Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Mittwoch, 27. Februar 2013

Ein Naturtalent

Wer als Künstler will zu Ehren kommen, der hat sich oft zu viel vorgenommen!

Wer früher stirbt


Da Mörder keine Pause machen, befinden sich unsre Helden wieder im Einsatz. Ein verdächtiger Todesfall wurde in einem privaten Altersheim im 19. Bezirk gemeldet.
„Wär’s ein Film, könnte sich der Ältere von uns dort als Insasse einschleusen und den Mörder in flagranti ertappen." scherzte Jurek Bimski, der damit natürlich seinen Chef Rau meinte.

„Sehr witzig, Jumbi, aber ehe ich mich in so ein Heim verfrachten lasse, spring ich lieber freiwillig mit Anlauf  in die Grube.“ parierte Kommissar Rau und stieg im Park des Heimes mit dem klingenden Namen ‚Wartezimmer zum Himmel‘ aus dem Dienstwagen. Schon eilte ihm eine Schwester entgegen. „Guten Tag! Wir sind von der Mordkommission.“
„Schönen guten Tag, naja, vielleicht ist es doch kein Mord gewesen. Möglich auch, dass sich Herr Michalek unfreiwillig ins Messer gestürzt hat.“ meinte die Schwester etwas atemlos.

„Sollen wir wieder gehen?“ fragte Jumbi mehr rhetorisch.
„Nein-nein, kommen Sie bitte so unauffällig wie möglich mit mir.“ forderte Schwester Ilse, wie auf ihrem Namensschild zu lesen stand. „Bei uns passiert gewöhnlich rein gar nix.“

„Erzählen Sie mir gleich etwas über diesen armen Herrn Michalek.“ forderte sie Rau auf.
„Ach, er lebte einfach so für sich hin. Ich bin auch erst seit 2 Wochen hier.“ erklärte sie auf dem Weg zum Zimmer des Toten. Jedenfalls lag er von vorne erstochen vor seinem Bett. Das Messer ragte aus seinem Brustraum wie ein verrutschtes Fieberthermometer. Er trug einen gestreiften Pyjama und ein Lächeln auf den Lippen.
„Scheint ja ein schöner Tod gewesen zu sein.“ meinte Jumbi und sah sich automatisch im Zimmer um, wobei er drauf achtete, seine Fingerabdrücke auf dem Nachttischchen zu vermeiden. In dessen Lade befanden sich einige Medikamenten-Packungen.

„Das sind alles vom Arzt verordnete Pillen.“ stellte Schwester Ilse fest. „Entschuldigen Sie mich, aber ich muss jetzt Herrn Orental baden.“
„Na, der hat’s aber gut.“ grinste Jumbi. „Da möchte ich glatt mit ihm tauschen.“

Ohne ein weiteres Wort entschwand sie und Rau tadelte Jumbi mit einem bösen Blick. „Wir sind rein dienstlich hier. Also lass deine Flirtversuche!“
„Keine falsche Verdächtigungen, ich war nur höflich. Soll ich gleich mit der Befragung der Insassen beginnen?“

„Gute Idee und ich ruf schon mal die Spurensicherung an, obwohl ich kaum glaube, dass sich auf dem Heft des Messers die Fingerprints vom Täter befinden.“ meinte Rau.
Gleich nebenan befand sich ein Zimmer, dessen Tür offen stand. Jumbi klopfte trotzdem an und eine weibliche Stimme rief „Herein!“. „Guten Tag, erschrecken Sie nicht, aber ich bin von der Mordkommission.“

„Warum sollte mich das erschrecken?“ sagte eine sehr fein gekleidete Dame, die Jumbi auf circa 80 Jahre schätzte. „Ich lebe schon so lange, dass mir nix Menschliches mehr fremd ist.“
„Ach, ich würde Mord eigentlich als etwas Unmenschliches bezeichnen.“ erläuterte er.
„Sooo? Wen hat es denn erwischt?“ fragte sie wenig beeindruckt.
„Ihren direkten Nachbarn, Herrn Michalek.“
„Ei, ei, ei, das ist aber ewig schade um den, denn wir hatten so viel Spaß zusammen.“
„Beim Bingo-Spielen?“ fragte Jumbi und guckte sich in dem geschmackvoll eingerichteten Zimmer um. Scheinbar durften sich die Heiminsassen ihre alten Möbel mitbringen.
„Seien Sie nicht albern. Wir hatten tollen Sex miteinander!“

Jumbi meinte sich verhört zu haben und machte große Augen.

„Jaja, Sie haben schon richtig verstanden. Wir hatten sogar mal eine Dame hier, die hat sich eine Perücke aufgesetzt und gab sich für Geld jedem hin, der ihre Dienste in Anspruch nehmen wollte.“
„Je oller, je doller.“ entschlüpfte Jumbi. „Und wann hatten Sie zuletzt äh-“

„Sex mit Michi? Gestern abends. Aber er war natürlich nicht mein einziger Liebhaber.“
„Sie könnten meine Uromi sein und reden so wie meine kleine Schwester. Haben Sie mit Herrn Orental auch Sex?“ fragte er, da er einen Eifersuchtsmord vermutete.

„NEiiin, der ist doch schon bettlägerig. Aber ich hatte mit noch einem andern Herrn Sex.“
„Zugleich?“ Jumbi konnte gar nicht glauben, was er da so erfuhr.

„Natürlich nicht. Ich bin doch keine 60 mehr. Da kommen 3er nimmer für mich infrage.“
„Tja, was soll ich sagen….Können Sie sich vorstellen, wer Herrn Michalek um das Vergnügen brachte, sich weiter mit Ihnen zu treffen?“ forschte er.

„Nein, aber der Fraß hier ist so entsetzlich, dass er vielleicht an Botulismus gestorben ist.“
Als Jumbi die Dame wieder verließ und auf Rau  traf, informierte er ihn über die lockeren Sitten hier. „Das ist das reinste Freudenhaus. Der Himmel auf Erden.“

„Ich sprach vorhin mit einem Herrn Rippl, der sich über die schlechten Mahlzeiten mehr erregte als über den Tod des Herrn Michaleks. Er meinte, dass es praktisch eine Erlösung sei schon gestorben zu sein, da man hier langsam vergiftet würde.
Da spazierte eine Dame mit einem Rollator über den Gang und tippte Jumbi auf die Schulter. „Sie erinnern mich an meinen Sohn. Der alte Depp ist schon 38 und will nicht heiraten.“
„Seh ich schon so alt aus?“ empörte der sich. „Sagen Sie mir lieber, was hier in diesem Altenheim so los ist.“
„Sodom und Gomorrha!“ kicherte die Alte und machte sich von dannen.

„Wenn ich noch lange hier bin, werde ich depressiv.“ ahnte Rau. „Die treiben‘s scheinbar sehr bunt. Wir fragen am besten mal in der Leitung dieser promisken Anstalt.“
Die Direktorin, Frau Zigmut, empfing die Herren von der Polizei und packte gleich einige Prospekte ihres Heimes aus. „Sehen sie nur, wie schön es bei uns ist.“
„Liebe Dame!“ begann Rau. „Wir wollen nicht hier einziehen.“
„Ja, aber vielleicht Ihre Verwandten. Sie haben doch Verwandtschaft.“
„Erinnern‘s mich nicht daran.“ wehrte er ab. „Zur Mordsache Michalek!“
„Bitte reden Sie nicht in dem Ton mit mir, ich bin doch keine Verbrecherin!“ protestierte sie.
„Entschuldigen Sie, aber mich interessiert nur, wer hier ein Messer in die Brust eines Bewohners gestochen hat. Haben Sie eine Ahnung, was in Ihrem Heim so vor sich geht?“
„Wenn Sie das Intimleben meiner Bewohner meinen, natürlich! Der Sexualtrieb hört doch nicht einfach so auf! Oder glauben Sie, wenn man alt und gesund ist, hat man den Wunsch, sich mit andern körperlich auszutauschen, einfach ad Akta gelegt?“
Jumbi ergriff das Wort: „Das sollte doch kein Vorwurf sein. Wir denken, dass Herr Michalek aus Eifersucht erstochen worden ist. Also, wer käme dafür infrage?“
„Jeder, der ein Messer halten kann, würde ich sagen.“ antwortete sie pikiert. „Aber ich spioniere doch meinen Patienten nicht nach! Ich passe nur auf, dass sie nicht so billiges Viagra aus dem Internet bestellen und sich damit in Lebensgefahr bringen.“

Von Frau Zigmut war kein weiterer Hinweis in Erfahrung mehr zu bringen und so mussten sich Rau und Jumbi wieder auf die Heimbewohner konzentrieren. Im Aufenthaltsraum trafen sie auf einen weiß gekleideten Herrn, den sie für einen Doktor hielten, obwohl er rauchte, was ein Doktor eigentlich als ungesund ablehnen müsste.
„Nein, ich bin kein Doktor, aber dieser Verdacht schmeichelt mir.“ antwortete er. „Ich heiße Rembek und wohne hier erst seit einem Monat. Die Behandlung ist hervorragend, aber das Essen zweitklassig.“ Er machte mit der rechten Hand eine wegwerfende Geste, während er mit der linken genüsslich an einer großen Zigarre zog.

