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Montag, 22. Oktober 2012

Vom Zwang und Drang

Wer vorige Woche Zeitung las, wird sich über einen Artikel gewundert haben, der da lautete: Einbrecher zwang Oma mit ihm zu fernsehen. –Bei der Programmgestaltung mancher Sender ein wahres Martyrium. Dabei kamen bei mir sofort zahlreiche unliebsame Erinnerungen hoch, an all die Zwänge, denen ich im Leben bisher unterworfen war. Ein wahres Schreckensszenario! Ich rede jetzt gar nicht vom Zwang einer höheren Macht, die mich ungefragt auf einen verpesteten ausgebeuteten Planeten in eine sehr arme Familie gebar und mich mit völlig unpassenden Verwandten zusammen gewürfelt hat, gegen die Klingonen die reinsten Goldengelchen sind. Aber dann ging’s Schlag auf Schlag! Eine schwere Geburt, nach welcher mich ein brutaler Arzt mit einem Schlag auf den Rücken aufschreiend zum Atmen zwang. Man zwang mir einen Dutzend-Namen auf, der mir bis heute nicht gefällt! Man zwang mich in kitschige kratzende Wollhäubchen, die meinem noch kahlen Babyköpfchen Unannehmlichkeiten bescherten- wieder ein Schlag, nämlich Ausschlag! Man zwang mich in eine unkleidsame Windelhose, obwohl ich schon so intelligent war, gleich auf’s Töpfchen gehen zu können. Man zwang mir von lästigen Verwandten aller Grade schmatzende Küsschen auf und idiotische Gutschi-Gutschi-Sprüche! Man zwang mich, eine widerliche Pampe von eingemachtem totgekochten Gemüse aufzufuttern. -Wieder ein Fall für den Arzt: Brechdurchfall! Man zwang mich zum Friseur, wo mir eine Plem-Plem-Prinz-Eisenherz-Frise verpasst wurde. Erziehung ist eigentlich ein einziger Zwang, mit gefährlicher Drohung und Erpressung gewürzt. Vom Zwang in eine öffentliche Schule zu gehen und mich dort mit verhaltensoriginellen Mitschülern rumzuärgern, will ich gar nicht lang berichten. Aber vom Zwang, mit der rechten statt der linken Hand zu kritzeln schon!! Bei Zuwiderhandeln drohte man mir mit dem Daumenabschneider aus dem Struwwelpeter! Furchtbar!! Jahre später zwang man mich, einen ungeliebten Beruf zu ergreifen, bei dem ich mit bekloppten Kollegen(+innen), sekkanten Kunden und einem cholerischen Chef konfrontiert war („WAS HABEN SIE JETZT SCHON WIEDER FALSCH GEMACHT???!!!“). Oh Jammer, Graus und Schrecken, nur hinweg von diesem Flecken! Vom Zwang, Steuer zahlen zu müssen und unfähige Politiker zu ertragen, brauch ich wohl nicht erzählen. Vom Zwang bei der kleinsten Verkehrsverfehlung, wie Falschparken und Schnellfahrens, eine saftige Strafe löhnen zu müssen, auch nicht. Dann zwang mich chronischer Geldmangel in eine miese Gemeindewohnung, die einer Hühnerbatterie gleicht. Leider gibt es noch keinen Menschen-Schutzverein, der diesem Missstand Abhilfe schafft! Bei all diesen äußeren Zwängen folgen dann die Zwangsvollstreck-äh Zwangsvorstellungen, andere TÖTEN ZU MÜSSEN!!! Mit Müh und Not hab ich diesen immer wiederkehrenden inneren Zwang, der den Drang zum Amoklauf auslösen kann, in einen Schreibzwang umgewandelt. Nun zwingen meine flinken Finger die Tastatur des Computers, eilig Buchstaben aufzuschreiben, welche das ganze schreckliche Ausmaß meines bisherigen aufgezwungenen Lebens dokumentieren und dem Leser ab und zu ein Lächeln abzwingen. Schade, dass ich niemand dazu zwingen kann, meine Bücher zu kaufen! Das wär mal ein angenehmer nützlicher Zwang.

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