Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Freitag, 29. März 2013

Die Stimme des Todes

Der eifrige Kriminalassistent Jumbi ist gerade mit dem Aufkleben der neuen Tatort-Fotos beschäftigt, als sein Chef bei der Tür hereinstürmt. „Uff, endlich daheim!“
„Aber Chef! War’s auf dem Kreuzfahrtschiff nicht schön?“
„Schön aber langweilig!“ beantwortete Rau die Frage und ließ sich auf seinen Sessel fallen. „Furchtbar öde! Außer einem Mordversuch war praktisch nichts los. Und immer nur essen. Essen ist der Sex des Alters. Viele haben sich gleich 3mal zum Frühstück angestellt. Einmal um 7 Uhr einmal um 9 und einmal um 11! Ich natürlich auch und daher hab ich glatt 5 Kilos zugelegt.“
„Sieht man gar nicht!“ log Jumbi und klebte weiter. Die Fotos zeigten eine brutale Szene. Eine Frau lag ausgestreckt in ihrem Blut.
„Jedenfalls hab ich nach einer Mast-Woche abgebrochen und bin per Flugzeug heim. Wenn man bedenkt, dass alle Erfindungen hauptsächlich zwecks Zeitersparnis gemacht wurden…. Was man an Zeit beim Flug spart, verliert man bei den Sicherheitskontrollen.“ erzählte Rau und atmete tief durch.
„Besser als von Terroristen mit Taschenmessern aufgeschlitzt zu werden.“
„Was haben wir denn da für einen Fall?“ erkundigte sich Rau und stand auf, um die Bilder näher in Augenschein nehmen zu können.
„Gestern um kurz nach 17 Uhr wurde die 42jährige Martha Quadrata in ihrem Tonstudio regelrecht hingemetzelt. Der Gerichtsmediziner, unser lieber Freund Matz, schätzt die Tatwaffe auf circa 27cm lang. Entweder ein an der Spitze schon abgestumpftes Messer oder ein Schraubenzieher ist der armen Frau mit aller Wucht mehrmals in den Oberkörper reingerammt worden.“ klärte Jumbi seinen Chef auf.
"Und? Hast du schon einen Verdacht?“
„Tja, ich hab mir die letzten Anrufe auf dem AB angehört. Von 17 Bewerbungen als neue Stimme für das kommende Weihnachtshörspiel sind auch 3 Drohungen drauf. Aber Hunde, die bellen, beißen ja nicht.“
„Pah!“ machte Rau. „Diesem dummen Spruch verdankte ich 4 Tollwut-Spritzen in den Bauch! Lass hören!“
Jumbi schaltete ein und eine brummige männliche Stimme erscholl: Sie untalentiertes Kretin! Wie können Sie’s wagen, meine Stimme als ungeeignet für das Krippenspiel zu beanstanden? Ich bin die ideale Stimme für den Herodes Antipas, Sie Anti-Talent!
„Tsiss, glaubt der tatsächlich, die überlegt es sich, bei dem Ton?“ wunderte sich Jumbi. „Ein gewisser Gerd Blech aus Favoriten war das, laut ihren Notizen hier in diesem Katalog.“
„Jetzt kann sie es sich ja nicht mehr überlegen. Und die andern beiden?“
Eine hohe weibliche Stimme meldete sich auf dem AB: Hallo Frau Quadrata! Sie können bald Ihren Laden dicht machen oder schon mal Ihre Beerdigung in Auftrag geben, wenn Sie nichtmal erkennen, dass ich die perfekte Mutter Gottes bin!“ dann folgte wieder eine männliche Fistelstimme: Sie aufgeblasene Person! Glauben Sie wirklich, dass ich auf Sie angewiesen bin? Bei Ihnen ist doch eine Schraube locker, wenn Sie meine Stimme als nur für den Stall-Esel geeignet empfinden!
Jumbi schlug eine Seite im Katalog um und erläuterte: „Die Dame heißt Nadja Pip, wohnt in Wieden und der Herr ist Artur Wex aus Döbling.“
„Schön, dann fahre ich mal zu Herrn Blech und du nimmst dir Herrn Wex vor und in 2 Stunden treffen wir uns bei Frau Pip.“ schlug Rau vor.
Herr Blech wohnte in einem heruntergekommenen Gemeindebau und stritt bei Rau’s Ankunft eben mit seinem Nachbarn. „Was wissen Sie schon, Sie Banause! Ich muss meine Stimme trainieren. Dazu gehört nun mal, dass ich schon morgens um 7 laut Halleluja singe!“
„Dann lassen Sie sich ihre Wohnung schalldicht machen!“ schrie ihn der Nachbar an und knallte ihm vor der Nase die Tür zu.
"Entschuldigen Sie, Herr Blech, aber ich komme in einer ernsten Angelegenheit zu Ihnen!“ begrüßte ihn Rau.
„Wenn Sie mich auch verklagen wollen, müssen Sie sich hinten anstellen.“
„Es geht um Frau Quadrata.“
„So? Also, ach, kommen Sie rein!“ ließ er den Kommissar eintreten und ging ihm voraus ins Wohnzimmer. „Hat Sie es sich anders überlegt?“
„Bedaure, aber sie ist mausetot!“ eröffnete ihm Rau.
„Geschieht ihr recht, wenn die auch so mit ihren Talenten umspringt. Hat sie sehr gelitten?“ Ein Lächeln umspielte seine wulstigen Lippen.
„Anzunehmen, wo waren Sie gestern nachmittags?“ forschte Rau.
„Na hier und habe lautstark geübt. Fragen Sie meine belämmerten Nachbarn, die haben meine Stimmübungen immer mit lautem Pochen gegen die ohnehin schon ramponierte Wand begleitet.“ behauptete Blech.
"Werde ich tun, obwohl, es könnte doch auch sein, dass Sie ein Tonband haben laufen lassen.“ meinte Rau und sah sich die Anlage von Blech an.
„Ja, das könnte sein, aber es war nicht so!“ antwortete dieser knapp und sah den Kommissar herausfordernd an. „Beweisen Sie mir doch das Gegenteil!“
Jumbi sprach eben mit Wex in dessen Villa in Döbling. „Tolles Haus! Haben Sie das mit Ihrer Stimme verdient?“
„Kaum mein Lieber, denn man gab mir nur selten eine Chance mein wunderbares Organ auch in der Kunst zu Worte kommen zu lassen. Es war vielmehr eine Erbschaft, die mir diese komfortable Wohnmöglichkeit verschaffte.“ gestand Wex. „Wollen Sie einige Kostproben meiner Stimme-“
„Nein, vielen Dank, ich will Ihre Stimme nur hören, indem Sie mir beantworten, wo Sie gestern so zwischen 16 und 17 Uhr gewesen sind!“ wehrte Jumbi ab.
„Naja, da war ich unterwegs. Ich suche nämlich einen Künstler-Agenten.“
„Aha, und wohin führte Sie diese Suche?“ forschte Jumbi weiter.
"Naja, leider in die Nähe von dem Tonstudio der hingemeuchelten Dame, deren Tod Sie nun aufzuklären haben, Sie Armer. Leider kann ich keine Zeugen dafür aufbringen, es nicht gewesen zu sein. Naja, aber das muss ich ja auch nicht. Sie müssen mir Zeugen bringen, die mir meine Schuld nachweisen. Ist es nicht so?“
Das musste Jumbi bejahen und er beließ es vorläufig dabei, um rechtzeitig beim Treffen mit Rau vor der Wohnung von Frau Pip ankommen zu können.
Pip’s Wohnung schien die typische Messi-Unterkunft zu sein. Überall Zeitschriften, Stofftiere und Kleidungsstücke, sowie Bücher und Schuhe lagen verstreut herum und gaben nur einen kleinen Platz inmitten des Kabinetts frei, wo sie an einem Tischchen saß und ihre beiden Besucher fragend ansah.
„Frau Pip, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Frau Quadrata ermordet worden ist.“ begann Rau.
„Keine Schade um die blöde Schlampe!“ freute sie sich.
„Ein wenig mehr Pietät wäre angebracht!“ mahnte Jumbi.
"Wieso? Sie hatte auch keine Manieren. Ich hab doch eine schöne Stimme, oder etwa nicht?“ warnende Blicke begleiteten diesen Satz, als sie von einem zum andern sah. „Und diese dumme Haut meinte glatt, dass es nur eine Dutzend-Stimme sei, der es an Ecken und Kanten fehle. Dabei muss die Mutter Gottes doch eine so schöne Stimme haben wie ich, ohne Ecken und Kanten! Sie muss faktisch nur hauchen.“
„Jaja, Aber wo waren Sie denn, als Frau Quadrata ihr Leben aushauchte?“ fragte Jumbi.
„Na hier! Ich bin immer sehr beschäftigt, meine Sachen zu sortieren.“ erklärte sie triumphierend. „Schauen Sie sich nur um.“
„Ja, da gibt’s ja viel zu schauen. Zeugen haben Sie keine für ihr Alibi?“ forschte Rau.
„Nein, ich lebe allein. Schade, dass Caruso schon tot ist, der wär der richtige Mann für mich. Wär sie morgens gestorben, hätte ich die Supermarkt-Kassiererin als Zeugin anführen können, aber sooo…..Und überhaupt, glauben Sie vielleicht, so eine zarte Person wie ich könnte so etwas Grässliches wie einen Mord begehen?“
Die beiden verabschiedeten sich und verglichen auf der Fahrt zum Kommissariat ihre Ergebnisse, die sie im Alleingang ermittelt hatten. „Dieser Brummbär stützt sich auf seine von seinen Lautmalereien geplagten Nachbarn.“
"Und der mit der Fistelstimme gab sogar zu in der Nähe des Tatortes gewesen zu sein. Der weiß genau, dass wir ihn nur deswegen nicht festnehmen können.“ bedauerte Jumbi.
„Moment!“ stellte Rau plötzlich fest. „Nur eine Person hat uns ein Alibi geliefert, ohne überhaupt die Tatzeit zu wissen.“
WER?

Schock-Anruf


Mittwoch, 27. März 2013

Flirt-Orte

Wenn man beim Arzt im Wartezimmer sitzt und sich nicht mit andern Hypochondern unterhalten kann, ist man versucht, in den dort herum liegenden seichten Illustrierten zu blättern. Außer dem neuesten Klatsch findet man dort immer gute Tipps für alles Mögliche. Diesmal zum Beispiel: ‚Die besten Flirt-Orte‘. Das richtet sich dezidiert an die Damen, denn die Herren der Schöpfung flirten sowieso bei jeder sich bietenden Gelegenheit, sogar wenn sie an der roten Ampel popelnd im Auto hocken, kokettieren sie mit der Puppe im Porsche nebenan.
Da stand also zuerst: Wenn sie nicht auf die übliche Art und Weise im Internet Kontakte schließen wollen – nein, sicher nicht, denn dort präsentiert sich jeder als Supermann und kommt dann nur als 08/15-Anti-Held oder gar Quasimodo daher.
oder sich beim Speed-Dating Ihren Neuen suchen wollen, - eher auch nicht, denn dort muss frau sich in 3 Minuten nur die Vorzüge anhören, während all die Macken erst im Laufe der ersten 3 Monate nach und nach erscheinen.
dann versuchen Sie es doch mal bei einem Tanzkurs. -Auch Fehlanzeige, denn soweit mir berichtet wurde, melden sich dort hauptsächlich schon Paare an und zwar auf Betreiben des weiblichen Teils davon. Also nix mit, Dort können Sie gleich sehen, ob er sich zum Tango rhythmisch und leidenschaftlich bewegt. –Da darf man dann mit dem verheirateten Lehrer tanzen.
Weiter: Oder besuchen Sie doch einen Baumarkt! Dort finden Sie handwerklich begabte Partner. -Von wegen, eine Freundin erzählte mir, dass es dort schon schwer sei, einen Verkäufer zu finden, der sich halbwegs auskennt. Dann las ich andernorts, dass in Baumärkten hauptsächlich Bastler und Modelleisenbahn-Freaks herumstreunen.
Gehen Sie doch mal zu einer Tattoo-Konvention! – Tississ! Dort findet man nur so Spinner, die sich die Zunge spalten lassen, und dann verwundert feststellen, dass sie nicht mehr pfeifen können.
Gehen Sie in eine Buchhandlung, suchen Sie nach einem Buch, das Sie lieben, und legen dort ein Foto von sich mit Ihrer Tel. Nr. hinein.  Da fehlt der Zusatz: Wenn Sie sich unbedingt einen Stalker zulegen wollen!
Legen Sie sich einen Hund zu oder borgen sich einen aus, so lernen Sie am besten tierliebende Männer kennen. – Wie ich schon weiß, lernt man da nur alte Hundsmütter kennen, die immer wieder fragen: „Wie heißt denn der kleine?“ – Auch, wenn man mit einem Rottweiler spazieren geht.
Besuchen Sie einen Sprachkurs und stellen Sie gleich fest, ob einer der Teilnehmer so feurig wie ein echter spanischer Torero ist. – Da trifft man auf Ehepaare, die sich für den kommenden Urlaub informieren wollen, wie man das Futter in der Landessprache bestellt! Und das für einen Haufen Geld.
Melden Sie sich in einem Golfclub an und lernen Sie begüterte Männer kennen! –Ja klar, die 100.000, die man dort als Entree hinblättern muss, hat ja jeder von uns in der linken Hosentasche, aber den Bentley, mit dem man dort standesgemäß vorfahren muss, der geht doch ein wenig zu sehr ins Geld.
Da fällt mir ein, dass mal eine kluge Dame ein Buch schrieb: Wie angle ich mir einen Millionär – und gleich als ersten Tipp gab: Ziehen Sie in eine feine Gegend! – nur leider verabsäumte sie, einen Tipp bezüglich des nötigen Geldbedarfs abzugeben.
Wieder zurück in die Illu geguckt: Besuchen Sie Vorträge! – Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Vorträge hauptsächlich von gelangweilten Rentnern, die dort besserwisserisch auffallen wollen, frequentiert werden.
Ich hätte auch einige Vorschläge: Gehen Sie doch vor einer Kaserne auf und ab, solang bis Sie von einem General angequatscht werden. oder: Melden Sie sich verkleidet in einer Wehrsportgruppe an. oder: Werden Sie Boxenluder in der Formel 1. – Ach, endlich darf ich zum Onkel Doktor rein, - auch ein Tipp von mir: Gehen Sie öfters zum Arzt, vielleicht heiratet er Sie ja! – Deswegen bedaure ich so sehr Gruppenmenschen, die zwanghaft Anschluss suchen müssen. Da hat man‘s als Einzelgänger wesentlich leichter.

Zugelaufen


Montag, 25. März 2013

Neue Mitbewohner


Beim Zappen blieb ich am Wochenende in einer Sendung namens Katzenjammer hängen. Dort gab eine Expertin Katzenbesitzern Ratschläge, um bei den possierlichen Tierchen Frustkontrolle herzustellen. In der einen Geschichte legte sich ein Anwalt zu seiner alten Katze eine junge zu, was natürlich mit Stress für das alteingesessene Tier verbunden war und daher etliche Pfotenhiebe für das junge setzte. Also riet die Expertin, zu der jungen Katze noch eine weitere junge dazu zu adoptieren, da sich dann die beiden kleinen miteinander beschäftigten und die alte Katz ihre Ruhe hätte. Ja klar machte das der Herr Anwalt, denn der hat’s ja. Hätte sie ihm geraten noch zusätzlich 1500 weiße Mäuse zu kaufen, hätt‘ er das auch gemacht. -Das erinnerte mich an eine ehemalige schwangere Arbeitskollegin, die ich vorab warnte, das Baby nicht mit ihrer Katze allein zu lassen, da die sich sonst auf dessen Kopf setzen könnte. Sie sagte nur genervt: „Was Sie schon wieder daher reden. Das sind Ammenmärchen, denn die Katze setzt sich höchstens dem Baby auf die Brust, weil es nach Milch riecht.“ – Dabei vertragen Katzen gar keine Milch, da ihnen ein Enzym zum Aufspalten fehlt und sie Durchfall bekämen. – Es kam nach der Geburt doch zu Unstimmigkeiten und Eifersucht des lieben Kätzchens, was sich so ausdrückte: Minky schiss Frauchen in die Schuhe! Und so endete das rebellische Tier im Katzenheim.
In einer weiteren Geschichte der Sendung wollte eine Dame mit Katze mit einem Hundebesitzer zusammen ziehen. Das erste Treffen der Haustiere verlief leider negativ, will heißen mit einer blutigen Nase des armen Hundes. Also riet die Expertin, zuerst einmal die Decken der Tiere auszutauschen, damit sie sich an den Geruch des jeweils anderen gewöhnen konnten. Hernach stand das zweite Treffen an, wobei beide ihren Tieren eifrig Futter verabreichten und dabei immer näher zueinander rückten, bis die Katze zu fauchen begann. Dann wurde zuerst die Katze in die neue Wohnung übersiedelt, wobei sie das schönste Zimmer bekam, und nachher der Hund. Erst nun gelang es, den sogenannten Burgfrieden zwischen den natürlichen Todfeinden zu besiegeln. -Das erinnerte mich wiederum an eine ehemalige Freundin, die zu ihrem Lebensgefährten zog, der außer einer Katze noch 2 Teenager aus erster Ehe jeweils am Wochenende beherbergen musste. Die Katze akzeptierte die neue Herrin, aber die Teenager muckten ziemlich auf. Der 13jährige Sohn sagte zu seinem Vater: „Geh Papa, hast dir wirklich ka Schönere finden könna?“ Und das 14jährige Töchterchen gab Papas neuer Partnerin wohlgemeinte gute Tipps: „Du musst dich schon ein bissl mehr herrichten, sonst haut dich der Papa ausse, so wie er es bei deine 15 Vorgängerinnen gemacht hat. Die letzte von denan war übrigens vü schener als du!“ Dem folgen noch weitere Attacken auf die Neue, sodass diese schließlich schon Schluß machen wollte mit dem Katzenbesitzer.
Das Dilemma endete damit, dass die Teenager fortan nichtmehr zum Papa durften, weil dieser seine Ruhe vor allem am Wochenende haben wollte. Tja, hätte er mal die Katzenexpertin zurate gezogen, dann wäre die Annäherung vielleicht besser verlaufen….

Freitag, 22. März 2013

Bongo beim Arzt


Wer stirbt verliert

Kommissar Rau hat endlich seinen lang aufgeschobenen, wohl verdienten Urlaub angetreten und befand sich eben auf dem Kreuzfahrtschiff AIDAaura, das noch friedlich im Mittelmeer dahin dümpelte. Eben schrieb er eine Ansichtskarte an seinen Assistenten Jurek Bimski, die er beim nächsten Landgang in Korfu aufgeben wollte: Hallo Jumbi! Wetter schön, Essen gut, Fahrt ruhig –POCH-POCH-POCH!
Ein lautes Klopfen unterbrach ihn und er rief: „Herein!“
Mit einem „Schönen guten Tag!“ trat der Schiffsarzt Herr Herbert HERBERT (seine Eltern fanden den Nachnamen wohl so schön, dass sie ihn gleich auch noch zum Rufnamen erkoren) ein.
„Nanu, ich hab Sie doch gar nicht gerufen. Entgegen der Meinung meines Assistenten bin ich gar nicht seekrank.“ eröffnete ihm Rau.
„Leider ist etwas passiert.“ begann Herbert mit Leichenbittermiene. „Ein Passagier namens Lovritsch ist ins Koma gefallen. Soweit ich seinem Blutbild entnehmen konnte, ist er hier an Bord mit Arsen vergiftet worden. Zum Glück war die Menge zu gering. Ich hoffe, dass ich ihn durchbringe.“
„Aha, und nun führt Sie wohl die Hoffnung zu mir, dass ich in Kriminalroman-Manier so diskret wie möglich seinen Möchtegern-Mörder finde.“
Herbert nickte nur und Rau folgte ihm zur Kabine des Unglücksvogels Lovritsch. Dort sah alles sehr ordentlich aus, denn der Room service hatte bereits aufgeräumt. Rau suchte zuerst im Kleiderkasten nach Hinweisen, fand aber nichts und so konzentrierte er sich auf den kleinen Schreibtisch, wo ein Briefblock und Kugelschreiber zur Verfügung lagen. Aus dem Pass von Lovritsch wusste er, dass der Deutsche 58 Jahre alt war und nahm an, dass er in diesem Alter auch noch altmodisch Briefe und Ansichtskarten an die Daheim-Gebliebenen schrieb. Tatsächlich erwies sich der Briefblock schon benutzt, denn der Kugelschreiber hatte deutliche Spuren am Papier des Nachfolgeblattes hinterlassen. Kommissar Rau hatte immer einen Bleistift dabei und so schraffierte er nun damit die Vertiefungen und konnte leicht den Text des abgerissenen Blattes lesen. Sogar datiert. Den Brief schrieb er gestern. Laut las Rau dem Schiffsarzt vor: „Liebe Gundel, Du wirst es nicht glauben, aber an Bord sind zwei meiner ehemaligen Konkurrenten. Nämlich Lobek und Kuma. Besonders Letzterer ist mir schon mehrmals über den Weg gelaufen und hat mir wegen unsres damaligen Geschäftes laute Vorwürfe gemacht. Der meint, ich hätte ihn damals übers Ohr gehauen. Na klar, Du kannst Dich sicher erinnern. Und Lobek tut so, als erkenne er mich nicht wieder. Aber sonst ist alles in Ordnung. Ich durfte schon die Brücke besichtigen und dem Kapitän bei der Arbeit zukucken. Mach Dir keine Sorgen – Dein Lolli-Boy“
Herbert schüttelte den Kopf: „Schlimm, er hat sich absolut sicher gefühlt und dann passiert ihm so etwas.“
„Die absolute Sicherheit gibt es nicht. Schon gar nicht auf einem Schiff.“ meinte Rau und begab sich mit dem Arzt zum Käpt’n.
Kapitän Wuppich zeigte ihm die Passagierliste und dieser konnte Rau entnehmen, dass Lovritsch und seine Ex-Konkurrenten am gleichen Deck untergebracht worden waren. „Dann will ich mir die Gesellen mal zur Brust nehmen.“ kündigte Rau an.
Worauf der Käpt’n mahnte: „Aber bitte mit aller Höflichkeit. Wir sind schließlich seit 15 Jahren für unsren hervorragenden Service und modernsten Komfort bekannt.“
„Ich wette, Sie haben gar keine Gefängniszelle an Bord.“
„Nein, aber ich kann die Krankenstation abriegeln lassen.“ erklärte Wuppich stolz. „Natürlich käme der Mörder in ein andres Zimmer als sein Opfer.“
„Naja, noch ist er ja kein Mörder. Lovritsch lebt schließlich noch.“
„Ja, ich sehe gleich mal nach ihm.“ versprach Herbert und enteilte.
In der Kabine von Kuma sah es sehr unordentlich aus, als dieser Kommissar Rau empfing. Auch beim Grund für seinen Besuch zuckte er mit keiner Wimper.
„Was war denn das für ein Geschäft, bei dem Sie Lovritsch übervorteilt haben soll?“ erkundigte sich Rau bei ihm.
„Matratzen. Wir waren beide im Matratzen-Handel tätig. Als Partner. Er wollte sich auf Anti-Allergie-Unterbetten umstellen. aber ich lehnte ab, denn die sind viel zu teuer in der Anschaffung. Da bleibt zu wenig Gewinnspanne, wenn Sie wissen was ich meine.“ erklärte Kuma.
„Verstehe.“ murmelte Rau, der sich denken konnte, dass da zwei Geier aufeinander geprallt sind. „Und weiter?“
„Und weiter?“ wiederholte Kuma verständnislos. „Er hat die Preise erhöht und behauptet, er hätte Anti-Allergie-Matratzen bestellt, trotz meiner Bedenken. Und später erfuhr ich durch Kunden-Beschwerden, dass er ihnen normale Matratzen zweiter Wahl angedreht hatte. Alle Schuld schob er auf mich, da ich ja für den Einkauf zuständig war. Allerdings konnte ich 2 Wochen lang wegen Grippe nicht meine Aufgabe erfüllen, was dieses Schlitzohr schamlos ausgenutzt hatte, um sich zu bereichern. Klar?“ Die Erregung verursachte Kuma ein rotes Gesicht.
„Das ist natürlich eine Unverschämtheit.“ musste Rau zugeben. „Aber kein Grund, ihm Arsen ins Essen zu mischen.“
„Frechheit! Ich verbitte mir jedwede Verdächtigung! Das muss an der deftigen Küche hier liegen, dass er im Koma liegt. Weil von mir hat er nichts bekommen. Schon gar kein Arsen. ich weiß doch gar nicht, wie man an das Zeug kommt und außerdem wusste ich doch nicht, dass ich den hier treffe.“ verteidigte sich Kuma.
"Tja, man trifft sich im Leben immer zumindest zweimal. Und unangenehme Leute trifft man sicher noch öfter." sagte Rau und verabschiedtete sich fürs erste.
Lobek befand sich gerade an Deck und als ihm der Kommissar den Grund für Lovritsch‘ Koma eröffnete, tat er sehr betroffen. „Ja so etwas! Tut mir das leid zu hören, aber mir geht es auch nicht gut. Ich bin nämlich Diabetiker und kann daher nicht alles essen, was man uns hier so auftischt. Schade, schade.“
„Ihre Sorgen hätte Herr Lovritsch sicher gern."
"Ja, das glaub ich. Aber was hat das eigentlich mit mir zu tun? Sie verdächtigen mich doch nicht etwa? Außerdem haben Sie hier doch gar keine Polizeigewalt.“
„Richtig. Aber ich darf im Auftrag der Schifffahrts-Gesellschaft Nachforschungen anstellen und wenn ich den Attentäter finde, wird er im nächsten Hafen, das ist Korfu, festgenommen.“ stellte Rau zufrieden fest.
„Du meine Güte. Also ich bin es jedenfalls nicht.“ war Lobek überzeugt. „Ich habe mich noch vorgestern mit Lovritsch prächtig unterhalten. Wir haben unser Kriegsbeil begraben.“ verkündete Lobek siegessicher. "Fragen Sie ihn doch, wenn er jemals wieder erwacht. Haha, damals hat er immer zu mir gesagt: wer zu spät kommt, verliert! Heute kann ich darüber nur lachen."
„Soso. Und was hatten Sie damals für Schwierigkeiten mir ihm?“ forschte Rau.
„Ach, nicht der Rede wert. Wir waren beide im Import-Export tätig. Und er hat mich oft preislich unterboten, wodurch mir einige lukrative Geschäfte entgingen.“ gab Lobek nolens volens zu. „Aber das ist lange her. Berührt mich gar nicht mehr. Sie sehen ja, ich kann mir eine teure Kreuzfahrt leisten. Genauso wie er!“
Als Rau zum Kapitän ging, konnte er ihm schon erste Verdachtsmomente präsentieren. „Es war ziemlich einfach, einen der beiden bei einer Lüge zu erwischen. Hier steht der Name dessen, den Sie internieren sollten, bis wir in Korfu anlegen.“
WER LOG?

