Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Freitag, 30. November 2012

Wucher!

Es ist immer wieder erstaunlich, was im Internet für Umtriebe herrschen.
Da bietet jemand mein Buch ZIVILFLUG ZUM ZEITRISS auf Amazon um unglaubliche € 40,77 an. Scheinbar ein Amerikaner, denn der Preistreiber will noch zusätzlich 3 Euro Versandkosten für die Lieferung aus CA -Vereinigte Staaten. Brand New Book from Publisher. PAAAH!!!
Wer wird so blöd sein, mein Buch um den doppelten Preis plus Versandgebühr aus Übersee herankarren lassen? -Leider gibt es immer wieder Leute, die glauben, nur was teuer ist, wäre gut genug für sie. Ein deutscher Marktschreier offenbarte im Radio einst, dass er unglaublich viel verdiene, weil er im Einkauf billige Pfannen um 10 D-Mark bekommt, die er dann am Markt um horrend hohe 70 D-Mark feilbiete. Denn um 10 oder 20 D-Mark würde die doch kein Schwein kaufen, denn sowas Billiges wäre bei seinen Käufern als Schrott unten durch. So reist er also durch die Lande und weiß auch, dass man als Hamburger in Bayern keinen Dialekt reden dürfe. Da schreit er also in München auf Hochdeutsch: „1A-Qualitäts-Pfannen, in denen garantiert nichts verbrennt! Ihre Leibspeise gelingt Ihnen damit immer 100%ig! Kaufen Sie, solange der Vorrat reicht, denn morgen bin ich damit schon in Regensburg!“ -Und die Leute kaufen wie verrückt.
In diesem Sinne warne ich also meine Leser vor dem Kauf meines Buches aus den USA! Liebe Leute, kauft bei Amazon nur mein Buch um 20Euro 90 oder eBook um unsagbar preisgünstige 16Euro 99! Da spart ihr Geld oder könnt sogar noch meine andern -bzw. eins meiner andern Bücher wie: Soziopathen sterben selten und sehr schrullige Short-Stories dazukaufen.
Schönes Wochenende und denkt dran: Wer liest, weiß mehr und hat noch Spaß dabei!

Mittwoch, 28. November 2012

Verzweiflungs-Gedicht

Bezüglich meines Blogs „Steinhofreif“  muss ich wieder Schlimmes von meiner armen, vom AMS und unerfreulichen Kursen gepeinigten Freundin berichten. Erneut erreichte mich ein Irrläufer-Mail, welches eigentlich ans AMS gerichtet sein sollte und staunte nicht schlecht:
Betreff: Mein Trauma
Vom Krankenlager schreib ich Ihnen
kann nicht mit froher Kunde dienen
Der Kurs der Schein-Firma Floptransfair
machte mich glauben, dass ich in der Hölle wär!
Massenzulauf, miese Luft und dreckig-kleine Räume
verursachen mir allnächtlich Horror-Träume
muss laufen von Pontius zu Pilatus,
was noch steigerte meinen Verdruss!
Man setzte mir eine unkleidsame Elektrodenhaube auf
und maß meinen Hirnstrom-Schluckauf,
während man mit Laserlichtshow-Reflexen
meinen armen Sehnerv penetrant neckte!
Dann musste ich noch die Fäuste ballen
wollt sie schon auf deren Mäuler knallen, die schuld an meiner unnötigen Misere
was eine wahre Genugtuung und Wohltat für mich wäre!
Buchen Sie dorthin nur mehr Leute,
die des Wahnsinns noch nicht Beute!
Putzfrauen, dreckresistente Männer und Junkies auf Methadon
vertragen die Zustände dort schon,
aber nicht so ein sensibler Mensch wie ich,
also bitte schicken Sie mich dorthin nicht!!!

Montag, 26. November 2012

bumm-zack!

Was tut man so, wenn man Probleme hat? Sich ablenken! Am besten mit einem VHS-Kurs. Da ich leider wieder mal pleite bin, muss ich mir einen von der AK gesponserten auswählen: Selbstverteidigung! Super, kostet nix und findet an 2 Abenden unter polizeilicher Anleitung statt. Abends sitz ich also unter ängstlichen Mitbürgern, die vorhaben, sich beim nächstbesten Angriff erbittert zur Wehr zu setzen. Wie nicht anders erwartet sind 90% der Teilnehmer vom schöneren Geschlecht und harren der Ankunft des diensthabenden Polizisten, der uns gleich mal alle Kniffe zur Rettung des Lebens erklären wird.
Als er 5 Minuten zu spät eintrifft, stellt er sich erstmal vor: "Oberst Leutnant W. !" Wir nicken ihm grüßend zu und er kommt auch gleich zur Sache: „Am besten ist es für Sie, wenn Sie erst gar nicht in die Situation kommen, sich verteidigen zu müssen!“
Der hat leicht reden, die Missetäter hauen sowieso gleich ab, wenn sie eine Uniform sehen, aber unsereiner kann sich ja nicht verkleiden, denn das ist bekanntlich Amtsanmaßung. Naja. Und als hilflose Frau wird man auch nicht mitten in der Nacht durchs übelste Viertel strawanzen, aber mitunter ist man gezwungen dorthin zu gehen, wo allerlei lichtscheues Gesindel lauert.
Also fährt er fort: „Wenn Sie jetzt in einer Tiefgarage einen Täter abwehren müssen, dann legen Sie alle Kraft in Ihren ersten Gegenangriff, da Sie für einen 2. meist keine Chance mehr bekommen.“
Einige Damen nicken schon zustimmend. Doch er hebt warnend einen Zeigefinger. „Sie sollten aber nur jene Gewalt anwenden, die unbedingt nötig ist, um später einer Anzeige wegen Notwehrüberschreitung zu entgehen. Ich vergleiche das gern mit dem besoffenen Schwiegervater. Wenn der bei einer Familienfeier zudringlich wird, sollten Sie ihm nicht gleich den Kehlkopf eindrücken, da sonst Ihr Gatte sauer wird, da er dann keinen Papa mehr hat!“ – Der Mann hat Sinn für schwarzen Humor, gefällt mir!
Eine Dame meldet sich zu Wort: „Wozu lernen wir dann überhaupt uns zu wehren?“
Der Oberst Leutnant atmet tief durch: „Hearn’S! Sie sollen doch mit dem, was ich Ihna gleich beibring, unbekannte Attentäter abwehren und net die eigene Familie niedermachen!“ –Hihi, aber der b’soffene Schwiegervater hat das gleiche Motiv wie der Fremde in der Tiefgarage! Das weiß auch die Dame und fragt weiter: „Aber blutig darf ich ihn schon hauen, gell?“
Erstaunen beim Oberst:“Wieso wollen’S eahm bluatig haun?“ Nun hat er’s endgültig aufgegeben, nach der Schrift sprechen zu wollen.
„Na, weil mein eigenes Blut seh ich jed’s Monat, da will i auch amal an Mann bluaten seh’n!“ Verhaltenes Gelächter.
„So!“ stellt der Oberst fest. „Jetz brauch ma an Mann, der den Täter mimt.“ Ein Herr, der etwas unterernährt wirkt, wie ein leeres Hemd halt, erhebt sich. „Guat! Und jetz bitte ein kleines Frauchen, welches das Opfer darstellt!“
Es erhebt sich drohend die blutrünstige Dame, die mit ihren 1Meter 78 Körpergröße und 80 Kg Lebendgewicht nicht dem typischen Opfer-Frauchen entspricht, und nähert sich dem armen Mann mit verengten Augen, der bereits vor ihrem medusenhaften Anblick zurückweicht.
„So und jetzt deuten’S an, wie Sie sich wehren wollen!“ fordert W. forsch.
Bumm-Zack! schon hat sie dem schmächtigen Kerl einen Tritt in die Familienplanung versetzt. „OOUUUW!“-schreiend geht er in die Knie. In dem Augenblick hab ich wirklich all meine Probleme vergessen. Muss das Lachen verbeißen und glaube: der kommt am 2.Abend nimmermehr.
„San’s deppat?“ fragt W, der überhaupt den Charme eines erfolglosen Heiratsschwindlers versprüht. „ANDEUTEN hab i g’sagt!“
Die Dame grinst übers ganze Gesicht und ich hege den dringenden Verdacht, dass sie von Natur aus eine Männerfeindin ist.

