Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Der gute Ton

Gestern sah ich in den Nachrichten einen Bericht über einen Taxilenker, der bei einem Überfall von einer Mädchen-Gang mit einer Hundeleine fast erwürgt worden wäre. Er beschrieb seine Peinigerinnen als hübsch und zierlich. (Ja, außen hui und innen pfui! Leider kenne ich zu viele solcher Typen) Da sagt Volkes Stimme doch gleich erzürnt: Weg mit denen in Putins sibirisches Straflager, anstatt der Pussy Riot! Oder: Schade, dass die 3 Grazien nicht dem Breivik vor die Flinte gelaufen sind! Der hat leider die Falschen erschossen!
Dem Reporter erzählte der arme Taxifahrer nun folgendes: „Die Dame rechts neben mir hat zur Dame hinter mir gesagt: jetzt bist du dran! Dann hat mir die Dame von hinten eine Hundekette um den Hals geschlungen und zugezogen. Die Dame rechts neben mir hat nach Geld gesucht aber nichts gefunden. Also sind sie ausgestiegen und die dritte Dame hat mir noch mit einem 30cm langen Messer in den Oberarm und in die Hand gestochen. (Er zeigte seinen Verband) Es tut beim Lenken noch weh, aber ich muss ja weiter fahren.“
Chapeau für die gewählte Ausdrucksweise von diesem feinen Mann, welcher gemeingefährliche kriminelle Elemente noch als DAMEN bezeichnet. Ich an seiner Stelle hätte andre Worte gewählt. Aber ein echter Gentleman vergreift sich nie im Ton.
Das erinnerte mich an die Situation, wo eine Trafikantin einem offensichtlich schwer betrunkenen Proleten, der in ihren Zeitungen wühlte, höflich sagte: „Darf ich Sie bitten, mein Geschäft zu verlassen, Sie riechen so stark nach Alkohol, das vertrag ich nicht.“ – Drauf er: „Wooos? Bist teppat, Oide? I leg dir gleich ane auf!“ – Er entschied sich dann doch zu gehen, vielleicht auch weil er meinen entschlossenen bösen Blick bemerkte und, dass ich schon vorsorglich meine Mappe so umklammerte, dass ich sie ihm notfalls übern Saufkopp ziehen konnte. Allerdings urinierte er noch vor den Eingang der Trafik, ehe er mit erhobenem Stinkefinger abging. - Nun stellte ich mir vor, wie der Rapport wohl ausgefallen wäre, wenn statt des feinen Überfallenen der Betrunkene berichtet hätte. Abgesehen davon, dass das Trio Infernal nie zu dem eingestiegen wäre, da selbst die beklopptesten Kriminellen einen Blick dafür haben, wer ihnen über ist. Denn der Besoffene hätte die 3 im Bedarfsfall gleich mit seinem Trinkvorrat an Brennspiritus übergossen und angezündet.
„Also de G‘schicht war aso: de blonde Schnall‘n neben mir hat zu dem gelben Gasbock hinter mir g’sagt: jetz‘ bist du dran! D‘rauf hat ma de teppate Asi-Tant von hint‘ a Hundskett’n um de Gurgel zog’n. G’funden hab’n de verhurten Weiber eh nix. Und de 3. hirnrissige Haut hat ma aus Rache noch mit an rostigen Brotmessa in Bizeps und de Pratz’n g’stochen! I verlfuach de 3 auftakelten Wasserstoff-Rauschkinda bis in de 10. Generation!“
So hätte der Bericht also von einem echten wiener Säufer geklungen. Keine salonfähige Diktion (aber menschlich durchaus verständlich), man bemerkt den großen Unterschied sofort. Es wäre daher nur recht und billig, wenn sich Herr Assinger mit seinem Einser-Team des armen überfallenen Gentleman-Taxlers annähme und statt seiner nun das Taxi lenkt, damit dieser sich auskurieren kann. Und wer so über 3 offensichtlich bösartige Wohlstandsverwahrloste spricht, sollte außerdem noch vom Bürgermeister einen Orden verliehen bekommen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen