Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Freitag, 29. Mai 2015

Bongos Besuch

Und glaubst du schon es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo noch ein Verwandter daher!

Donnerstag, 28. Mai 2015

SM-Mord

Der tote Mann lag nackt, mit am Rücken gefesselten Händen im Lichthof eines Hauses in der Innenstadt und es war angesichts der riesigen Blutlache klar, dass er keinen Atemzug mehr tun konnte. Der Gesichtsschädel war völlig zertrümmert, sollte er seinen Personalausweis nicht im Anus stecken haben, würde es mit seiner Identifizierung wohl schwer werden, dachte Kommissar Rau, der diesmal noch vor der Spurensicherung am Tat- bzw. Fundort der Leiche eintraf. Der Streifenpolizist zeigte nach oben. "Der Hausmeister hat uns gerufen, nachdem er einen Schrei gehört und das Opfer hier gefunden hatte. Im 5. Stockwerk befindet sich ein nobler SM-Club. Der Kollege bewacht die anwesenden Verdächtigen, damit sie sich nicht absprechen können. Sie werden sich wundern, wen Sie dort oben vorfinden."
Rau stieg oben aus dem Lift, betrat das Etablissement und wunderte sich tatsächlich. Dort saßen auf einer schwarzen Ledercouch ein Politiker, ein Sportler und ein betuchter Geschäftsmann, alle aus den Seitenblicken und Gesellschaftsseiten der Boulevardpresse sattsam bekannt. Rau wies sich kurz aus und der diensthabende Polizist flüsterte ihm zu: "Nebenan steht noch das Fenster offen, aus dem der Tote gesprungen oder gestürzt wurde. Die honorigen Herren behaupten alle, sie hätten nichts von einem Fenstersturz bemerkt, ich hab sie nicht an das offene Fenster gelassen! Und alle wollten von mir wissen, was denn genau passiert ist, aber ich hab mich auf die amtliche Verschwiegenheit bezogen."
"Danke!" sagte Rau und wandte sich an das betreten dreinblickende Trio, das um die Hüften blutrote Handtücher geschlungen hatte. "Wer kannte den Toten?"
Sofort ergriff der Politiker das Wort. "Darf ich Sie zuerst bitten, die ganze delikate Angelegenheit mit größtmöglicher Diskretion zu behandeln. Nennen Sie mich doch bitte einfach nur Herr äh-Schwarz!" bat er und meinte damit wohl seine Parteifarbe, obwohl Rau nicht wusste, welcher Unheilfraktion der leptosome Kerl momentan gerade angehörte, da er diesbezügliche Zeitungsberichte nur mehr kurz überflog.
"Oh ja!" stimmte der athletische Sportler zu. "Und mich können Sie Herr Rot nennen, oder nein- lieber Herr Gelb!"
"Dann nennen's mich einfach Herr Pink! Das ist die Lieblingsfarbe meiner Frau. Die soll möglichst auch nix davon erfahren, sonst muss ich ihr ein neues Auto kaufen!" meldete sich der Geschäftsmann, Typ Pykniker, zu Wort. "Die Domina ist übrigens gerade im Büro und bestellt sich online neue Schuhe vom Lablutein oder wie der heißt!"
"Und wie lautet die Antwort auf meine Frage?" bestand Rau schon ungeduldig.
"Also", sagte Herr Schwarz. "Ich hab den Mann, um den es offensichtlich geht, noch nie gesehen. Wir trafen uns nur flüchtig im Umkleideraum. Ich hab den Spind Nummer 1 und er hatte die Nummer 4! In so einem Club spricht man nicht mit Fremden, auch wenn man keinen Knebel im Mund hat."
"Ich glaub, der war nicht prominent, sonst hätte ich ihn ja gekannt." meinte Herr Gelb. "Ich hab ihn nur an der Bar dort drüben gesehen, wo er einen Cognac getrunken hat und dann einfach weggegangen ist."
"Ja und ich kann Ihnen auch net sagen, wer er ist, obwohl irgendwie kam er mir schon bekannt vor. Aber ich hab in meinem Leben schon so viele Leute getroffen. Na, ich bin auch der Älteste von uns, net!" grinste Herr Pink. "Und gesehen hab ich ihn hier. Also hier auf der Couch. Da wart ich immer, bevor mich die Wanda ans Kreuz bindet."
Rau guckte ins Nebenzimmer, wo sich das offene Fenster befand. Davor lag ein blutrotes Handtuch, welches der Gestürzte sicher verloren hatte. Dort stand kein Kreuz, sondern ein Zahnarztstuhl mit den dazugehörigen Folterinstrumenten. Als er das Zimmer durchschritt, kam er in einen dunklen Raum, in welchem sich ein großes Y befand. Das musste wohl das Kreuz sein, dachte er und schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, dass es Männer gab, die dafür eine Unsumme blechten, um daran festgebunden zu werden. Angewidert kehrte er zu seinen farbenfrohen Verdächtigen zurück. "Meine Herren, wer glaubt, den Ermordeten denn zuletzt gesehen zu haben?"
Schwarz protestierte gleich: "Was heißt ermordet? Vielleicht ist er selber hinunter gesprungen."
Gelb grinste: "Na, mit Handschellen hat er doch das Fenster nicht aufmachen können!"
Pink zeigte auf: "Wissen Sie, mir kommt vor, der war des erste Mal da. Da hat er vielleicht noch gar nicht gewusst, um was es hier überhaupt geht!"
Rau ärgerte sich über die offensichtliche Ignoranz der Anwesenden: "Aber er wird sicher nicht hergekommen sein, um hier so brutal wie möglich sein Ende zu finden."
Weiterlesen unter: http://www.bod.de/buch/s--pomej/moerder-machen-fehler/9783739204963.html

