auf TATORT

Untertitel: Ruhrpott-Rambo rüpelt rum

Auf dem Kommissariat Duisburg isst Kommissar Schimpfansky grade eine Currywurst. Die Beine hat er locker am Schreibtisch liegen und bekleckert sich eben mit roter Soße die abgetragene graue Jacke. „So eine SCHEIIIISSSE!“
Sein Kollege Spätzchen, der immer ein wenig mit holländischem Akzent spricht, taucht in dem kleinen Büro auf und kritisiert ihn: „Musst du immer so fluchen. Der arme Kollege Spanner hat schon einen Herzinfarkt wegen dir erlitten. Willst du mich auch noch ins Grab bringen?“
„Mann! Sieh dir doch diese Scheiße an.“ schimpft Schimpfansky und wischt mit einer Hand den roten Fleck auf der Jacke noch tiefer ins Gewebe ein.
„Wozu haben wir die Spurensicherung?“ fragt Spätzchen und setzt sich an den Computer. „Die haben sicher irgendein Mittel, mit dem du deine Scheiße wegbekommst.“
„Ach ich scheiß drauf!“ antwortet Schimpfansky.
„Jetzt siehst du aus, als wärst du verwundet. Vielleicht erregst du so bei den Verbrechern Mitleid!“
„Pass bloß auf, dass du nicht bei mir Wut erregst, Spätzchen! Sonst verscheißt du’s dir mit mir und es gibt einen Tritt ins Spätzchen!“ warnt Schimpfansky und nimmt die Zeitung zur Hand. Nach kurzer Zeit des Lesens gibt er wieder Laut von sich: „So eine Scheiße! C&A hat die gleiche Jacke wie ich um 50 Euro nur in kleinen Größen!“
Spätzchen kommt mit einem Computerauszug in der Hand näher und sieht Schimpfansky unverwandt an.
„WAS?“ fragt ihn dieser gereizt.
„Hast du ein Herpesbläschen auf der Oberlippe oder hat dir einer wieder aufs Maul gegeben?“
„Nein, ich hab versucht, mir den Bart zu stutzen und mich geschnitten, verdammte Scheiße nochmal!“ gibt er widerwillig zu und schwingt die Beine zu Boden. „Hast du den Speiseplan der Kantine gelesen? Immer dieselbe Pampe mit Gammelfleisch, davon krieg ich BSE: brutale Scheißerei eimerweise!“
Verlegen reicht ihm Spätzchen den Auszug. „Sieh mal, die Kollegen aus Holland schicken uns eine Fahndung nach einem Drogenboss, der sich in Duisburg aufhalten soll.“
„So eine Scheiße! Sollen die Penner doch ihren Scheiß allein machen!“
„Horst! Wir müssen dem nachgehen. Die Adresse steht schon drauf, du brauchst nicht mal mehr selber nachforschen.“
„So eine Scheiße! Glauben die, ich bin zu blöd, um einen Scheiß-Drogendealer aufzuspüren?“ Übellaunig reißt er Spätzchen das Papier aus der Hand und wirft einen kurzen Blick drauf. „Scheiße, das ist ja mein Kumpel, mit dem ich immer Billard spiele. Den kann ich nicht verhaften!“
„Du findest sicher einen andern Billardpartner.“
„Nein, verdammte Scheiße, so einen, der immer gegen mich verliert, finde ich nicht mehr so schnell!“
„Meinst du nicht, er hat dich absichtlich gewinnen lassen, damit du ihn im Ernstfall nicht so schnell an die Kollegen auslieferst?“
„So eine SCHEISSE! Darauf bin ich gar nicht gekommen. Also los, bringen wir‘s hinter uns!“
Auf der Fahrt zum Dealer überfährt Schimpfansky beinah eine Frau, die einen Kinderwagen vor sich herschiebt und bremst mit quietschenden Reifen. „So eine Scheiße! Kann die Mutterkuh ihr Kalb nicht woanders Gassi-führen?“
„Horst, nun halt endlich den Rand, du hast heut schon mindestens 17mal Scheiße gesagt!“
„25mal! 6mal daheim und 2mal warst du grad nicht im Büro, aber ich zähl nicht so genau mit!“ Griesgrämig fährt er weiter und hält an einer roten Ampel. Genervt fummelt er eine silberne Trinkflasche aus seiner Jacke und genehmigt sich einen großen Schluck aus ihr. „Aaaahhh!“
„Da ist sicher kein Alkohol drin?“ fragt Spätzchen besorgt.