Donnerstag, 22. November 2012

Zum Verzweifeln-Teil 2

Um die neue Telefonnummer und Adresse von Dr. Pallavicini zu erfahren, wählte ich die Auskunft und eine weibliche Stimme verkündete: „Herzlich willkommen bei der Sofort-Auskunft. Sobald sich ein Service-Mitarbeiter meldet, kostet dieses Gespräch maximal 2Euro17 pro Minute.“- Puh, sauteuer, dachte ich, während mir das Ohr mit klassischer Musik zugedröhnt wurde. Mit geht’s bei Klassik immer wie in dem Spliff-Song: …bei Wagner muss ich kotzen, bei Mozart wird ich krank!
Dann meldete sich eine andere weibliche Stimme: „Platz 47 wird sich in Kürze melden!“
Endlich meldete sich die Dame von Platz 47 und meine Gelduhr begann zu ticken: „Schönen guten Tag! Mein Name ist Roswitha Starhemberger-Spumantore! Was kann ich für Sie tun?“
Die stellten scheinbar nur Leute mit Doppelnamen ein, um die Summe in die Höhe zu treiben und wiesen sie noch an, unnötige Floskeln einzubauen. Was wird sie wohl für mich tun können? Mir die Schuhe putzen? Die Fenster sind auch schon dreckig! Aber ich sagte noch ganz ruhig: „Tag, die neue Telefonnummer von Dr. Pallavicini vormals gemeldet im 13. Bezirk, Jagdschlossgasse.“
Sie wiederholte im Zeitlupentempo: „D o k t o r  P a l l a vi ci ni…13. B e z i r k   J a g d schl oss g a sse…“ – Kurze Pause. Dann nach einer gefühlten Ewigkeit- ich hatte schon mindestens einen 10er verplempert: „Die Nummer wird angesagt! Wollen Sie zum Auskunfts-Tarif verbunden werden?“
Ich wollte schon fragen: Um 2Euro17 innerhalb Wiens? Glaubens ich bin der Onassis? Sagte aber nur schnell: „Nein!“ und wartete auf die Telefonnummer, die mir eine Automaten-Stimme wieder in Zeitlupe zum Mitschreiben ansagte. Es war, wie schon von mir befürchtet, die mir bereits bekannte, inaktive Nummer, wo nur mehr eine schrille Sirene heulte. Also nochmal schon leicht erzürnt die Sofort-Auskunft angerufen, Musik über mich ergehen lassen, Sprüchlein angehört und die Dame von Platz 39 rüde im erlernten Redefluss unterbrechend in den Hörer gebellt: „Bitte! Die NEUE Nummer von Dr.Pallavicini, der FRÜHER in der Jagdschlossgasse wohnte, jetzt aber sicher woanders!!“
„Sie brauchen nicht so zu schreien, ich höre Sie sehr gut!“ piepste sie beleidigt. „Können Sie den Namen buchstabieren?“
Na klar, alles auf meine Kosten: „P wie Problem, A wie ansteckend, Doppel-L wie lebensmüde-“ – Zum Glück fand sie ihn schon vor Beendigung meiner Aufzählung.
„Ich habe hier einen Dr. Petrus Pallavicini im 19. Bezirk.“ meldete sie mir.
„Jaa, schnell her mit der Nummer, ich wähl selber!“ sprudelte ich heraus.
„Gute Besserung!“ verabschiedete sie sich und ich schrieb mir die Nummer auf, welche mir die Automaten-Stimme nun verriet. Enthusiastisch wählte ich sie sofort und der Doktor meldete sich auch wider mein Erwarten mit sonorer Stimme: „Pallavicini!“
„Endlich erreiche ich Sie, Herr Doktor, bitte, ich bräuchte dringends einen Termin!“ flehte ich ihn an.
„Bedaure, aber ich habe mich bereits zur Ruhe gesetzt und ordiniere nicht mehr!“
„Oje! Kö-Können’s mir einen guten Kollegen empfehlen?“ röchelte ich schon in den Hörer.
„Nein, aber rufen’s doch einfach die Auskunft an!“ - ARGH!!!

Zum Verzweifeln-Teil 1

Mein Leben verläuft manchmal komisch, wie im Witz, wo ein Ausländer in Wien 2 Einheimische fragt: „Do you speak english?“ –Die beiden verneinen.
„Parlez-vous francais?“ –Sie schütteln die Köpfe.
„Parla italiano?“ –Keine Reaktion.
„Habla espanol?“ –Wieder nix. Also geht er traurig weiter und ein Wiener sagt: „Ein gescheiter Mensch, hat 4 Sprachen gesprochen!“
Drauf der andere: Und? Hat’s ihm was genützt?“
So wie der Ausländer fühlte ich mich gestern vor einer pipi-feinen Adresse im 13.Bezirk, Jagdschlossgasse, wo ich auf der Gegensprechanlage einen Namen suchte. Plötzlich öffnete sich das Haustor und ein Mann in rotem Overall mit Wischmop fragte: „Wollens eine?“
„Äh, ja, wo wohnt Dr. Pallavicini?“ – Drauf er: „Zu wem wollen’s?“
„Zu Dr. PALLAVICINI! Er steht nicht auf der Anzeige!“ – „Net?“
„Nein, kennen Sie ihn?“ – Er schien zu überlegen und antwortete schließlich nach gefühlten 10 Minuten: „Naa!“
Eine Frau mit Windhund kam zum Haus und er rief ihr zu, wobei er auf mich deutete: „Da will wer zum Dr. Palatschinki!“
„PALLAVICINI!“ korrigierte ich schon leicht nervös.
„Ach soo?“ Skeptisch maß sie mich vom Scheitel bis zur Gummisohle.
„Kennen Sie ihn, gnädige Frau?“ erkundigte ich mich schon etwas ungeduldig.
Auch sie überlegte angestrengt. „I glaub net!“
„Sie kennt eahm aa net!“ übersetzte der Mann mit Mop unnötigerweise.
„Wie lang sind Sie hier schon Hausmeister?“ wollte ich wissen.
„I bin doch ka Hausmasta!“ protestierte er. „Sondern Reinigungsfachmann!“ Mit stolz geschwellter Brust drehte er mir kurz den Rücken zu, sodass ich die Werbeaufschrift BLITZBLANK KG lesen konnte.
Daraufhin fragte ich die Hundemutter; „Wohnen Sie schon länger hier, gnä Frau?“
„Wieso wollen‘s des wissen?“ Wieder dieser messende herablassende Blick, als wäre ich zum Auskundschaften lohnender Einbruchsziele hier. Auch vom Mop-Schwinger.
„Na um zu erfahren, ob der Doktor vielleicht schon länger verzogen ist. Im Telefonbuch steht er noch mit der Adresse hier, aber die Nummer ist inaktiv.“
„Welcher Doktor?“ fragte sie.
„Na, der Pallatschinken!“ antwortete er.
Eine alte Dame mit Stock kam dazu und scherzte: „Wenn mehr als 2 Leut‘ z’sammsteh’n, muss eine Demo angemeldet werden!“
„Gnä Frau, kennen Sie den Dr. Pallavicini?“ fragte ich hoffnungsschöpfend.
„Wem?“ – Der Reinigungsmaxl brüllte ihr ins Ohr: „Dr. PALLAWITSCH!“
„Na, der wohnt da nicht! Was is’n des für a Dokta?“
„Nervenarzt!!!“ schrie ich und ergriff die Flucht. Daheim tat ich das, was ich hätte gleich tun sollen: ich rief die Auskunft an. Von dem Desaster erzähl ich nächstes Mal, wenn mein Blutdruck seine normale Frequenz erreicht hat….