Weitere Super-Morde hier: Sehr schrullige Short-Stories

und auch hier: Soziopathen sterben selten

Blümchen für dich


Dienstag, 26. Mai 2015

Freitag, 22. Mai 2015

3-Minuten-Krimi

Todesschrei

  Wie so oft, wenn Kommissar Rau den Tatort betrat, wuselte schon die Spurensicherung um das Mordopfer herum. Diesmal hatte es eine junge Frau erwischt, die in einer Doppelhaushälfte mit ihrem Gatten wohnte, welcher aber nicht daheim war. Offensichtlich hatte sie die Tür ihrem Mörder geöffnet, lag nun mit einer Wunde an der Schläfe neben einer antiken Kommode und starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Leere. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hatte er ihr einen Schlag versetzt und sie war gegen die Kante geknallt. Das Wohnzimmer zeigte keinerlei Kampfspuren, was auf eine eher eruptive Handlung schließen ließ. Rau sah sich um und bewunderte die geschmackvolle Einrichtung. Auf einem zur Kommode passenden Tisch stand ein Grammophon, das als Blumentopf diente, welch lustiger Einfall. Und im ebenfalls zum Stil der restlichen Möbel passenden Einbauschrank befand sich ein Tonbandgerät mit einem eingelegten Tonband. Junge Leute kannten so ein Ding nur mehr aus den Wiederholungen der beliebten Krimiserie Columbo. Gemeldet hatte die Tat die Nachbarin, Frau Fließgarten, eine gesprächige, neugierige ältere Dame, als Zeugin ein Geschenk des Himmels. Nicht umsonst hatte Agatha Christie Miss Marple als ältliche Lady geschaffen. "Wissen Sie Herr Kommissar, ich kümmere mich ja nicht um meine Nachbarn, aber die Wände sind so dünn, dass man alles hört, ohne ein leeres Glas an die Wand halten zu müssen." erklärte sie Rau eifrig, als er bei ihr im Haus war.
"Und was haben Sie gehört?" fragte er und nahm auf ihr Handzeichen Platz.
"Naja, die üblichen Ehestreits halt. Sie stritten sich meist über Geld, Hausarbeit und Sex, denn Kinder hatten sie ja nicht. Er meinte, sie gäbe zu viel Geld aus und arbeite zu wenig und sei beim Sex zu fordernd. Außerdem vermutete er einen Rivalen, was sie aber immer heftig bestritt. Aber Clausi-Mausi, piepste sie immer - er heißt Claus Vogt und ist Versicherungsmakler - hat einen Bart wie Heinrich IV und einen Blick wie Heinrich VIII, ich mach doch sowas nicht!" äffte Frau Fließgarten die hohe Stimme der toten Nachbarin nach.
"Und haben Sie je einen fremden Mann bei ihr gesehen?" forschte Rau.
"Glauben Sie vielleicht ich spioniere?" erkundigte sie sich skeptisch.
"Aber nein, ich halte Sie nur für eine ausgezeichnete Beobachterin!" schmeichelte er ihr und setzte sein charmantestes Lächeln auf.
"Ach so. Also vorige Woche am Mittwoch war einer da, der sah aber wie ein Vertreter aus, hat allerdings so mit ihr geflüstert, dass ich beim besten Willen nix verstanden hab, trotz Glas an der Wand. Das fand ich schon mal verdächtig." meinte sie. "Aber Sie könnten auf Facebook nachgucken, ob sich einer mit der Tat brüstet, heutzutage brüsten die sich ja mit Dingen, für die man sich früher nur schämte!"
"Jaja, und was war kurz bevor Sie die Polizei riefen?"
"Ach furchtbar! Sie war allein daheim, ich hab niemanden kommen gesehen und ihr Mann ist ja heut früh schon aus dem Haus gegangen, da hat er ihr zum Abschied noch zugerufen: Ich muss zu einem Kunden! Ich bring dir auch was Schönes mit, Liebling! - Das hat der noch nie gemacht, sowas zu ihr gesagt, aber vielleicht hatten sie ja heut nachts tollen Sex. Jedenfalls hörte ich vor einer halben Stunde einen markerschütternden Schrei, wie sie ihn noch nie ausgestoßen hat. Ich hab gegen die Wand geklopft und gerufen: Frau Vogt! Ist alles in Ordnung? Und hab natürlich keine Antwort bekommen, also hab ich gleich die Funkstreife gerufen.Weglaufen gesehen hab ich aber niemanden." berichtete sie teils mit lauter Stimme.
"Na, da wissen wir wenigstens einmal auf die Minute genau die Todeszeit!" freute sich Rau und verabschiedete sich.
Wieder im Haus der toten Frau Vogt erfuhr er allerdings Erstaunliches. Pille, der Rechtsmediziner mit dem Star-Trek-Faible, stellte fest: "Sie muss mindestens schon 2 Stunden tot sein, die Totenstarre setzt bereits ein."
Wie aufs Stichwort kam der nun verwitwete Gatte mit einem Blumenstrauß heim. "Nanu, was ist denn hier los? Um Gottes Willen, ist meiner Frau etwas passiert?" fragte Vogt und setzte ein überraschtes Gesicht auf.
"Sparen Sie sich Ihre Schauspielkünste!" zischte Rau erzürnt. "Als Sie das Haus verließen, war Ihre Gattin bereits mausetot! Beim Basteln Ihres Alibis, eines markerschütternden Schreis während Ihrer Abwesenheit, den die Nachbarin hören sollte, haben Sie leider die physiologischen Abläufe nach dem Tod eines Menschen nicht bedacht, die Ihr Alibi zunichte machen!"
"Was reden Sie denn da daher?" ärgerte sich Vogt und fuchtelte mit dem Blumenstrauß herum. "Wie kann eine Tote denn schreien?"
"Oh, ganz einfach, warten Sie, ich zeig es Ihnen!" kündigte Rau triumphierend an.
WAS TUT ER?

Weitere Mordsgeschichten finden Lesehungrige hier:  Soziopathen sterben selten



Mittwoch, 20. Mai 2015

Mord am Ampelmann

                                  STOPP RAUCHEN!!!
                  SONST FEUER FREI!!!

Dienstag, 19. Mai 2015

5-Minuten-Krimi

Lösen Sie den Fall des toten Sprayers:

Auf dem Tisch in der Gerichtsmedizin lag ein junger Mann, der Kommissar Rau nun stumm dazu aufforderte, seinen Mörder zu suchen. Pille der Pathologe, der ein eingeschworener Star-Trek-Fan war, erklärte den möglichen Tathergang: "Es sieht fast so aus, als wäre er zuerst mit einem stumpfen Gegenstand aufs Hinterhaupt geschlagen worden und dann, nachdem er aufs Gesicht gefallen war, mit voller Wucht ins Genick getreten. Das ganze muss gestern passiert sein."
"Gefunden wurde er heut morgen auf der Westbahnstrecke." sagte Rau. "Er hieß laut Ausweis Harald Hammer und war einer aus der Graffiti-Szene. Auf seinem Handy hat er seine Kunstwerke verewigt. Der Junge hatte Talent."
"Tja, die fotografieren ihre Werke, weil sie bald von andern übersprüht werden oder von der ÖBB abgewaschen." mutmaßte Pille. "Da könnte vielleicht ein Streitpunkt eskaliert sein."
An der Wohnadresse des Toten fand Rau seine beiden Mitbewohner vor, die ob der Todesnachricht wenig erschüttert schienen. "Haben Sie verstanden? Ihr Freund ist tot!"
"Ja sicher!" antwortete der Größere von beiden. "Jetzt müssen wir uns an einen neuen Kumpel gewöhnen, die Wohnung ist nämlich viel zu teuer für zwei!"
Mit erzürnter Miene forderte Rau nun die Namen der zwei emotionslosen Burschen.
"Bertram Bucher!" stellte sich der Kleinere vor. "Wir kannten uns noch nicht so lange, aber sein Ruf ist ihm schon vorausgeeilt, daher haben wir ihn voriges Monat aufgenommen, nachdem sein Vorgänger ins Ausland abgezischt ist."
"Wolf Kriesam!" nannte sich der Größere. "Und was den Ruf betrifft, nach dem Sie sicher gleich fragen werden: er war ganz gut! Nicht so ein Dilettant wie Puber, der nur seinen Namen auf alles sprüht, was eine glatte Oberfläche hat."
"Wie lange machen Sie beide diese so kurzlebige Sache denn schon?" forschte Rau.
"Ich erst seit ein paar Wochen!" gab Bucher zu. "Und Wolf auch nicht viel länger."
"Nein, aber ich weiß schon worauf es ankommt! Ich hab auch Talent!" meinte Kriesam und zeigte Rau stolz seine Handy-Aufnahmen.
"Sehr schön!" lobte Rau. "Aber warum verschwenden Sie Ihr Talent an Züge, wenn die doch wieder gereinigt werden? Warum sprühen Sie nicht auf Leinwand und versuchen Ihre Kunst zu verkaufen?"
Die beiden setzten ein überheblich-mitleidiges Grinsen auf. "Sie verstehen das nicht!" meinte Kriesam. "Es wird eine hegemoniale Outlaw-Männlichkeit durch Eroberung fremden Terrains und durch Zurschaustellen von Zielstrebigkeit, Kompromisslosigkeit, Mut und Durchsetzungsvermögen in einer repressiven gefahrvollen Umgebung inszeniert. Über Bild des Outlaw-Writers wird Authentizität und Männlichkeit konstruiert. Die Arbeit am eigenen Mythos fußt auf Performanz und Dokumentation männlicher Potenz beim aktiv vollzogenen Bruch gesellschaftlicher Regeln mit dem Ziel kreativer Interventionen."
'"Aahhh!" machte Rau. "Handelt es sich hierbei etwa um doppelte Distinktlogik? Abgrenzung sowohl von andern Männern als auch von Frauen, was ein charakteristisches Merkmal von Männerbünden ist?"
Jetzt machten die beiden erstaunte Gesichter und Bucher lobte Rau: "Diese Erkenntnis hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut!"
Rasch konterte Rau: "Und ich hätte hier keine Intellektualität erwartet. Könnte es sein, dass einer seinen Mythos eventuell mit einem Mord bereichern wollte?"
"Wir waren nie auf Gewalt aus!" beeilte sich Kriesam festzustellen. "Fragen Sie doch mal bei seinem Schulkollegen Matthias Ogrim nach, wo er vorher gewohnt hat. Der war zweimal zu Besuch und hat jedesmal mit Harry gestritten. Über Pipifax!"
"Geben Sie mir die Adresse. Und auch Ihre Alibis!"
"Bert und ich waren gestern zusammen unterwegs, weil Harry gern allein herumstreunte. Leider hat uns aber niemand gesehen, was wir sonst eigentlich sehr schätzen! Wie ist denn Harry umgebracht worden?"
"Darüber gebe ich vor Abschluss meiner Ermittlungen keine Auskunft!"
An Ogrims Adresse, einer Vorstadt-Villa, öffnete eine junge Dame die Haustür und ließ Rau, nachdem dieser seinen Ausweis präsentiert hatte, widerwillig ein. Der feudal eingerichtete Salon zeigte, dass hier Geld wohl kein Problem war. "Ich hab gleich gesagt, dass Matt mit diesem Hammer nur Troubles bekommen wird."
"Woher wissen Sie denn, warum ich komme?" wunderte sich Rau.
"Na, die beiden neuen Hammer-Freunde haben grade angerufen und Ihr Kommen angekündigt, weil den einer ausgelöscht hat." sprudelte die Dame heraus. "Und Matt ist nicht daheim! Und nein, ich weiß nicht wo er ist. Ich bin ja nur seine Schwester."
"Also gut, Frau Ogrim, wann haben Sie Ihren Bruder zuletzt gesehen?"
"Vorgestern!"
"Und da haben Sie sich nicht über sein Ausbleiben gesorgt?"
"Nein!" sagte sie gelangweilt. "Ich dachte, der spielt das neue Game of 72. Da muss man 3 Tage verschwinden und hoffen, dass nach einem gesucht wird."
"Na, die Hoffnung hat sich für Ihren Bruder offensichtlich nicht erfüllt." erkannte Rau.
"Was wollen Sie? Wir sind beide volljährig, unsere Eltern geschieden und wir haben unsere eigenen Probleme." erklärte sie. "Was den Tod von Harry betrifft...."
"Ja?" Rau vermutete sofort, dass zwischen den beiden eine Beziehung gewesen ist.
"Ich war mal mit ihm zusammen, aber das hab ich bald beendet. Der wollte doch nur seine Duftmarken hinterlassen. Primitiv wie ein Hund, der an jedes Straßeneck pinkelt!" Die Art, wie sie das sagte, zeigte Rau, dass da wohl einiges an Gefühlen bei ihr verletzt worden sein musste. Just in diesem Augenblick drehte sich der Schlüssel im Schloss und herein kam der verlorene Bruder. "Matt, hier ist ein Kriminalbeamter, der eine Todesnachricht bringt."
Ogrim zog seine Jacke aus und sah Rau erwartungsvoll an.
"Ihr alter Schulfreund Harald weilt nicht mehr unter uns!" informierte ihn Rau. "Wo waren Sie gestern?"
"Im Theater! Allein, das heißt natürlich inmitten vieler. Tote Seelen hieß das gute Stück von Gogol." behauptete Ogrim und ließ sich ermattet auf einen Sessel fallen.
"Man hat mir berichtet, dass Sie öfters mit Herrn Hammer Streit hatten." forschte Rau.
"Ja, das haben Ihnen bestimmt die zwei Pappnasen gesteckt, mit denen sich Harry auf eine Kommune eingelassen hat." sagte Ogrim und schüttelte den Kopf. "Und jetzt ist er tot! Ermordet! Und ich steh unter Verdacht, was?"
"Ich geh dann mal. Ich war's sicher nicht, denn ich hab ja nicht genug Kraft als Mädchen!" verabschiedete sich seine Schwester.
"Wiedersehen!" sagte Rau beiläufig und wandte seine ganze Aufmerksamkeit Ogrim zu. "Worum drehte sich denn Ihr Streit?"
"Ach, nix Wesentliches. Ich fand, er verschwendet seine Jugend."
"Hätte er lieber mit Ihnen ins Theater gehen sollen?" lächelte Rau, der selbst früher gern ins Burgtheater ging.
"Zum Beispiel. Jedenfalls ist es doch keine befriedigende Tätigkeit, Scheiß-Graffitis quer in der Stadt zu hinterlassen, oder! Aber wenn man sich die großen Meister reinzieht, da kann man einiges fürs Leben lernen."
"Das interessiert mich." meinte Rau und setzte sich neben Ogrim auf die Sessellehne. "Was ist Ihre Erkenntnis beispielsweise aus diesem Gogol-Stück?"
"Bei dem gibt's eine Klassifizierung der Menschen: 1. die ganz einfachen, die tun Gutes für alle und schaden sich selbst dabei. 2. die Schlauen, die tun Gutes für sich und andere, es gelingt ihnen und sie machen dabei Gewinn für sich. 3. Gangster, die sich selbst was Gutes tun zum Schaden anderer. Und 4. die Schlimmsten: Idioten, die allen Schlechtes tun und sich dabei mit. Von der Sorte gibt es leider bei uns am meisten!" rekapitulierte Ogrim und zog eine Grimasse. "Und Sie? Haben Sie schon ermittelt, wer der Mörder sein könnte?"
Rau überlegte kurz, stand dann auf und eröffnete ihm dann: "JA! Eine Person hat sich verdächtig gemacht!"
WEN MEINT ER?

