Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Mittwoch, 28. März 2012

Keine Panik in Panem

Zur Zeit läuft wieder mal ein Blockbuster nach einem Bestseller aus den USA im Kino, der davon ausgeht, dass in postapokalyptischer Zukunft ein totalitäres System aus 12 Bezirken je einen Jugendlichen rekrutiert, zu Kampfmaschinen ausbildet und dann zur TV-Volksbelustigung -oder auch Volksberuhigung- aufeinanderhetzt, sodass nur eine(r) davon übrigbleibt. Ohne das Buch  (Die Tribute von Panem -wohl nach dem lateinischen Spruch Panem et circenses –Brot und Spiele, mit denen die Römer ihre Untertanen bei Laune hielten) zu kennen, nur aufgrund der Rezensenten, welche sich positiv über die Verfilmung äußern und das darin herrschende Regime als grausam bezeichnen, bilde ich mir nun meine eigene Meinung, die von denen der Rezensenten etwas abweicht: Abgesehen davon, dass Teenager sowieso einen Hang zur (Selbst-)Zerstörung hegen, besonders in den USA, wo einige Gangs bilden, die sich bis aufs Blut gegenseitig bekämpfen und auch innerhalb der aggressiven Gruppen, um die Rangordnung festzulegen oder das Aufnahmeritual ein wenig spannender zu machen (In einer Bande zum Beispiel müssen sich die Jungs als Initiationsritus von 13 Mitgliedern der Gang 20 Sekunden verprügeln lassen, die Mädels haben die Wahl zwischen Prügel und Vergewaltigung durch 13 Gangmitglieder, es gab auch schon Banden, die entweder Russisches Roulette oder amerikanisches (Gruppensex mit einem AIDS-Kranken) spielten) und/oder auch unsinnige Mutproben wie U-Bahn-Surfen, vom Balkon in den Swimming-Pool springen, usw. veranstalten und die Ergebnisse davon auf youtube posten, finde ich die in dem Blockbuster gezeigte Zukunft direkt erstrebenswert. Erstens würde gar kein Zwang nötig sein, um genügend willfährige Kämpfer zu finden, die Stellungskommission könnte sich bei der vorherrschenden Gewaltbereitschaft amerikanischer Kids derer kaum erwehren und zweitens würde dadurch wohl die Kriminalität etwas sinken, da die lieben jungen Leute ihre Fights ja ganz offen austragen dürften.
(Warum die Autorin nur 12 Todesmutige zum Endkampf in ihrem Machwerk auserwählt, liegt auf der Hand: das Schicksal von zum Beispiel 12.ooo ließe sich nicht so leicht ausführlich beschreiben. Aber für 12 hat man genügend Buchseiten, um Sympathie aufzubauen und Liebesgeplänkel abzuhandeln, ohne Gefahr zu laufen, unübersichtlich zu werden. Wohl auch ein kleiner Verweis zu den 12 Aposteln. Sicher taucht in der Fortsetzung der Trilogie noch ein Verräter auf.)
Der Science-Fiction-Film kann also gar nicht soo schrecklich sein. Außerdem: Wenn eine Regierung sich von 12 Auserwählten mit nur 11 Toten begnügt, während zum Beispiel die USA weiland in den Vietnam-Krieg zig Tausende wehrfähige Jungs mit einem Durchschnittsalter von 19 in den höchstwahrscheinlichen Tod hetzte (für 58.000 Soldaten sogar der sichere Tod! Jene, die physisch und psychisch versehrt zurückkehren konnten, wurden nachher wie Aussätzige behandelt!), später dann nach Abschaffung der Wehrpflicht sozusagen Halb-Freiwillige, die mangels andrer Jobs nolens volens oder auch aus falsch verstandenem Patriotismus freiwillig in die Army eintraten, im Krieg gegen den Irak verheizte, den sie vorsorglich aufgerüstet hatte, oder in Afghanistan an die Front schickte, kann man das Panem-Regime nur als handzahm und direkt fade schimpfen. Kein Vergleich mit der harten Realität. Der Vergleich 11 zu weiß-nicht-wieviel -Opfer-genau-jedenfalls-mehrere-zig-Tausende geht zu Ungunsten der Vereinigten Staaten aus. Da fragen heute viele Jugendliche nach Ansicht des Films: „Wo krieg ich meinen Pass für Panem?“