Mittwoch, 21. November 2012

Puzzle


Früher hatte man's noch gut, da gab es nur den Kohlenklau. Aber heutzutage regiert leider der Datenklau. Eine Bekannte von mir, das heißt eigentlich eine Bekannte von einem Bekannten von mir, die ich gar nicht kenne, also eine Unbekannte von mir, hatte dieses Problem. Sie erhielt Rechnungen von Versandhaus-Bestellungen, welche sie nie getätigt hatte. Noch dazu kamen die Bestellungen nie bei ihr an. Als sie reklamierte, teilte man ihr mit, die Liefer-Adresse wäre eine andere als die Rechnungs-Adresse. Als sie nun erbost zur angegebenen Liefer-Adresse fuhr, erkannte sie mit Schrecken, dass es sich hierbei um ein Abbruchhaus handelte. Wer immer ihre Bestellungen für sie aufgab, ließ sich nach erfolgter Lieferung nie mehr am abgewrackten Orte blicken. Also machte sie sofort eine Betrugsanzeige, welche wiederum ergab, dass der anonyme Besteller auch ihre Unterschrift perfekt nachgeahmt hatte, was natürlich ihre Behauptung, sie hätte niemals ein Bestellformular jenes Versandhauses ausgefüllt und unterschrieben, in schiefem Lichte dastehen ließ. Noch dazu hatte die Gute schon erhebliche eigene Schulden angehäuft, sodass ihr der Anwalt riet, gleich in Privat-Konkurs zu gehen.
Der Betrüger musste sich wohl im Altpapier-Container eines ihrer weggeworfenen Briefe bemächtigt und aus ihren Daten seinen Vorteil gezogen haben. -Das bestätigt mir die Richtigkeit meiner schon an Verfolgungswahn grenzenden Gewohnheit, meine weggeworfenen Papiere immer total zu zerreißen, besonders dort, wo meine Adresse oder andre heikle Daten aufscheinen.
Leider ist das dahin unangenehm, wenn ich nach dem Zerreißen feststelle, dass ich das Papierchen doch noch gebraucht hätte und dann mühsam wieder zusammensetzen, an den Riss-Stellen kleben und dann kopieren muss. Naja, aber ich war ja schon in meiner Kindheit ein großer Puzzle-Fan.

Dienstag, 20. November 2012

Steinhofreif

Steinhof (Wr.Irrenanstalt), Steinhof, machs Türl auf, der Leo (wahlweise andrer Name) kommt im Dauerlauf.
Diesen Zweizeiler haben wir als Kinder oft gesungen, wenn sich eins von uns daneben benommen hat. Das fiel mir gestern ein, als ich ein Irrläufer-Mail von einer liebenswerten gutmütigen Freundin bekam. Die Fehler darin und, dass sie es irrtümlich mir anstatt dem beabsichtigten Empfänger sandte, zeigten mir ihre Desperation.
Seit 3 Jahren arbeitssuchend, wurde sie nun vom AMS in den mittlerweile 8.Kurs abkommandiert und ist dort kreuzunglücklich. Vorgestern rief sie mich ganz aufgelöst an, um ein Treffen abzusagen. „Sei nicht bös, aber ich will keinen Menschen sehen. Im September hab ich einen 6Wochen-Kurs absolviert, der wenigst interessant und lehrreich war, mit Business-English und so weiter, in einem schönen Ambiente. Aber jetz ist mir gleich im Anschluss wieder ein 4Wochen-Kurs aufs Aug gedrückt worden, wo ich mit 25 andern auf 30 qm zusammen gepfercht in einem Dreckloch mit stickiger Luft Binsenweisheiten höre und immer wieder warten gelassen werde, in einer Art von Zermürbungstaktik. Ein Stück Bodenlurch liegt schon eine Woche vor einer Säule und gafft mich an! JA, als hätte er Augen! FURCHTBAR!!! Ich bin ein reinlicher Mensch und solche Zustände nicht gewohnt. Das halt ich nimmer lang aus, aber wenn ich abbreche, sperren mir die 6 Wochen das Geld, ach ich bin verzweifelt, weil ich spüre, wie meine karge Rest-Lebenszeit ungenutzt dahintickt! Ich werde entweder eine Stauballergie bekommen, oder Depressionen, oder beides!“
Armer Teufl! Sie ist wie ich eine sensible Künstlernatur und Kunst ist wie Kacke: wenn man’s hat, muss es raus! Auch zur Selbsttherapie nach Enttäuschung und Kränkung. So jemand wird in keinem andern Beruf glücklich. Trotzdem hat sie ein arbeitsreiches Leben in diversen Büros geschafft. Als Belohnung für vollbrachte Arbeit bekam sie noch mehr Arbeit und hat immer brav funktioniert wie ein Duracell-Häschen. Nun steht sie mit leeren Batterien da. Was hat sie davon? Exhaustion bzw. Burn out, wie die Engländer totale Erschöpfung nennen.
Das begriff ich beim Lesen ihrer eMail unter dem Betreff: KRNAKMELDUNG
Werte Frau Jeschonek!
Nachdem ich in Ihrem Saustall, in dem sie es wagen Kurse abzuhalten
einen Nervenzusammenbruch erlitt, konnte ich gar nicht in ein
öff.Verkehrsmittel einsteigen, weil ich Angst hatte, wenn mir wieder
einer blöd kommt, dass ich was tue, was ich auf der Wachstube bitter
bereue! Sehen Sie den Dreck und die Luarchbinkel gar nicht? DANN
BRAUCHEN SIE EInEN AUGENARZTT!!!!
Sie suchen Jobs für uns? Geben Sie ihrer stinkfaulen Putzfrau eienn
ARSCHTRITT UNd geben sie den Job der Kollegin Seneda oder wie die heißt, sie fragte mal: Was ist Blockbuchstaben. Die war sogar so
freundlich und hat ein dReckbinkel in den Mitskübel geworfen! Und der
bezaubernden Frau Parschebarsch >Zyanide hätte ich am liebsten den
Papiekorb aufgesetzt, als sie sagte: jetz haben sie grad erst
angefengen, jetzt könens n icht aufhören. Wissen Sie was SIE  MICH
ALLE KÖNNNEN???`?
Genau das, ich hoffe dass ich  von ihrer besch  eidenen Firma nix mehr
hören musss.
Grußlos xxx
Tja, mir gegenüber war sie noch nie so ordinär, schätze, ich werde sie demnächst in Steinhof besuchen müssen.