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Horoskop-Kunde


Montag, 18. Mai 2015

HEIMWERKER

Jeder will sein Heim so gut es eben geht verschönern. Wenn möglich mit einfachen Mitteln ganz allein, denn bei den hohen Preisen und der tiefen Arbeitsmoral von Handwerkern, muss man sich selbst behelfen. Aber man konnte auch alles übertreiben. Zum Beispiel nachts Möbel rücken oder beizen oder abschleifen, während nebenan ein müder Nachbar den Schlaf herbeisehnt, ist nicht nur rücksichtslos, sondern auch lebensgefährlich. Mein Nachbar, den ich leider schon viel zu lange ertragen musste, trieb es auf die Spitze, denn trotz meiner sehr höflichen Beschwerden dachte der Kerl nicht daran, sich zu bessern und nur mehr in den Tagesstunden, wo alle wach und aufs Verschönern des Heimes aus waren, zu werken. Also musste ich mir einiges einfallen lassen, um ihn zu bestrafen. Es fing damit an, dass ich seinen Lieferwagen zerkratzte und die Reifen zerstach. Dann bestellte ich im Baumarkt unter seinem Namen und seiner Kontonummer, die ich ganz einfach erfuhr, indem ich jemanden beim Kabelfernseh-Sender kannte, der sie mir verriet, jede Menge nützliche, aber unverlangte Geräte, die er dann wieder retournieren musste. Einmal bestellte ich ihm 1000 Schaumrollen, die ihm geliefert wurden, trotzdem er doch Diabetiker war, hähä. Ein andermal rief ich die Bestattung, um seine Leiche abholen zu lassen, wobei sich die Bestatter von ihm erst gar nicht abwimmeln lassen wollten. Er hatte keine Ahnung, wer ihm diese Streiche spielte, sonst hätte er in stupider  Wie-du-mir-so-ich-dir-Manier zurückgeschlagen. Dann steckte ich abgebrochene Zündhölzer in sein Schlüsselloch, sodass er einen teuren Aufsperrdienst holen musste, hähähää!
Hernach schmuggelte ich einen gebrauchten Damenslip, den ich einer unachtsamen Studentin im Waschsalon geklaut hatte, in sein Handschuhfach, als er wiedermal die Autotür offengelassen hatte. Seine Frau reichte die Scheidung ein. Der Slip war aber nicht die Ursache, sondern nur der Anlass für ihren Abgang. Denn auch sie war es leid, sich immer sein Gehämmer, Geschleife und Genagel anzuhören. Vom Dreck, den er beim Basteln immer machte, ganz zu schweigen. Meine Versuche, ihn in den Wahnsinn zu treiben wurden immer gefinkelter. Ich schrieb Leserbriefe unter seinem Namen, die dann in der Tageszeitung veröffentlicht wurden und ihm neue Feinde einbrachten, von denen ihn einer nachts immer anrief und beflegelte. Ich hörte durch die angrenzende Wand meiner Wohnung wie er zurückschimpfte und sich Ruhe ausbat, obwohl er selbst nicht der Leiseste war. Ich hoffte so sehr, dass er seine Koffer und seine Bohrmaschine packte und endlich in eine andere Gegend zog, doch der war so stur wie ein Panzer. Also was blieb mir anderes übrig als weiter auf Übles  zu sinnen, um ihn mürbe zu machen. Eine Idee von mir war, ihn abends, wenn er mal wieder Holzbretter auslud und vor meinem Fenster auf den Asphalt knallen ließ, mit dem kürzlich erstandenen Elektroschocker zu malträtieren. Denn er hat einmal einer Nachbarin erzählt, dass er schon einen Herzschrittmacher hatte und der Elektroschlag hätte ihm den Rest gegeben und ich hätte endlich, endlich meine Ruhe vor ihm gehabt. Doch dann nahm das Schicksal eine andere Wendung. Die Wände sind ja so dünn, dass man dem Nachbarn wenn er niest ‚Gesundheit!‘ wünschen kann und er dann ‚Danke!‘ drauf sagt. So kam es, dass er, als er wieder mal so gegen halb neun Uhr abends zu bohren anfing, bei mir durch die Wand kam. Mit der Bohrerspitze. Das wäre zwar ein Beweis für seine unmögliche nachbarliche Verhaltensweise gewesen, doch der Gerichtsweg ist ein langer. Also holte ich hurtig den Elektroschocker und wartete, bis er beim nächsten Bohrgang wieder mit der Bohrerspitze bei mir durch die Wand guckte, dich ich erst kürzlich frisch tapeziert hatte. Er ließ nicht lang auf  sich warten und so hielt ich den Elektroschocker rasch auf die sich noch drehende Metallspitze des durch die Wand lugenden Bohrers, schaltete auf volle Pulle - Bizzel-Bizzel-Bsss- und hörte ein Kreischen gefolgt von einem lauten Rumms (das war das Geräusch als sein massiger Körper zu Boden fiel und er dann sicher sehr dekorativ auf seinem neu angelegten Schachbrett-Parkettt-Fußboden rumlag) und dann nur noch himmlische Ruhe. Das war herrlich. Mit einem spitzen Handbohrer drehte ich die festgefahrene Bohrspitze zurück, bis ich hörte, wie die Bohrmaschine ebenfalls zu Boden fiel und brauchte dann nur noch eine neue Bahn der verbliebenen blassblauen Blümchen-Tapete auf die Mauer leimen. Fertig!
Nun konnte ich mein verschönertes Heim letztendlich in wohlverdienter Ruhe unbehelligt genießen.

