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Mittwoch, 30. Januar 2013

4 Hochzeiter + 1 Mordfall

Wieder ein Einsatz im Wienerwald. Kommissar Rau stapfte durch den vom Regen verursachten Matsch bis zu einem Hochstand. Was er von weitem für einen noch sauberen Schneehaufen hielt, entpuppte sich beim Näherkommen als Hochzeitskleid. Jemand hatte eine Braut im Wald ermordet.
Der Gerichtsmediziner Matz erhob sich und eröffnete Rau gleich die Todesursache: „Genickbruch, vermutlich durch den Sturz von diesem Hochstand." Er deutete auf das ziemlich wacklig scheinende Holzbauwerk neben sich, von dem nun ein Kollege der Spurensicherung hinunter spähte und rief: „Kaum brauchbare Spuren. Das Dach ist undicht und der Regen hat so ziemlich alle verwischt.“
„Sicher ist sie an ihrem Hochzeitstag kaum selber runter gesprungen. Es war wohl mehr ein Wurf statt eines Sturzes. Blutspuren unter ihren Fingernägeln?“ fragte Rau und sah sich die Tote näher an.
Matz schüttelte den Kopf: „Alle sauber manikürt. Wie es sich gehört, ist die Braut auf Hochglanz poliert."
"Ist sie etwa schwanger? Ich sehe gar keine Taille."
"Nein, sie ist nur mollig und trägt darum sogar ein Korsett. Gefunden hat sie übrigens der Jäger beim Streifen durch sein Revier. Er hat noch ihren Schrei gehört und wusste auch, dass es 5 Minuten von hier einen Gasthof gibt. Ich wette, dass dort noch die Hochzeitsgesellschaft feiert, denn sie ist weniger als eine Stunde tot.“
Die Wette hatte er gewonnen, denn als Rau in den Gasthof „Zur lustigen Zecke“ einkehrte, hörte er im großen Saal, an dessen Tür das Schild „Geschlossene Gesellschaft“ prangte, lautes Singen. Der Wirt kam her und wollte ihn abwimmeln, erschrak sichtlich bei der Mitteilung, dass es sich um eine dienstliche Ermittlung handelte und holte sofort den Bräutigam.
„Sie sind also Herr Glanz, der Bräutigam?“ Auf dessen fröhliches Nicken fuhr er ernst fort: „Vermissen Sie denn nicht Ihre Braut?“
Glanz, der schon eine beträchtliche Schlagseite vom Alkohol aufwies, schüttelte den Kopf. „Ach, die ist doch nur ein bisschen entführt worden. Von wem auch immer. Wir sind alle schon gespannt, wann sie wieder auftaucht und den Namen des Spaßvogels preisgibt.“
„Es tut mir leid, aber Ihre Frau kann nicht mehr kommen. Sie liegt ermordet im Wald.“ konfrontierte er ihn mit der schrecklichen Wahrheit.
Bei diesen Worten schien er schlagartig nüchtern zu werden, denn er wandte sich um, stürmte in den Saal zu den andern und schrie: „Wer von euch drei Bastarden hat mir das angetan??? Nur einer von euch dreien kann Irmas Mörder sein!“ Daraufhin verstummten alle und starrten ihn ungläubig an.
Rau, der ihm gefolgt war und nun in die Runde von circa 25 Gästen blickte, ergriff das Wort: „Ich muss Sie bitten, sich alle zu einer kurzen Befragung zur Verfügung zu halten.“
„Sie brauchen nur drei von denen befragen.“ stellte Glanz fest. „Ihre drei Ex-Liebhaber, die ich auf ihren Wunsch hin leider auch einladen musste.“
Der Wirt öffnete zur Befragung das versperrte Billardzimmer und Rau begann mit dem ersten Verdächtigen. „Wer sind Sie?“
„Ja, es stimmt, ich bin Alois Aberle, ein ehemaliger Freund von Irma. Aber ich hätte ihr nie auch nur ein Härchen gekrümmt. Wissen Sie, warum viele Leute heiraten? Die Männer wegen dem Sex, die Frauen wegen dem Geld. Bei Irma war’s umgekehrt, die brauchte täglich Sex und der bucklige Bräutigam ihr Geld. Fragen Sie den mal, wie viel er jetzt erbt.“
Daraufhin flog die Türe zum Billardzimmer auf und Glanz, der offensichtlich gelauscht hatte, stürmte empört herein. „Das ist eine Lüge, ein Rufmord! Ich habe Irma geliebt. Außerdem erbe ich doch gar nix. Weil wir noch gar nicht standesamtlich verheiratet waren und Gott leider keinen Erbschein ausstellt!“ Im Eifer des Gefechtes hatte er sich einen Queue vom Billardtisch geschnappt und fuchtelte damit wild herum.