Freitag, 23. März 2012

Erziehungshilfe-Tipps

Kürzlich stand ein prominenter Budget-Parasit und Waffen-Graf vorm U-Ausschuss und gab dieser Abkürzung eine ganz neue Bedeutung: Unterhaltungs-Ausschuss
43mal verweigerte er breit grinsend die Aussage nach dem Motto: „Uiii, da bin ich überfragt!“ (Vielleicht ist ja tatsächlich eine gnädige Amnesie-Welle über sein altes Hirn geschwappt und hat all das, was er einst anstellte, wie ein Tsunami weggeschwemmt) Zwischendurch palaverte er belangloses Zeug. Der alte Witz ‚Man konnte erkennen wenn er lügt: immer wenn sich seine Lippen bewegten‘ wurde bei ihm tragikomische Realität. (tragisch für jene, die er übertölpelt hat und komisch für ihn, da er sich als unantastbare Hauptperson in einem Gerichtsklamauk fühlte)
Da wurde mir wieder einmal schlagartig klar, warum ich es bisher zu nichts gebracht habe. Meine Familie hat mich völlig falsch erzogen! Nämlich zu Ehrlichkeit, Fairness & Fleiß. Das sind Soft Skills, die Dieter Bohlen wohl salopp als ‚ganz große Scheiße für eine steile Karriere‘ bezeichnen würde. Damit kann man sich grad nur bei einem Beerdigungsinstitut bewerben und es dort vom Aschenmann, der die Urnen befüllt bis höchstens zum Witwentröster bringen, der ein Taschentuch zum Tränentrocknen apportiert. Man benötigt zum Aufstieg vor allem viel Frechheit, um betrügen, intrigieren und antichambrieren zu können. Noch dazu hat Herr Hochwohlgeboren bauernschlauerweise eine Gattin auserwählt, die weiland ihren Hintern lange auf einem Ministersessel geparkt hatte. Ein weiterer Grund für meinen ausbleibenden großen Erfolg: ich habe mir Freunde nie nach eventueller Nützlichkeit ausgesucht. Aber der Adlige, für den man die Französische Revolution lustige Urständ‘ feiern lassen sollte, hat alles richtig gemacht! Es heißt, wer das Paradies auf Erden sucht hat in Geografie (und politischer Bildung) geschlafen, doch wie es aussieht, sind manche ruchlosen Leute durchaus fähig, es hier bei uns zu finden! Jedenfalls bin ich mir sicher, dass der feine Herr mit seiner Verblödelungs-Taktik durchkommen wird. Die Unmoral von der Geschichte: Totale Werte-Umkehr ! Diese ist wirklich sehr empfehlenswert und so lehrreich für unsere Jugend.
Liebe Kinder, ihr müsst euch den neuen Werten anpassen! Daher hier ein hilfreiches kleines Gedicht zum Auswendig-Lernen für eure rosige Zukunft:
Sei hinterlistig und nenn das Diplomatie
Leg jeden rein und lächle lieb dabei
Leistung brauchst du auch nicht bringen
Um viel Steuergeld leicht zu erringen
Plage dich also erst gar nicht
Fahr Kritikern mit dem Arsch ins Gesicht
Das allerbeste ist wenn du wirst Lobbyist
Verschiebst dein Geld nach Liechtenstein
Dort findet‘s sicher kein Steuer-Schwein
Und suchst dir nur zur Hochzeit aus
Wer dir behilflich ist im Hohen Haus
Zu deinen Gunsten beug das Recht
Dann geht’s dir niemals schlecht

Montag, 19. März 2012

Persiflage auf: Der Bulle von Tölz

Untertitel: Bison-Bonzo platzt bald

Die Brachial-Bayerin Daisy Vorschlaghammer, die Mutter des Bisons von Penz, liegt noch friedlich in ihrem Bett, als sie von einem ohrenbetäubenden Krach geweckt wird. „Ja, leck mi am Oasch, was war jetz des?“ fragt sie noch traumversunken und kratzt sich am weißhaarigen Kopf. Dann gähnt sie herzhaft und gibt dabei einen Blick auf ihre belegte Zunge und die Mandeln frei.
Mühsam rappelt sie sich hoch, kriecht aus der antiquierten Schlafstatt und begibt sich so schnell es ihr möglich ist, mit wehendem langen Zopf, welcher gut zu ihrem zart geblümten Nachthemd passt, zum Zimmer ihres ewig übergewichtigen Sohnes.
„Mama, mei Bett is zsammbrocha!“ jammert Bonzo kläglich in seinem quergestreiften Pyjama, das ihn nochmal um 10 Kilo dicker aussehen lässt.
„Ja, du fette Sau, nimm endlich ab!“ schimpft sie laut. „Ich hab dir doch erst vorige Woch‘ einen Vertrag mit diese Diät-Watschers angeboten!“
„Pfeif auf die Watschers, mir genügen schon deine Watschen, die du bei jeder Gelegenheit austeilst. Warum hasst du mich eigentlich so?“
„Weil du als Kind schon so fett warst und mir im Bauch derart rumgestrampelt bist, dass ich heut wegen der vielen Schwangerschaftsstreifen keinen Bikini mehr tragen kann!“
„Du Mama, ich glaub, unter meinem Bett liegt ein Toter!“
„Was? Wie kommt denn der unter dein Bett?“ Sogleich nimmt sie die Leiche von unten nach oben her in Augenschein. „Die Schuh hat der auch nicht mehr geputzt, der Dreckfink der lausige!“
„Das frag ich dich. Hast du wem heimdreht?“
„Naaa!“ schreit die lustige Alte empört auf. „Der muss schon vorher tot gewesen sein, weil warum sollt‘ sich ein Lebender unter dein Bett verstecken? Du bist doch net verheirat. So alt und noch net verheirat, ein Skandal!“
„Du hast an jedem und allem was auszusetzen, Mama. Wahrscheinlich sogar am Text der Bibel!“ kritisiert der Sohn, noch immer hilflos am Rücken liegend wie ein Maikäfer.
„Ja sicher, Burli, weil dort steht geschrieben: Macht euch die Erde Untertan. - Aber richtig wär: Seid Untertanen der Erde, sonst wirft sie euch bald ab!“
Der gescholtene Burli rückt- oder besser rollt sich räumlich nun etwas von der Leiche, die in einem grauen Anzug steckt, weg. „Mama, hast du während meiner Abwesenheit irgendwen ins Haus reinlassen?“
„Na!“
Er versucht nun, unbeholfen wie immer, mühsam aufzustehen, scheitert aber.
„Geh ruf meine Assistentin an, Mama!“
„Die fette Kuh? Die fragt doch eh immer nur so bled: Und was mach ma jetzt? Und figürlich ist sie auch kein Quotenbringer! Warum nimmst dir keine Schlanke mit große konische Brüste?“
„Jetz überleg amal logisch Mama: neben einer Schlanken schau ich doch doppelt so bled-äh blad aus. Wie ein Walross! Neben einer Dicken nur mollig. Außerdem brauch ich sie nicht zur Lösung des Falles, sondern, damit’s mir aufhilft!“
„Jedenfalls wundert mich immer, dass ihr linkische Gurkentruppe überhaupt einen Fall lösen könnt! Und in der Realität werden a immer die Statistiken g’fälscht. Die machen aus einem Vergehen nur a lumpige Übertretung, sodass erst gar net in der langen Liste der ungelösten Fälle aufscheint!“
„Geh Mama! Jetz schimpf do net immer so!“ bittet Bonzo leicht verlegen und versucht erfolglos, allein hochzukommen. Doppelt so tolpatschig wie Oliver Hardy aber nur halb so lustig.
„Du Bonzo, grad fallt mir ein, dass ein Staubsaugervertreter gestern da war!“
„Was? Und den hast du überhaupt reinlassen?“ empört sich Burli.
„Ja freili, es war doch grad alls so schön dreckig! Und du fauler Hund hilfst ma ja net bei der Hausarbeit! Alles hat er brav aufg‘saugt. Vielleicht hat der den Toten unter dein Bett versteckt, wie ich grad in der Küch‘ a Glas Wasser für ihn g’holt hab.“
„Sehr verdächtig: die Hausfrau um ein Glas Wasser zu bitten, ist der älteste Trick der Welt, der ist sogar älter als wir zwei zusammen!“
„Aber neiiin! Er hat mich net drum beten, aber ich muss doch einen so einen fleißigen Gast irgendwas anbieten. Also hab ich ihm a Glas von unsrem erfrischenden Hochquellwasser bracht!“
„Und? Hast dir den Namen von seiner Firma gemerkt?“ hofft Bonzo.
„Das net, aber er hat glücklicherweis seine Brieftasche beim Saugen verloren!“
„Was? Und die hast du behalten, Mama?“
„Freili, da waren 3 Hunderter drin!- Von die können mir jetz a neues Bett für dich kaufen, Burli!“ Bei diesen Worten beugt sich die dralle Daisy zu ihrem korpulenten Buben runter.
„Du gibst ihm seine Brieftasche augenblicklich zurück, Mama!“ herrscht er sie mutig an, zuckt aber leicht zurück, als erwarte er wieder eine Ohrfeige von ihr.
„Aber ohne Geld! Ich zieh mir nur vorher was Bequemeres an!“ kündigt sie an und stapft von dannen.
Szenenwechsel: in ein XL-Dirndl gehüllt beim Haus des Staubsaugervertreters angekommen, übergibt sie dem erstaunten Mann feierlich seine leere Brieftasche. „Lieber Herr Rösner, Sie haben was bei mir verloren!“
„Oh vielen lieben Dank, gute Frau.“ Erfreut öffnet er seine Brieftasche. „Dafür gibt es 10 % Finderlo-oh-wo ist das Geld?“
„Das haben‘s vermutlich beim vorigen Kunden ausgestreut.“ behauptet sie, ohne rot zu werden, sehr überzeugend. „Wird wohl aus dem Fach gerutscht sein. Das neumodische Zeugs ist alls nix mehr wert! Meine Geldbörsen stammt noch aus‘m 56er-Jahr. So eins brauchten Sie auch. Aber jetz zum eigentlichen Grund meines Besuchs: Haben Sie gestern unterm Bett meines Sohnes im Kinderzimmer eine Leiche versteckt?“
„Nein!“ ruft der Vertreter entrüstet aus. „Wie sollte ich? Sie haben mir doch die ganze Zeit bei der Arbeit überkritisch auf die Finger geguckt und ab und zu noch gesagt: auf die Ecken nicht vergessen!“
„Das schon, aber dann hab ich ein Wasser für Sie geholt. Ich hab mit der Stopp-Uhr, mit der ich sonst die Dienstzeiten meines Sohnes kontrollier, die Zeit dafür ermittelt: 3 Minuten hab ich in die Küch‘ gebraucht, eine Minute für ein reines Glas finden, eine halbe Minute um es unterm Wasserhahn volllaufen zu lassen und 3 Minuten wieder zu Ihnen zurück." rattert sie unbeirrt herunter. „Also hatten Sie insgesamt 7einhalb Minuten, um schnell nach draußen zu laufen, den Kofferraum Ihres Wagens zu öffnen, die Leich zu holen und im Zimmer vom Bonzo abzulegen.“ Stolz wartet sie auf die Reaktion des Verdächtigen auf ihr Resümmee.
„Das schafft nicht mal der stärkste Mann der Welt in dieser kurzen Zeit.“ verteidigt der sich pikiert.
„Aber ein geschäftstüchtiger Vertreter allemal.“ lässt die listige Alte, resolut wie immer, nicht locker. „Also hopp-auf, pack mirs! Sie rennen jetz so schnell wie möglich zu Ihrem Auto, machen den Kofferraum auf, holen den Reservereifen heraus und legen ihn unter Ihr Bett!“ Bei diesem Befehl macht sie ein Gesicht, das aus einem Glas Milch sofort Butter quellen lassen würde, holt aus ihrer Gobelin-Handtasche die besagte Stopp-Uhr heraus und drückt bereits den Zeitknopf.