Donnerstag, 21. März 2013

Bongo ist kein Hund

Weiß man schlagfertige Antworten auf blöde Fragen, sind viele Mitmenschen leichter zu ertragen!

Im Belvedere-Garten

Immer wenn ich durch den Belvedere-Garten schlendere, habe ich nette Begegnungen mit Touristen. Einmal bat mich ein Deutscher, ich möge ihn samt Familie mit dem Schloss im Hintergrund fotografieren. Die Familie bestand aus Frau und munterem circa Dreijährigen im Kinderwagerl. Als ich nun mit der Kamera im Anschlag einige Schritte zurücktrat, brüllte mich der Knirps an: „NICHT IN DEN RASEN STEIGEN!!!“ – Vor lauter Schreck verwackelte ich das Bild und machte sicherheitshalber noch eines. Und als ich der Frau die Kamera zurückgab und mich verabschiedete, hörte ich den Kleinen aus seinem Wagerl heraus im rüden Ton eines 4-Sterne-Generals fragen: „WER WAR DAS?“

Und heute hörte ich eine Damen-Gruppe vor einem Brunnen über die Figuren am Rand diskutieren. Beide Figuren stellen einen jungen nackten Mann dar, welcher mit einer Riesen-Echse kämpft, die ihr großes Maul weit aufreißt. „Ja, das könnte ein Krokodil sein.“ wiederholte die Reiseleiterin die Einschätzung einer Dame im Kopftuch, die wahrscheinlich aus Ägypten stammt. „Aber es ist ein Drache.“ – Ich wollte schon sagen: ‚Das ist ein Basilisk, der zerspringt, wenn man ihm einen Spiegel vorhält. Hat eine der Damen zufällig einen Kosmetik-Spiegel dabei? Dann können Sie es gern ausprobieren‘ – doch ich verkniff mir diesen Scherz. Auch meine Vermutung zur Bedeutung der Figuren. Nämlich, dass es sich um die symbolische Darstellung des Volkes im Kampf mit dem Staatsapparat handelt, der es aussackeln will, obschon es doch völlig nackt und bloß dasteht…..

Mittwoch, 20. März 2013

Bongo streikt


Gesiebte Gespräche


Da ich ein angenehmer Zeitgenosse bin, beseitige ich immer die Werbesendungen, welche meine lieben Nachbarn nur achtlos auf den Postkasten legen. Dabei fand ich das Pfarrblatt unserer Gemeinde und schmökerte ein wenig darin. Da stand zum Beispiel: Reden ist nicht immer Silber, Schweigen nicht immer Gold. Von Sokrates (+399 v.Chr.) wird erzählt, dass er seinem Freund Einhalt gebot, als der ihm aufgeregt eine Neuigkeit erzählen wollte. „Hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe geschüttelt?“ – Dem verdutzen Freund erklärte er dann die 3 Siebe: „Hast du geprüft, ob es wahr ist, was du gehört hast; ob es etwa Gutes ist, was du mir weitererzählen willst und ob es notwendig ist, das zu erzählen, was dir so verlockend auf der Zunge liegt?“
Was würde uns die Welt weniger belasten, wenn wir Gehörtes durch die 3 Siebe der Wahrheit, der Güte und der Notwendigkeit schüttelten!
Kein Wunder, dass der alte Sokrates wegen verderblichen Einflusses auf die Jugend den Schierlingsbecher leeren musste.
Die Wahrheit über jede Aussage herausfinden? Wie soll das gehen, wenn mir z.B. einer erklärt, er sei Arzt? Muss ich auf den Vorweis seiner Approbation  bestehen, um ihm glauben zu dürfen? Oder mich von ihm untersuchen lassen? Oder ein Richter, der mir von seinen über 500 Schuldsprüchen berichtet. Soll ich mich durch meterhohe Aktenberge wühlen? Oder reicht es, wenn ich als Zuhörer in einer seiner Verhandlungen auftauche? Und was ist schon gut? Für den einen die Todesnachricht seiner Schwiegermutter, für seine Frau ist diese Nachricht eher nicht so gut und trotzdem hat sie ein Recht darauf zu wissen, dass sie zur Halbwaise geworden ist. Und was ist notwendig? Wenn wir uns nur noch Notwendiges erzählen, müssten wir doch den meisten Teil der Tages- und Nachtzeit verstummen.
Ich wage zu behaupten, dass, abgesehen vom enormen Zeitverlust, der beim Sieben entsteht, wenn wir uns an diese Regel halten, nicht nur unsre Sprache rasch verkümmern würde, sondern auch unsre sozialen Kontakte. Kein Small Talk mehr über was auch immer. Auf Partys würde man sich dann nur mehr an Cocktail-Gläsern festhalten und einander anschweigen. Und ein Gespräch unter Nachbarn würde nicht mehr so ablaufen:
„Wunderschönen guten Tag, Frau Baum! Schönes Wetter heute!“
„Grüß Sie, Herr Zeisl! Ja, sehr schönes Wetter.“
„So schön wie Sie!“
„Hihihiii! Sie sind ein Charmeur!“
„Darf ich Sie zu einem Kaffee bei mir einladen, meine Liebe?“
„Nein danke, aber ich bin leider sehr beschäftigt!“
„Na, dann wünsche ich Ihnen viel Spaß bei Ihrer Beschäftigung, Frau Baum!“
„Danke, werde ich sicher haben! Auf Wiedersehen, Herr Zeisl!“
Sondern eher so:
„Hallo, Frau Baum! Heute um 0Uhr18 hat die Polizei Herrn Plebs in der ehelichen Wohnung wegen häuslicher Gewalt verhaftet.“
„Oh, warum erzählen Sie mir so was Schreckliches, Herr Zeisl?“
„Damit Sie nicht vergebens um 20 Uhr auf ihn in der Tiefgarage warten, wo er normalerweise mit Ihnen im Auto den ehebrecherischen Geschlechtsakt vollzieht.“
„Huch! Woher wissen Sie denn das?“
„Ich stand meistens hinter einer Säule und beobachtete das Schauspiel, um mich daran zu ergötzen. Und nun, da er ja heute ausfällt, biete ich Ihnen in der Sache meine Dienste an!“
„WAAAS?“
„Ja, mein Glied ist auch viel länger, wir haben am 27.11. vorigen Jahres auf einer öffentlichen Toilette unsre Teile vermessen. Seines maß im nicht erigierten Zustand nur 13,4 cm und meines ganze 16,8 cm. Wenn ich onaniere,  bleibt es auch länger steif als seins mit Ihnen im Auto. Ich hab auf die Uhr gesehen!“
"Unverschämt! Warum sollte ich Ihnen eine Chance geben?"
"Weil eine Frau erst durch die Liebe schön wird! Unbefriedigte Frauen werden depressiv, laut einer Studie der Stanford-Universität vom 8.6.1998!"
„Mir kommt ein Verdacht! Haben SIE gar seiner Frau von unsren Treffen berichtet?“
„Ich verweigere die Aussage, denn dann komme ich vielleicht nicht zum Schuss bei Ihnen.“
Wollen wir wirklich nur mehr solche Gespräche?