„Ja, das hörte ich schon anderweitig.“ erinnerte sich Rau. „Haben Sie etwas Ungewöhnliches bemerkt? Es wurde nämlich Herr Michalek tot in seinem Zimmer aufgefunden.“
„Na, der hat’s nun hinter sich. War ein agiler Mann. Hätte keiner drauf gewettet, dass der so früh den Löffel abgibt.“ meinte er wenig überrascht. „Wissen Sie, die Pfleger haben hier so eine Art Todesspiel, das haben die sich aus einem dieser Dirty-Harry-Filme abgeguckt.“

„Nicht möglich, was man hier so alles für lustige Ablenkung hat.“ sagte Jumbi.
„Jeder schreibt eine Liste mit ein paar Namen auf, und der, der die meisten Todesfälle errät, hat gewonnen.“ berichtete Herr Rembek. „Momentan sind 500 Euro im Pott! Ich spiele übrigens auch mit!“
Aufgrund dieser interessanten Info begab sich Rau in den Personalraum, während Jumbi sich noch mit dem Küchenpersonal unterhielt: „Wie ich schon von einigen Einwohnern ihrer illustren Anstalt hörte, soll das Essen hier nicht gerade 5-Hauben-Niveau haben.“

Der Koch echauffierte sich: „Unverschämt, was erlauben Sie sich?“
„Eigentlich alles, ich bin sehr gut zu mir.“

„Das ist eine Frechheit, zu behaupten, mein Essen wäre ein Schlangenfraß, so wie es diese verwöhnten alten Lustgreise taten.“
„Vermissen Sie ein Messer?“

„Nein, mein Werkzeug hängt hier am Magnetband!“ sagte er stolz und deutete auf die Wand, an welcher sich ein Metallband mit zahlreichen scharfen Messern befand.
Rau verhörte gerade einen der Pfleger namens Jochen. „Also, was wissen Sie?“

„Nur, dass es hier sehr munter und laut zuging. Man hätte glatt einen Porno drehen können. Aber bisher starben eigentlich alle eines natürlichen Todes. Fragen Sie doch den Anstaltsarzt. Ein Doktor Steinfels.“
Der zweite Pfleger namens Ernst erzählte Rau etwas anderes: „Hier war rein gar nix los. Nur hin und wieder mal ein Herzinfarkt. Komisch nur, dass wir einen der Alten im falschen Zimmer auffanden. Aber das geht uns gar nix an, wenn die die Betten tauschen.“

Rau fragte sich, ob Ernst absichtlich die Augen vor der hier ablaufenden Unzucht verschloss oder ob er wirklich keine Ahnung von den nächtlichen Aktivitäten der Insassen hatte. „Und wo ist Dr. Steinfels?“
„Der hat doch seine eigene Praxis und kommt nur jeden 2.Tag zu uns. Wenn einer eine Spritze braucht, dann haut ihm die Frau Zigmut eine in die Venen  rein.“

Rau schüttelte nur den Kopf über diese Zustände, zumal es sich doch um ein privates Heim handelte. Da tauchte Jumbi auf, der eine dieser Todeslisten aufgetrieben hatte. „Hier, die hing gut sichtbar unten neben den Waschräumen. Oben steht der Name des Bewohners, der mit einer Ansichtskarte aus Solingen bedacht wurde und als nächster steht hier ein Herr Orental. Wenn der arme mal nicht gerade ersäuft wird.“
Auf der Suche nach Herrn Orental begegnete ihnen wieder Schwester Ilse. „Herr Orental liegt schon wieder brav in seinem Bettchen auf Zimmer13.“

„Auch das noch!“ schnaufte Rau. „Eine Unglückszahl!“
In Zimmer13 lag Herr Orental in tiefem Schlummer. Jumbi guckte neugierig in seine Nachttischlade und fand die berühmten blauen Pillen. „Da sag noch einer, dass Frau Zigmut nicht großzügig ist. Hat sicher die Pillen verschrieben, damit der arme Orental nicht auf Billigzeug aus’m Internet angewiesen ist.“
„Nein, ich fürchte, dass ihn jemand mit den Pillen ins Jenseits befördern will, damit er seine 500 Euro gewinnt.“ vermutete Rau und besah sich die Liste näher. „Der Schrift nach ein Linkshänder. Ich weiß, wer hier alles mit links erledigt.“

WER?
 

 

Unnötiger Unterricht


Dienstag, 26. Februar 2013

Erfinder-Tod


Ein neuer Mordfall führt Kommissar Rau und seinen Assistenten Jumbi in den 22. Bezirk. In einer ziemlich wüsten Wohnung liegt ein alter toter Herr ausgestreckt am Boden in der Küche. Matz, der Gerichtsmediziner, informiert die beiden Neuankömmlinge über den momentanen Stand der traurigen Dinge: „Ziemlich sicher vergiftet. Womit kann ich erst nach der Obduktion sagen. Der Postler hat ihn gefunden. Denn der musste täglich irgendetwas, das der Tote immer bestellt hatte, in den 4. Stock rauftragen. Außerdem wusste er, dass Herr Gribus, so der Name unsres Klienten, im ganzen Haus verhasst war.“

„Sicher ein Messi, so wie es hier aussieht.“ mutmaßte Jumbi, der sich einige zerknüllte Briefe aus dem Papierkorb krallte und sie überflog.

„Negativ!“ klärte ihn Matz auf. „Herr Gribus war Erfinder und hat sich mit seinen Geniestreichen bei seinen Nachbarn äußerst unbeliebt gemacht, wie der Postler wusste.“

„Nicht nur bei den Nachbarn. Dieser Brief ist vom E-Werk. Da steht: Werter Herr Gribus! Bei der 10stelligen Nummer, von der Sie annahmen, dass sie ein Hinweis darauf  ist, dass wir Ihre Erfindung - wie immer die auch geartet sein soll - gestohlen haben, handelt es sich nur um die Ordnungszahl Ihrer Nachtstrom-Anlage. Wir ersuchen Sie daher, uns nicht mehr in dieser Angelegenheit falsch zu verdächtigen. Mit freundlichen Grüßen….Das muss ja ein Wirrkopf gewesen sein.“

„Schlimm! Trotzdem glaube ich, dass der Mörder in seiner Nähe zu suchen ist. Viel Glück dabei! Das Haus hat noch 14 Parteien.“ verabschiedete sich Matz.

„Auch das noch!“ schnaufte Rau. „Am besten, wir teilen uns die Verdächtigen. Du nimmst die oberen beiden Stockwerke, ich die unteren.“

So klingelte Jumbi also gleich bei dem direkten Nachbarn, Herrn Flögl, und fiel faktisch mit der Tür ins Haus: „Tag, Ihr Nachbar ist vergiftet worden und-“

„Na endlich eine gute Nachricht! Endlich ist Ruhe mit diesen blödsinnigen Erfindungen.“

„Ich finde diesen Jubel unangebracht, denn der bringt Sie doch sofort in Verdacht!“ warnte Jumbi. „Was hat er Ihnen denn getan?“

„Kommen Sie mit!“ forderte ihn Flögl auf und zeigte ihm einige dunkle Schimmelflecken auf seinem Plafond. „Bitte sehr! Würden Sie sich freuen, wenn in ihre Wohnung Regenwasser läuft, nur weil Ihr Nachbar, das verkannte Genie, ein Flak-Geschütz auf den Kamin am Dach gepfropft hat?“

„Ach… und zu welchem Zweck?“ fragte Jumbi und begutachtete den schon entstandenen Schaden. „Doch nicht aus Angst vorm nächsten Weltkrieg?“

„Aber nein, als Anti-Tauben-Kot-Schutz!“ zischte Flögl. „Das Ding schießt immer, wenn sich eine Taube nähert, einige Kugeln gepressten Korks auf die fliegenden Ratten. Leider ist es so von dem alten Daniel Düsentrieb installiert, dass rundherum das Wasser bei Regenfall eindringen kann. Wer immer den abgeschafft hat, verdient einen Orden!“

Kommissar Rau sprach zur gleichen Zeit im zweiten Stock mit einer Frau Wigl, die ihn aber kaum zu Wort kommen ließ. Und wenn sie einmal eine Atempause machte, zwitscherte ihr Kanarienvogel. „Na Gott-sei-Dank ist der Spuk jetzt vorbei! Dieser Mensch war so eine Plage. Was der unserem Haus alles angetan hat. Zuletzt hat er im Keller eine Wiederaufbereitungsanlage für Asche installiert. Das Ding ist so konstruiert, dass man nur Asche einfüllen muss und dann macht das Trum zwei Stunden einen Wirbel, dass man glaubt, alle Furien der Hölle sind los. Und letztendlich kommen dann einige Daumennagel-große Stückchen Holz heraus.“

„Und dafür hat er sich wohl den Nobel-Preis erwartet.“ schätzte Rau.

„Den unnoblen Preis für Idiotie hätte der verdient. Tsiss, einmal hat er doch tatsächlich eine nützliche Erfindung geschafft: das Fax-Gerät. Es ist ihm leider entgangen, dass es längst existierte. Aber jetzt ist er ja schon in den Himmel gekommen, obwohl, so wie der uns alle nervte, schmort er doch in der Hölle!“

„Sie hätten doch ausziehen können.“ meinte Rau.

„WIE BITTE? WISSEN SIE DENN, WAS LOS IST AM WOHUNGSMARKT???“

Rau flüchtete regelrecht zu der nächsten Partei, die gleich nebenan wohnte, eine Frau Lakl, die gerade beim Kochen war. „Natürlich ging er mir auch auf die Nerven, aber er war zweifellos ein Genie. Denn er konnte nix dafür, dass er nur Schrott erfand. Zum Beispiel seine selbstreinigenden Fenster, die er persönlich unter großem Lärmaufwand über Wochen in den Gängen einsetzte, erwiesen sich zwar als sauber, aber leider wurden sie dann aufgrund der Säure, die er in die Rahmen eingearbeitet hatte, undurchsichtig. Wie Milchglas. Aber sauber waren sie schon.“ betonte sie, während sie in einigen Töpfen rumrührte, worauf ein Geruch nach verbrannter Eierspeise aufstieg.

Jumbi befand sich eben im 3. Stock, wo er einen Herrn Triga zum Mord befragte und auch einiges über die Künste des toten Erfinders erfuhr. „Jaja, der Gribus, der war ein echtes Original. Leider ein unbrauchbares. Mir hat er diesen Parkettboden im Schlafzimmer verlegt. Gehen Sie mal ein paar Schritte.“ - Als Jumbi auf das Parkett trat, begann der ganze Boden zu schwingen, als stünde man auf einer aufgespannten weichen Wolldecke. „Da staunen Sie, was? Ja, er meinte, ich würde dann das Gefühl haben, als ginge ich auf Wolken.“

Rau interviewte im Erdgeschoß einen Herrn Gager, der allerdings immer vom Thema abkam. „Gestern stand in der Zeitung, dass ein Deutscher ins All fliegen will. Weil er so schlechte Augen hatte, konnte er nicht Berufspilot werden und wurde stattdessen Zahnarzt. Was sagen Sie dazu?“

„Nichts, denn darum geht es gar nicht. Es geht um Ihren Nachbarn Herrn-“

„Na hören Sie mal, wer schlechte Augen hat, kann Zahnarzt werden? Zu blind, um in der Luft rumzufliegen, aber in meinen Zähnen darf er rumbohren? Das ist doch eine Frechheit.“

„Eine Frechheit ist, dass Herr Gribus ermordet wurde.“ beharrte Rau.

„Ja, der war auch so ein Fall. Zu untalentiert, um eine gute Erfindung zu machen, aber talentiert genug, um mit einigen schlechten ins Buch der Rekorde einzugehen. Für den automatischen Fingernagelabschneider bekam er den Eintrag für den gefährlichsten alltäglichen Gebrauchsgegenstand: man steckt die Hand in den Apparat, dann kommt sie wieder raus mit abgeschnittenen Fingern, weil die ja ungleich lang sind- vorher zumindest. Und die Fingernägel können dann auch nicht mehr wachsen. Super!“

„Herr Gager, ich will wissen, wer Herrn Gribus auf dem Gewissen hat, nicht, welche unbrauchbaren Werke er schuf.“ erinnerte Rau.

„Was weiß ich, vielleicht hat er ja etwas erfunden, was ihm selbst den Garaus gemacht hat, einen Erfinder-Verschwinder, hahahaaa!“ lachte er irre.

Jumbi wurde von einer der Nachbarinnen für einen Hausierer gehalten und rüde abgewiesen: „Gehen Sie zum Teufel!“

„Der schickt mich zu Ihnen, Frau Gellert. Ihr Nachbar, Herr Gribus aus dem letzten Stock, wurde ermordet.“

„Ach sooo, dann kommen Sie doch rein, mein Lieber. Für so gute Neuigkeiten spendier ich Ihnen einen Cognac. Ach, Sie sind ja im Dienst. Dann nicht, jedenfalls kann mir nun dieser Erfinder nicht mehr auf den Geist gehen. Zuletzt wollte er mir eine Anti-Hausierer-Tür montieren. Glücklicherweise war ich ja schon durch andre Nachbarn gewarnt, denen er üble Streiche gespielt hatte. Die Tür hatte nämlich einen Mechanismus, der beim Anklopfen den Besucher, egal wer es auch sei, zuerst mal einen Stock tiefer fallen ließe. Eine Art Falltür, verstehen Sie?“

Rau klopfte im gleichen Augenblick bei der Hausmeisterin, die gerade am Putzen ihrer Wohnung war. Ihr Gatte öffnete ihm und stöhnte: „Schlimmer als der Putzfimmel im Frühjahr ist nur der Verlust von meinem Haupthaar.“

„Schon vernommen, was mit Herrn Gribus passiert ist?“ fragte Rau.

„Natürlich, Ihre Kollegen von der Spurensicherung waren ja nicht unsichtbar. Und vorhin wurde ein Sarg rausgetragen, der Arme tut mir ja so leid.“ versicherte der Hausmeister.

„Sie sind der erste, der gut über ihn spricht.“ erkannte Rau.

„Tja, was soll ich Böses über einen Gehirn-Kranken sagen? - Fragen Sie doch alles weitere meine Frau!“ - "Ja, wenn Sie mich fragen-" begann seine Gattin, "muss ich sagen: eigentlich macht Not erfinderisch. Aber bei uns wohnte einer, der verursachte die Not mit seinen Erfindungen erst!"

Nach 3 Stunden trafen sich Jumbi und Rau wieder und erzählten sich von ihren Verhören, ohne auch nur einen Schritt weiter gekommen zu sein. Da erreichte Rau ein Anruf auf seinem Handy: Matz hatte das Gift aus dem Blut des Opfers herauskristallisieren können. Es handelte sich um ein Mittel, mit dem man Vögel entwurmen konnte. „Ich glaub, ich kenne jemanden, der dieses Mittel auch im eigenen Heim verwendet hat.“ verkündete Rau.
WEN?

Albtraum


Montag, 25. Februar 2013

Punkte-Wahn


Letztens erzählte mir eine Nachbarin von einem Stresstest, bei dem sie sich Punkte für ihre jeweiligen Aktivitäten geben musste, um ihre Depressionsgefährdung zu erfahren. Je mehr Punkte, desto mehr ist die Gesundheit gefährdet. Wie zum Beispiel beim Tod des Partners die volle Punktezahl von 100 fällig ist, ist bei einer geringfügigen Gesetzesübertretung nur ein Bruchteil davon, also 11 Punkte zu berechnen. Ärger mit angeheirateten Verwandten sind mit 29 Punkten zu bewerten, außergewöhnliche persönliche Erfolge mit 28. Obwohl sie nicht wusste, ob man die guten Punkte von den schlechten abziehen soll, oder ob man alles addieren soll. Naja, es gibt ja auch positiven Stress. Schon mancher Lotto-Gewinner hat einen Herzinfarkt bekommen, als er von seinem Glück erfuhr. Nun gestand sie mir, dass sie auf circa 576 Punkte kam. Ich wagte nicht zu fragen, über welchen Zeitraum. Denn wenn der Partner schon seit einem Jahr tot ist, hätte sie doch einige von den 100 Punkten abziehen müssen. Oder wenn er ein schlechter Partner war, hätte sie doch nur einen Punkt verrechnen müssen. Wie kam sie überhaupt auf so einen horrenden Wert? Hat sie täglich oder gar stündlich die Gesetze übertreten? Bei mir ist das nur sonntags beim Zeitungsstehlen der Fall. Also bei 4 Zeitungen wären das 44 Punkte/Woche, und außergewöhnliche Erfolge hab ich leider nicht. Wieviel Punkte kann ich mir für das Ausbleiben solcher ersehnten Erfolge geben? Fragen über Fragen.
So ein Punkte-System ist überhaupt fraglich. Eine Freundin erzählte mir mal, dass sie bei der Eheberatung gewesen sei und dort ein Punktesystem für das reibungslose Zusammenleben mit ihrem Alten erfahren hätte. Da sind Gutpunkte fällig, wenn man im Haushalt etwas erledigt und so weiter. Dann staunten beide, als für das Müllentsorgen dieselbe Zahl von Gutpunkten aufschien, wie für das Versorgen der Kinder. Was sollte das heißen? Dass man Kinder einfach  in einen Kübel stopft? Was meinen die überhaupt mit Versorgen? Das stand nämlich nicht in der Tabelle. Die Kinder zu McDonalds führen und sich in der Warte-Schlange streiten oder daheim herumpantschen und sich die Quengelei der eigenen Brut über die mangelnden Kochkünste anhören? Jede Menge weiteres Streitpotential. Aber die Kommunikation hatte sich danach deutlich gesteigert, denn es gibt ja genügend Lesarten jeder Tätigkeit. Müllentsorgen kann man beispielsweise, indem man den Müllsack einfach aus dem Fenster in den Lichthof wirft oder indem man alles genau teilt, wie z.B. die Folie vom Joghurt-Becher und den Stöpsel von der Weinflasche usw. Die veränderte Häufigkeit der Auseinandersetzungen mit dem Ehepartner kommt dann auf 35 Punkte. - Jedenfalls hat sie dann doch die Scheidung eingereicht- punktum-, weil sie das ewige Herumrechnen nervte. Das wären laut Stresstabelle übrigens 73 Punkte. Die Trennung vom Ehepartner beläuft sich wiederum auf nur 65 Punkte- hieße das, dass der Scheidungs-Anwalt die Summe um 8 Punkte hochtreibt? Und wie viele Punkte sind dann fällig, wenn man endlich seine Ruhe hat??? - Aber so lang man nicht auf einer einsamen Insel lebt, wird wohl immer ein Stress-Verursacher in der Nähe sein, der bei einem punkten kann...