„Ne, du Nulpe! Tannenzapfensirup! Wusstest du, dass mein Vater selig diesen Flachmann schon im Krieg hatte? Mitten im Gefecht in Stalingrad traf ihn eine russische Kugel und prallte davon ab!“ berichtet er nicht ohne Stolz.
„Ach, dann hat ihm das Fläschchen  das Leben gerettet?“
„Nicht so ganz, denn die Kugel prallte zwar ab, wurde aber aufwärts gelenkt und fuhr ihm durch die Nase direkt ins Hirn rein! Seither trag ich ihn als Glücksbringer!“ Mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal fährt er schon bei Gelb in einem Affentempo los und kichert in sich rein.
„Glück?“ Spätzchen sieht ihn fassungslos von der Seite an.
„Klar! Stell dir vor, die Kugel wär nach unten abgelenkt worden und hätte dem geilen Bock sein Sexleben ruiniert!“
„Jetzt ist mir einiges klar!“
„Das wär das erste Mal, dass dir schrumpligem Holländer irgendwas klar ist!“ höhnt Schimpfansky und hält an der betreffenden Adresse. „So eine Scheiße! Jetzt krieg ich den Sicherheitsgurt nicht auf. Das ist Scheiß-Sabotage!“
Spätzchen hilft ihm aus dem Auto. „Du bist einfach zu ungeduldig.“
„Und du bist zu lahmarschig!“
„Ach, andere haben Krebs, ich hab dich als Kollegen.“ stöhnt Spätzchen.
Sie gehen gemeinsam in den zweiten Stock einer miesen Abbruch-Bude und klopfen nacheinander an die Tür.
„So eine Scheiße, jetzt ist dieser Sülzkopf nicht daheim.“
„Vermutlich ist er wohl daheim, öffnet aber die Türe nicht!“
„So eine Scheiße! MACH AUF, VERDAMMTE SCHEISSE NOCHMAL!!“
Kurze Pause, es rührt sich nichts. Schimpfansky nimmt Anlauf und rennt gegen die Tür, prallt ab, taumelt einige Schritte zurück und verzieht schmerzerfüllt den Schnauzbart. „Scheiße! Jetzt hab‘ ich mir die Schulter geprellt!“
„Sei doch froh, dass es nicht der Kopf war, wie bei deinem Vater selig.“ Spätzchen holt aus seinem Anzug eine Kreditkarte und öffnet damit die Tür.
„Naja, mit Gewalt…“ meint Schimpfansky abfällig.
Beide gehen rein und entdecken den Drogendealer mit einer Riesenschußwunde auf der Brust am Boden liegen.
„Scheiße! Jetzt wir sind zu spät gekommen. Der ist so tot wie ein Türnagel!“
„Reg‘ dich doch nicht so auf. Das erspart uns die weitere Verfolgung, wir schreiben einen Bericht und mailen den Kollegen in Holland, dass sie den Akt schließen können.“
„Ja scheiße nochmal, glaubst du, die wollen nicht wissen, wer ihn kalt gemacht hat?“
„Nein. Die sind froh, dass es einen Dealer weniger gibt.“
„Ah! Na dann, gehen wir. Aber ruf die Spurensicherung, vielleicht finden die noch raus, dass er Komplizen hatte, die bei uns auf der Fahndungsliste stehen.“
„Gute Idee, Horst. Und nicht mal Scheiße hast du in dem Satz gesagt.“
Da stolpert Schimpfansky und fällt kopfüber die Treppe runter.
„Ist dir was passiert, Horst?“ fragt Spätzchen schnell.
„SCHEISSE!“
„Zu früh gefreut.“
„Komm runter und hilf mir hoch, verdammte Scheiße nochmal!“
Spätzchen eilt ihm zu Hilfe und stellt ihn wieder auf die Beine. „Geht’s wieder? Oder soll ich Verstärkung rufen?“
„Red keine Scheiße! Ich lös den Fall auf jeden Fall allein! Ist was Persönliches.“
Wie betrunken torkelt er aus dem Haus und wankt zum Auto, erspäht einen Zettel hinter den Scheibenwischern und schreit: „Scheiße! Welcher Uniform-Bulle gibt mir da ein Knöllchen?“
Spätzchen sieht sich den Zettel an und erklärt: „Das ist kein Strafmandat, sondern eine Nachricht. Da steht: Fahren Sie nach Holland, dort finden Sie den Mörder.“
„Scheiße, was soll ich bei den Glashaus-Gammelgemüse-Lieferanten? Warum schreibt der Sülzkopf nicht einfach den Namen des Mörders auf?“
„Du willst also nicht nach Holland fahren?“
„Nein! Ich hab doch keinen Pass, Scheiße nochmal!“
„Eine Chance haben wir noch, wir könnten doch den Mörder an der Grenze hopp nehmen. Der Tote war noch warm, also kann er nicht weit gekommen sein.“ kombiniert Spätzchen.