Mehr morbide Stories:  Soziopathen sterben selten

Red Nose Day


Freitag, 15. Mai 2015

Sex-Minuten-Krimi

Wenn keine Leiche seine Aufmerksamkeit erforderte und auch kein Papierkram zu erledigen war, flanierte Rau gern durch die Innenstadt und ergötzte sich an alltäglichen Szenen normalen Lebens ohne Kriminalität. Am Stephansplatz sah er den Dompfaff- pardon Dompfarrer Toni Faber, der eben in sein Auto mit einem Stern vorne dran einstieg. Typisch, dachte Rau, der Sohn vom Chef ritt noch auf einem Esel und der benötigt einen Mercedes, aber wer weiß, vielleicht kriegt er von der deutschen Firma ja Rabatt, wenn er betet, dass der nächste Prototyp den Elchtest besteht. Auf dem Heldenplatz beobachtete er einen Raben, der sich mit einer weggeworfenen Sandwich-Plastikverpackung abmühte, als eine Frau Schubmayr, die er von einem Mordfall als Zeugin vor einem Jahr bereits kannte, aufgeregt auf ihn zulief. „So ein Glück im Unglück, Sie zu treffen, Herr Kommissar! Stellen Sie sich vor, mein Mann ist verschwunden!“
Oje, dachte Rau, der hat sich sicher auf französisch verabschiedet und weilt schon bei einer anderen und die Arme denkt er liegt irgendwo tot im Rinnsal. "Wie lang ist er denn schon abgängig?"
"Na mindestens schon 16 Stunden. Gestern abends hatten wir noch unsern wöchentlichen Sex, als er merkte, dass er keine Zigaretten mehr hatte." ratterte sie unbekümmert daher und fuhr sich nervös mit den Fingern durch die langen tizianrotgefärbten Haare. "Er sagte also, er holt sich noch ein Packerl beim Automaten und seither ist er verschollen."
"Hhmmm," machte Rau. "Hat er seinen Pass mitgenommen?"
"Nein-nein, daran hab ich ja gleich gedacht, als er die Tür hinter sich zugeschlagen hat. Aber der ist eh schon abgelaufen. Dann hab ich noch all unsre Freunde aus dem Swinger-Club angerufen. Da gehen wir nämlich gern hin, wenn er wieder was haben will, wovor mir graust. Wissen Sie, manche Weiber machen ja alles, aber ich-"
"Jajaja!" wehrte Rau ab, der keine Lust auf die Schilderung sexueller Vorlieben hatte. "Beschränken wir uns auf die nützlichen Fakten. Was haben Sie also bei Ihren Telefonaten herausbekommen?" fragte Rau.
"Dass er bei keinem der Pärchen war und die alleinstehenden Frauen haben mir gesagt, dass sie froh sind, wenn ihnen kein Mann die Wohnung zumüllt." erzählte sie freimütig, während sie sich mit einer Hand den runtergerutschten BH-Träger unter der weißen Bluse wieder auf die Schulter zurückholte.
"Verstehe! Ist man in so einem Club nicht anonym?" wunderte er sich.
"Aber wir sind doch alles Stammgäste. Und das jahrelang. Da kennt man sich!"
"Aha! Und wem trauen Sie denn zu, dass er Ihren Mann, sagen wir mal, gegen seinen Willen festhält?" forschte Rau.
"Na am ehesten noch unsrer Nachbarin im Kleingartenverein, wo wir aber nur im Sommer sind. Sonst wohnen wir ja im ersten Bezirk in unsrer Eigentumswohnung."
Also fand sich der Kommissar gutmütig und pflichtbewusst bei besagter Dame namens Wendeline Wundl ein und teilte ihr den Verlust des Herrn Schubmayr mit. "Ach? Was meinen Sie mit vermisst? Ist er freiwillig von seiner Alten weg oder bei einer Wanderung abhanden gekommen?" fragte sie und zwinkerte ihm mit dem rechten Auge zu, welches sich wie das linke von falschen Wimpern umkränzt präsentierte.
"Äh, das versuche ich rauszufinden. Wie kommen Sie auf Wanderung?"
"Najaaa, wir kennen uns ja schon ewig und da haben wir's ein paar Mal in freier Natur getrieben. Ein herrliches Gefühl!" schwärmte sie und zeigte kurz ihre gebleichten Beißerchen zwischen den blutrot geschminkten Lippen. "Wenn das frische Gras in die zarte Haut sticht und man die Fingernägel in die Erde stecken kann und fleißige Bienen an einem vorbeisummen. Nur einmal- da haben wir uns auf einem Ameisenhaufen vergnügt- Sie glauben gar nicht, wie die kleinen Biester zwicken können."
Dem Kommissar wurde ob so viel Offenheit leicht schwummerig. "Ja gut, also. Wann haben Sie denn Herrn Schubgeier- äh-Schubmayr zuletzt gesehen?"
"Gestern, aber nur auf einem alten Video. Wir haben uns nämlich oft beim Sex gefilmt. Wenn mir fad ist, dann schau ich mir die verschiedenen Stellungen an und-"
Er atmete tief durch und unterbrach sie schroff: "Frau Wundl! Ich meinte persönlich!"
"Puh, ich glaub voriges Jahr im Sommer. Ich hab nämlich genug andre Freunde, die mir multiple Orgasmen besorgen können!"
"Könnt einer davon eventuell eifersüchtig geworden sein und sich an Ihrem Nachbarn vergriffen haben?" forschte Rau, dem die ganze Situation zunehmend peinlich war.
"Nö! Wir sind doch erwachsenen Menschen! Aber ich könnt mir vorstellen, dass es ihr mit ihm zuviel geworden ist. Dass sie ihn einfach abgeschafft hat!" meinte Frau Wundl und kicherte dabei. "Die wollt ja nur einmal Sex pro Woche, wo selbst der alte Luther immer gesagt hat: in der Woche zwi schadet weder dir noch mir!"
"Und Sie haben keine Ahnung, wohin er sich da abgesetzt haben könnte?"
"Hören Sie mir nicht zu? Ich hab nicht vom Absetzen, sondern Abschaffen gesprochen. Die hat ihn bestimmt übern Jordan geschickt und spielt jetzt die besorgte Gattin, damit sie die Wohnung und den Garten samt Haus einheimsen kann, kapito?"
Derart aufgestachelt sah sich Rau am Grundstück der Schubmayrs um und fand tatsächlich Spuren von Grabungsarbeiten auf dem ziemlich ungepflegten Rasen. In düsterer Vorahnung ließ er sofort die Spurensicherung antanzen, die sich ans Aufgraben machte, obwohl ein mitgebrachter Leichenspürhund nichts anzeigte. Das konnte aber auch daran liegen, dass man über die Leiche Säure und Beton gegossen hat. Kriminalromane waren voll von nützlichen Tipps für Mörder und Totschläger.
Kurz darauf erschien der Nachbar Krunz und erkundigte sich nach dem Grund der Aktion. "Wir haben berechtigten Grund zur Annahme, dass Herr Schubmayr in seinem eigenen Garten beerdigt worden ist." erklärte Rau und schaute den Kollegen bei der mühsamen Arbeit zu.
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Dienstag, 12. Mai 2015

