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Dienstag, 6. November 2012

Von A bis Z

Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie sich Menschen ihr an und für sich einfaches Leben künstlich erschweren, im Bestreben es abwechslungsreich zu gestalten. Heute an der Supermarkt-Kassa gab’s Probleme bei der Abfertigung eines Kunden (er debattierte mit der Kassierin über Sonderangebote im Prospekt, die aber nicht im Regal standen) und es bildete sich eine (Kunden-Klapper-)Schlange.
So guckte ich in den Einkaufswagen der Dame vor mir und erspähte Zitronen und Zwiebeln. Manchmal konnte man Rückschlüsse auf die Persönlichkeit eines Menschen ziehen, indem man seine Einkäufe analysierte (Wer 2 Packungen Kondome kaufte, war sexuell sehr aktiv, wer viel Knoblauch kaufte, küsste vermutlich wenig, usw.). Die Dame bemerkte meinen per lustrierenden Blick und erklärte: „Heute ist Z-Tag!“
„Aha!“ sagte ich und bekam wohl Fragezeichen in den entzündeten Äuglein, denn sie präzisierte: „Seit ich in Pension bin, die Kinder aus’m Haus, noch keine Enkeln da, der Mann tot, ist mir fad. Also bin ich zuerst immer in einen andern Supermarkt gegangen-auch fad. Da hab ich das alphabetische Einkaufen erfunden. Ich ziehe aus 26 Zetteln mit je einem Buchstaben drauf täglich einen und kaufe nur mit dem ein. Und heut war das Z dran!“
„Das find ich blö-äh öd, denn was kochen Sie sich jetzt? Zitronen-Zwiebel-Soufflé?“
„Nein, ich darf ja auch das verwenden, was ich schon zu Haus hab!“ erklärte sie stolz. – Schon meine Urstrumpf-Tant‘ sagte mir mal: Wer keine Probleme hat, macht sich welche.
„Na gut, aber wenn Sie heut alles aufbrauchen und morgen ziehen Sie das Y?“
„Das ist herrlich, dann kauf ich Yoghurt, in allen Sorten erlaubt!“
„Ich schreib‘ Joghurt zwar mit J, aber egal. Was machen’s beim X?“ Meine Neugier wuchs in dem Maße, in welchem die Schlange vor uns schrumpfte.
„Dann geh ich zum XXXLutz essen und kann mir kaufen, worauf ich Lust habe!“  Ihr Gesicht strahlte bei der Aussage, als hätte man ihr 10% Pensionserhöhung  versprochen (was bei unsern Politikern nie der Fall wäre). Zu sagen: Aber Sie könnten doch mit dem blöden Buchstaben-Spiel aufhören und einfach sofort kaufen, worauf Sie Lust haben! –wäre sinnlos, weil fad gewesen.
Die Menschen züchten sich ihre Neurosen so wie die Gärtner ihre Teerosen und freuen sich noch drüber! Der Trick ist: ich schaff‘ mir selber eine Beschränkung und freu mich kaputt, wenn ich mich dann dabei überlisten kann! Wahrscheinlich hat sie auf die Weise auch den Gatten ins Grab gebracht: jeden Tag eine andere Kamasutra-Stellung. Da hat der Alte den Löffel abgegeben!
Mittlerweile war die erfinderische Dame schon am Laufband angekommen und ihre Z-Einkäufe wurden über den Scanner gezogen. Was nutzte die Technik, wenn der Mensch fehlerhaft blieb? Sie verwickelte die eh schon gestresste Kassierin geschickt in ein Gespräch über ihre patentreife Methode, sich den Einkaufsalltag zu versüßen oder auch zu versauern, und siehe da: die so überraschte Kassiererin gab ihr staunend ein zweites Mal das Wechselgeld von 7 Euro 55 retour.
Da schau her, dachte ich amüsiert, die Alte ist so blöd auch wieder nicht….

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