Beschwerde-Hieb

Des Kunden Zufriedenheit muss Geschäftsziel sein
sonst handelt man sich oft schmerzliche Blessuren ein!

Donnerstag, 21. Februar 2013

Peinliches Plappermaul

Birdy, der freche Papagei, lügt Bongo in die Verbrecherkartei!

Tierische Arbeit


Heut morgens ruft mich ein Freund an und teilt mir mit, dass gestern per Zeitung ehrenamtliche Helfer für den Zoo gesucht wurden. Ob ich mich, bei meiner Tierliebe, nicht zu melden gedächte. Schönbrunn hat schon 65 solcher Helfer, die beim Leiterwagen-Verleih, dem Streichelzoo,  für Spieleentwicklung gelangweilter Tiere und so weiter tätig sind. Da fiel mir gleich der Witz ein, wo sich ein Student beim Zoodirektor um einen leichten Job bewirbt. Der erklärt ihm: „Unser Gorilla ist gestern verendet, wenn Sie im Affenkostüm ein wenig in seinem Gehege rumturnen, geb ich Ihnen 400 pro Monat. Der Student ist einverstanden, verkleidet sich und begibt sich zu seinem neuen Arbeitsplatz. Leider verwechselt er die Türen und landet im Löwenkäfig. Entsetzt klettert er auf das Gitter und schreit: „Hilfe! Hilfe! Der Löwe frisst mich!“- Drauf raunt ihm der Löwe zu: „Schnauze, du Idiot, sonst sind wir beide arbeitslos!“

Tja, was sollte ich nun in Schönbrunn tuen? Bei der Raubtierfütterung helfen? Eine Freundin verriet mir, dass ihre 2 Töchter kreischend das Weite suchten, als entzückende Kaninchen an die Leoparden verfüttert wurden. Da könnte ich wohl einspringen und übersensiblen Kindern erläutern, dass die Natur weit grausamer ist als unser Sozialstaat. Oder sollte ich lieber aus den Schildkröten Suppe machen? Die Elefanten schnäuzen? Nein, lieber den Papageien unflätige Worte beibringen oder die Affen necken, nein das tun schon die Besucher, aber ich könnte den Affen Zeichnen lernen- nein, auch nicht nötig, denn die Nonja, ein bildnerisch hochbegabter Orang-Utan, kann bereits malen wie Picasso und verdient sogar mehr damit als ich mit meinen Büchern. Vor allem würde ich das alles nicht ehrenamtlich tun, denn meine Maxime lautet: Geld ohne Arbeit sofort, aber Arbeit ohne Geld niemals, denn von der Ehre kann ich mir leider keine Fressalien kaufen. Da können die Tierchen im Zoo noch so possierlich dreinschauen!

Mittwoch, 20. Februar 2013

Spielanleitung

Im Rahmen einer Hollywood-Doku erzählte ein Produzent mal folgende Story:
Man sperrte von 2 kleinen Jungs den Pessimisten in ein Zimmer voll neuer Spielsachen und den Optimisten in ein Zimmer voll Pferdescheiße. Nach einer Stunde hielt man Nachschau beim Pessimisten. Der saß weinend zwischen den schönen Spielsachen und flennte: „Wähhh! Ich war ganz allein! Keiner hat mir gezeigt, wie die Sachen funktionieren.“ - Dann schaute man beim Optimisten rein und der warf fröhlich die Pferdeäpfel hinter sich. Auf die Frage, was er denn da mache, sagte er erfreut: „Da ist so viel Pferdescheiße. Hier muss irgendwo ein Pony sein.“
Nun muss ich zur Ehrenrettung des Pessimisten sagen, dass einige Spielsachen sehr wohl einer Erklärung bedürfen. Vor einigen Jahren bekam ein Freund von mir für seine Modelleisenbahn eine Schrankenanlage, mit Andreaskreuz und Leuchtampel (Made in Taiwan) geschenkt. Alles mit Drähten zum Anschluss an den Schaltkreis versehen, sodass man es von der Schaltzentrale aus bedienen konnte. In der (schlecht übersetzten) Gebrauchsanweisung hieß es dazu: Ehrfurcht vor der Feuer, muss mehr und weniger stimmt, weil kurzes Ende.
Nun forderte er mich heraus: „Na, Meister der Sprache, was soll das bedeuten?“ Einige Überlegung kostete es mich schon, aber ich meinte: „Achtung auf das Lichtsignal, Plus- und Minuspol müssen übereinstimmen, sonst droht ein Kurzschluss!“ - Schon klappte es reibungslos. Über lustige Betriebsanleitungen und Gebrauchsanweisungen für Autos, Haushaltsgeräte, Spielwaren und so weiter gibt, es ja inzwischen auch ganze Bücher zur Erheiterung.
Ein andres Beispiel: auf einem Spielzeug stand (in Amtsdeutsch) zu lesen: Vorsicht! Kinder und psychisch Kranke dürfen nur unter der Aufsicht von Erwachsenen ohne psychische Beeinträchtigung damit hantieren! Bei Zweckentfremdung wird keine Haftung seitens des Herstellers übernommen!
Man könnte jetzt meinen, bei derlei Warnung handelt es sich zumindest um einen Chemiebaukasten, sodass der kleine oder bekloppte Chemiker keinen Schaden damit anrichten kann, wie zum Beispiel beim ersten Experiment die Wohnung, und sich selbst gleich dazu, damit in die Luft zu sprengen. Aber weit gefehlt, es stand auf einem Spiel namens DER KLEINE ZAUBERER.
Was meinte der Hersteller könne ohne Aufsicht schiefgehen? Dass sich der kleine Zauberer den Zauberstab in dafür nicht vorgesehene Körperöffnungen einführt? Oder mit den beigelegten gezinkten Karten mit Schulfreunden Strip-Poker spielt? Oder dass er sich versehentlich in einen Frosch verwandelt???
Man weiß es nicht, aber vielleicht diente der Warnhinweis auch nur dazu, das Spiel interessant genug zu machen, damit der Kleine (oder Gestörte) sich nicht mutterseelenallein damit beschäftigen muss…