Derart unter Druck gesetzt, läuft der arme Herr Rösner im Eiltempo zu seinem Auto, rennt wieder zurück, sucht die Autoschlüssel, läuft damit erneut zum Wagen, öffnet den Kofferraum, holt den Reifen heraus, läuft damit ins Haus zurück und brüllt schließlich erleichtert: „Fertig!“
Daisy stoppt die Zeit und sagt dann enttäuscht: „11 Minuten 53. Der kann‘s net gewesen sein!“
Mittlerweile hat es Bonzo ganz allein geschafft, aufzustehen und sich anzukleiden, sowie den Toten eingehender zu begutachten. Mit nachdenklicher Miene murmelt er: „Der kommt mir irgendwie bekannt vor. Wo hab ich den schon einmal gesehen?“
Seine Mutter kommt lautstark heim, indem sie die Haustür zudonnert und dabei brüllt: „Bonzo, bin wieder daaa! Der Keiler kann’s net gewesen sein, der war viel zu langsam! Des is ein richtiger Trödler! Der is no vü langsamer als wia du!“
„Mama, komm amal her und sag mir: kennst du den?“
Die Alte erreicht das Kinderzimmer und guckt kurz auf die Stelle, wo früher mal ein Gesicht bei dem Toten war. „Ja, du Hornochse! Hast wieder a Brettl vorm Schädel? Das is doch dein Chef!“
„Wirkli? Der schaut irgendwie anders aus mit der eingedrückten Visage!“
„Ich erkenn ihn an seinem mausgrauen Anzug. So einen solltest du dir auch kaufen, Bua! Da schaut man gleich viel feiner aus!“ rät sie ihm lächelnd.
„Den gibt‘s leider nicht in meiner Übergröß‘!“ bedauert er kopfschüttelnd.
„Du Bonzo, vielleicht war der Alte doch net tot, als er unterm Bett lag und wollt dich ausspionieren?“
„Geh Mama, was gibt’s bei mir zu spionieren? Ich krieg doch keine Frau, höchstens eine, die ich teuer bezahlen muss und so eine lasst du mich doch nicht mit heimbringen, oder?“
Ein hoffnungsvoller Blick von ihm trifft die herbe Übermutter, welche nur schweigend mit verengten Augen das Haupt schüttelt. „So weit kommt’s noch!“
„Naja…man wird ja noch fragen dürfen. Ich hab schließlich auch Gefühle!“
„Aber nicht von mir!“
„Da hast natürli recht, Mama! Ich wollt, ich hätt deine Härte, Bauernschläue und Kaltschnäuzigkeit von dir geerbt!“
„Pech g’habt! - Hast jetz schon deine Partnerin ang‘rufen, Burli?“
„Ja, aber die haben die Fernsehleut in unbezahlten Urlaub geschickt, weil ihre Gagenforderung zu hoch war. -  Hm, und was mach ma jetz?“
Beide gucken kurz auf die Leiche des Chefs vom Bison von Penz und sehen einander dann wieder an.
„Ganz einfach, Bonzo! Du bewirbst dich um sein Posten und lasst den Fall von dein Nachfolger aufklären!“
„Mama, du bist zwar lästig wie die Pest und langsam wie die Post, aber du hast immer noch die besten Ideen von uns zwei. Genau des mach ich!“ freut sich Bonzo, das Bison von Penz.
„Ja, wenn du mich nicht hättest, könntest einpacken, Bua! Wenn ich amal nimmer bin, dann geht’s dir schlecht. Und jetz mach dir dein Frühstück selber, weil ich geh in mein Yoga-Kurs! Aber friss diesmal ein bissel weniger, sonst passt bald nimmer aufs neue Bildschirmformat 16:9 und im Kino kannst du ka Karriere macha!“
Bonzo macht auf diese abfällige Bemerkung ein Gesicht wie ein 3jähriger, der eben erfahren musste, dass es keinen Osterhasen gibt und entgegnet dann trotzig: „Oh ja, du Vertreterschreck, wenn ein Film übers Michelin-Männchen gedreht wird, schon!“
„Von wegen!“ trompetet die Alte. „Die Rolle kriegt der Gerard Depardieu!“