Dienstag, 19. März 2013

Bongo bedient


Schimpf-Orgie

Manchmal drängen sich mir die Fragen auf: Spinne ich oder die andern? Retardiert die menschliche Rasse? Sind wir am Weg zurück zum Circus Maximus?
Gestern las ich in der Zeitung nämlich von einem VHS-Kurs Schimpfen auf Wienerisch! Da lernen Ausländer so nützliche Redewendungen wie: Bist deppat?Hoit de Pappen (Goschen)! usw. Dort könnte ich auch als Lehrmeister tätig sein: „Legt’s eich nieder und krepierts, es Scheißhäusln!!!“ – Zufrieden? Könnte doch auch einen Kurs abhalten!
Dann sah ich abends auf einem deutschen Privat-Sender: einen Verkaufskurs für Arbeitslose in einem SEX-SHOP!!!
Eine 25jährige fing bei einem fingierten Kundengespräch zu weinen an und stotterte schluchzend: „Ich kann das nicht!“ – Just als der betreffenden Herr sich bei ihr erkundigte, wie denn ein Keuschheitsgürtel funktioniert.  - Hätte sie mal unsern VHS-Schimpf-Kurs besucht! Da wäre ihr sicher sehr geholfen gewesen. Wie aus der Pistole geschossen hätte sie sagen können: „Was fragst so saubled, Hinniger?!? Schnall dir’n um und zwick dia de Nudel ein, du Fetzenschädl! I hau da dann no mit’n Hammer drauf, dass dir deine Glurrn wia Flummis aus‘n Oaschg’sicht aussefliagn, heaaarrrrst!!! Dann hast a aufg’sprungens Würschtl zwischen deine waachen Eier wacheln, Oidaaa!“
Da hätte die arme Frau über ihre eigene Courage höchstens Lach-Tränen vergossen!
Später ging ich zu einem Vortrag mit freiem Eintritt Einfacher leben! Wo ein spießig angezogener Abgezwickter einige Binsenweisheiten verlautbarte. Er begann mit den Worten: „Erfolg ist keiner der Namen Gottes!“ – Super! dann bin ich ja noch kein Frevler geworden!
„Jeder von uns hat sein Leben in der Hand und kann es so einfach wie möglich gestalten. Da Besitz belastet, sollte sich jeder von uns 20 Dinge überlegen und zumindest auf eins davon verzichten. Spielen wir es gleich einmal durch. Jeder nennt einen seiner Gegenstände, dann entscheiden wir, worauf wir verzichten können!“ Dabei zeigte er gleich auf mich in der ersten Reihe links. (Da fällt mir eine alte Theaterweisheit ein: Der Böse tritt immer von links auf!) Ich wollte eigentlich sagen: Am ehesten könnt ich auf so an Kotzbrocken wie dich verzichten, verkniff mir aber diesen Gag.
Na, ich nicht blöd, sprudelte gleich mehrere Dinge heraus: „Zahnbürste, Unterhose, linker Schuh, rechter Schuh-“
"Nein, nein!“ unterbrach er mich barsch. „Etwas Entbehrliches, etwas Luxuriöses!“
„Hab i net!“ spuckte ich ihm entgegen.
„Sie haben keinen Fernsehapparat?“ fragte er zweifelnd.
„Was, mein Fernseher woll’ns ma konfiszieren?“ fuhr ich ihn empört an, den Schimpfkurs schon im Hinterkopf. „Hab’ns dir ins Hirn g’schissen, Nudlaug??“ entschlüpfte mir in berechtigtem Zorn über diese Zumutung. „ Sag’ns des liaber statt uns armen Hund, denan Scheiß-Politikern, de Häuser verdienen und uns alle aussaug‘n wia Vampire! Und leisten tuans an Schaas! De lesen net amal de Gesetzesvorlagen, de’s unterschreib’n, diese verfluachten Hurenböcke! Ihr eigens Todesurteil würden de unterschreiben, weil’s z’bled oder z‘faul zum Lesen san, de Sautrotteln!!!“
„Ich finde Ihren Ton unangemessen.“ sagte er, sich zur Ruhe zwingend, in meine Richtung. - Da wurde ich gewahr, dass mich entsetzte Blicke der Anwesenden verfolgten. Uii, ich war zu weit gegangen. Hmmm, peinlich irgendwie, aber doch wahr! Und zudem sehr amüsant…
„Sie sollten sich eine salonfähige Diktion zulegen.“ tadelte mich der religiöse Spießer und fuhr mit seinem hirnrissigen Spielchen fort. Ich ersparte mir seine weiteren Wortkaskaden und kehrte der kuriosen Veranstaltung, die zum Glück gratis war, den Rücken. Was sollte ich das, was ich doch vorhin so schön gelernt hatte, nicht gleich anwenden dürfen?

Montag, 18. März 2013

Bongos tragende Rolle

Ein Regentag erfreut nicht sehr, wiegt beim Gehen manchmal doppelt schwer!

Arbeitslos und abgebrannt

Eine arbeitslose Freundin von mir, nennen wir sie diskret Susi, hat mir kürzlich wieder mal ihr Leid geklagt. Durch ihren Bericht bekam die Arbeitslosen-Statistik für mich eine schreckliche Tiefenschärfe. Ich habe übrigens schon von ihr berichtet: es ist diejenige, die seitens des AMS in einem Kurs bei einer Neppfirma -mit der Bezeichnung fair im Namen- samt 24 Leidensgenossen in einem zu kleinen, unsauberen, stickigen Raum kaserniert wurde. Eine der Mitarbeiterin dieser feinen Firma fragte sie keck: "Na, woran liegt es, dass Sie noch keinen Job gefunden haben?" Und Susi wollte sagen 'Daran, dass ich immer an so Arschtrampeln wie Sie gelange!' ließ es aber und antwortete: "An Arbeitslosen-Inflation. Zuviele wollen einen Job und zu wenige geben einen her. Bei 200 Bewerbungen lesen die Personal-Chefs doch gar nicht alle und das Bewerbungsroulette läuft wie ein Glücksspiel ab! Und ich hab halt leider immer Pech!"
In ihrem Leben verschränken sich Armut und Aufmüpfigkeit gegen Windmühlen wie zwei Hände, die eingegipst sind. Wohnhaft in einem Gemeindebau, der zurzeit saniert wird, was Höllenlärm verursacht und sowieso nur Kadaverkosmetik darstellt, flüchtete sie vorm sozialen Total-Verfall ins Kunsthistorische Museum, um etwas Ruhe zu finden. Doch, oh ach und weh, dort wurde sie von einem brünstigen Herrn, welcher aussah wie Woody Allens Bruder, mit dem Ellbogen in die Wasserseite gestoßen und dummdreist angemacht. Just vor einem Bildnis des biblischen trunkenen Lots mit seinen Töchtern frohlockte er: „Heissa sprach der alte Lot, heissa meine Frau ist tot!“ – Das fand sie gar nicht lustig und eilte wieder in ihr lautes Heim, wo ein Hämmern, Schrauben und Krachen ihr das Leben schwer machen. Dagegen ist sogar das Stöhnen und Schreien ihrer Nachbarin, die sich wahllos Männer mit heimbringt - im Wienerischen auch Nudelfriedhof genannt - ein Ohrenschmaus. Jedenfalls fand sie daheim ihr Meerschweinchen Fräulein Lotti tot im Käfig auf. Wahrscheinlich verendete das arme Vieh durch Herzinfarkt nach Schock über den infernalischen Baulärm. Sie machte sich nun traurig auf, das geliebte Haustier im Prater würdig zu bestatten. Auf dem Weg dahin wurde sie von einer Frau angebettelt. Susi ärgerte sich, da sie erstens echt arm und zweitens auch gar nicht bei Kasse war, und sagte zu der Bettlerin: „Schau ich so reich aus? Gehen Sie doch zu den Geldleuten. Wir sind eh in der Reisnerstraße, da sind jede Menge Botschaften, kommen Sie mit, ich zeig Ihnen wie das geht!“ Sie führte die neugierig gewordene Frau zur Deutschen Botschaft, betätigte den Klingelknopf und rief in die Sprechanlage: „Ja, hier ist eine Bedürftige, die mit dem Botschafter sprechen will.“ – Draufhin enteilte die Bettlerin und Susi stand allein dumm da, als ein Wachmann zu ihr kam. Mit der toten Meersau im Plastiksackerl erklärte sie ihm die Situation und endete mit den Worten: „Jetz ist die Deppate weg, vielleicht hätt‘ ihr ja der Botschafter wirklich was geben!“ Wieder erntete sie nur einen Blick, als wollte der Uniformierte fragen, ob sie ihre Medikamente nicht eingenommen hat.
Endlich im Prater angekommen, begann sie mit den Bestattungsarbeiten, wobei sie - in Ermangelung einer Schaufel - mit einem großen Suppenlöffel ein kleines Grab aushob. Da erschien ein Exhibitionist - im Volksmund auch Nudelreiber genannt - und begann mit unzüchtigen Handlungen. Erzürnt zückte Susi nun ihr Schiedsrichter-Pfeiferl, welches sonst immer neben ihrem Festnetztelefon abhängt, um obszönen Anrufern Tinnitus zu verursachen, und blies schrill hinein, was das Nudelaug tatsächlich vertrieb. Als sie mir das erzählte, warnte ich sie noch, niemanden zu erzählen, dass sie im Prater Fräulein Lotti vergraben hatte, denn es könnte jemand missverstehen und ihr die Polizei auf den Hals hetzen.
Doch sie war noch nicht fertig mit ihrer Tirade, denn als sie vom Prater heimkam, fand sie eine Benachrichtigung über einen RSB-Brief vom AMS vor. Also aufs Postamt gepilgert, um die Hiobsbotschaft in Empfang zu nehmen: ein Jobangebot für ein Call-Center. Ohne Zeit zu verlieren, machte sie sich auf den Canossa-Gang zum angegebenen Jobort, wo sie ein eingebildeter Fatzke mit schwarz gefärbtem Haar und gezwirbeltem, ebenfalls gefärbten Schnurrbart erwartete, unter den Augen tiefe dunkle Ringe, die von Krankheit -vermutlich der Leber- zeugten. Sein ausgemergelter Körper steckte in einem feinen Anzug und er saß vor einem Laptop in einer circa 75-Quadratmeter großen Altbauwohnung, die nur mit wenigen Computern und noch weniger Telefonisten (2) ausgestattet war.
Seine erste Frage bei Aufnahme ihrer Personalien, warum sie denn kein Handy hätte, beantwortete sie salopp: „Weil ich mich nicht von Multis zum Konsumtrottel degradierten lasse und Millionäre noch reicher mache.“ - Mitten in der hochnotpeinlichen Befragung stand er auf, eilte zum offenen Fenster im 1.Stock- sie dachte schon, er stürzte sich in Verzweiflung über so eine renitente Bewerberin hinunter- und guckte raus, wobei er Susi aufklärte: „Ich schau nur, ob ein Parksheriff in der Näh‘ is, weil mei BMW steht unten.“ Typisch, dachte sie, der Graf Bamsti fährt einen Protz-Wagen und sicher ist keiner da, der ihm ein Ticket dafür ausstellt. Am liebsten hätte sie ihn mit einem Tritt in seinen mageren Arsch hinunter zu seiner Puppenschaukel befördert.
Dann erklärte er ihr aufgeblasen seine tolle Geschäftsidee: „Wir verkaufen Werbeflächen auf LKWs zu einem Sonderpreis von 2000 € an Firmen. Und du (in Callcentern sind leider alle gleich per du) bekommst für jeden Abschluss 3 %!“ - „Tooolll!“ schwärmte sie mit verdrehten Augen. „Das sind ja ganze 60 €! Wenn ich also 12 Stunden brauche, um einen Blödsinn-äh- Geschäftssinnigen zu finden, bekomm ich pro Stunde also ganze 5 €. Aber was kriege ich, wenn ich keinen finde?“
„Nix! Suchst den Pferdefuß?“
„Das Pferd steht schon vor mir und hebt den Schweif, aber ich lass mich nicht bescheißen!“ verabschiedete sie sich. Der Trost, dass der sichtlich kranke BMW-Fahrer demnächst seine Augenringe mit einer Chemotherapie bekämpfen wird müssen, sei nur ein schwacher, verriet sie mir entnervt.