Frau Wichtig

Gestern stand ich schutzsuchend in einem Wartehäuschen und wartete, bis das Schneetreiben erträglicher wurde. Da hörte ich, wie eine Dame einem Herrn das Geheimnis ihrer langen Ehe offenbarte: „Frau muss sich nur immer dümmer stellen als Mann und schon klappt es bestens.“ Drauf erwiderte der Herr: „Na, das geht wenigstens, aber sich gescheiter zu stellen geht nicht.“
Das ist ein Irrtum, wusste ich, denn als ich vor Jahren noch jeden Mittwoch den Club logischer Denker besuchte, wurde ich diesbezüglich eines besseren belehrt. So um 19 Uhr traf man sich im Extrazimmer eines Lokals, plauschte mit den Mitgliedern und andern Gästen, von 20-21 Uhr hielt jemand Kundiger einen Vortrag ab und von 21-22 Uhr gab es eine Diskussionsrunde dazu. Nun fiel mir eine Dame auf, die immer durch geschliffene Sprache und (scheinbare) Sachkenntnis im Gespräch mit anderen brillierte, sich aber bei der Diskussionsrunde vornehm zurückhielt. Mich wunderte noch, dass Frau Wichtig, die scheinbar immer alles so gut weiß, nicht ab und zu ihren Senf dazugeben will. Als mir nun eines Tages eine Freundin riet: „Kauf dir am Mittwoch die FAZ, darin sind immer so gute Beilagen über Wissenschaft, Technik und so weiter. Das hilft dir sicher bei deinen Kurzgeschichten.“ – Und so kaufte ich mir nächsten Mittwoch die Frankfurter Allgemeine Zeitung und studierte sie aufmerksam, bevor ich abends in den Club ging. Frau Wichtig schwang wieder eines ihrer Referate und siehe da: mir fiel auf, dass es sich dabei um die genaue Rezitation eines langen Artikels der FAZ handelte! Allerdings schwang sie ihre Rede so, als wäre all die Erkenntnis, die sie da von sich gab, allein auf ihrem Mist gewachsen. Also meldete ich meine Bedenken an: „Interessant! Genau das, was Sie da sagen, steht heut in der Frankfurter Allgemeinen drin. Sogar wortwörtlich!“ – Sie stutzte wie beim Diebstahl ertappt. Irgendwie hatte sie ja auch Plagiat begangen, wenn auch nicht so wie einige Schriftsteller, die einfach aus dem Internet von zahllosen Blogs kopieren und sich dann von der Kritik als Wunderkind feiern ließen. Und ich legte (auf Verdacht) noch eins zu: „Und das, was Sie vorige Woche verlautbarten, stand in der Ausgabe von voriger Woche.“
Sie schluckte sichtbar und entschuldigte sich, denn sie müsse jetzt dringend auf die Toilette und entschwand - wohl um ihre Schamesröte abzupudern - und tauchte erst klammheimlich wieder auf, als der Vortrag schon begonnen hatte. Die nächsten Wochen achtete sie immer darauf, sich so weit wie möglich von mir weg zu setzen. Also mein Tipp für Trottel, die sich profilieren wollen: einfach in einer guten Zeitung einen Artikel auswendig lernen, dann in Gesellschaft die Sprache auf’s betreffende Thema bringen und ungeniert lospalavern, was der Journalist vielleicht in monatelanger harter Arbeit zusammengetragen hat. Und natürlich hoffen, dass keiner dessen aktuellen Artikel schon kennt….

Montag, 18. Februar 2013

Fairer Vorschlag

Das ewige Scheitern beim Versuch leicht zu Geld zu kommen, liegt bei mir leider in der Familie. Das Wasser stand uns meistens, wenn schon nicht bis zum Hals, so doch bis zum Oberbauch. Beim Zeichnen obigen Witzes überfiel mich die Erinnerung an eine Episode aus meiner ärmlichen Kindheit. Mein Cousin, damals gerade in seiner Flegel-Phase, spornte meine Tante zu einer Geld-Heirat an: „Heirat einen reichen alten Knacker und dann in der Nacht: BUH!!! Erschreckst ihn im Nachthemd, sodass er einen Herzkasperl kriegt. Wir erben und sind aus'm Wasser!“ - Da wär für mich sicher auch was abgefallen. Unnötig zu bemerken: es hat leider nicht geklappt....

Freitag, 15. Februar 2013

Der Enkel mit der Posaune

Als Jumbi frühmorgens mit einem blauen Auge im Büro ankam, erklärte er seinem Chef gleich ungefragt: „Gestern stoß ich beim Einparken ein Moped um. Grad wie ich’s aufheb, kommt so ein junger Schnösel daher und fragt: Du Krankenhaus?“
„Tsiss, diese Jugendsprache! Wollte der, dass du ihn ins Spital bringst, oder meinte er, dass er dich dort reinbringt?“ witzelte Rau.
„Wohl letzteres, denn plötzlich hab ich seine kleine Faust im Aug und seh‘ erst Sterne, dann nur mehr seine Auspuff-Wolke!“
„Hast du dir sein Kennzeichen gemerkt?“ fragte Kommissar Rau belustigt.
„Scheiß drauf, wenn ich den Hosentaschen-Attila noch einmal erwisch, dann leg ich ihn rein privat auf ein Schnitzel zusammen! – Gibt’s heut noch keinen Mord?“
„Nein, aber eine alte Dame war hier und meldete ihren Enkel Alois als vermisst. Sie ist in großer Sorge, da sie seine Posaune, die sie ihm zu Weihnachten geschenkt hat, einfach auf der Straße liegend fand. Auf ihre Anrufe reagiert er nicht, hebt nicht einmal ab.“
„Die soll froh sein, dass er nicht zu ihr schnorren kommt. Die Jungen wollen doch alle bloß Geld für Handy und Computer und zum Koma-Saufen. Apropos, wie steht’s mit einer Gehalts-Erhöhung?“
„Schlecht, solang du dir im Privatleben mehr Blessuren holst als im Dienst.“ Rau erhob sich von seinem Chef-Sessel und ordnete an: „Solang wir nix zu tun haben, suchen wir den Enkel von-“
„Aber wir sind doch für Vermisste gar nicht zuständig.“ protestierte Jumbi.
„Ich hab es ihr versprochen! Wir gehen ihrem einzigen Hinweis nach. Einem gewissen Roland Kaiser – nein nicht der Schlagersänger – er ist bei der Post beschäftigt, aber ein zwielichtiger Geselle, laut der Oma. Und wohnt in der Schlachthausgasse.“