„Ja aber wir wissen doch nicht, wie die brutale Sau aussieht!“
„Wie soll so einer schon aussehen, miese Visage und teure Kleidung.“
Erfreut steigt Schimpfansky ein. „Also schön, versuchen wir’s! Aber dalli, ich hab Weihnachten was vor!“
Spätzchen holt aus dem Handschuhfach die Leuchtreklame heraus und mit großem lauten Tatütata geht es in einem Affenzahn über die Autobahn Richtung Grenze dahin.
„Horst, ich fürchte, du fährst Richtung polnische Grenze, wir müssen doch aber nach Holland!“
„SCHEISSE!!!“ Schimpfansky fährt die nächste Abfahrt runter und sucht die Auffahrt in die entgegengesetzte Richtung. „Scheiße, ich finde die verfluchte Auffahrt nicht.“
„Soll ich fahren?“
„Nein, da vorn ist sie ja!“ krächzt der vom Fluchen schon heisere Schimpfansky und fährt die Abfahrt rauf. „So eine Scheiße, lauter Geisterfahrer. Schreib dir die Nummern auf, die zeigen wir alle an!“
„Horst, ich wage es gar nicht zu sagen, aber du-“
„SCHEISSE!“ brüllt er und wird von einem silbergrauen Porsche beim Ausweichmanöver so gerammt, dass er sich in die richtige Fahrtrichtung dreht. Automatisch nimmt er dessen Verfolgung auf.
„Warum verfolgst du den Sportwagen, immerhin hat er doch richtig reagiert.“
„Ich hab so ein Gefühl, du, der könnte unser Mann sein!“ murmelt Schimpfansky. „Ich hab sowas im Urin. Jetzt ist er fällig.“
„Aber der fährt doch Richtung Polen. Unser Informant schrieb doch-“
„Einen Scheißdreck hat der Penner geschrieben. Sollte mich nicht wundern, wenn der Mörder selbst uns einen falschen Tipp gegeben hat.“
„Das wäre bei seiner kriminellen Veranlagung durchaus möglich.“ erkennt Spätzchen. „Findest du nicht auch, dass das Verbrechen überall zunimmt?“
„Na Gott-sei-Dank, sonst wären wir doch arbeitslos, du Trantüte!“
„Ja, aber fragst du dich nie warum das so ist?“
„Ne!“
„Ich mich schon. Wahrscheinlich, weil in Zeiten radikaler Individualisierung und Selbstermächtigung schwer ein Konsens zu finden ist.“ sinniert Spätzchen.
„Was philosophierst du da für eine Scheiße daher?“ fragt Schimpfansky rüde. „Willst du dich gar in den Vordergrund drängen? Das ist zwecklos, denn ICH bin und bleibe der Beliebtere von uns!“
„Ich wollte nur die Zeit der Verfolgung totschlagen.“ beteuert der Kollege.
„Ich will lieber den Mörder totschlagen. Das ist der gravierende Unterschied zwischen uns, du Gehirnakrobat!“
In wilder Fahrt preschen die beiden Kontrahenten bis zur Grenze dahin.
„Jetzt muss der Flüchtende gleich halten.“ hofft Spätzchen.
„Scheiße, er fährt weiter ohne anzuhalten und hat noch dazu den Grenzbalken durchbrochen.“ kommentiert Schimpfansky das Geschehen. „Typisch für Gewalttäter.“
„Hm, der könnte doch etwas mit unserm Mord zu tun haben.“ glaubt nun auch Spätzchen.
„Endlich begreifst du Sülzkopf!“ sagt Schimpfansky und bremst. Kurz zeigt er den Grenzbeamten seinen Polizeiausweis und fährt dann weiter.
„Kannst du eigentlich polnisch?“ fragt ihn Spätzchen.
„Neee! Ich kann nichtmal richtig deutsch! Da! Er wird langsamer! Der Scheißer hat eingesehen, dass er gegen mich keine Chance hat.“
„Nein Horst, ich glaube, der hat kein Benzin mehr.“
Tatsächlich flüchtet der Porschefahrer zu Fuß weiter in ein Wäldchen.
„Scheiße, da können wir mit dem Wagen nicht rein.“ erkennt Schimpfansky und springt aus dem Auto, um die Verfolgung aufzunehmen.
Spätzchen kommuniziert derweil streng nach Dienstvorschrift mittels Funk an die Kollegen alle bisherigen Fakten.
