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Samstag, 16. März 2019

Privat

Einem Leserbrief in der Presse am verwichenen Sonntag entnahm ich, dass eine Frau DDr. Kleemayr am Straflandesgericht Zi. 4023 Akteneinsicht nahm und während ihrer eineinhalb-stündigen Anwesenheit Zeuge rein privater Unterhaltungen der Beamtinnen untereinander oder am Telefon wurde. In derselben Zeit, so mokierte sie sich, müssten Angestellte in einem normalen Betrieb mindestens 30 Seiten nach Diktat schreiben, aber für das Geld des Steuerzahlers dürfe man sich keine (Mehr-)Arbeit erwarten. - Tja, liebe Fr. DDr., das denke ich auch. Vor allem in unserer heutigen Zeit der Schamlosigkeit in aller Öffentlichkeit die privatesten Dinge lauthals zu diskutieren, ist so eine Plauderstunde in einer Amtsstube lang keine Seltenheit mehr. Allerdings habe ich in meiner Bürozeit erleben müssen, dass es auch nicht selten vorkommt, dass Angestellte, wenn sie allein sind, ebenso wenig leisten, als zu zweit oder dritt. Eine Schreibkraft, die ich persönlich kannte, schrieb in einer Zigarettenlänge gerade mal einen Schimmelbrief, also füllte an der Schreibmaschine ein vorgedrucktes Formular - mühevollst - aus. Und als ich mal ins Nachbarsbüro mit einem Poststück kam, haben mich die in private Gespräche vertieften Bürodienerinnen gar nicht bemerkt. Sie sprachen u.a. von den Verhältnissen, die gerade im Betrieb kursierten, ihren Urlaubserlebnissen - manchmal recht lustig - und ihren Eheproblemen. Allein damit hätte ich mehrere Bücher füllen können, doch dank meiner Fantasie steht darin Bewegenderes. Das erinnert mich an den Witz vom Beamtenmikado: wer sich zuerst bewegt, hat verloren.

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