„Na, wenn das nur kein schlimmes Omen ist!“ meinte Jumbi und folgte ihm widerwillig.
An der besagten Adresse öffnete ein Junge in Jeans, der aussah wie 13 aber einen Spruch führte, als wär er schon 30. „Sie sind von der Polente, was? Sowas seh ich gleich. Haben’s einen Haussuchungsbefehl?“
„Das nenn ich eine vielsagende Begrüßung.“ sagte Rau. „Nein, wir kommen in einer Ermittlungssache. Sie sind doch ein Freund von Alois Stigl!“
„Ja sicher, aber der ist nicht hier. Spielen’s also woanders Räuber und Gendarm.“ entgegnete Kaiser und wollte schon die Tür schließen, als Jumbi seinen Fuß dazwischen stellte und forsch verlangte: „Riskier mal keinen Kieferbruch, Kleiner!“ Worauf Kaiser erwiderte: „Wer so redet, muss bald mit einem zweiten Veilchen rechnen!“ Drauf wieder Jumbi noch forscher: „Du solltest den andern sehen. Der liegt auf der Intensivstation!“ Wobei bei dieser Behauptung einige Speicheltröpfchen auf Kaisers Anlitz spritzten.
Kaiser schluckte kurz und wischte sich die nasse Sprache ab. „Warum gehen Sie nicht zu Eberhard Watzke? Der wohnt in der Schnirchgasse 37 im Parterre und pflegt dort eine Hanf-Plantage. Womöglich hat er sich mit Ali gestritten. Ich weiß wirklich nicht, wo das Kellerkind sonst herumkugeln könnte.“
„Na gut.“ sagte Jumbi und nahm seinen Fuß aus dem Türspalt. „Aber wenn wir dort keine erschöpfende Auskunft erhalten, kommen wir wieder.“
„Ich fang schon mal zu zittern an!“ höhnte das Früchtchen und schlug die Tür zu.
„Sollte der nicht um diese Zeit die Post austragen?“ fragte Rau mehr sich selber.
„Wahrscheinlich ist er im Krankenstand oder die ganze Post kugelt bei ihm daheim herum.“ antwortete Jumbi. „Wär eine Erklärung, warum ich noch immer keine Antwort auf meinen Liebesbrief an meine Freundin in Deutschland habe.“
In der Schnirchgasse machte sich im Parterre schon ein süßlicher Geruch breit. „Riecht fast wie Shit!“ wusste Jumbi. „Kenn ich aus meinem Holland-Urlaub.“
Auf Rau’s Klopfen öffnete ein ebenfalls sehr junger Mann in einem Holzfäller-Hemd und guckte fragend. „Wir suchen Alois Stigl! Wissen Sie, wo er sein könnte?“
„Na!“ Schon wollte auch er die Tür wieder zumachen, doch diesmal stellte Rau seinen Fuß dazwischen und rief kurz drauf: „Aua!“
„Tschulgen! Aber was müssen’s auch ihre Stelze dazwischen stell’n.“
„Jetzt hör mal zu, Pursche!“ schrie ihn Jumbi an und wieder spuckte er mehr unabsichtlich seinem Widersacher ins Gesicht, während er ihn am Hemdrevers packte. „Wir interessieren uns nicht für deine Shit-Plantage, sondern suchen Ali, weil sich seine Omi große Sorgen um ihn macht!“
„Nicht brutal werden, Alter! Ich weiß nicht, wo Ali ist, aber ich glaub‘, er hatte mit vielen Leuten Krieg. Besonders mit Burgwart Tanka. Der wohnt gleich vis-a-vis auf Tür 13. Ich hab mit Ali nur ein paar Joints geraucht. Wir leben beide von der Mindestsicherung. Da kann man sich kein andres Vergnügen leisten.“
„Man kommt sich vor wie ein Ping-Pong-Ball.“ beanstandete Rau. „Aber solang wir noch keine Leiche haben, können wir die alle nicht zum amtlichen Verhör bestellen.“
Burgwart, ein etwas älterer ‚Knabe‘ in einem Camouflage-Anzug, ließ die beiden ohne weiteres eintreten, hörte sich ihr Begehr an und drückte sich danach sehr gewählt aus: „Bedaure, aber ich kann Ihnen zu Alis Aufenthaltsort keine näheren Angaben machen. Und Omis sind immer so überfürsorglich. Vielleicht ist er einfach verreist, ohne irgendwem Bescheid zu geben.“
„Worum drehte sich denn Ihr Streit mit ihm?“ wollte Rau wissen.
„Er wollte in meiner Band mitspielen. Nur, weil er von seinen Verwandten eine Posaune geschenkt bekommen hat. Aber wir spielen Heavy Metall, da passt doch keine Posaune rein, außer die von Jericho.“
„Ja, aber kennen Sie nicht Jethro Tull? Da spielt Ian Anderson wundervoll die Flöte.“ wandte Rau ein.
„Sicher, aber Ali spielt wie Rembrandt. Besser, er hätte zu malen begonnen.“
Ratlos zogen sie wieder ab und Rau beschloss, mit Jumbi mal die Wohnung von Alois zu besuchen. Laut Meldeadresse logierte er in der Rabengasse 17. Dort angekommen, fanden sie seine Wohnungstür nur angelehnt. Mit ungutem Gefühl betraten sie seine ziemlich modern eingerichtete Bleibe und fanden sie menschenleer vor. Das Festnetz-Telefon läutete und Rau hob ab.
„Ja bitte?- Ach, Sie sind es, Frau Stigl. Ich befinde mich gerade in der Wohnung Ihres Enkels und wir haben schon eine heiße Spur.“ log er, während sich Jumbi im Badezimmer umsah und einige gerauchte Joints in der Toilette vorfand. „Sobald wir ihn gefunden haben, rufe ich Sie sofort an. Versprochen!“
Da kam Jumbi eine Idee: „Vielleicht hat der seine Plantage im Keller!“
Im Keller fanden sie ein Abteil aufgebrochen und darin lag, fein verschnürt, der gesuchte Alois mit einem dicken Knebel im Mund. Hilflos zwinkerte er ihnen zu und Rau befreite ihn von dem zusammengeknüllten Socken, worauf Ali erleichtert japste: „Uff! Länger hätt‘ ich’s nimmer ausg’halten!“
„Ja, Sie brauchen uns auch gar nicht sagen, wer Sie so toll verpackt hat.“ eröffnete ihm Rau und holte sein Handy aus der Hosentasche, um die besorgte Omi anzurufen.
„Genau!“ stimmte Jumbi zu. „Ich weiß auch, wer’s gewesen ist.“
WER?