Nach kurzer Hetzjagd kann Schimpfanksy den Porschefahrer am Kragen seines Designer-Anzugs packen und wirft ihn zu Boden. Dann zieht er die Dienstwaffe.
„Gib auf, du Wixer!“
„Haben Sie überhaupt einen Waffenschein?“ fragt der Unterlegene.
„Schnauze! Sag mir lieber warum du den armen holländischen Drogendealer ausgeknipst hast.“
„Ich weiß nicht wovon Sie sprechen. Ich bin Geschäftsmann und-“
„Ein Scheißkerl bist du! Fährst Porsche und spuckst große Töne. Vergiss nicht, dass wir hier allein sind. Kein Scheiß-Anwalt, der dich wieder rauspauken kann. Nur du und ich. Wenn du nicht gestehst, blas ich dir dein Scheißhirn aus deiner Birne, ehe du auch nur Piep sagen kannst.“
„Also gut, ich gestehe, dass ich den holländischen Drogendealer erschossen habe. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ein unter Druck erzwungenes Geständnis vor Gericht ungültig ist.“
„Aha, du Flitzpiepe machst den Job wohl nicht zum ersten Mal, was?“
„Ich bin öfters in Duisburg und kenne daher die Leute dort. Alle sind schlecht drauf und schimpfen über jede Kleinigkeit.“
„Hör mal, du Sülzkopf, ein Mord ist bei uns keine Kleinigkeit. Und jetzt steh auf und lass dir von mir die Handschellen anlegen, sonst mach ich dich alle!“
Wie befohlen steht der Porschefahrer auf und legt seine Hände nach hinten, um Schimpfansky das Anlegen der Handschellen zu ermöglichen.
„Scheiße, jetzt habe ich die verfluchten Handschellen nicht dabei. Aber du Hackfresse kommst auch so mit, oder?“
„Natürlich, denn ich habe ja nichts zu befürchten. Sie waren es, der mir auf meiner Seite der Autobahn entgegen kamen und mich mit voller Absicht durch den Grenzbalken gehetzt haben.“
„Scheiße, glaubst du Ficknase vielleicht, du kannst mir aus meinem kleinen Missgeschick einen Strick drehen, du Nulpe?“
„Ich nicht, aber mein Anwalt!“
„Schnauze!“ Wutentbrannt schlägt ihn Schimpfansky mit dem Knauf seiner Dienstpistole auf den Hinterkopf, worauf der Geschäftsmann tot umkippt.
„SCHEISSE! Jetzt stirbt dieses Arschloch auch noch, bevor ich‘s verhören kann!“
Spätzchen ist in Sorge um seinen hitzigen Kollegen aufgetaucht und fragt unschuldig: „Was ist denn passiert, Horst?“
„Eine furchtbare Scheiße ist passiert! Der ist mir faktisch unter den Händen krepiert, der Schweinekopf!“
Spätzchen durchsucht ihn und findet seine Brieftasche. „Das war Abrominsky, ein russischer Drogendealer, dem wir nie etwas beweisen konnten. Wir kannten nicht mal sein Gesicht. Das hat er sich erst kürzlich von einem deutschen Schönheitschirurgen verändern lassen.“
„Toll!“ freut sich Schimpfansky. „Dann ist er doch nicht ganz umsonst verreckt, äh- unschuldig abgekratzt mein ich. Jetzt brauchen wir nur noch den holländischen Kretin zu finden, der meinen Billard-Kumpel aufm Gewissen hat und wir können gleich 2 Akten erfolgreich schließen.“
„Tut mir leid, aber für den Russen haben wir keinen Haftbefehl. Außerdem ist er auf Polens Staatsgebiet gestorben. Und der Holländer ist inzwischen über alle Berge.“
„SCHEISSE! Unsere ganze Arbeit ist immer für Arsch und Friedrich! Ich geh‘ auf Urlaub!“
„Ach, ich glaub‘ es ist besser, du beantragst gleich deine Pension!“
„Dann krieg ich doch viel zu wenig Zaster.“
„Mach es doch wie Matula aus ein Fall für Zwei. Werde Privatdetektiv.“
„Glaubst du, ich ärger mich privat auch mit Scheiß-Kriminellen rum?“
„Nein, wie dumm von mir, also dann-äh-“
„Ja ÄH! Du kannst auch nur Scheiße von dir geben. Mir reicht‘s!“ Mit Riesenschritten eilt Schimpfansky von dannen.
„Wo willst du denn hin, Horst?“
„Zum ZDF! Die produzieren so viel Scheiße. Da sollen sich die Arschlöcher gleich eine neue Serie für mich ausdenken!“