Montag, 19. November 2012

Durchgerutscht

Da gibt es die Geschichte von den zwei Söldnern, einem aus Frankreich und einem aus Deutschland, die sich im vorigen Jahrhundert während einer Kampfpause unterhalten. Der Franzose fragt den Deutschen, wofür er eigentlich kämpfe und dieser sagt ganz offen: „Natürlich für Geld!“
Der Franzose drauf empört: „Bäh, wie vulgääär, wir Franzosen kämpfen für die Ehre!“
Drauf der Deutsche: „Naja, jeder kämpft für das, was er nicht hat!“
Ich fühle da ganz wie der Deutsch und muss gestehen, dass ich mir mit dem Geldverdienen nicht leicht tue. Wahrscheinlich habe ich an der falschen Fakultät studiert, hätte lieber BWL oder sowas ähnliches inskribieren sollen. Aber man kann sich ja weiterbilden, jetzt sprießen die teuren Privat-Unis wie Giftpilze nach dem sauren Regen aus dem Boden. Meist in supermodernen protzigen Glaspalästen, wo man sich fühlt wie in einem goldnen Vogelkäfig. Ein gestopfter Bekannter von mir hat sich dort für viel Geld eingeschrieben und mich zu einer interessanten Gast-Vorlesung eingeladen. Leider hat er vergessen, mich vor dem achtsamen Hausmeister- pardon Portier der feinen Anstalt, zu warnen. Wie ich’s von der öffentlichen Uni gewöhnt bin wollte ich nur mit Mappe und Kuli bewaffnet, einfach zum angegebenen Saal durchmarschieren. Doch der misstrauische Torwächter versperrte mir den Weg.
„Halt, wohin?“ herrscht er mich an wie weiland ein Zöllner an der Grenze zur DDR.
„Na, zum Saal XII!“
„So???“ Drohend wippte er auf den Zehen auf und ab, wie ein Rektor, der den chronischen Zuspätkommer erwischt hat.
„Ja, da referiert der Ami-Professor, dessen Namen ich vergessen hab, über den Untergang unseres Wirtschaftssystems. Hat übrigens schon Ossi Spengler prophezeit, als Sie noch gar nicht geboren waren!“
„Ach?“
„Ja, darf ich jetzt passieren?“
„Studieren Sie überhaupt bei uns?“
„Ja sicher doch!“ log ich frech.
„Warum sagen‘s denn das nicht gleich? (Wusste ich vor 2 Minuten ja noch gar nicht) Zeigen’s mir Ihren Studenten-Ausweis!“
„Ähhh..hab ich vergessen.“ sprudelte ich automatisch heraus.
„Typisch!“ stellte er mit breitem Grinsen fest und ich stellte mich schon drauf ein, auf’m Absatz Kehrt-Marsch zu machen und wollte grade rausfinden, wo er die Tretminen und den Stacheldrahtverhau ausgelegt hatte.
„Na gehen’s schon!“ erlaubte er großmütig mit einer Geste, als schenke er mir grad Schloss Schönbrunn.
„Danke, Meister!“ sagte ich und eilte von dem Blockwart weg, ohne zu fragen, ob er mich nicht vorher noch röntgen wolle. Zustände sind das. Wenn ich dran denke, wer sich aller zu meiner Studienzeit zwischen uns ordentliche Hörer so dazwischen gedrängt hatte, wurde ich nachdenklich. Was Geld alles ausmacht. Da wird von den horrend hohen Studiengebühren ein scharfer Zerberus mit ausgefallenen Haaren auf den Zähnen beschäftigt. Z!!!

Freitag, 16. November 2012

Ungenutzte Werbefläche

Heute am Weg zum Literaturhaus sah ich schon von weitem den Sedlacek, einen Gläubiger, dem ich leider 50 Piepen schulde. Oje, dachte ich noch, als er mich auch schon erkannte und die Hand zum Gruß bzw. Eintreiben der Schuld hob. Ich bog reflexartig in die Seitenstraße links von mir ab und rannte in die erstbeste offene Hauseinfahrt, wo ich mich hinter einem Mauervorsprung versteckte. Wie in einem Schwarz-Weiß-Agentenfilm. Sedlacek hatte bereits unter lauten Pompeji-Pompeji-Rufen die Verfolgung aufgenommen (der nennt mich immer Pompeji anstatt Pomej – aber es gibt noch einen, der mich spaßweise Jemop nennt) und kam just vor der Hauseinfahrt zu stehen, in der ich mich vor ihm verbarg. Seine Säule- oh Verzeihung- Freundin war ihm eilig gefolgt, ich hörte das Klack-Klack ihrer hochhackigen Pumps und wie er zu ihr raunte: „Ich hab gar nicht gewusst, dass das Gfrast so schnell rennen kann! (Tja, Sportschuhe anschnallen, Dickerchen!) Aber ich krieg noch meinen 50er!“
Jaja, spätestens zu Weihnachten, wenn die bucklige Verwandtschaft, bzw. deren brauchbarer Teil, ein monetäres Geschenk ausspuckt! Was mir immer für komische Sachen passieren – es würde sich lohnen, mich mit einer Kamera zu begleiten und eine Serie des Titels POMEJS PAUSENLOSE PROBLEME zu drehen. Aber egal, ich setzte meinen Weg zum Literaturhaus fort, wo ich mich zu einem Beratungsgespräch bei der IG Autoren angemeldet hatte. Übrigens hatte ich schon mal vor 3 Jahren ein Gespräch mit einer Dame aus dem Verein, wo ich mir Rat bezüglich des Findens eines passenden Verlages für meine Manuskripte erhoffte. Die Gute meinte: „Ganz einfach! Gehen Sie in eine Buchhandlung und gucken, welche Verlage schon Bücher Ihres Stils veröffentlicht haben, und senden dann ihr Werk dorthin.“
Ich wollte schon fragen: Schau ich so deppat aus, dass ich auf diese glorreiche Idee nicht schon selber gekommen bin? – Stattdessen erkundigte ich mich aber sachlich: „Und welche Möglichkeiten gibt es noch?“ – SCHWEIGEN! Untermalt von einem unwissenden Lächeln.
Jedenfalls wollte ich denen noch eine Chance geben, mir zu beweisen, dass sie doch nicht ganz unnütz sind und saß alsbald einer andern Dame gegenüber. Meine Frage: „Welchen Rat haben Sie für einen publizierten Autor zwecks günstiger Werbung seines Buches?“ Beantwortete die liebe Frau: „Ganz einfach! Schalten Sie ein Inserat in einer Zeitschrift!“ -Diese grenzgeniale Idee kam mir auch schon!
„Jaja, nur leider kommt das nicht ganz so günstig und bringt mich etwas in eine pekuniäre Zwickmühle.“ umschrieb ich eloquent meine momentane Pleite-Situation.
„Ach soooo….“ - Ich weiß nicht, ob sie für ihren nun aufgesetzten mitleidenden Gesichtsausdruck eigens Schauspielunterricht genommen hatte, aber es sah mehr wie eine halbseitige Lähmung nach einem Botox-Unfall aus. Den Weg hierher hatte ich zum zweiten Mal umsonst gemacht. Welch Jammer! Auf dem Heimweg haderte ich wieder mal mit dem unbarmherzigen Schicksal eines armen Künstlers und dachte: Wenn ich Geld hätte, wär alles viel einfacher! Und da ging mir ein Licht – nein, ein ganzer Kronleuchter auf: Geldscheine! Etwas, das jeder gern in die Hand nimmt und einen Blick drauf wirft. Was eignet sich besser zur gratis Werbefläche? Kaum daheim, schrieb ich unter die Seriennummer meines letzten Zehners hinten drauf: ZIVILFLUG ZUM ZEITRISS
Allerdings nur mit Bleistift, nicht mit Kuli, sonst bin ich noch dran wegen Beschädigung von Staatseigentum. Jaaa, die schwer verdienten Scheinchen gehören uns gar nicht, die stellt uns Vater Staat nur als Tauschmittel für Konsumgüter zur Verfügung! -Also, wenn jemand den Titel meines Science Fiction Romans liest, weiß er zuerst nix damit anzufangen, wird ihn googeln und TRARAAA!!! Schon hab ich einen neuen Leser bzw. Käufer meines Super-Buches an der Angel! Hoffentlich! Das werbemäßige Beschriften tue ich nun mit allen 5ern, 10ern, 20ern, 50ern, und 100ern, die ich in die Finger kriege – so macht Bezahlen wenigstens Spaß! Das sind Werbezettel, die garantiert keiner wegwirft! HAHA!!
Wundert euch also nicht, liebe Leute, wenn ihr einen Geldschein bekommt, auf dessen Rückseite der Titel meines preisverdächtigen SF-Romans prangt. Und radiert ihn vor allem nicht aus!!!!