„Herr Glanz, legen Sie den Queue zurück und verlassen Sie sofort das Haus. Ich will Sie hier nicht mehr sehen.“ herrschte ihn Rau an, worauf Glanz geknickt abzog.
„Da sehen Sie, was das für einer ist. Der war es, glanz klar-äh ganz klar!“ meinte Aberle. „Oder es war Mikula. Den mochte sie ganz gern. Ein Kerl wie ein Baum - wir nennen ihn Bonsai. Hat wegen seiner 1,60 einen kleinen Napoleonkomplex. Den hat Glanz auch gehasst wie die Zinsertragssteuer.“
Mikula wirkte in Natura noch kleiner als 1,60, vielleicht weil er echt traurig war. „Wissen Sie, Herr Kommissar, wir haben alle unsre Fehler, aber dass Irma jetzt wegen ihrem Fehler tot ist, stimmt mich untröstlich.“
„Den Fehler, den falschen Mann geheiratet zu haben oder den Fehler ihre drei Ex-Liebhaber eingeladen zu haben?“ forschte Rau.
„Weder noch, den Fehler, sexsüchtig zu sein. Ich glaube, dass ihr geldgeiler Ehegespons sie beim Tete-a-Tete mit einem Rivalen erwischt hat und zack!“ mutmaßte er, wobei er sich mit der Faust in die offene Handfläche schlug.
„Was zack?“ fragte Rau, der drauf wartete, dass er sich irgendwie verplapperte.
„Naja, mit dem Messer oder mit den Händen. Ja, sicher ist sie erwürgt worden! Weil manchmal konnte sie einen ganz schön in den Wahnsinn treiben. Der Glanz hätte es sicher nicht lang mit ihr ausgehalten.Vor ihm hat sie doch mich gefragt, ob ich sie heirate, aber ich denke nicht an Verehelichung. Mich kriegt keine in die kleinste Handschelle der Welt.“
Damit meinte er den Ehering und Rau nahm sich den letzten Verdächtigen zur Brust, einen stämmigen Mann mit rotem Schnauzbart.
„Sehen Sie Herr Kommissar, Irma wollte eigentlich nur ihren Namen loswerden. Sie hieß Prutschurl. Und ich heiße Cibulka. Das wär keine Verbesserung gewesen. Aber Irma Glanz klingt doch direkt adelig. Ganz verliebt war sie in den Namen. Den Träger desselben hätte sie sicher bald abgeschossen. Denn Glanz ist nur ein Kurzstreckenliebhaber. Meiner Meinung nach ist bei dem nach der Hochzeitsreise schon die Luft raus und er kann nur mehr höchstens zweimal die Woche. Und das wär Irma viel zu wenig gewesen. Daher hätte sie wieder an meine Tür geklopft. Schade, dass sie das jetzt nicht mehr tun kann.“
Rau schien ratlos und entschied sich, anstatt sich den andern Festgästen zu widmen, zu einem zweiten Durchgang mit den 3 Leider-doch-nicht-Hochzeitern.
„Herr Aberle, waren sie vor über einer Stunde draußen im Wald?“ Mit seinem Stift malte er einen Galgen in sein Notizbuch.
„Nein!“ protestierte der sehr beleidigter Miene. „Das heißt, ....eigentlich schon, aber nur ein paar Schritte vor die Tür bin ich gegangen, um in Ruhe eine zu rauchen. Hier ist doch Rauchverbot. Ich sage Ihnen, bald sterben weniger Raucher an Lungenkrebs, dafür mehr an einer Lungenentzündung!“
Mikula zeigte seine blank polierten Schuhe und stellte triumphierend fest: „Blitzblank! Direkt Glanzvoll! Genügt Ihnen das?“
Auf Raus „Nein!“ guckte er erst blöd und fügte dann hinzu: „Ja, ich war nur kurz draußen, um zu urinieren, weil das WC besetzt war, und bin dann gleich wieder rein. Außerdem kann ich’s nicht gewesen sein, denn ich hab Höhenangst!“
Cibulka hatte ziemlich dreckverschmierte Schuhe und gab an: „Ja sicher war ich kurz draußen, und zwar weil die feine Gesellschaft den Gangnam-Style getanzt und gegrölt hatte, und den hasse ich!“
Rau wollte schon den verwitweten Bräutigam aufsuchen, als er bei Durchsicht seiner Notizen sah, dass sich doch einer verplappert hatte.
WEN VERDÄCHTIGT ER ZU RECHT?