Ein Zitat von Karl Kraus fiel mir ein aus den letzten Tagen der Menschheit: die Lage ist hoffnungslos aber nicht ernst. Aber stattdessen munterte ich sie auf: „Denk an den Boxer Rene Weller, der mal sagte: ich bin immer oben. Und wenn ich unten bin, ist unten oben.“
Doch sie erinnerte sich an ein Zitat von Bruno Bettelheim: Ich weiß nicht, wohin Gott mich führt, aber wenn er diese Richtung beibehält, schlage ich vor, dass er allein weitergeht.

Mittwoch, 13. März 2013

Bongos Abreibung

Wenn jemanden kleinzukriegen so einfach wär, entpuppte sich das Leben als weniger schwer.

Der Saufkopf

Es ist erstaunlich, womit man als Journalist heutzutage sein Geld verdienen kann. Auf einem deutschen Privat-Sender säuft sich einer im Auftrag der Quote fast zu Tode. Er nennt das ein Experiment: einmal Alkoholiker und zurück. Das, was schon Jahre zuvor ein US-Ami mit Junkfood im Film ‚Supersize me‘ probte, macht der Piefke mit Alk. Dabei kommt er auf den Geschmack und befindet, dass Cornflakes mit Rotwein gut munden (kleiner Tipp von mir: mit Irish-Cream-Whiskey ist noch mehr Gaumenschmaus möglich.). Da hätte mein verstorbener Onkel Heinzi seine wahre Freude dran gehabt, denn der soff mit einer Inbrunst, die ihresgleichen suchte. Als echter Hardcore-Alki becherte er zuletzt sogar Spiritus, den normale Leute zum Fensterputzen nutzen. Wenn der die richtige Menge intus hatte, entwickelte er richtige Entertainer-Qualität und unterhielt das ganze Wirtshaus, erntete Freibier und sogar Applaus. Beispielsweise nahm er mal sein Maßband aus der Hosentasche und begann damit in Tischlermanier die Theke auszumessen, hernach auch die Winkel geschäftig mit Blick zur holzvertäfelten Decke und murmelte gut hörbar: „Ja, das könnt‘ ma machen!“ – Wenn eine neugierige Dame fragte: „Was machen’s denn da?“ antwortete er verschmitzt: „Ja, wissen’s gnä‘ Frau, ich trage mich schon die längste Zeit mit dem Gedanken, diese Kaschemme zu kaufen und auf gehobene Gastronomie umzubauen.“ – Schon wurde er eingeladen und hatte überhaupt keine Probleme, mit seinem Charme und originellem Wortwitz die Damen reihenweise einzuwickeln. Zum Beispiel auch eine Schneiderin, die er bezirzte: „Also, ich kann einen Knopf annähen und, wenn mir hinten die Hose aufplatzt, schaff‘ ich es, sie mir mit Blick über die Schulter in den Spiegel wieder zuzunähen.“ – Das machte bombig Eindruck und er konnte fast immer landen. Sei es auch nur für eine Nacht. Aber auch länger.

Komischerweise brauchte er, wenn er sich wirklich mal verliebte, gar keine Promille, bis auf ein oder zwei Bier täglich, was man auch gern Sucht-Verschiebung nennt. Leider aber ließ der Zauber der Liebe spätestens dann nach, wenn seine Weibchen ihn aufforderten, sich endlich eine geregelte Arbeit zu suchen. Denn die scheute er wie der Teufel das Weihwasser, besonders, wo er doch schon rausgefunden hatte, wie man sich auch ohne Geld ganz gut über Wasser bzw. Feuerwasser hält. Tja, schade, dass er nicht auf die Idee kam, Journalist zu werden und solche Experimente vor laufender Kamera abzuhalten. Ich wette, es wäre bestimmt lustiger gewesen als mit dem Marmeladinger auf RTL.

Montag, 11. März 2013

Unvergesslich

Der Zeitung vom 6.3. entnahm ich, dass eine 25jährige Mutter in Salzburg ihren Kinderwagen samt Baby beim Umsteigen in einem Bus vergaß. Das bestätigt mir wieder: Vergesslichkeit ist total unabhängig vom Lebensalter. Schon in meiner Hauptschulzeit hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, mit einer Kollegin konfrontiert zu sein, einer gewissen Gaby L., die ein Hirn wie ein Seicherl ihr Eigen nannte. Wenn man der etwas borgte, kriegte man es ewig und viereinhalb Tage nimmer zurück.
Einmal vergaß die Gute, sich nach dem Turnunterricht den Rock anzuziehen. Erst als ihr draußen auf der Straße der Wind den Mantel aufschlug, dachte sie sich: warum ist mir untenherum so kalt? – HUCH! Ich hab ja gar keinen Rock an, und kam stantepede zurück, um sich vollends anzukleiden. Doch das war nicht ihr schlimmster Vergesser. Als Kind einer alleinerziehenden 2fach-Mami hatte sie das Pech, sich auch noch um ihr Geschwisterkind, im Alter von 2Jahren, und den Hund kümmern zu müssen. Nach der Schule musste sie also im fliegenden Wechsel mit ihrer Mutter, die dann zur Arbeit entfleuchte, die Verantwortung über die beiden andern kleinen Mitbewohner übernehmen. Sie erzählte also freiwillig folgendes: Kaum daheim, warf sie ihren Schulranzen in die Ecke, packte Geschwisterchen in den Kinderwagen, leinte den Hund an und spazierte mit beiden zum Billa, wo sie Wagerl und Hunderl draußen stehen ließ. Dann kaufte sie in aller Ruhe ein, ging gedankenverloren nach Hause, wo sie alle Einkäufe brav verstaute, sich ein Mittagmahl kochte und in aller Ruhe Zeitungs-lesend aß. Hernach erledigte sie wie immer ihre Hausaufgaben, was bei ihren geistigen Fähigkeiten mindestens 4 Stunden in Anspruch nahm. Endlich konnte sie sich dann ihrer Freizeitgestaltung widmen und setzte sich vor den Fernsehapparat. Als nun ihre Frau Mama von der Arbeit heimkam, fragte diese leicht irritiert: „Es ist so ruhig, wo ist denn der Hund und das Kind?“ – „HUCH!!! Die stehen ja immer noch vorm Billa unten!“ gestand Gaby verwirrt, um gleich runter zu rennen und die zwei von ihrem ungewollt längeren Frischluftaufenthalt zu befreien. Es stürmte nämlich grad ein kalter Herbstwind durch Wien. Gut, der Hund konnte sich wenigstens warmzittern bzw. wurde von Verbeigehenden mit Streicheleinheiten gewärmt und von einer tierliebenden Dame mit einer Knackwurst gelabt, aber das Gesichtchen des Geschwisterls hatte sich schon leicht blau verfärbt.