Donnerstag, 15. November 2012

Der Besuch, der nie ankommt

Vorgestern stand in der Zeitung, dass ein Betrüger jemandem weismachen konnte, er wäre Gaddafis entfernter Erbe und könne sich auf dessen Nachlass freuen, wenn er eine Bearbeitungsgebühr von 250.000 € im Voraus bezahle. Der Naivling tat es wirklich! Woher der wohl das Geld hatte? Sicher geerbt, denn verdient haben konnte er es wohl bei derartiger Geistesarmut kaum.
Da erinnerte ich mich an einen Bekannten namens Gustav, der sich aber in Anbetracht seiner schwarzen Haarpracht immer Stavros nennen ließ und seine Freunde immer mit „Saludos Amigos!“ begrüßte. Der war immer etwas obstinat und ließ Sprüche los wie „Der Staat ist die einzige kriminelle Organisation!“ oder „Polizei überall - Gerechtigkeit nirgends!“
Naja, der fuhr immer 1mal pro Woche in die Wachau zum Tarockieren in den Gasthof ZUR LINDE, nahe der Burgruine Dürnstein. Dort hing ein Bild mit dem Wirt und Prince Charles an der Wand, von dem die Tarockbrüder immer behaupteten, es wäre eine Fotomontage. Der Wirt hingegen schwor Stein und Bein, er hätte den Prinzen in echt getroffen und dieser hätte ihm versprochen, dereinst bei ihm einzukehren. Sollte dies eintreffen, würde der Wirt den ungläubigen Kartenspielern sofort eine Lokalrunde spendieren.
So kam Stavros auf die Idee, Prinz Charles schriftlich zu dessen 2.Vermählung zu gratulieren und tatsächlich erfüllte dieser die Hoffnung auf ein Dankschreiben. Flugs flatterte Stavros ein königlicher Brief samt Wappen auf’m Papier und Hochzeitsfoto anbei ins Haus.  Jener brauchte nun nur mehr den hochwohlgeborenen Wisch in seinen Computer einscannen und den Text von: Thank you for your letter….  umzufälschen in: I’m looking forward to visiting your nice Pub with my new wife the next time… Dann noch einen Adress-Aufkleber mit der Adresse des Wirten aufs königliche Kuvert draufpicken und es unauffällig unter dessen Post schmuggeln.
Wie erwartet gab es ein großes Hallo, denn der Wirt brüstete sich mit dem exorbitanten Schreiben und ließ auch das beigelegte Foto vom großohrigen Charlie und dessen Pferde-gesichtiger Alter herumgehen. Ein ‚AH!‘ und ‚OH!‘ entkamen der Kartenbrüder Münder und diese wurden umgehend mit Freibier gestopft. So hängt also ein 2. Foto mit dem englischen Thronfolger in einem Wachauer Wirtshaus, das nun immer blitzblank geputzt ist, und dessen stolzer Besitzer schmeißt in Erwartung des hohen Besuches auch heute noch ab und zu eine Lokalrunde für die Tarockierer.