Montag, 28. Januar 2013

Mords-Zeugnis

Als Kommissar Rau von seinem Winterurlaub ins Büro zurückkehrte, erwartete ihn schon sein Assistent Jurek Bimski - kurz ‚Jumbi‘- mit einem neuen Mord: „Herzlich willkommen daheim, Chef! Wir haben eine männliche Leiche namens Guntbert Wartling, ein Personalchef, der in seinem Büro nach Dienstschluss gegen halb5 vor 2 Tagen erschlagen wurde. Keine Fingerabdrücke, keine Mordwaffe, keine Zeugen.“
„Vor 2 Tagen schon? Und hast du schon eine Spur?“ fragte Rau und sah sich den Akt an.
„Sicher, ich war ja nicht untätig. Also-“, machte er eine Kunstpause, bis ihn sein Chef ansah und fuhr fort: „er war äußerst unbeliebt, aber voriges Monat kündigte er 3 Angestellte und schrieb allen ein zwar schön formuliertes aber katastrophales Zeugnis aus – wie so oft üblich bei Personalisten, die haben ja ihren eigenen Jargon. Hier sind die Namen der Verdächtigen: Frau Pink, Herr Irsch und Herr Brak. Übrigens hab ich der Presse nicht erzählt, dass er mit nur einem Schlag eines stumpfen Gegenstandes aufs Haupt erledigt worden ist.“
„Gute Vorarbeit! Dann fang ich mal an: Ladies first.“ kündigte Rau an und fuhr sofort in den 2.Bezirk, wo er die Dame noch im Schlafrock antraf. „Schönen guten Morgen, Frau Pink!“
„Morgen!“ murmelte sie und ließ ihn nach Vorweis seiner Marke eintreten. „Sie kommen sicher wegen dem widerlichen Schmalzvogel, dem einer den Schnabel für immer gestopft hat.“
„Wenn Sie Ihren ehemaligen Personalchef meinen, ja.“
„Warum sollte sonst jemand von der Polizei eine Arbeitslose daheim besuchen? Dieses Aas hat mir meine Zukunft verbaut. Schauen Sie mich an, ich bin schon 39 und werde wohl nichts mehr finden. Schon gar nicht mit dem Zeugnis, das jeder Beschreibung spottet!“ schimpfte sie und bereitete sich in ihrer kleinen Küche einen Tee zu. „Und das außerdem falsch ist!“
„Was hat er denn reingeschrieben?“ erkundigte sich Rau und prüfte in Schwiegermutter-Manier, ob auf dem Küchenschrank Staub lag.
„Pfff! Sie war äußerst kommunikativ und gesellig. Was so lieb klingt, heißt auf deutsch: sie stand ständig beim Kaffeeautomaten, wo sie die andern Mitarbeiter mit Getratsche von der Arbeit abhielt. Ich war schon bei der AK, aber dort sagte man mir, man könne nix machen!“
„Das tut mir leid, aber ich muss Sie das jetzt fragen: wo waren Sie vor 2 Tage so gegen halb5?“ stellte er die Alibi-Frage und beobachtete ihre Reaktion.
Sie tauchte den Teebeutel heftig in ihre Tasse und verzog keine Miene: „Wo schon? Hier zu Hause, saß vorm Computer und hab wie eine Wilde Bewerbungen geschrieben. Zeugen hab ich leider keine. Außer Haus war ich nicht, weil es wie in Alaska schneite.“
„Das war’s fürs erste. Halten Sie sich aber weiter zur Verfügung.“ warnte Rau.
„Soll das ein Witz sein? Als ob ich die Stadt verlassen könnte. Geht doch laut AMS nicht!“
Rau prüfte mittels Anfrage beim Wetterdienst, ob es am Tat-Tag tatsächlich geschneit hatte, und fuhr dann weiter in den 8.Bezirk zu Herrn Brak. Dort öffnete niemand auf sein energisches Klopfen. Bis die Nachbarin neugierig den Kopf aus der Tür steckte und ihm mitteilte: „Falls Sie Herrn Brak suchen, der ist im Rudolfs-Spital. Er lässt sich die Gallensteine entfernen, die ihm sein ehemaliger Chef verursacht hat.“
„Vielen Dank, gnä‘ Frau!“ bedankte sich Rau und setzte seinen Weg zum nächsten Verdächtigen Herrn Irsch fort, welcher im 9.Bezirk wohnte.