Und eben diese Gaby L. schrieb mir damals in mein Erinnerungsheft hinein: Obwohl ich Dich manchmal für sehr albern hielt, verstand ich mich doch recht gut mit Dir. Ich hoffe, Du nimmst mir nicht übel, daß Du so lange auf Dein Heft warten mußtest.
Als gereifte Persönlichkeit eröffne ich Dir nun, liebe Gaby L., meine Meinung über Dich: Vergesslichkeit ist albern! Drum bist Du albern! DUUU BIST ALBERN! Und nicht ich!!!!! ÄTSCH BÄTSCH ÄTSCHIBÄÄÄTSCH!!!

Von Löwen und feigen Hunden

Verwichenen Freitag berichtete eine Gratiszeitung von zwei grausamen Löwen-Attacken. Im Wildpark Dunlap in Kalifornien griff ein Löwe eine junge Praktikantin an. Das Raubtier zerfleischte die Frau im Gehege.
Wild auch der 2. Löwenangriff in Simbabwe: ein Liebespärchen beim Sex im Freien wurde von einem hungrigen König der Tiere überrascht. Der Mann konnte fliehen, die Frau wurde getötet. Schrecklich, aber typisch männliches Verhalten: wenn’s brenzlig wird einfach schnell abhauen! Der Mut des einstigen Höhlenmannes ist längst verkümmert, aber sein Sextrieb nicht und vor allem nicht seinen Überlebensdrang!- Nicht die feine englische Art, obwohl sich auch ein echter Gentleman eher nicht mit einem Löwen angelegt hätte, oder sich gar großmütig geopfert. Von Buddha heißt es ja, er habe sich in einer seiner über 5000 Inkarnationen freiwillig einem Tiger zum Fraß vorgeworfen, um eins dessen Opfer zu retten. Aber der war auch ein Religionsgründer und kein 08/15- Durchschnittstyp. – Obwohl diese Meldungen bitterer Ernst waren, fiel mir der Witz von den beiden Touristen ein, die sich im afrikanischen Busch verirrt haben. Da sagt der eine: „Hoffentlich erwischt uns kein Löwe.“ Drauf der andre: „Dann lauf ich davon.“ – „Aber du kannst doch nicht schneller als ein Löwe laufen!“ – „Ich brauch auch nur schneller zu laufen wie du!“

Eine Sextherapeutin erklärte übrigens einmal, warum ein Mann meist bemüht ist, den Akt so schnell wie möglich hinter sich zu bringen: das rührt noch aus der Steinzeit, wo er Angst vorm Sägelzahntiger haben musste. Daran haben also auch Jahrtausende der Zivilisation und mühevollster Domestizierung nix geändert. Naja, vielleicht hat die arme Frau des feigen Hundes ja auf den Orgasmus gewartet und blieb deshalb einfach liegen….
Und doch gibt’s noch einige wenige Mutige: In einer Doku über Sonntagsjäger in Südafrika erzählte ein Profi-Löwenjäger, wie er einen seiner Kunden aus den Fängen eines Löwen gerettet hat: der Kunde hatte den Löwen leider nicht letal getroffen, sondern nur schwer verletzt. So hatte das Tier noch genügend Kraft, ihn zu packen und ein Stück weit mit sich zu schleifen. Der Profi konnte nicht schießen, ohne das Opfer zu gefährden, und verfolgte den Löwen samt Beute, holte ihn erst ein und ihm dann das Auge mit dem Daumen heraus, worauf der geschlagene Tier-König den Kunden des Profis ziemlich ramponiert freigab. Dieser mutige Mann sah auch so aus, als würde er sogar beim Sex im Bett nie die eine Hand vom Abzug nehmen und mit einem Auge die Tür bewachen, mit dem anderen das Fenster. Könnte ja ein Löwe eindringen! Ich muss sagen: Respekt! Hut ab! Obwohl….womöglich ritt ihn auch nur der Mut der Verzweiflung, weil der Kunde die teure Löwen-Safari noch nicht bar im Voraus bezahlt hatte….
Apropos: Meine Cousine berichtete mir von ihrer 1. Safari vor über einem viertel Jahrhundert, wie sie mit der Reisegruppe im Bus in die Wildnis chauffiert wurde. Der Bus verfügte weder über Klimaanlage noch über eine Toilette. Das Pipi-Machen gestaltete sich etwas abstrus: man stieg aus und die Männer bildeten einen Kreis mit dem Gesicht nach außen um sich, eine Hand am Gewehr, stehend zu erleichtern, während inmitten des Kreises die wenigen Damen ihre Notdurft in der Hocke verrichteten. Bei so einer Pipi-Safari kriegt der Begriff 'Wild-Pinkler' gleich eine neue Qualität.
Jedenfalls würde ich vom Sex im Freien abraten: auch Ameisen können sehr lästig sein….

Dienstag, 5. März 2013

Scherz lass nach!


Es gab ja schon Scherz-Anrufe, die unabsichtlich tragisch endeten, aber heute berichte ich mal von einem, der mit voller Absicht für den Protagonisten tragisch enden sollte. Es kam in trauter Freundesrunde schon leicht illuminiert die Rede auf den eingebildeten K. , welcher immer behauptete, es könne ihn nix und niemand aus der Ruhe bringen. Dieser eher unbeliebte Kerl hatte nun eine Stelle in einem renommierten Hotel in der Rezeption bekommen, was er gleich all seinen Bekannten entgegenposaunte, egal ob die es nun wissen wollten oder nicht. Einen in unsrer Runde wurmte das nun so sehr, dass er ihm irgendeinen Streich spielen wollte. Da war ich gleich dabei und schlug vor, wo der K. doch in einer Hotel-Rezeption arbeitete, dass man ihn per Telefon in die fristlose Kündigung treiben könnte.
„Das gelingt dir nie!“ meinte F. , bot mir aber gleich einen Hunni an, wenn doch. Scheinbar hatte er großes Vertrauen in meine Fähigkeiten, denn er holte einen dieser hübschen grünen Scheinchen aus seinem Portemonnaie und wedelte schon damit vor meiner Nase herum. Ein Duft, süßer als flüssige Schokolade.
Also wählte ich flugs die Nummer des Hotels, nachdem wir sie aus dem Telefonbuch herausgesucht hatten, und schon hatte ich den betreffenden Kollegen am Rohr. Mit hochgeschraubter Stimme flötete ich nun, der Improvisation stets mächtig, in sein offenes Ohr: „Schönen guten Tag, mein Lieber, hier spricht Fräulein Schmitz vom Sender Puls33. Wir machen eine neues Gewinnspiel, bei dem Sie 15.000 Euro bar auf die Hand gewinnen können.“
„Oh-äh, ich bin aber leider grade im Dienst, kann ich Sie später zurückrufen?“

„Bedaure, Sie haben nur diese eine Chance. Sonst bekommt der nächste Kandidat auf meiner Liste die Möglichkeit, sich ganz leicht und schnell 15.000 Euro zu verdienen.“
„Also gut, was muss ich machen?“

Ich hatte ihn an der Angel und alle hörten mit und fieberten schon dem teuflischen Spiel entgegen, das ich gleich mit ihm treiben würde. „Das Spiel funktioniert in 3 Stufen. Zuerst spielen Sie um 5.000 Euro. Und ich mache Sie drauf aufmerksam, dass Sie von einem unsrer Mitarbeiter beim Mitspielen beobachtet werden. (An Rezeptionen stehen immer welche herum, gucken sich die Leute beim Ein- und Auschecken an oder kramen im Info-Material des Hotels.) Strecken Sie bitte Ihre Zunge so weit wie möglich aus dem Mund!“
Am andern Ende der Leitung hörten wir ein Schlucken.
Gewitzt wusste ich, dass er sich nun wohl umsah und versuchte, so diskret wie möglich, meiner Aufforderung nachzukommen.

„Etwas weiter heraus mit der Zunge!“ flötete ich mit meiner höchsten Stimmlage und grinste genau so breit wie meine Mithörer, als ich ihn „HCCCCHH!“ machen hörte. „Na, das war zwar sehr kurz, aber ich lasse es gelten! Nun zum zweiten Teil: Sie müssen so laut wie möglich das Wort SCHEISSE rufen.“
„Aber das geht nicht, weil-“

„Tut mir leid, aber dann sind Ihre bereits verdienten 5 Tausender auch futsch!“
„Oh…also gut. Scheiße!“

„Wie bitte? Ich hab Sie kaum gehört. Es geht jetzt um 10.000 Euro. Sie müssen dafür schon ein wenig Ihre Lungen anstrengen.“
„SCHEISSSEEE!!!“ schrie er aus Leibeskräften und wir mussten uns alle zurückhalten, damit wir nicht losbrüllten vor Lachen.