Dienstag, 6. März 2012

Der Wohltäter

Die Anzeige HAUSRAT ZU VERSCHENKEN fesselte mein Auge, kaum dass ich den Blick auf das Schwarze Brett, das eigentlich kork-braun war, gerichtet hatte. Sie unterschied sich wohltuend von all den andern wie z.B.: Gebe Ihrem Kind garantiert erfolgreiche Nachhilfe in allem für 25 Euro die Stunde! oder: Putz Ihr Wohnung für nur lumpige 7 euro/in Stunda! oder: Verwöhne Ihren Luxus-Körper mit meinen kundigen Händen für 200/ halbe Stunde, und so weiter…. So beschloss ich also spontan, anstatt im Supermarkt meinen täglichen Einkauf zu tätigen, stante pede zur angegebenen Adresse zu pilgern. Auf dem Weg dorthin dachte ich, dass es sich beim Hausrat wohl um alten Plunder handeln würde, hoffte aber inständig irgendetwas Nützliches darunter zu finden. Aus dem nämlichen Haus eilte gerade ein feiner Herr, so wie ich selber, und umklammerte ein großflächiges Gemälde, auf welchem eine schöne grüne Landschaft, naturgetreu wiedergegeben, prangte. Selten sah ich zu dieser frühen Uhrzeit einen Mann mit so glücklichem Gesicht. Hmmm, dachte ich noch, da hat er wohl das einzig Wertvolle der Wohnung in Beschlag nehmen können. Doch im Stiegenhaus, das ich empor zum 4. Stock schritt, kam mir ein weiterer Herr mit einer teuren Tiffany-Lampe und einem Krokodilleder-Koffer entgegen. Da wurde ich stutzig: warum sollte jemand so edle Teile verschenken? Aus purer Nächstenliebe wohl kaum. Weil er sie nicht mehr gebrauchen konnte? Weil sie gestohlen waren? Oder aus Rache? Die Tür Nr. 23 stand weit offen, ich trat erwartungsfroh ein und sah die Wohnung in sehr gepflegtem Zustand, obwohl ein Ehepaar schon die Möbel etwas beiseite gerückt hatte, um den Perser-Teppich besser aufrollen zu können. Am geöffneten Fenster stand unbeteiligt wirkend ein alter Herr mit einem grauweißen Bart, der mich unwillkürlich an das Selbstbildnis des Malers Tintoretto im Louvre erinnerte, auf dem er ziemlich griesgrämig dreinblickt. Gekleidet in einen Kamelhaar-Mantel, die Hände in beigen Handschuhen vorm Körper wie zum Gebet gefaltet, stand er da und nickte mir kurz zu, als ich ihn höflich grüßte. Bevor ich noch zu einem der alten Bücher im Teakholz-Regal griff, stellte ich mich neben ihn, um zu erfahren, warum er denn um Himmels Willen all die tollen Sachen verschenken wolle. Eine Dame hatte im Schlafzimmer-Schrank einen Rotfuchs-Pelzmantel gefunden, schlüpfte rein und bewunderte sich ausgiebig im Spiegel auf der Innenseite der Schranktüre. „Also für den Mantel können Sie aber schon etwas verlangen!“ begann ich salopp das Gespräch mit ihm.
„Ach wozu denn, ich lebe nicht mal lang genug, um mein eigenes Geld ausgeben zu können.“ entgegnete er, beugte sich leicht aus dem Fenster und atmete tief die frische Morgenluft ein.
Grundgütiger, befürchtete ich, der will sich doch nicht etwa…. „Es geht mich zwar nichts an, aber Sie machen so einen robusten Eindruck, dass es eindeutig zu früh für Sie wäre, hier herunter zu springen.“ meinte ich.
„Was? –Ach, Sie denken, ich wolle Selbstmord begehen und mich vorher noch von meinem Eigentum trennen? Nein-nein!“ lächelte er mich an.
„Gottseidank, aber wenn jemand sein Hab und Gut unter die Geier-äh die Leute wirft, dann kommt man schon auf solche Gedanken.“                  
„Das ist gar nicht meine Wohnung!“ erklärte er noch immer lächelnd.  