Donnerstag, 14. Februar 2013

Blutiger Valentinstag

Am Tag der Liebenden hätte Jumbi, alias Jurek Bimski eigentlich was anderes zu tun gehabt, als mit seinem Chef, Kommissar Rau, durch die Gegend zu kutschieren, um wieder mal den Mörder einer Leiche ausfindig zu machen.
„Nun schau nicht so traurig!“ forderte Rau und fügte noch missmutig hinzu: „Liebe ist nix andres als eine psychische Störung.“
Gern hätte Jumbi widersprochen, aber das tut man nicht, wenn man befördert werden will. „Wohin fahren wir denn so schnell, dass wir bald eine Zivilstreife am Hals haben werden?“
„Nach Baden. Aber nicht, um ins Casino zu gehen. Eine Dame ist erschossen worden. Die hätte sich den 14.Feber sicher auch anders vorgestellt.“
„Tja, die Liebe kann leider auch in Hass umschlagen.“ wusste Jumbi und schwang sich aus dem Wagen, den Rau vor einem schmucken Einfamilienhaus geparkt hatte. „Na, arm war die nicht.“
„Auch Reiche haben ein Anrecht auf Leben!“ ermahnte ihn Rau und ging voran ins Haus, wo schon Matz mit der Spurensicherung werkte.
Matz zeigte auf die weibliche Leiche in einem Whirl-Pool voll Blut. „Die Frau hieß Wilma Winter. Zwei glatte Durchschüsse in der Herzgegend. Die Putzfrau fand sie und ich denke, da war sie schon mindestens 3 Stunden tot. Das heißt, der Mörder muss sie um kurz nach 12 Uhr getötet haben.“
„Vielleich war er sauer, dass das Essen noch nicht fertig ist.“ scherzte Jumbi und fing sich einen sehr kritischen Blick seines Chefs ein. „Tschuldigung.“
Rau guckte aus beruflicher Neugier in alle Schubladen und fand bald in der untersten ein samtrotes Tagebuch, in dem auf der ersten Seite stand: Mein geheimes Manifest, -aus welchem leider die letzten Seiten herausgerissen waren. Mit behandschuhten Händen blätterte er es durch, überflog die Zeilen und sagte dann: „Nur das Übliche.“
„Liebeskummer?“ fragte Jumbi.
Rau las vor: „10. Februar: meine Friseuse sagte den Termin ab und ich musste einen andern Salon aufsuchen. 11. Februar: bin mit meiner neuen Frisur überhaupt nicht zufrieden. Der Salon sieht mich nie wieder.“ 12. Februar: Kegel hat mich zweimal angerufen. Dieser Idiot beginnt mich zu nerven.“
„Schätze, dann können wir ihn ausklammern aus dem Verdächtigen-Kreis.“
„Falsch, Jumbi!“ konterte Rau. „Wer weiß, der Kerl dachte, er sei besonders schlau, wenn er die letzten Seiten rausreißt und absichtlich eine mit seinem Namen drin belässt.“
Hmmm, der hat vielleicht eine Laune, dachte Jumbi, der inzwischen in der Handtasche der toten Frau deren Handy nach der Telefonnummer von diesem Kegel durchsuchte. Natürlich auch mit Handschuhen. „Da haben wir ihn schon. Der wohnt in der Nähe des Casinos. Auch kein Armer. Sie hat übrigens keine Nachrichten mehr bekommen seit gestern. Da rief ein gewisser Strnad an.“
„Gut, dann fahren wir erstmal zu diesem Kegel!“ bestimmte Rau.
Im Haus von Kegel öffnete dessen Haushälterin und führte sie in sein Wohnzimmer, wo er - ein richtiger Couch-Potato - vor der Playstation saß und ein Ego-Shooter-Spiel spielte. „Was kann ich für Sie tun?“
Jumbi wollte schon etwas sagen, hielt sich aber vornehm zurück, denn er wollte nicht schon wieder in ein Fettnäpfchen treten.
„Kennen Sie eine Frau Winter?“ begann Rau und sah sich Kegels Reaktion an.
„Ja sicher, Wilma und ich sind fast verlobt. Ich muss nur noch einen schöneren Ring für sie finden, denn der erste, den ich ihr anbot, hat ihr nicht gefallen.“ beantwortete er ausführlich die Frage, während er ungerührt weiterspielte.
„Dann habe ich eine traurige Nachricht für Sie. Frau Winter ist tot.“
„Nein!“ sagte Kegel und ließ sein Spielzeug sinken. „Wie?“
„Ermordet!“
„Das kann nur mein Rivale sein, dieser, dieser-“ stammelte er.
„Strnad!“ half ihm Jumbi.
„WER? Strn-? Nein, ich meine diesen widerlichen Menschen, dessen Name mir nicht- ah ja, jetzt weiß ich’s wieder: Kulik! Harry Kulik heißt die Sau. Nur der kann es gewesen sein.“
„Was macht Sie so sicher?“ erkundigte sich Rau.
„Weil der in einer Unterliga spielte. Verstehen Sie, Wilma war eine sehr exklusive Dame, da kann man nicht kommen und sagen: ja, ich bin zwar reich, aber ich habe grad kein Geld flüssig.“
Jumbi durchforstete die Nummern im Handy der Toten und fand einen Kulik samt Adresse in Wien. „Aber richtige Beweise haben Sie keine gegen ihn?“
„Was wollen Sie denn noch? Ein Foto vom Tathergang?“ empörte sich Kegel. „Ich habe seit gestern das Haus nicht mehr verlassen, da können Sie meine Haushälterin fragen, weil die schwört jeden Eid auf mich!“
„Davon bin ich überzeugt.“ sagte Rau und verließ mit Jumbi das Haus. „Der heißt Kegel und sieht eher aus wie eine Bowling-Kugel.“
„Der war gut, Chef!“ lobte Jumbi, der schwarzen Humor liebte. „Übrigens wohnt dieser Strnad auch in Wien, sogar im selben Bezirk wie Kulik. Im 4.“
„Dann geht gleich alles in einem Aufwasch.“ freute sich Rau.
In Kuliks Wohnung herrschte das Chaos. Überall dreckiges Geschirr und Schmutzwäsche quer durch die 50-qm-Wohnung verteilt. An den Fenstern keine Vorhänge, dafür einige Spinnweben und auf den Fensterbrettern 2 verdorrte Topfpflanzen. „Nein, das kann nicht sein, ich war doch gestern noch bei ihr!“
„Hatten Sie Streit?“ forschte Jumbi.
„Neiin! Ich wollte sie heut abends mit einem Leihwagen abholen und groß ausführen.“ murmelte er und es zeigten sich sogar Tränen in seinen Augen.
„Was sind Sie von Beruf?“ wollte Rau wissen, der bezweifelte, dass Kulik das Geld für den Leihwagen oder die Restaurant-Rechnung besaß.
„Schauspieler, ich bin erst seit 3 Wochen aus Hollywood zurück. Meine letzte Gage wurde mir noch nicht überwiesen. Wilma war so großzügig und lieh mir ein paar hundert Dollar-äh Euro. Wissen Sie, ich lebte einige Jahre in L.A. und muss mich hier erst akklimatisieren.“ Ziemlich mitgenommen sammelte er einige Kleidungsstücke auf und warf sie auf einen Haufen. „Wenn ich das Geld schon hätte, wäre ich längst in Baden und wir würden zusammen ‚Happy Valentine‘ feiern. Aber sooo…muss ich noch auf den Geldbriefträger warten.“
Jumbi wollte noch erwähnen, dass er sicher noch länger warten müsse, hielt aber seinen Schnabel und verließ mit seinem Chef die heruntergekommene Bleibe, um zu Strnad zu fahren, der vier Straßen weiter wohnte in einer sehr schönen Wohnung. Er öffnete ihnen in einem schönen schwarzen Anzug.
„Das hätte ich mir eigentlich denken können, dass sie bald so endet.“ sagte dieser wenig überrascht von der Todesnachricht. „Ich war das vorige Jahr einige Monate mit ihr fix zusammen und es lief immer wieder drauf hinaus, dass sie irgendwelche Abenteuer suchte. Aber ich verstehe das. Sie langweilte sich in dem ganzen Reichtum und da kam-“
„Kulik!“ setzte Jumbi fort.
„Wer?“
„Kulik, der Hollywood den Rücken gekehrt hat.“
„Nein, nicht dieser Schmierenkomödiant. Der hat’s in Hollyschutt zu nix gebracht und hat hier eine Melkkuh gesucht. Wissen Sie, wie der sich in Amerika genannt hat? Harry Killroy! Das arme Schwein dachte, dass sich die Amis von dem Namen und seiner Hühnerbrust beeindrucken lassen. Da hat er sich aber geschnitten. Der schaut doch aus wie ein Hausbesetzer nach dem letzten Polizeiräumungsbefehl! Ein armes Würstchen, das unter Realitätsverweigerung leidet. Nein, ich meine diesen Fettwanst, diesen Kegel. Der nahm sie immer mit zum Wettschießen in seinen Schießclub, dann hat er sie noch eingeladen zu Wochenend-Flügen nach Paris, London und so weiter.“
„Und das hat Sie wohl geärgert.“ stellte Rau fest.
„Sicher, aber nicht aus Eifersucht, ich wusste ja, dass ihr dieser feiste Fresssack bald fad wird.“ behauptete Strnad siegessicher. „Und wie sie mir erzählt hat, vorgestern glaub ich, hat sie ihn auch abserviert. Steht sicher auch in ihrem Tagebuch. Wer weiß, vielleicht hat er einen Killer auf sie angesetzt und sssst!“ Er fuhr sich mit dem Daumen über die Kehle und deutete einen Schnitt an. „Tja, jetzt kann ich daheim bleiben, denn ich wollte eben zu ihr fahren, um sie zu überraschen.“ Langsam zog er sich sein Sakko aus. „Sie wird mir fehlen, auch wenn sie eine Kanaille war.“
„Das ist ja ein Herzchen.“ sagte Rau auf der Fahrt zurück zu Kegel nach Baden. „Aber wenn dieser Kegel in einem Schießclub war, könnte er Zugang zu einer Schusswaffe gehabt haben.“
„Oder aufgrund seines Geldes wirklich einen Killer angeheuert haben.“
Vor dem Grundstück der Toten sahen die beiden tatsächlich Kulik aus einem Auto steigen, dieser guckte wie ertappt, als er deren Blick auffing.
„Was machen Sie denn hier?“ fragte ihn Jumbi.
„Well- ich wollte sie noch einmal sehen.“
„Sie ist längst im Leichenschauhaus. Was wollen Sie wirklich hier?“ forschte Rau. „Und woher haben Sie den Wagen?“
„Es ist Wilmas Wagen, sie hat ihn mir geliehen und ich wollte ihn hier abstellen, damit Sie mich nicht verdächtigen, ihn gestohlen zu haben.“ gestand Kulik. „Trotzdem würde ich sie noch gern ein letztes Mal sehen. Sehen, ob sie noch Symptome der Schönheit an sich hat, die mich doch sehr an sie banden.“
„Jetzt werden Sie nicht melodramatisch!“ warnte ihn Jumbi. „Sie haben sich Geld von ihr geliehen, und als sie es zurück haben wollte, haben Sie sie-“
„Nein, ich hätte ihr nie ein Haar gekrümmt!“ schrie er ihn an.
„Jetzt lassen Sie mal diese kitschigen Filmzitate!“ empfahl ihm Rau. „Es ist gar nicht nötig, uns den Unschuldsengel vorzuspielen. Wir wissen, wer es war.“
„Ach?“ fragte Jumbi ratlos, der den entscheidenden Hinweis überhört hatte.
WELCHEN?