5-Minuten-Krimi Toter Detektiv

Wien, die Versuchsstation des Weltuntergangs – wie Karl Kraus einst scherzte – hat sich als Erfolgsmodell behaupten können. Es wiegt unglaubliche 42.000 Milliarden Tonnen, wie Forscher der Technischen Universität Wien errechnet haben, und bietet 23 wohlfeile Bezirke, in denen sich immer wieder Verbrechen abspielen. Momentan fand sich im 11. Bezirk, Simmering, eine männliche Leiche, um die bereits die Spurensicherungs-Leute kreisten. Kommissar Rau stand wieder einmal vor einem Rätsel und vor einem Baugerüst, von welchem der nun Mausetote wohl mutwillig vor ca. einer Stunde runtergestoßen worden sein musste. Der ca. 40jährige 1,80-Meter-Mann sah so gar nicht wie ein Bauarbeiter aus, sondern erinnerte in seiner braunen Kunstlederjacke eher an einen Privatdetektiv. Und als sich Rau seine Papiere anguckte, stellte sich das als richtige Vermutung heraus. Der nun aus dem Leben gerissene Mann hieß Manuel Potanko und hatte eine gültige Lizenz. Da im 4. Stock des Gerüsts ein Querbalken fehlte, schien gewiss, dass er von dort herab gestürzt war, weil er wohl jemanden gegenüber in einem Wohnhaus beobachtet hatte. Sein Kopf war so zertrümmert, dass man ad hoc nicht feststellen konnte, ob er zuerst niedergeschlagen worden ist, oder sich die Verletzung beim Aufschlag zugezogen hatte. Leider fand sich bei dem Toten weder Kamera noch Handy, was die Ermittlungen natürlich erschwerte. Rau sah sich die Namensschilder an der Gegensprechanlage des bewussten Hauses an und drückte auf gut Glück eines in der 4. Reihe. Eine weibliche Stimme fragte: "Ja, was ist?"
"Leider ein Todesfall, im wahrsten Sinn des Wortes. Darf ich raufkommen?"
"Um Gottes Willen, ja natürlich!" Wenig später stellte sich die Dame als Frau Huber vor, die im rosa Morgenmantel ihre Wohnungstür geöffnet hatte. "Was ist denn geschehen um halb acht Uhr in der Früh?!?" fragte sie und wirkte noch ziemlich verschlafen.
"Sie haben noch gar nicht aus dem Fenster gesehen?" forschte Rau, und als die Dame den Kopf schüttelte, erklärte er ihr: "Vom Baugerüst gegenüber fiel ein Mann."
"Schrecklich, gestern noch hab ich die Bauarbeiter beobachtet. Wie die Ameisen sind die herumgekraxelt. Manche allerdings in Zeitlupe!"
"Der Tote war aber keiner von ihnen, sondern ein wohl emsiger Detektiv. Können Sie sich vorstellen, wen er hier observiert haben könnte?"
"In unsern Haus?...Höchstens die auftakelte Frau Weinwurm. Die hat immer verheiratete Freunderln. Gibt sich als Schauspiellehrerin aus. Ich seh‘ ein Reh im Schnee am See, es tut mir in der Seele weh, wenn ich das Reh am See im Schnee steh’n seh‘, wobei sie sich das Unterkiefer auszurenken scheint, wenn sie die Sätze langsam und eindringlich spricht, und ich schon glaubte, dass ihr dabei das weiße Krankenkassen-Gebiss herausfallen könnt'. Läuten's doch einmal bei ihr. Die müsst eh schon wach sein!" ermunterte sie den Kommissar.
Frau Weinwurm öffnete in einem cremefarbenen Hausanzug aus Satin und strich sich durch die blondgefärbte Mähne. "Ja, bitte?"
Rau zeigte seinen Ausweis: "Ich komme gleich zur Sache! Kennen Sie einen Herrn Potanko?"
"Ist das der arme, vom Baugerüst Gestürzte?" fragte sie und setzte eine mitleidige Miene auf.
"Ja, haben Sie etwas gesehen?" freute sich Rau.
"Nein, aber gehört! Die gute Frau Huber hat so ein lautes vulgäres Organ. Finden Sie mich wirklich aufgetakelt?"
"Äh-nein! Aber darum geht es mir gar nicht. Ich will herausfinden, wer den Toten auf dem Gewissen hat!" meinte Rau und lugte über ihre Schulter in ihre Wohnung.
"Ich bin allein und nein, ich habe keine verheiratete Freunde. Weder jetzt, noch zu anderer Zeit gehabt!" stellte sie in klarem Burgtheater-Deutsch fest. "Ich könnte mir nur denken, dass dieser Detektiv unsern Nachbarn Herrn Dimon beobachtet haben könnte. Denn Herr Dimon ist ein umtriebiger Geschäftsmann. Mehr weiß ich nicht!"
Also läutete Rau an der Tür von Denis Dimon, der in einer roten Unterhose öffnete und mit vollem Mund fragte: "Wer stört?"
Wieder zeigte Rau seinen Ausweis und fragte: "Haben Sie vielleicht heute schon aus dem Fenster geblickt?"
"Nein. Bin vor 5 Minuten aufgestanden und hab mir nach dem Clogang gleich mein Frühstück einverleibt." erklärte er und putzte sich noch die letzten Krümel vom Mund ab.
"Können Sie sich vorstellen, von jemanden überwacht worden zu sein?" forschte Rau.
"Nein. Ich hab ein reines Gewissen. Hat Sie die Frau Huber auf mich gehetzt? Die ist nämlich die Tratschtante hier im Haus."
"Können wir kurz in Ihre Wohnung gehen?" fragte Rau, der berufsmäßig sehr neugierig war.
"Bitte, wenn's denn sein muss!" sagte Dimon und ließ ihn widerwillig rein. In der Küche roch es nach Kaffee und auf dem Tisch lagen noch die Reste eines angebissenen Croissants. "Ist noch von gestern. Ich war heut noch nicht draußen!"
"Welcher Art sind Ihre Geschäfte?"
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Montag, 11. Mai 2015

