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Donnerstag, 25. Oktober 2012

Beim Kassen-Arzt

Als ich gestern wegen eines Rezeptes beim Doktor vorbeischaute, kam mir eine lang vergangene Episode einer ehemaligen Arbeitskollegin in den Sinn. Es begann damit, dass sie ebenfalls einen Kassen-Arzt aufsuchen musste, um für ihre Frau Mama Krücken bestätigen zu lassen. Sie ging also nichts Böses ahnend zum Onkel Doktor in die Praxis, wo sie auf die Ordinations-Schwester traf und dieser ihr Anliegen mitteilte: „Guten Tag, bitte ich möchte für meine Mutter Krücken bestätigen lassen. Könnten Sie ihm das Formular hier zum Abstempeln vorlegen?“
„Da müssen’s warten!“ entgegnete die Schwester schnippisch. „Ziehen’s a Nummer!“
Widerwillig zog die Kollegin also eine Nummer, setzte sich und wartete mit Engelsgeduld, bis sie zum Gott in weiß vorgelassen werden würde. Immer gewahr der lauernden Gefahr einer Ansteckung durch die andern Patienten, die sich im Wartezimmer drängten. Die Bakterien flogen nur so hin und her. (Übrigens sind auch auf der Hand eines Arztes mehr Bakterien als auf einem Clo-Deckel!)Nach 2Stunden zwischen hustenden Grippekranken und wimmernden Hypochondern, kam dann endlich die Erlösung: die gepolsterte Tür öffnete sich und die Kollegin trat forschen Schrittes ein, grüßte artig und legte dem Herrn Doktor den bewussten Zettel zum Stempeln vor. Der Arzt, vielleicht schon etwas müde von seiner bisherigen Schicht, guckte sie an und bemerkte: „Na, dafür, dass sie Krücken brauchen, gehen Sie ja eh schon recht gut!“
„Die sind doch nicht für mich, die sind doch für meine Mutter!“ keifte die erboste Kollegin, die natürlich keine lahmen Beine hatte, und regte noch an: „Schauen Sie doch auf’s Geburtsdatum!“
„Ah so???“ Prüfend blickte er nochmals auf’s Formular und wenn er nun noch frecherweise gesagt hätte: ich hätte Sie aber auch so alt eingeschätzt! wäre ihm die arme Frau wahrscheinlich gleich mit einem Schreikrampf zusammen gebrochen. So aber erklärte er, während er seinen Stempel auf den Zettel drückte, nur gelangweilt: „Da hätten Sie doch nicht warten müssen, sondern nur der Schwester Bescheid sagen brauchen, die hätte den Wisch auch abstempeln können.“
Drauf entfuhr es der Kollegin: „Sagen Sie, geben Sie Beruhigungs-Spritzen auch? Ich glaub, ich brauch jetzt eine, weil ich es sehr wohl gesagt habe, aber dann von ihr zum Warten verdonnert worden bin!!!“
„Oje, das tut mir aber leid…“ murmelte der Arzt verlegen. „Aber wahrscheinlich war es nur ein kleines Missverständnis.
„Ja, eines, das mich 2 wertvolle Stunden meines Lebens gekostet hat!“ merkte sie noch gepresst an, nahm den Zettel und dampfte ab.
Als sie uns von ihrem leidigen Missgeschick erzählte, konnten wir uns natürlich eines schadenfrohen Lachens nicht erwehren. Wem ist noch nicht Ähnliches passiert und wer wäre nicht froh, dass es andern auch nicht besser ergeht. Kurz darauf ging ich an der Toilette vorbei, in welcher die so unnötig düpierte Kollegin Erleichterung suchte, und hörte sie schreien: „Als Arzt mögen Sie ja eine Koryphäe sein, aber als Mensch möchte ich mit Ihnen nix zu tun haben!!!!“
Da ich nicht annahm, dass sie auf der Toilette mit jemandem telefonierte, kann es sich nur um einen Ausbruch ihrer gepeinigten Psyche handeln. Da schau her, dachte ich mir, beim Kassen-Arzt läuft man nicht nur Gefahr, sich körperlich anzustecken, sondern noch dazu ein psychisches Leiden abzukriegen!

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