Mittwoch, 14. November 2012

Persiflage auf DERRICK

Untertitel: Der Wagen ist weg

„Harry, hol schon mal den Wagen!“ fordert Unterinspektor Dreck seinen Assistenten Groß auf.
„Tut mir leid, Stephan, der ist beim Service. Aber unser nächster Fall spielt sowieso gleich um die Ecke zum Präsidium. Der Hausmeister liegt erschossen im Hausflur. Eine besorgte Mieterin hat vor einer halben Stunde angerufen.“
„Sonst noch ein Fall für uns? Ich meine, wir können nicht immer nur mit einem lumpigen Fall beschäftigt sein, wenn die Konkurrenz pro Folge drei löst.“ meint Dreck und lässt seine Tränensäcke kurz noch tiefer hängen.
„Jetzt, wo du es erwähnst…Vor einer ganzen Stunde hat die Sekretärin eines Großindustriellen angerufen und ihren Chef ebenfalls als erschossen gemeldet.“
„Na also, “ freut sich Dreck. „der Fall hat eindeutig Priorität. Ruf mir ein Taxi!“
Mit dem Taxi, dessen Fahrer schon ein Autogramm vom Unterinspektor bekommen hat, geht es im gesetzten Tempo zum Bürogebäude, wo der schon länger Tote noch immer malerisch herumliegt.
Die Sekretärin schnieft in ein weißes Taschentuch und schluchzt:“Ach, Herr Geisenpichler war eine Seele von einem Menschen und hatte praktisch keine Feinde, bis auf diejenigen, die er berufsmäßig ruiniert hatte.“
Groß zückt sein Notizbuch: „Wir brauchen eine Liste. Nennen Sie mir mal den Hauptverdächtigen.“
„Tja, das muss wohl Herr Lubenschmier gewesen sein, denn der hatte das meiste an Geld durch meinen toten Chef verloren. Er wohnt in der Blumengasse 6.“
Mit dem Taxi geht es weiter in die besagte Gasse, wo der Verdächtige eben das Haus verlässt und den Kragen hochschlägt. Sein Gesicht verrät Schuldbewusstsein.
„Da kommen wir ja gerade richtig, Stephan!“
Dreck steigt langsam aus und winkt den Verdächtigen zu sich.“Herr Lubenschmier, kommen Sie mal!“
Der Angesprochene stutzt:“Woher wissen Sie, wie ich heiße?“
„Nun machen Sie kein Aufsehen, wir sind schließlich schon länger Polizisten.“ erklärt ihm Harry Groß großkotzig.
Dreck ergreift theatralisch das Wort: „Ihr Konkurrent, Herr Geisenpichler ist erschossen worden.“
„Was? Erschossen sagen Sie?“
„Ja, erschossen.“
„Hm, wie tragisch. Und wer hat ihn erschossen?“
„Wir wissen noch nicht, wer ihn erschossen hat.“ mischt sich Harry kurz ein.
„Wir dachten, SIE könnten uns vielleicht sagen, wer ihn erschossen hat.“ Mit einer ebenfalls theatralischen Geste streift Dreck den Verdächtigen kurz am Ärmel. „Sie waren schließlich sein größtes Geschäfts-Opfer.“
„Was? Ich?“ tut der verdächtige Lubenschmier verwundert. „Und deshalb nehmen Sie an, ich hätte ihn gleich erschossen?“
„Ja, das tun wir.“ merkt Harry an. „Sie gingen wohl in sein Büro und haben ohne Vorwarnung auf ihn geschossen.“
„Bedaure, aber ich weiß gar nicht, wo Geisenpichler sein Büro hatte, denn ich wickle alle Geschäfte per Telefon und Internet ab.“
„Das nenne ich ein gutes Alibi. Dann können Sie ihn natürlich nicht erschossen haben, wenn Sie nicht mal wissen, wo sich der Tatort befindet.“ kombiniert Dreck. „Sie können weiter Ihres Weges gehen.“ erlaubt Gross.
„Dann muss es wohl wieder mal einer aus der Familie gewesen sein, Harry. Die meisten Opfer wurden von eigenen Angehörigen und Geliebten ermordet.“ weiß Dreck.
Bei der Gattin des Toten in einer hochherrschaftlichen Villa angekommen, gibt es wieder das gleiche verbale Ping Pong Spiel, dass er erschossen worden sei und dass man noch nicht wisse, wer ihn erschossen habe. Dann tut die Witwe so, als würde sie angestrengt nachdenken und verkündet: „Es muss jemand gewesen sein, den er kannte.“
"Da sind Sie ganz allein darauf gekommen?" wundert sich Gross.
„Wie kommen Sie auf diese Idee, gnädige Frau?“ fragt Dreck auch verwundert.
„Weil es keinen Sinn macht, einen Unbekannten einfach zu erschießen.“ folgert die feine Dame und zündet sich eine Zigarette an.
„Wohnt noch jemand bei Ihnen im Haus?“ erkundigt sich Dreck und sieht kurz im weiträumigen Salon herum, wo überall teure Skulpturen stehen.
„Ja, unsre Putzfrau, Frau Solinghammer, die etwas pingelig ist. Mein Mann war ein rechter Schmutzfink und sie beschwerte sich manchmal über ihn.“
„Das nennen wir ein Motiv!“ erkennt Harry erfreut.
„So etwas kann auch nur einem Polizisten auffallen!“ Ausatmend bläst sie dekorative Rauchringe in die Luft.
„Hat sie nicht gründlich genug geputzt?“ hakt Harry nach.
„Doch. Sie musste auch das Büro blitzsauber machen.“ ergänzt die Witwe leise.
„Hast du gehört, Stephan?“
„Ich bin zwar schon lang pensionsreif, aber ich kann noch gut hören! Nur zum Sehen brauch ich eine Brille.“
Frau Solinghammer erscheint und macht schon ein sehr schuldbewusstes Gesicht. In ihren Händen knüllt sie ein Taschentuch undefinierbarer Farbe und druckst herum. „Der arme Herr Geisenpichler, wir hatten zwar einige Differenzen, aber sonst kam ich mit ihm sehr gut aus.“
„Nun lügen Sie uns nicht so frech an, die Schuld steht Ihnen doch schon ins mit Krokodilstränen verweinte Gesicht geschrieben. Uns können Sie nichts vormachen.“ herrscht sie Harry an.
Automatisch fährt sie sich daraufhin mit dem Taschentuch über die Stirn, so als würde sie ein unsichtbares Kainsmal abwischen wollen. „Wie können Sie das nur behaupten? Mit was für Menschen habe ich es denn hier zu tun?“
„Mit der Polizei!“ klärt sie die Witwe ruhig auf.
„Deshalb brauchen die mich nicht gleich wie eine Kriminelle behandeln.“
„Aber das tun wir doch gar nicht!“ beruhigt sie Dreck.
„Doch das tun Sie wohl!“ keift sie ungehalten.
Die Witwe legt den Kopf schief. „Das tun Polizisten meistens!“
„Aber wie können die nur wissen, dass ich schuld am Tod vom Chef bin?“
„Weil wir schon mehrere Fälle dieser Art aufgeklärt hatten.“ bestätigt Dreck.
„Wie sollte ich ihn ohne Waffe erschossen haben?“ fragt sie weinerlich.
„Aha, woher wissen Sie denn, dass er erschossen wurde?“ fragt Groß.
„Sie haben es doch schon mindestens 12mal gesagt.“ verteidigt sie sich. „Achtmal hab ich es durch die Tür gehört, als Sie es Frau Geisenpichler mitteilten, und die restlichen Viermal haben Sie es mir eingetrichtert.“
„Das stimmt.“ stellt Dreck fest. „Haben Sie gewusst, dass Herr Geisenpichler eine Waffe in der Schublade seines Büro-Schreibtisches hatte?“
„Natürlich. Das wusste doch jeder, der ihn kannte.“ erzählt die Putzfrau.“Und ich musste die Pistole in periodischen Abständen auseinandernehmen und putzen. Manchmal sogar mit verbundenen Augen. Der Mensch hatte eine richtige Freude, mich zu quälen!“
„Sie sind sich schon darüber klar, dass Sie sich eben selber schwer belastet haben?“ vergewissert sich Harry.
„Mir missfällt Ihr Ton, junger Mann!“ kreischt die Gepeinigte schluchzend.
„Ach, so jung ist mein eifriger Kollege gar nicht!“
Harry sieht Dreck kurz kritisch an, fragt dann die Verdächtige:„Soll ich Ihnen Ihre Rechte vorlesen?“
„Das wird nicht nötig sein, Harry!“ glaubt Dreck und tritt an die weinende Putzfrau heran. „Sie wollen sich doch sicher von der schweren Schuld, die Sie im Affekt auf sich geladen haben, befreien?“
Weinend nickt die Putzfrau und sprudelt hervor: "Dieser Mensch war ein Dreckschwein! Immer hat er Zigarren-Asche auf den teuren Teppich fallen lassen und dann noch eingetreten. Wissen Sie, wie schwierig es ist, einen echten Perserteppich zu waschen? Nein, davon haben Sie keine Ahnung. Ich hasse alle Raucher!!! Wenn man diese Luftverpester doch nur zum Abschuss freigeben-“
„Ist ja schon gut, Frau Solinghammer!“ beruhigt sie Dreck und zwinkert Harry zu. „Harry, holst du mal den Wagen? Wir können Frau Solinghammer in der Verfassung unmöglich im Taxi fahren lassen.“
„Gut, es wird aber eine Weile dauern, bis ich den Wagen vom Service hierher gebracht habe.“ gibt Groß zu bedenken.
„Wir haben Zeit.“ stellt Dreck fest und setzt sich auf einen roten Plüsch-Fauteuil. „Und irgendwie müssen wir ja die restliche Sendezeit ausfüllen.“
Frau Solinghammer giftet inzwischen weiter: „Wissen Sie, was lustig wäre? Wenn der Staat uns alle zwingen würde zu rauchen, um uns mit Nervengift ruhig zu stellen! Dann würden diejenigen, welche heute noch freiwillig ihre tägliche Dosis konsumieren, sofort auf die Barrikaden steigen!“
„Und was ist mit dem toten Hausmeister?“ fragt Harry noch. „Sollen wir ihr den nicht auch noch aufs Kerbholz ritzen? Einer so Verrückten traut man sowieso alles zu!“
„Harry, wir müssen zumindest vorher noch die Mieter vernehmen. Vielleicht gibt einer von denen den Mord zu. Zwei verschiedene Mörder machen sich auch in unserer Statistik besser, als eine Doppelmörderin.“
„Du hast recht, Stephan.“ gibt Groß zu und verabschiedet sich, um den Wagen vom Service zu holen.
Drecks Mobiltelefon läutet und er holt es aus seinem beigen Regenmantel. „JA?“ Bedeutungsschwanger lauscht er kurz. „Nun ja, dass kann ja mal passieren, dass ein toter Hausmeister, der im Hausflur liegt, einfach von der Müllabfuhr abgeholt wird. Dann geb ich den Fall an das zuständige Kommissariat ab, das in der Nähe der Müllverbrennungsanlage liegt. Wiederhören!“
„Unannehmlichkeiten?“ fragt die Witwe, welche sich schon längst wieder gefasst hat und die Zigarette in einem goldenen Aschenbecher ausdämpft.
„Kaum.“ wehrt Dreck mit einer lässigen Geste ab und wendet sich der Putzfrau zu. „Setzen Sie sich doch, Frau Solinghammer. Sie sehen müde aus.“
„Nein danke.“ lehnt diese höflich ab. „Ich werde noch lang genug sitzen.“

Montag, 12. November 2012

Der Schlaf, der nie endet


Aus gegebenem Anlass fiel mir der alte Witz ein, wo eine Frau ihren Nachbarn bittet, während ihres Urlaubes ihre Katze zu füttern und er will sich drücken: „Das soll Ihre Mutter machen, die wohnt doch bei Ihnen.“
Ja, aber sie ist etwas kränklich, bitte, Sie brauchen Mieze nur täglich eine Schüssel mit Wasser und Futter hinstellen.“
Widerwillig stimmt er zu und erhält 3 Tage später einen Anruf von ihr: „Hallo! Wie geht’s meiner Katze?“
Ihre Katze ist tot!“
WAAAS? Wieso?“ fragt sie aufgelöst.
Keine Ahnung, bin ja kein Tierarzt, ich hab ihr alles hingestellt und sie lag jedenfalls tot im Innenhof.“
Das hätten Sie mir aber auch anders sagen können.“ empört sie sich und er fragt:„Was soll ich'n sagen? Wenn sie tot ist, ist sie tot!“
Sie hätten sagen können: Ihre Katze hat auf'm Dach gespielt, dabei ist sie leider abgestürzt und-“
Ach so ja, hätte ich sagen können.“ sieht er ein.
Und wie geht’s meiner Mutter?“
Ihre Mutter spielt grad auf'm Dach!“
Das fiel mir heute ein, denn ein Freund von mir ist vorige Woche nach Australien abgedüst und gab mir seinen Hamster in Pflege. Jede Nacht hat mich das Vieh geweckt, als es im quietschenden Hamsterrad rotierte. Ich gab gegen das Quietschen etwas Fahrradöl auf den Mechanismus, aber das Rattern war immer noch deutlich zu hören. Also stellte ich den Käfig im Vorzimmer auf den Kasten hinauf, um ungestört Matratzenhorchdienst schieben zu können. Und heut' morgens fand ich das Käfigtürchen offen und den Fellkamerad tot auf'm Boden. Hat den 2-Meter-Sturz nach seinem Ausbruchsversuch nicht überlebt. Wahrscheinlich hat der Züchter seine Mami mit einem Lemming gekreuzt. Wie also soll ich meinem Freund bei seiner Rückkehr den Abgang seines Lieblings schonend verklickern?
Er hat sich zum ewigen Winterschlaf hingelegt?-Nein!- Er hat Bungee-Jumping ohne Seil geübt?-Nein!- Er wollte ohne dich nicht mehr leben und hat Selbstmord begangen?-Nein!
Ach, ich werd' wohl mit der kleinen Leiche zum Tierhändler gehen und einen Doppelgänger kaufen. Das hätte der Mann aus'm Witz mit der Katze auch machen sollen. Und für die Mutter hätte er sicher Ersatz aus'm Altersheim holen können.