Angstfrei!


                                                 (Zitat von Norman Mailer)

Telefonkontakte

Vor Jahren las eine Arbeitskollegin aus der Zeitung vor: "Gratis-Sex! Na, die Weiber müssen aber schiach sein!" -Ich lugte ihr über die Schulter und sah, sie hatte die Seite mit den Telefonkontakten aufgeschlagen. "´Beim Sex geht's nicht um Schönheit, sondern um Bereitwilligkeit! Was nützt einem Triebtrottel die schönste Frau, wenn sie nein sagt?!" belehrte ich sie. "Außerdem sind das alles 0900er-Nummern. Die wollen, dass ein solcher Depp anruft und lang fragt, damit er so lang wie möglich in der Leitung hängt und 1,80 €/Minute blecht! Einmal hat so eine Dame gesagt, sie muss nur kurz zum Arzt, er soll so lang in der Leitung warten, was der auch prompt getan hat! Leicht verdientes Geld!"
Daran musste ich denken, als ich vorgestern bei derselben Rubrik hängenblieb und die Angebote las. Schülerin 18 rasiert - Omi 58 unterm Rock bin ich nackt - Hör wie ich komme usw. usw. Da begann ich zu überlegen, wie ich wohl einen lukrativen Telefondienst gestalten könnte: Sind Sie Single und sehnen sich nach Familie? Hier zuhören und abgewöhnen! Dann würde ich bei Anruf loslegen: "Endlich kommst du daher! Wo warst du denn so lange?? - Ach, Überstunden gemacht? Für wie blödsinnig hältst du mich eigentlich?? Oder gibt es die Möglichkeit, die im Wirtshaus abzuleisten!?! Ah so, du hast mir Blumen mitgebracht! Wohl schlechtes Gewissen, was?? Weißt du, wo du dir dein Grünzeug hinschieben kannst?? Und wie du wieder ausschaust! Auf der Hose ist ein Fleck! Kannst du nicht einmal auf deine Sachen aufpassen? Nächstes Mal darfst du die selber in die Waschmaschine tun, da erwischt du doch wieder das falsche Programm und die Fetzen kommen 3 Nummern zu klein wieder raus!!! Ist das am Kragen gar Lippenstift, du Wixer? Was hat mich nur geritten, mich von so einem wie dir einwickeln zu lassen! Ich hätte das schönste Leben ohne so einen Penner wie dich!!! usw. usw. Dazwischen vielleicht noch das Geräusch von an der Wand zerklirrendem Geschirr und lautes Babygeschrei. Und schon würde so ein bindungswilliger Single froh und glücklich sein, nicht verheiratet zu sein.
Was könnte ich wohl für so einen Dienst verlangen? Sicher 2,50 €/Sekunde!!!

Name=Schall+Rauch

Obiger Spruch fällt mir immer ein, wenn mir ein Name nicht einfällt. Er bedeutet, dass ein Name nicht so wichtig sein kann. Aber wie so oft: alle sind gleich, manche sind gleicher!
Im Mount-Takasaki-Affenpark taufte man ein Makakenbaby Charlotte. Jetzt hagelt es Kritik. Der Zoo musste sich entschuldigen (beim Affen???) und sucht nun einen neuen Namen! (Ich würde vorschlagen: Queen Elizabeth oder Catherine!)  In Anbetracht der Tatsache, dass wir alle bis auf 2,5% Unterschied mit dem Schimpansen Gen-ident sind, fragt man sich doch, wie blöd müssen diese Kritiker sein!!! Aber wahrscheinlich wissen die das gar nicht! Die mussten zum gestrigen Muttertag sicher kein Geschenk kaufen, denn die hat der Esel im Galopp verloren.Wenn Dummheit Radfahren könnte, müssten die alle bergauf bremsen! Es gibt auch kein Patent auf Vornamen! Man kann seinen Hamster auch Charles taufen und den Hund William,ohne eine Ehrenbeleidigungsklage befürchten zu müssen! Es gibt sicher viele Tierliebhaber, die das Makakenbaby süßer als den britischen Königsspross finden.Da fällt mir Einsteins Spruch ein: 2 Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht sicher!