Mittwoch, 13. Februar 2013

Ein Nestle voll Ausbeuter

Für mich ist das Leben eine Aneinanderreihung von Enttäuschungen. Wäre besser ein Pessimist zu sein, denn ein solcher rechnet immer mit dem Schlimmsten, bleibt daher von Enttäuschungen verschont und erlebt nur positive Überraschungen. Und besonders betrüblich ist, dass die Enttäuschung meist dort auftritt, wo man sie am wenigsten erwartet. Die Geschichte begann schon vor einigen Jahren, als ich beim Löwa einkaufte und einen 3er-Pack Schokoriegel in mein Wägelchen legte. Ein älterer Herr raunte mir im Vorbeigehen zu: „Kaufen’s des net!“ -Auf mein ratloses „Wieso?“ erläuterte er: „Des is von Nestlé und die wollen des Monopol auf’s Trinkwasser!“
Damals erschloss sich mir noch nicht die ganze Tragweite dieser Information, aber der Schokoriegel-Pack wanderte wieder ins Regal. Und gestern sehe ich doch eine Dokumentation des Schweizer Journalisten Res Gehringer (unter dem Titel ‚Bottled Life‘ - eine Doklab-Produktion), welcher der Umtriebe dieser Firma in den USA, Afrika und Asien auf der Spur war. – Sehr aktuell, weil auch bei uns in Europa nun die EU unser Wasser privatisieren, dh. Nestlé ins Nest legen will!
Kurz gesagt: diese Firma stiehlt laut den Angaben der befragten Anrainer in Maine Quellwasser, um es dann teuer an Leute in wasserarmen Gegenden (aber auch z.B. in New York) zu verkaufen, die es sich leisten können! Ja, ist etwa Nestlé schuld, wenn sich die Leute das Wasser nicht leisten können? -Es läuft so ab, dass sich die Firma zuerst lieb Kind bei den Einwohnern macht, deren Quelle sie dann ausbeutet. Deren Anwalt erkundigt sich, was den Bürgern fehlt, z.B. ein neuer Spielplatz, eine neue Sporthalle, usw, kauft sich bei denen auf diese Weise ein und orchestriert dann die bestehenden Verordnungen zur Wasserentnahme so, dass es die dann heran rollenden LKWs problemlos abpumpen und in 1000en Fahrten abtransportieren können. Ein Anrainer von Fryeburg in Maine, der sich von diesen Brummis gestört fühlte, investierte 60.000 $ in Anwaltskosten, um sich rund um sein Grundstück wieder Ruhe zu verschaffen- vergeblich. Seither will er von der feinen Firma nix mehr hören. Ein Rudel Frauen kämpft seither auch gegen diese Konzern-Übermacht.
In den Nachbargemeinden ist den Bürgern per Abstimmung schon ein Sieg gegen diese Wasser-Ausbeuter gelungen. Dort mussten die ihre voreilig aufgebauten Pumpen wieder abmontieren. ÄTSCH!!!
In Lagos (Nigeria), einer Stadt mit 15 Millionen Einwohnern, ist der Verkauf von ‚Pure Life‘, so der Name des Quellwassers, für die Bedürftigen unumgänglich, wenn sie gesund bleiben wollen, jedoch sauteuer. Sogar teurer als Benzin: ein Liter Benzin kostet dort 65 Naira, während ein Liter Trinkwasser 100 Naira kostet. Wenn der Tageslohn 1000 Naira beträgt, braucht eine Familie dort die Hälfte davon, um den Durst zu stillen. - In Pakistan wiederum bewirken die Brunnenbauten der Firma, dass der Grundwasserspiegel von 100 Fuß auf 300 – 400 Fuß tiefer sinkt. So sind also schon mehrere Brunnen von Dörfern ausgetrocknet, was den hinterlistigen Mulits weitere Kunden beschert.
Nachfragen bei der Firma stoßen auf taube Ohren. Auch die Lastwagenfahrer in Maine geben immer nur stupide zur Antwort: „No comment!“ Haben von der Führung offensichtlich einen Maulkorb verpasst bekommen und sind froh, dass sie überhaupt Arbeit haben.
In New York, wo das Wasser aus den Leitungen eigentlich noch trinkbar wäre, greift wiederum die penetrante Marketing-Strategie dieser Leute. Sie reden schon Schulkindern ein, 8 Gläser von ‚Poland Springs‘, wie der Name des in Maine geraubten Wassers lautet, täglich zu trinken (was überhaupt nicht nötig ist) und zudem noch eine Flasche davon immer im Schulranzen bei sich zu tragen. Die Kinder, die mal eine Flasche vergessen haben, fragen dann ganz desparat: „Ja wie soll ich jetzt ohne meine Flasche ‚Poland Springs‘ in die Schule kommen?“ - Das ist Marketing!
Der Oberindianer im Nest dieser Wasserschmarotzer, ein gewisser Peter Brabeck, rühmte sich noch der Menschenliebe und erklärte in der Doku großspurig, dass  nicht die Privatisierung des Wassers das Problem sei. Er warf mit einigen statistischen Zahlen um sich, wie das so große Zampanos immer tun, um von ihrer Gier abzulenken. Früher, als man auf der Suche nach neuen Marktanteilen war, hieß es von Seiten der Firma schon: „Das (Trink)Wasser wird uns  eher ausgehen als das (Erd)Öl!“ -Und so ist es doch nur logisch, dass ein solcher Riesen-Konzern sich Gedanken machte, wie er aus Wasser Geld machen kann. Eine Tankladung Trinkwasser, die gratis in Maine geschöpft wird, bringt denen 50.000$ ein!!! -Geniale Strategie! Da kommt ein Haufen Geld ins Nestle, gell! - Einmal eingenistet kriegt man die auch nicht wieder los. Also: Holzauge sei wachsam!!! Denn, dass man unser Wasser stehlen und uns dann für teures Geld wieder verkaufen will, ist leider schon abzusehen.
Und so sehe ich Süßes dieser Firma immer gleich mit einem bitteren Beigeschmack und kaufe es sicher nicht!!!

Montag, 11. Februar 2013

The End?

Als Autor ist man eigentlich immer auf der Jagd nach der Story seines Lebens. Das Schicksal spielt einem manchmal den Ball zu, den’s einfach aufzufangen gilt. Letztens, an einem stürmischen Tag – ich liebe ja Gewitterstimmung, wenn der Himmel alle Schattierungen von Grau zeigt und Windstärke 6 auf der Beaufort-Skala mit 13 m/s samt Pfeifen in den Drahtleitungen mir den Skalp vom Kopf zu reißen droht. Dieses Wüten der Elemente spiegelt mir auch meine innere Zerrissenheit wider, zwischen dem, was ich anstrebe und dem, was mir ein übellauniges Los oft nur widerstrebend gewährt. An so einem stürmischen Tag gehe ich also wieder mal ziellos durch die Straßen.
Mitunter schließe ich mich in der Innenstadt so unauffällig wie möglich einer Reisegruppe an und lausche den Geschichten der Fremdenführer und dem Geplapper der Touristen, so ich es verstehe. Oder ich verfolge klammheimlich wildfremde Leute, die in ein spannendes Gespräch vertieft sind und kriege so alle deren Familientragödlichkeiten mit. Naja,….und letztens am Stephansplatz fiel mir eine 4er-Gruppe auf, die ihren Blick auf den Turm gerichtet hatte. Sonst waren nur wenige Leute unterwegs, die meisten bleiben bei diesen Wetterverhältnissen daheim oder im Hotel.
Jedenfalls belausche ich diesen Trupp und höre plötzlich auf Deutsch: „Kein Stein wird auf dem andern bleiben.“ –Ein Bibelzitat wie ich wusste, aber der große Hagere in einem schwarzen Mantel, der es von sich gab, tat das mit so apodiktischer Sicherheit, dass ich zweifelte, ob er nur zitiert. Sie setzten sich in Bewegung, wobei der Mantel des Hageren im Sturm wehte wie eine Trauerfahne – dabei fiel mir der Bob-Dylan-Song ‚The man in the long black coat‘ ein:
¯Somebody said from the bible he'd quote¯
There was dust on the man in the long black coat.
¯
Seine 3 Begleiter, alle in grüne Natojacken gehüllt, folgten ihm wie Schoßhündchen. Ich natürlich hinterher durch die Churhausgasse und konnte trotz Abstand verstehen, was er denen erzählte, da der Sturm mir seine Worte zuwehte: „Es dauert nicht mehr lange und dann stürzt eine Welt ein und eine neue entsteht. Wir müssen auf die andere Seite!“
Befremdlich, was der so daher redete, war es gar ein (falscher) Prophet? Jedenfalls wechselten die 4 alle die Straßenseite der Singerstraße Richtung Stadt-auswärts. Auf einmal ZACK!!!
Vom desolaten Dach eines der alten Häuser fiel plötzlich eine Dachschindel und landete krachend am Asphalt knapp vor meinen Füßen. Hätte ich eine Flasche Ketchup dabei gehabt, hätte ich sie mir über‘n Kopf schütten und den Hausmeister wegen Schmerzensgeld herausläuten können. Aber ich war ja so gespannt, was die 4 ominösen Gestalten weiter taten. Keiner von ihnen wandte sich um und ich bekam eine Gänsehaut. War ich gerade den 4 apokalyptischen Reitern auf der Spur, und wenn ja, wo hatten die ihre Pferde geparkt? Schnell verließ ich auch die gefährliche Straßenseite und schlich eilig dem seltsamen Trupp nach. Der Sturm legte deutlich an Geschwindigkeit zu und erschwerte mir das Fortkommen sowie das Atmen. Außerdem pfiff er mir so in die Ohren, dass ich kaum mehr etwas von dem verstand, was der Mann im langen schwarzen Mantel sagte. Vom weiteren Gespräch bekam ich nur einige Fetzen mit: „…sollen wir …. nicht doch warnen? ...keiner wird ….glauben…Panik...woher sollten …..sie auch….“
Ja, ich glaub es, sagt es mir!!!  Ich schreib es auf…aber nachher, wenn kein Stein auf’m andern bleibt, wird mir das leider auch nix nützen, denk ich noch, als mir der Sturm in einem wahren Crescendo die Lauscher vollheult und mir Tränen in die Augen treibt. Also drehte ich mich kurz um, wischte mir die Äuglein ab und als ich mich wieder den 4 Reitern zu Fuß zuwenden will….sind sie verschwunden! Wie vom Erdboden verschluckt!! Sind sie in ein Haus reingegangen? In ein Auto eingestiegen? Ich laufe auf und ab wie ein aufgescheuchtes Huhn, spähe herum wie ein Soldat auf Nachtwache…vergeblich, vielleicht hat sie Käpt’n Kirk auf die Enterprise gebeamt….
Was wird also demnächst passieren? Ein Erdbeben? Der 3. Weltkrieg? Die Landung Außerirdischer??? Ein Kometen-Einschlag?! – Ja, kürzlich las ich von einem, der uns bald knapp verfehlen soll:
Am 15.2. wird ein Asteroid – 50 m groß und 130.000 Tonnen schwer – in nur rund 28.000 km an der Erde vorbeifliegen. Laut NASA deutlich näher als die Distanz, die Satelliten fliegen.
Hat der Mann im langen schwarzen Mantel gar berechnet, dass er uns doch trifft und sieht sich die Einschlagstelle – also Wien - nochmals an, bevor sie von der Steinzeitbombe total verwüstet wird???
Keine Ahnung,… aber liebe Freunde, ich hoffe, ihr seid genauso unberuhigt wie ich, dann bin ich mit meiner Existenzangst nicht ganz so allein….