FEURIO!

LIEBE KINDER! LASST DAS ZÜNDELN SEIN!

Freitag, 9. November 2012

Expertenmeinung

Ein Kosmetikkonzern hat eine Haar-Erweckungskur erfunden. Toll, aber was wir wirklich brauchen, ist eine Hirn-Erweckungskur für einige Mitbürger, deren Oberstübchen dringend eine chemische Auffrischung stillgelegter grauer Zellen benötigt. Ein Beispiel: Der Sohn unseres ehemaligen Hausmeisters traf mich einstmals leider unvorhergesehen, denn sonst wäre ich sofort auf die andre Straßenseite geflüchtet. Er sah aus wie Micky Rourke nach seiner ersten missglückten Schönheits-OP und sprach mich auf mein erstes, in einer Literatur-Zeitschrift veröffentlichtes Werk an. (Ich wusste gar nicht, dass der überhaupt lesen kann.) Mit überheblicher Pseudo-Experten-Miene meinte er recht hölzern: „Grundsätzlich muss gesagt werden, dass manche Geschichte und Erzählung einzig und allein die Autoren betreffen, diese hört man hierin klagen oder sie stellen ihre Welt dar, die niemand interessiert. Hiervon sollte sich jeder Autor hüten. Der erhobene Zeigefinger in Erzählungen ist ebenso unangebracht, wie das ständige Seufzen über das Erlittene in der eigenen Situation. Erzählungen sollten losgelöst vom Autor sein, damit er objektiv vermitteln kann.“
„Ach was!“ entgegnete ich. „Aber Thomas Bernhard hat sein ganzes Oeuvre genau auf diese Weise zu ungeahntem Ruhm gebracht!“
„Tja, aber DU bist halt nicht der gute Thommy Bernhard!“ grinste er blöd.
Das war vor einigen Jahren und ich hatte es fast vergessen, aber kürzlich lief mir der Affe doch glatt wieder über’n Weg - nun sieht er aus wie Micky Rourke nach der dritten misslungenen Schönheits-OP, und sprach mich neuerlich unerlaubt an: „Ich hab mir dein Buch ‚Soziopathen sterben selten‘ aus der Bibliothek ausgeborgt.“
„Ein Jammer, dass es auf diese Weise erhältlich ist.“ haderte ich mit dem Schicksal der meisten armen Autoren. „Und du hast natürlich was dran auszusetzen?“
„Und du willst Kritik natürlich nicht hören?“
„Nur wenn sie berechtigt ist. Marlene Streeruwitz bezeichnete sich kürzlich im TV als Buchstaben-Aneinander-Reiherin in Heimarbeit. Ich bezeichne mich als Buchstaben-die-auch-Sinn-ergeben-Aneinander-Reiher!“ stellte ich in sachlichem Ton fest.
„Jaja, Sinn ergibt ja, was du schreibst, aber es ist halt so unglaubwürdig, dass ein Journalist einen Erfinder trifft, der eine Zeitmaschine erfunden hat.“ dozierte er und bezog sich dabei auf die Story ‚Apparat auf Abwegen‘.
„Da hast du was überlesen, der Erfinder glaubt ja nur, er hätte eine Zeitmaschine erfunden. Tatsächlich ist es ein Zerstörungs-Apparat!“ erklärte ich geduldig. „Doch in einigen meiner Geschichten liegt die Aussage zwischen den Zeilen und entgeht oberflächlichen Leuten.“ PAFF! Das hatte gesessen. Der Hausmeisterboy stutzte kurz.
„Tatsächlich kann es sowas aber gar nicht geben!“ beharrte er uneinsichtig.
„Tatsächlich gibt es auch keinen Zauberlehrling, und doch hat eine Engländerin mit diesen kitschigen Klischees des Zauberstab-schwingenden Besenreiters Millionen gescheffelt!“ Oh, wie ich mir wünschte, einen derartigen Molekül-Zerbröselungs-Apparat zu besitzen und ihn damit zur Hölle zu schicken! Sowohl den Hausmeistersohn als auch den Zauberlehrling samt seiner Schöpferin. „Und die andern Stories?“
„Die sind so lala!“ bekrittelte er und zog eine Grimasse. Das hieß, er verzog seine Masken-Visage.
„Was machst Du eigentlich so? Außer lesen?“ erkundigte ich mich interessiert und dachte: wahrscheinlich nur andern den Nerv töten.
„Naja, dies und das, aber am liebsten bin ich in meiner Funktion als Kulturbeauftragter der Stadt Wien unterwegs.“ berichtete er stolz wie ein Pfau und ließ mich mit herunter geklappter Kinnlade auf der Straße hinter sich.

Donnerstag, 8. November 2012

Resurrection?


Zitterpartie

LIEBE KINDER! WERFT KEINE DROGEN EIN!

Katzenjammer

LIEBE KINDER! LASST KEINE STREUNER REIN!