Oje, durchfuhr mich der nächste skeptische Gedanke. Hatte er vielleicht den Schlüssel zur Absteige seiner untreuen jungen Frau gefunden? Oder wollte er einem lästigen Verwandten eine Lehre erteilen, der ihm die Schlüssel während des Urlaubes überlassen und ihn zum Blumengießen verdonnert hatte? Oder hatte er einen Geschäftspartner, der ihn-         
„Ich sehe, Sie kommen ins Grübeln.“ sagte er amüsiert, als könne er meine Gedanken lesen.
„Nun ja, man hört und liest so viel. Wie einmal eine Dame einen Cadillac für 5 Dollar verkaufte, weil ihr verstorbener Mann verfügt hatte, dass der Erlös aus dem Verkauf des Wagens seiner Sekretärin zufließen soll.“ erzählte ich eine alte Geschichte aus den USA und er lachte herzlich darüber.
„Pardon, aber könnten Sie beide etwas zur Seite treten?“ fragte die Dame im Pelz. „Ich möchte die Vorhänge abnehmen. Gibt’s hier eine Leiter?“
„Nein!“ antwortete der Bärtige. „Aber steigen Sie einfach auf den Tisch.“
„Aber machen Sie keine Kratzer rein. Der gehört schon uns!“ keifte die weibliche Hälfte des Ehepaars. „Ich habe schon den Möbelwagen bestellt.“
„Kommen Sie, wir gehen in die Küche.“ schlug der Bärtige vor und ich folgte ihm neugierig. Dort hatten sich schon 2 weitere Geier-äh Leute über die Bestecklade hergemacht. „Sieh nur, eine Geflügelschere!“ freute sich die Frau. – „Toll, jetzt brauch ich das Huhn nicht mehr mit deinen stumpfen Messern zerfleddern.“ freute sich der Mann.
„Also, ich nehme an, Sie haben diese Sachen geerbt und müssen die Wohnung auflösen?“ mutmaßte ich, den Blick noch immer auf die 2 Abräumer gerichtet, die in Windeseile Küchengeräte, Geschirr, Vorhänge und Tischtücher sicherstellten, damit ihnen nicht noch wer zuvorkommen konnte.
„Leider ja, meine Nichte ist im Spital verstorben. Es ging ihr entsetzlich schlecht.“ bekannte er und sein Lächeln verschwand wie wenn eine riesige Wolke die Sonne verdunkelt hätte.
„Tut mir sehr leid. Sicher Krebs?“ forschte ich mitfühlend.
„Nein, irgendeine unbekannte Krankheit.“ erklärte er und öffnete das Küchenfenster, welches ohne Vorhänge nun kahl und unwirtlich wirkte. „Es gibt so viele Krankheiten, aber nur eine Gesundheit. Die hat sie sich wahrscheinlich auf einer ihrer Tropenreisen zugezogen.“  Gierig sog er die noch kalte Luft des jungen Morgens ein.
 „Aha, sicher Malaria.“ vermutete ich, denn auch ich war weit gereist.
 „Nein, im Tropeninstitut war sie ja zuerst, aber dort konnte man den Grund nicht finden. Also ging sie ins AKH.“ seufzte er noch immer traurig. Aus dem Wohnzimmer drang ein Streit zu uns, es ging darum wer sich den Kristall-Lüster unter den Nagel reißen dürfe. Es fielen Worte, die ich nicht wiedergeben will.
„Und im AKH konnte man ihr auch nicht helfen?“ fragte ich weiter.
„Nein, einer der Ärzte meinte, es wäre so was Ähnliches wie Tuberkulose. Und, dass er für die Entdeckung der Erreger noch den Medizin-Nobelpreis bekommen werde.“
„Ach…TBC… Ihre Nichte hatte also etwas Ansteckendes.“ In mir schrillten die Alarmglocken. Besonders die offene TBC war teuflisch ansteckend.
„Tja, stellen Sie sich vor, dieser Arzt regte sogar an, all ihr Eigentum zu verbrennen.“ flüsterte mir der Bärtige verschwörerisch zu. „Aber das konnte ich nicht. Sehen Sie nur, wie viel Freude man andern Menschen damit machen kann.“ Sein Lächeln kehrte wieder, das man nur als sardonisch bezeichnen konnte.

