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Montag, 19. November 2012

Durchgerutscht

Da gibt es die Geschichte von den zwei Söldnern, einem aus Frankreich und einem aus Deutschland, die sich im vorigen Jahrhundert während einer Kampfpause unterhalten. Der Franzose fragt den Deutschen, wofür er eigentlich kämpfe und dieser sagt ganz offen: „Natürlich für Geld!“
Der Franzose drauf empört: „Bäh, wie vulgääär, wir Franzosen kämpfen für die Ehre!“
Drauf der Deutsche: „Naja, jeder kämpft für das, was er nicht hat!“
Ich fühle da ganz wie der Deutsch und muss gestehen, dass ich mir mit dem Geldverdienen nicht leicht tue. Wahrscheinlich habe ich an der falschen Fakultät studiert, hätte lieber BWL oder sowas ähnliches inskribieren sollen. Aber man kann sich ja weiterbilden, jetzt sprießen die teuren Privat-Unis wie Giftpilze nach dem sauren Regen aus dem Boden. Meist in supermodernen protzigen Glaspalästen, wo man sich fühlt wie in einem goldnen Vogelkäfig. Ein gestopfter Bekannter von mir hat sich dort für viel Geld eingeschrieben und mich zu einer interessanten Gast-Vorlesung eingeladen. Leider hat er vergessen, mich vor dem achtsamen Hausmeister- pardon Portier der feinen Anstalt, zu warnen. Wie ich’s von der öffentlichen Uni gewöhnt bin wollte ich nur mit Mappe und Kuli bewaffnet, einfach zum angegebenen Saal durchmarschieren. Doch der misstrauische Torwächter versperrte mir den Weg.
„Halt, wohin?“ herrscht er mich an wie weiland ein Zöllner an der Grenze zur DDR.
„Na, zum Saal XII!“
„So???“ Drohend wippte er auf den Zehen auf und ab, wie ein Rektor, der den chronischen Zuspätkommer erwischt hat.
„Ja, da referiert der Ami-Professor, dessen Namen ich vergessen hab, über den Untergang unseres Wirtschaftssystems. Hat übrigens schon Ossi Spengler prophezeit, als Sie noch gar nicht geboren waren!“
„Ach?“
„Ja, darf ich jetzt passieren?“
„Studieren Sie überhaupt bei uns?“
„Ja sicher doch!“ log ich frech.
„Warum sagen‘s denn das nicht gleich? (Wusste ich vor 2 Minuten ja noch gar nicht) Zeigen’s mir Ihren Studenten-Ausweis!“
„Ähhh..hab ich vergessen.“ sprudelte ich automatisch heraus.
„Typisch!“ stellte er mit breitem Grinsen fest und ich stellte mich schon drauf ein, auf’m Absatz Kehrt-Marsch zu machen und wollte grade rausfinden, wo er die Tretminen und den Stacheldrahtverhau ausgelegt hatte.
„Na gehen’s schon!“ erlaubte er großmütig mit einer Geste, als schenke er mir grad Schloss Schönbrunn.
„Danke, Meister!“ sagte ich und eilte von dem Blockwart weg, ohne zu fragen, ob er mich nicht vorher noch röntgen wolle. Zustände sind das. Wenn ich dran denke, wer sich aller zu meiner Studienzeit zwischen uns ordentliche Hörer so dazwischen gedrängt hatte, wurde ich nachdenklich. Was Geld alles ausmacht. Da wird von den horrend hohen Studiengebühren ein scharfer Zerberus mit ausgefallenen Haaren auf den Zähnen beschäftigt. Z!!!

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