Klassentreffen

Vor nicht allzu langer Zeit stand wieder mal eine Reunion an. Ein Klassentreffen, das ich gern schwänze, denn die lieben Kollegen und-innen von damals werden mir auch mit den Jahren nicht sympathischer.
Aber um Geschäftskontakte aufzufrischen bzw. meine Bücher an den Mann und die Frau zu bringen, kam es mir grad recht. Irgendwie hatte ich aber wieder mal kein Glück und dann kam noch Pech dazu, leider…
Es fing schon damit an, dass ich das komische Lokal nicht fand. Es befand sich irgendwo in den Weiten des 17. Bezirks. Und ich lief mit dem Stadtplan in der Hand wie ein bekloppter Tourist quer durch Hernals. Endlich fand  ich ein mieses Wirtshaus, das so aussah, als stünde demnächst der Abbruch bevor. Der Wirt hatte passenderweise schon eine Abrissbirne am Hals, soll heißen, er besaß einen Schädel wie ein Eckhaus, wie der Wiener zu sagen pflegt. Auf meine Frage nach dem Klassentreffen deutete er sich nur stumm über die Schulter und ich stolperte die Stufen runter in ein Hinterzimmer, wie man es aus zweitklassigen Krimis im ZDF kennt. Unschlüssig setzte ich mich, packte schon mal mein mitgebrachtes Plastiksackerl aus, in welchem sich eine kleine Auswahl meiner gesammelten Werke zum Verkauf bereit befanden. Dann trudelte die Serviererin ein, ein schmuddeliges Mädl mit schiefem Grinsen und Kaugummi zwischen den Zähnen, und fragte, was ich trinken wolle. Am liebsten nix, sonst steht bei mir eine Vergiftung an, wenn ich mich hier so umseh‘, wollte ich nicht sagen und orderte ein Viertel Rot. Nach einer viertel Stunde bekam ich eine Biertulpe mit roter Flüssigkeit drin, die stark nach Alkohol roch, aber nicht die Blume eines Weines verströmte. Nach einer weiteren viertel Stunde rückte der erste Ex-Schulkollege an und zwar ziemlich angeheitert. Es war jener, der das Wirtshaus ausgesucht hatte und erzählte mir gleich, dass er hier einen Mordsrabatt kriegt.
„Schön!“ lobte ich und kam zum Grund meines Hierseins. „Ich schreibe übrigens Bücher, die sich gut verkaufen. Habe hier eine Auswahl-“
„Ich lese nix, außer Speisekarten und das Fernsehprogramm.“ unterbrach er mich abrupt.
Die Servierkraft brachte ihm ungefragt einen Doppler Hausmarke und ein Krügel dazu. Schon schenkte er sich ein und wir saßen circa eine halbe Stunde so da und plauderten über alte Zeiten. An den von mir erwähnten blöden Klassenkasperl konnte er sich nicht erinnern, weil er es selber war und ich ja vermied, seinen Namen zu nennen.
„Wo nur die andern bleiben?“ fragte ich und sah nervös auf die Uhr an der von dicken Rissen durchzogenen Wand.
„Brrrtt, werden schon kommen. Hab leider nicht von allen die neuen Adressen gefunden. Die Weiber haben fast alle geheiratet und neue Namen, die Männer wollen nicht im Telefonbuch stehen, wahrscheinlich, damit sie nicht von Verflossenen und außerehelichen Kindern angepumpt werden.“ erklärte er schon lallend mit den Augenlidern auf Halbmast.
Oder von dir, dachte ich, denn der Penner wirkte total abgebrannt. Er soff wie ein Loch. Der Doppel-Liter leerte sich zusehends.
„Einige haben abgeschagt, hähähäää.“
Schon Böses ahnend, erkundigte ich mich: „Und wie viele haben zugesagt?“
„Eigentlich nur du!“ gestand er und schüttelte sich vor Lachen. „Trink doch, alte Haubitze!“
„Nein, danke!“ knurrte ich zwischen den Zähnen hervor und packte schon meine Bücher wieder ein.
„Aber du musch doch trinken!“ nuschelte er. „Du bezahlscht schließlisch!“
In meiner verständlichen Aufregung weiß ich jetzt nicht mehr, ob er von allein unter den Tisch sank, oder ob ihn doch meine im Reflex ausgestreckte Pranke am Kopf traf, jedenfalls wollte ich so schnell wie möglich abhauen. Bedauerlicherweise wurde ich aber von dem Wirt mit dem Riesen-Plutzer abgefangen, an dessen Seite auch die dauerkauende Kellnerin lehnte.
„Der Herr Loisl hat g’sagt, Se zahln, da is de Rechnung!“
Mit Stielaugen blickte ich auf die Zahl und kreischte: „124 €???“
„Jo freile! Was glaubens, was mir für G’schäft entgangen is. Im Extrazimmer hätten heit de Schachspüler getagt.“
In dem Augenblick kam unser alter Klassenprimus rein.
„Servas!“ begrüßte ich ihn. „Du kommst goldrichtig. Unser Klassenkaschperl liegt zwar schon unterm Tisch, aber wir können uns ja königlich unterhalten.- Bringens no a Vierterl Rot, Fräulein!“
Während ich also mit dem präsumtiven Retter aus meiner Not ins Extrazimmer stolperte, korrigierte der Wirt gleich die Rechnung hinauf.
Da saßen wir nun und der Primus guckte unter'm Tisch nach, ob der Kaschperl noch lebte. Als er kurz an seinem von der Kellnerin servierten Getränk nippte, bot ich ihm meine Bücher zum Kauf an.
„Naja, das Science-Fiction-Buch interessiert mich. Zivilflug zum Zeitriss. Wie viel kostet das?“
„Für dich statt 20 Euro 90 nur 19,90!“ zwitscherte ich und tatsächlich- er machte einen Zwanziger locker, den ich rasch einsteckte. Dann entschuldigte ich mich und schlich mit meinem Sackerl zum Clo. In Filmen gibt es da immer einen Fluchtweg aus’m Fenster, in echt is das Fenster leider vergittert. „Schh….“
Plan B war, unter einem Vorwand das Lokal ungeschoren zu verlassen. Also ging ich zum Ausgang am Wirt vorbei und sagte: „Ich muss nur was aus meinem Auto holen.“
„Wartens, i helf Ihna tragen!“ bot er unverschämterweise an. Scheinbar war er schon gewitzt von andern Gästen.
Draußen guckte ich ein wenig ratlos und rief dann entsetzt: „Huch! MAN HAT MIR DEN WAGEN GESTOHLEN!“
„Oje, net scho wieder de Polizei!“ raunte der Wirt. „Des is so schlecht für's G’schäft.
Ich weiß nicht, was er unter Geschäft verstand, denn bisher waren wir drei Ex-Schulkollegen die einzigen Gäste. Jedenfalls schlug ich vor: „Wissen Sie was? Ich geh zur Polizei und sag, das Auto ist mir 2 Straßen weiter gestohlen worden. Dafür berechnen Sie alles meinen beiden ehemaligen Schulkameraden. Der eine kriegt Rabatt bei Ihnen, wie er mir verriet, und der andre ist stinkreich.“
„Nau guat!“ lenkte er ein. „Was habens denn da drin im Sackl?“
„Meine Bücher, ich schreibe nämlich Kurzgeschichten und Science Fiction. Möchten Sie eines haben?“ fragte ich und fügte noch schuldbewußt hinzu: „Natürlich gratis für Ihre Gastfreundschaft.“
„Na dankschee, so an Schas les i net.“ lehnte er ab und schlurfte wieder in sein verkommenes Lokal zurück.

Armer Mike streikt


Mike, ein Kumpel aus Kindertagen, der so wie ich Matura, Führerschein fürs Auto, Computer und alle Küchengeräte besitzt, hat Probleme mit dem AMS. Seit 2 Jahren schicken die ihn immer in Kurse, damit er aus der Arbeitslosenstatistik rausfällt und einige Unternehmen an ihm etwas verdienen können. Dort darf er dann mit Gleichgesinnten bzw. Unterprivilegierten lustige Rollenspiele durchexerzieren. Wie man überlebt, wenn man in der Wüste mit dem Flugzeug abstürzt. Wer ist der Späher, das Alpha-Tier, das Omega-Männchen und das Kamel, das überall hin mitläuft. Zuletzt musste er eine Einrichtung besuchen, wo ein 29-Tage-Kurs einem 9-Monate-Arbeitsverhältnis (das ihm laut Einsteins Zeitdilatation wie 9 Jahre vorkommen wird) zu einem Hungerlohn vorangeht. Eine gemeinnützige Firma, wie auch sein Rundgang durch deren Räume zeigte. Dort saßen in einem großen Raum circa 15 Leute, welche mit leeren toten Augen stumm Briefe kuvertierten. Einer davon hatte eine Packung Substitol vor sich liegen. Aha, dachte Mike, die helfen auch Ex-Junkies. Hoffentlich muss ich das nicht auch machen, sonst brauch ich bei der stupiden Arbeit zwischen Süchtigen ab dem 3. Tag auch eine Spritze oder Valium vom Psychiater.
Dann saß er brav im Empfangsraum zwischen bulligen, tätowierten Schlägertypen hilflos herum und lauschte der Selbstvorstellung der bunten Runde. Der erste sprach mit rauchiger Stimme: „Hallo, i bin der Helmerl Calvados, seit 10 Jahr hackenstad, seit 2 Monat auf freiem Fuß, wo i wegen Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt einsaß. Und jetz wandele ich am Pfade der Tugend!“
Der nächste Häfenbruder berichtete: „Grüaß eich, i bin der Karli Slibowitz, seit 13 Jahr ohne Beschäftigung und scho seit 3 Monat und 4 Tag wegen ähnlicher Delikte wieder in Freiheit und harre der Dinge, die da kommen.“
Dann war Mike, der intellektuelle Typ, an der Reihe, sich zu präsentieren: „Hallo erstmal, i bin der Mike Ohnemichl und hab noch keine Vorstrafe. Aber wenn ich die Kretzen vom AMS erwische, die mich in diesen Bewährungshilfe-Resozialisierungs-Verein gewürfelt hat, dann ändert sich das schlagartig! Obwohl es vielleicht interessant ist, hier Teile der Bevölkerung kennenzulernen, von deren Existenz ich bisher nur aus der Sendung Aktenzeichen XY-ungelöst  wusste.“
Man entließ Mike großzügig aus dem Projekt, wohl auch zu seinem eigenen Schutz…