Donnerstag, 7. Mai 2015

Rätselkrimi Tödliche Tierversuche

Wolkenverhangener Himmel mit der Sonne als trüben Fleck, der den beginnenden miesen Arbeitstag von Kommissar Rau nur wenig erhellen konnte. Momentan befand er sich gerade in der Praxis eines Allgemeinmediziners, welcher ihm den Tod eines Fast-Patienten gemeldet hatte. "So etwas ist mir in meiner gesamten Laufbahn noch nie passiert! Stellen Sie sich vor: dieser Mann verlangt von meiner Sprechstundenhilfe, sofort zu mir vorgelassen zu werden, da er befürchtet hatte, vergiftet worden zu sein. Also schickt sie ihn zu mir herein, er setzt sich keuchend auf diesen Stuhl - wo er noch immer zusammengesackt sitzt - und will eben zu berichten beginnen, als er auch schon den Geist aufgibt! Ich musste sofort alle Patienten heimschicken!"
Rau rätselte was der Doktor mehr bedauerte: den Tod des nun Leider-doch-nicht-Patienten oder die Abweisung der andern Hilfesuchenden. "Hat er eine eCard vorweisen können?"
Der Doktor guckte auf seinen Bildschirm und sagte: "Ja klar, sonst hätte er natürlich nie Zutritt zu mir erhalten! Er hieß Theo Gutman und ist in der Mödlinger Straße 12 gemeldet. Aber da die eCard kein Foto aufgeprägt hat, ist es fraglich, dass es sich auch um den Nämlichen handelt. Aussehen tut er jedenfalls wie ein Obdachloser!"
Da musste ihm Rau rechtgeben. Der Tote trug Kleidung, die nicht nur vom Zeitgeist zerfetzt schien. Die Jeans schienen ein Relikt der 70er-Jahre zu sein und der bunte Kasack darüber erinnerte Rau auch an eine Hippie-Kommune. Die Turnschuhe waren noch am Neuesten. In den hinteren Hosentaschen der Jeans fand Rau eine zerschlissene Brieftasche mit einem Führerschein, der den toten Mann tatsächlich als Theo Gutman identifizierte. Weiters ein kleines Adressbüchlein, in welchem viele Namen und durchgestrichene Telefonnummern standen. Typisch, dachte Rau, da ist einer so heruntergekommen und die andern wollen nix mehr mit ihm zu tun haben und verschließen vor ihm die Türen ihrer heiligen Hallen. "Also, Herr Doktor, seien Sie so nett und rufen Sie die Spurensicherung an, hier ist die Telefonnummer!" sagte Rau und reichte dem Arzt eine Karte. "Und ich fahre ohne Verzögerung in die Wohnung des Toten, denn neben seinen Personaldokumenten hab ich auch noch seinen Schlüsselbund gefunden."
Vor der Wohnung Gutmans angekommen, erlebte Rau die erste böse Überraschung: die Schlüssel sperrten nicht! Ja, sie schienen gar nicht zu dem Schloss zu passen. Erste Anlaufstelle in solchen Fällen waren immer die Nachbarn, also klingelte Rau bei der Nebenwohnung mit Schild Gebe und eine ältere Dame öffnete ihm. "Ja? Was wollen Sie von mir? Ich spende nix!"
"Keine Sorge, gnädige Frau, mein Name ist Rau von der Mordkommission (er zeigte seinen Ausweis) und ich habe leider eine traurige Nachricht: Ihr Nachbar ist gewaltsam zu Tode gekommen!"
"Das wundert mich nicht! Der hat sich überall unbeliebt gemacht!" klärte sie ihn auf.
"Ach? Und was hat er sich zuschulden kommen lassen?" forschte Rau.
"Sie werden es mir nicht glauben, aber ich kann es Ihnen ja zeigen!" Mit diesen Worten verschwand sie kurz und kam mit einer Schuhschachtel wieder, in welcher sich eine tote riesige Spinne befand. "Da bitte!" meinte sie anklagend.
"Eine Tarantel?" entfuhr es Rau.
"Von wegen. Das ist eine Kreuzspinne, die dank seiner unerlaubten Tierversuche auf unnatürliche Größe angewachsen war und sich in meine Wohnung verirrte hat. Mit einer Schneeschaufel hab ich das Monster erschlagen, worauf er mich als Tiermörderin bezeichnet hat! Darauf hab ich ihm mit einer Anzeige gedroht, da seine Frankenstein-Brut immer über den Balkon zu mir gekrochen kam und ich alle Hände voll zu tun hatte, die Reptilien, Insekten und so weiter wieder zurückzuscheuchen! Auch heute hat er die Balkontür wieder offengelassen!"
"Oh, äh- kann ich über Ihren Balkon in seinen einsteigen?" fragte Rau erfreut.
"Keine Ahnung, ob Sie das können!" motzte Frau Gebe und ließ ihn herein.
Also durchschritt er vorsichtig ihre sehr gepflegte Wohnung und hantelte sich über ihren Balkon zu jenem Gutmans hinüber. Als er in dessen Wohnung trat, erlebte er die zweite böse Überraschung: es schien sich um eine Messie-Wohnung zu handeln. Derart derangiert und zugemüllt, dass nur wenig freie Fläche zur Verfügung stand. Auch der Geruch fiel übel aus. Da nahte schon die dritte böse Überraschung: auf Rau kam quiekend ein Meerschweinchen zugelaufen, das die Größe einer fetten Katze erreicht hatte. Ein leichtes Grauen überkam den Kommissar, der doch schon einiges gewohnt war. Welche Kreaturen mochten wohl noch hier lauern? Ein Leguan in Krokodillänge? Eine Katze in Tigergröße? Da krabbelte tatsächlich ein Feuersalamander von circa eineinhalb Meter auf ihn zu, worauf das Meerschwein sofort Fersengeld gab, und im Bett rekelte sich eine Blindschleiche, die auf Boa-Constrictor-Länge angewachsen war. Das Läuten des Festnetzanschlusses riss Rau aus seiner Gruselstimmung. Er hob ab und meldete sich mit Hallo? - "Wer sind Sie?" erkundigte sich eine weibliche Stimme. Rau stellte sich mit Namen vor, verschwieg aber seine Mission, und so erklärte die Stimme: "Ich mache mir große Sorgen um Theo! Ich bin seine Ex, aber wir haben noch immer ein gutes Verhältnis, obwohl er meinen Hund zum Platzen brachte, aber das werden Sie wohl nicht verstehen!"
"Doch-doch! Ich hab ja bereits einige Tiere aus seiner Riesen-Sammlung erspäht. Wann haben Sie ihn denn zum letzten Mal gesehen, Frau-?"
"Tielman! Das war erst gestern mittags. Er kam zu mir und wollte wieder mit mir anbändeln. Er sah schrecklich aus." gestand sie und schluckte, als wäre sie den Tränen nahe. "Und ich hab ihn abgewimmelt!"
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Singende Deckel