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Donnerstag, 8. November 2012

Armer Mike streikt


Mike, ein Kumpel aus Kindertagen, der so wie ich Matura, Führerschein fürs Auto, Computer und alle Küchengeräte besitzt, hat Probleme mit dem AMS. Seit 2 Jahren schicken die ihn immer in Kurse, damit er aus der Arbeitslosenstatistik rausfällt und einige Unternehmen an ihm etwas verdienen können. Dort darf er dann mit Gleichgesinnten bzw. Unterprivilegierten lustige Rollenspiele durchexerzieren. Wie man überlebt, wenn man in der Wüste mit dem Flugzeug abstürzt. Wer ist der Späher, das Alpha-Tier, das Omega-Männchen und das Kamel, das überall hin mitläuft. Zuletzt musste er eine Einrichtung besuchen, wo ein 29-Tage-Kurs einem 9-Monate-Arbeitsverhältnis (das ihm laut Einsteins Zeitdilatation wie 9 Jahre vorkommen wird) zu einem Hungerlohn vorangeht. Eine gemeinnützige Firma, wie auch sein Rundgang durch deren Räume zeigte. Dort saßen in einem großen Raum circa 15 Leute, welche mit leeren toten Augen stumm Briefe kuvertierten. Einer davon hatte eine Packung Substitol vor sich liegen. Aha, dachte Mike, die helfen auch Ex-Junkies. Hoffentlich muss ich das nicht auch machen, sonst brauch ich bei der stupiden Arbeit zwischen Süchtigen ab dem 3. Tag auch eine Spritze oder Valium vom Psychiater.
Dann saß er brav im Empfangsraum zwischen bulligen, tätowierten Schlägertypen hilflos herum und lauschte der Selbstvorstellung der bunten Runde. Der erste sprach mit rauchiger Stimme: „Hallo, i bin der Helmerl Calvados, seit 10 Jahr hackenstad, seit 2 Monat auf freiem Fuß, wo i wegen Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt einsaß. Und jetz wandele ich am Pfade der Tugend!“
Der nächste Häfenbruder berichtete: „Grüaß eich, i bin der Karli Slibowitz, seit 13 Jahr ohne Beschäftigung und scho seit 3 Monat und 4 Tag wegen ähnlicher Delikte wieder in Freiheit und harre der Dinge, die da kommen.“
Dann war Mike, der intellektuelle Typ, an der Reihe, sich zu präsentieren: „Hallo erstmal, i bin der Mike Ohnemichl und hab noch keine Vorstrafe. Aber wenn ich die Kretzen vom AMS erwische, die mich in diesen Bewährungshilfe-Resozialisierungs-Verein gewürfelt hat, dann ändert sich das schlagartig! Obwohl es vielleicht interessant ist, hier Teile der Bevölkerung kennenzulernen, von deren Existenz ich bisher nur aus der Sendung Aktenzeichen XY-ungelöst  wusste.“
Man entließ Mike großzügig aus dem Projekt, wohl auch zu seinem eigenen Schutz…

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