„Bravo!“ lobte ich.
„Oje, da kommt mein Chef!“ informierte er mich.

„Sie Glückspilz, denn das ist der 3.Teil unsrer Aufgabe: Geben Sie Ihrem Chef den Telefonhörer!“
„Das mach ich gern! - Herr Direktor, eine Dame für Sie!“ sagte er erleichtert und auf Aufklärung hoffend, und der Direktor meldete sich mit seinem Namen und zwar schon ziemlich indigniert, wie ich aufgrund seines Untertones in der Stimme erkennen konnte.
„Also so eine Unverschämtheit!“ schimpfte ich los. „Mein Name ist Schmitz vom Schützenverein in Böblingen. Ich wollte für nächste Woche 2 Zimmer buchen und fragte vorhin Ihren Kollegen, wie denn das Ambiente und das Wetter in Wien sei und höre nur Kraftausdrücke. Was ist denn da los bei Ihnen?“

„Ich bitte um Vergebung, aber dieser junge Mann ist erst kurz in unsren Diensten und wird natürlich sofort von seiner Stellung abgezogen.“
„Ja, das finde ich auch dringend nötig, wenn Sie weiterhin Gäste aus Deutschland empfangen wollen. Werfen Sie diesen Lümmel hinaus! Ich rufe dann in einer Stunde nochmals an, sobald Sie kompetenten Ersatz gefunden haben.“

„Danke sehr und verzeihen Sie nochmals, gnädige Frau!“
Das war’s auch schon. So leicht hab ich mir noch nie einen 100er verdient und gleichzeitig so viele Leute lachen sehen. Tolle Anregung für den kommenden 1. April, nicht wahr???

Montag, 4. März 2013

Verpasste Chance

Oft sehen wir das Glück nicht einmal an, wenn's steht vor der Tür dann und wann.

Patent abgelehnt


 Fasching ist vorbei und trotzdem hat irgend so ein Hirnchristl eins meiner Fenster mit Luftschlangenspray verunziert. Diese dünne rosa Würstchenmasse muss man wegwischen, solang sie noch weich ist, denn wenn sie erst aushärtet schrubbt man sich kaputt. Das Zeug pickte also quer über Rahmen und Scheibe und es kostete mich viel Zeit, Energie, Mühe und noch mehr Ärger und Putzmittel - zuletzt musste ich sogar mit der Rasierklinge arbeiten -, um es restlos zu entfernen. Dem Erfinder sollte man es in die Pappen sprühen und ihn dran so lang röcheln lassen, bis er das Patent zurückzieht. Warum der für so ein total nutzloses vertrotteltes Produkt überhaupt ein Patent bekommen hat und meines abgelehnt wurde, ist mir rätselhaft. Jawohl, ich habe auch schon vor Jahren eine Erfindung zum Patent angemeldet, bzw. anmelden wollen.

Die Idee dazu kam mir bei einer Autofahrt mit einem Freund. Wenn kein Stau die Straßen verstopft, verursacht die Polizei ab und zu künstlich einen, indem sie Autoapotheken  kontrolliert. Mein lieber Freund hatte damals keine, was ihn 36 Euro und ein Unterdrücken eines beleidigenden Schimpfwortes an das kassierende Organ kostete. Da ward die Idee geboren, eine aufblasbare Autoapotheke zu kreieren. Ein viereckiger weißer Ballon mit rotem Kreuz drauf, den man im Bedarfsfall einer Kontrolle aufbläst (ohne sich von den Bullen dabei sehen zu lassen) und mit siegesgewissem Lächeln präsentiert. Nicht zu frech und ‚Ätsch!‘ dazu schreiend, sonst kommt der Onkel Inspektor Polizist noch auf die Idee, das Apotheken-Fake in die Hand zu nehmen und auf den Inhalt zu kontrollieren, was natürlich das Aufliegen der gekonnten Täuschung zur Folge hätte und ein erhöhtes Bußgeld für versuchten Betrug. Nur so herzeigen, dass der Arm des Gesetzes mit einem traurig-angefressenen 'Fahrens weitaa!' reagiert. Das hätte mir Millionen eingebracht!
Jedenfalls wurde meine tolle Idee mit der Begründung ‚Nicht patentwürdig‘ abgelehnt, so ne Gemeinheit! Ich geb ja zu, dass im Notfall keine Hilfe damit möglich gewesen wäre, sehe das aber als eine Art natürlicher Auslese. Nach dem Motto: das ganze Leben ist ein Quiz - wir sind nur die Kandidaten und wer selber keinen Erste-Hilfe-Koffer-Joker dabei hat, scheidet leider aus…

Freitag, 1. März 2013

Kinder-Fragen


Die Stadt Wien sucht Lesepaten, die Kindern in Volksschulen das Lesen schmackhaft machen. Ich würd mich ja sofort beim Stadtschulrat melden, wenn ich aus meinen eigenen Büchern vorlesen dürfte, aber das geht sicher nicht. Das würde die lieben Kleinen womöglich auf Mordgedanken bringen – obwohl Grimms Märchen ja auch nicht grad soft sind. Jedenfalls ergäben sich aus meinen Werken einige Fragen, die Kind-gerecht zu beantworten schwierig wäre.-  Apropos, ich entsinne mich, als ich noch gutmütig mal Babysitter spielte, die kleine Sondra (heißt so, weil ihre Mama sonderbarerweise trotz Pille schwanger wurde – da fällt mir auch gleich der Witz ein, wo das Indianerkind fragt: Warum heiße ich eigentlich gerissener Gummi?)  wissen wollte: „Was ist ein Puff?“ – Bevor ich jetzt den Vulgärbegriff für Bordell und die Vorgänge darin aufklärte, erkundigte ich mich aber noch, in welchem Zusammenhang sie das wissen wolle. Da kam sie mit einer Packung Puff-Reis daher und sagte: „Was Reis ist, weiß ich schon, aber was ist jetzt ein Puff?“ – UFF!
Beliebt sind solche Kinder-Fragen auch im TV, wo in einem Magazin mal ein lieber blonder Knabe eine gachblonde HartzIV-Empfängerin quälte: „Wo kommt die Zukunft her?“ – Sie sah ratlos drein und stotterte: „Wo kommt die Zukunft her? ..... Das hat sich wohl mal einer so ausgedacht!“
Ich hätte gesagt: ‚Von der Erddrehung. Wenn sie sich einmal rundherum dreht, ist ein neuer Tag da. Daher kommt unsre Zukunft. Hört sie damit auf, gibt’s keine mehr.‘ Das wär jetzt die naturwissenschaftliche Erklärung. Vom philosophischen Standpunkt aus müsste es heißen: ‚Lohnt es sich überhaupt, über die Zukunft nachzudenken?‘  Vom politischen her: 'Wer finanziert unsre Zukunft?' Und vom kapitalistischen: ‚Kann ich mir meine Zukunft überhaupt leisten?‘ (Antwort: eher nein) Also kann man auch das Philosophieren darüber lassen, aber ich schweife ab.

 Auch erlebte ich einst Lustiges in der Straßenbahn: Ein Herr stieg mit seiner kleinen Tochter zu und setzte sich mit ihr vis-a-vis einer Schwangeren. Das Mäderl fragte natürlich wenig diskret mit ausgestrecktem Zeigefinger: „Warum hat die Frau so an dicken Bauch, Papa?“ – Drauf er: „Die hat die Wassersucht!“ – Das erregte wiederum das Missfallen der werdenden Mutter, die ihn aufforderte: „Erzählen Sie dem Kind keinen Blödsinn, die ist alt genug für die Wahrheit. (zum Kind) Also, ich bekomm ein Baby!“ Daraufhin fragte die Kleine das, was der Vater befürchtet hatte: „Wie ist denn das Baby da reingekommen?“
„Na und jetzt, Frau Oberg‘scheit?“ fragte er seinerseits süffisant mit der Gestik eines Gebärdendolmetschers auf Ecstasy. „Des is nämlich wie beim Schachspiel‘n: man muss immer 3 Züge im Voraus denken, liabe Frau!“ – „Was sind Sie dann überhaupt Vater geworden, wenn Sie nicht gern Fragen beantworten?“ fragte sie wiederum.  - Zum Glück musste ich schon aussteigen und hörte noch im Abgang: „I wünsch ma, dass Ihr Kind Ihna scho in der Wind’lhos’n so deppata Frag’n stellt!“ – Es gibt ja bekanntlich 1000e Gründe kinderlos zu bleiben, aber die Aversion, laufend Auskünfte zu erteilen, ist zweifellos einer der ersten davon….