Freitag, 2. März 2012

Was wirklich wichtig ist

In der Nacht auf den 27.Feber  fand wie jedes Jahr wieder die Oscar-Verleihung statt. Hollyschutt-Selbstbeweihräucherung at it‘s best. Natürlich vermied ich diese opulente Veranstaltung, sie läuft sowieso immer gleich ab, nicht mal die Witze sind neu. (sogar die selbstironischen wie: Was gibt es Besseres, um  sich von Problemen ablenken zu lassen, als Millionären dabei zuzusehen, wie sie sich Goldstatuen überreichen? – Ich wüsste ja was: wie sie sich die Statuen gegenseitig über den Schädel hauen!) Die üblichen Verdächtigen (ein seltsames Sammelsurium von menschlichen Pfauen und Pfingstochsen), frisch gepimpt vom Schönheits-Doc, ausstaffiert von diversen Modezaren, behängt von Edel-Juwelieren und aufgeputzt von Top-Stylisten sitzen einträchtig hoffend, den andern zu überstrahlen, im Auditorium und lauschen selbstverliebt den launigen Laudatoren. Ab und an lassen sie die funkelnagelneuen Veneers aufblitzen, wobei sie darauf achten, dass ihre Visagen nur ja keine Falten werfen. (Die Filme sind am erfolgreichsten, wenn darin Mörder, Huren und Politiker verherrlicht werden, oder Naturgesetze außer Kraft gesetzt und die Geschichte umgeschrieben oder zumindest stark abgeändert werden kann.) Jeder fiebert seiner Großaufnahme entgegen und hofft, später die beste Kritik für sein Aussehen zu ergattern. Alle warten sie ungeduldig, wer den großen Preis für‘s beste Mimen abgreifen darf. -Ich für meinen Teil hätte ja dem goldigen Hündchen die Goldstatuette verliehen, aber mich fragt ja keiner und außerdem hätte dem Terrier sowieso eine Knackwurst mehr Freude bereitet. Nachher wird dann in allem möglichen Nachrichten-Sendungen darüber berichtet, wer denn heuer die schönste Robe mit dem besten hochgezurrten Dekolleté hatte und wer mit wem von der After-Show-Party ins Hotel verschwand. Diesen Affenzirkus beobachteten via TV wieder mal 1,2 Milliarden Zuseher. Da merkt man gleich, was die eigentlich essentiellen Interessen der Menschheit sind. (Wer weiß, vielleicht hätten die alten Ägypter keine Pyramiden gebaut und Columbus hätte nie Amerika entdeckt, hätte es damals schon eine so perfekt funktionierende Unterhaltungs-Industrie gegeben.) -Mich würde es sehr freuen, wenn die Nobel-Preise mit ebensolchem Pomp übertragen werden würden und auch die dazu nötigen Laborarbeiten. Am 27. früh morgens sah ich eine höchst interessante Sendung: Science Slam (Wissenschafts-Wettstreit), wo junge ambitionierte Wissenschaftler verschiedener Universitäten auf einer sehr kleinen Bühne ihre tollen Forschungsprojekte präsentierten. Eine zu Unrecht wenig beachtete Veranstaltung, obwohl die jungen Talente ihre Ergebnisse derart populärwissenschaftlich veranschaulichten, dass auch weniger Intellektuelle geistig leicht folgen konnten. Einer der angehenden Uni-Professoren stellte die Möglichkeit, mit einem Molekül eine Verbindung einzugehen, einfach dar, indem er seiner ihm assistierenden Kollegin kurz die Hand gab. Eventuell hätte er mit ihr einen hollywoodreifen Geschlechtsverkehr darstellen sollen, um dem Wettstreit mehr Aufmerksamkeit und eine längere Sendezeit zu bescheren. Er und seine Kollegen hätten es mehr als verdient, von 2 Milliarden Zuschauern begeistert beklatscht zu werden. Aber das ist typisch für die Menschheit und zeigt deutlich, warum unsere Spezies ihre dringlichsten Probleme noch immer nicht gelöst hat. Wir sollten eigentlich schon mit der Kolonisierung des Mars fertig sein, aber stattdessen verplempern wir wertvolle Zeit mit der Huldigung von operierten Komödianten und deren Ablenkungsversuchen in Film und Fernsehen, die uns geschickt von solchen Fortschritten abhalten. Entertainment statt Entwicklung. Da hilft es auch nix, dass sich die Filmindustrie hin und wieder mit Science Fiction beschäftigt.
Viel mehr Kinder wollen, einer Umfrage zufolge, Schauspieler anstatt Wissenschaftler werden. (Natürlich hätte nicht jeder das Talent für Erfindungen, aber Interesse könnte man doch wenigstens schüren und den jugendlichen Intellekt anzuregen versuchen.) Es ist auch leichter einen Astronauten nur zu mimen, als real im All herum zu turnen und sich der tödlichen Strahlung auszusetzen. Oder einen Professor anhand eines Drehbuches darzustellen, als nach langem Studium einer zu sein. Auch psychische Störungen lassen sich besser vor der Kamera ausleben als auf einem Lehrstuhl. (Prof. Borwin Bandelow erläuterte einmal so treffend: „Die Stars sind nicht etwa beklopft, weil sie reich und berühmt sind, sondern sie sind reich und berühmt, weil sie beklopft sind.“ - drum ist aus mir keiner geworden.)
In Groß Britannien werden jährlich 17.000 Schauspielschüler mit ihrer Ausbildung fertig, die aber durchschnittlich nur 11 Wochen im Jahr Arbeit haben und den Oscar nicht mal polieren dürfen. Die restliche Zeit schlagen sie meist mit Kellnern tot, um überleben zu können. Traurig! Soviel zum schönen Schein der Glitzerwelt, der so weit vom realen Leben entfernt ist wie unser Mond vom Mars.