Irsch öffnete die Tür und stand in einem verschwitzten roten Jogging-Anzug vor ihm. Scheinbar war er gerade von einer Runde Laufen heimgekommen. „Ah, Sie sind sicher gekommen, um mein Alibi zu prüfen, stimmt’s oder hab ich recht?“
„Ich habe Ihnen noch gar nicht meinen Dienstausweis gezeigt.“ wunderte sich Rau.
„Nicht nötig, so wie Sie sehen alle Kiberer aus.“ merkte er launig an und ließ ihn eintreten. „Also ich war wie immer sportlich unterwegs. Circa 50 Leute haben mich gesehen, doch ich kenne deren Namen nicht. Müssen Sie halt rumfragen!“
„Das werden wir tun. Was hielten Sie von Herrn Wartling?“
„Mieses Schwein! Hat gegen’s neunte Gebot verstoßen!“
„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib?“ mutmaßte Rau, der sich in kirchlichen Dingen nicht so gut auskannte.
„Nein: du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten. Und das miese Schwein unterstellte mir, dass ich die weiblichen Mitarbeiter begrapscht haben soll. Blödsinn, jedenfalls hat sich keine beschwert.“
„Wie formulierte er es denn?“ fragte Rau neugierig auf eine neue Floskel, die er noch nicht kannte. Das Notizbuch wie immer bereit, sich alles zu notieren.
Irsch ließ sich müde auf einen abgewetzten Fauteuil fallen und zitierte: „Er hat sich stets mit großer Anteilnahme der persönlichen Angelegenheiten seiner Kollegen gewidmet. -So eine Sau! Dabei war ich nur höflich zu den Miezen!“
„Z-z-z!“ machte Rau scheinbar kritisch, doch wissend, dass die Anschuldigung wohl stimmte. In der Wohnung war es zwar aufgeräumt, doch lagen einige Sportgeräte, wie Hanteln und eine Springschnur herum. Der Mann schien seinen Körper für die Damenwelt zu stählen.
„Aber es kommt auf jeden der Tag. Er hat mir eine aufs Dach gegeben und hat dafür selber eine aufs Dach gekriegt. Im wahrsten Sinne des Wortes, hähähäää!“ lachte er und winkte Rau zum Abschied nonchalant zu, während er sich langsam aus seinem Anzug schälte.
Im Rudolfs-Spital besuchte Rau den frisch operierten Herrn Brak. „Wie geht es Ihnen nach Ihrer Gallenstein-OP?“
„Na schlecht natürlich. Kommen Sie mir jetzt nur nicht mit dem Mord an dem deppaten Personalmenschen daher. Der hat es ja richtig herausgefordert. Wissen Sie, was mir der ins Zeugnis geschrieben hat?“
„Leider nein, aber Sie werdens mir sicher gleich sagen.“ vermutete Rau und spitzte die Ohren.
„Er stand stets voll hinter der Firma. Wissen Sie was das bedeutet? Voll! Dass ich ein Säufer bin, so eine Frechheit. Dabei hab ich nur ein Glas Rotwein pro Tag in der Schreibtischlade stehen gehabt. Und einmal, wie der Teufel will, kam er in mein Büro, als ich grad am Pissoir war und öffnete die Lade, wobei das Glas umfiel und sich der köstliche Inhalt auf einige Unterlagen darin ergossen hat. Na und? Ist das ein Weltuntergang? Rotwein ist, wie jeder weiß, gesund für das Herz und die Arterien! Aber das wusste der Ignorant ja nicht. -Huch, ich darf mich ja gar nicht aufregen. Gehen Sie jetzt bitte, ich fühl mich wirklich schlecht, direkt hundsmiserabel.“
„Gute Besserung.“ verabschiedete sich Rau und fuhr zurück in sein eigenes Büro, wo Jumbi bereits auf ihn wartete.
„Und? Den Fall anhand der Befragung wieder mal gelöst?“
„Hmmm.“ machte Rau, sah sich seine Notizen an und gestand dann selbst überrascht: „Ja!“
WER WAR’S???

Schwarm-Intelligenz

In seiner Serie Der Code beschäftigte sich der Mathe-Professor Du Sautoy diesmal zahlenspielenderweise mit der sogenannten Schwarm-Intelligenz. Um sie zu veranschaulichen, füllte er ein großes verschlossenes Glasgefäß mit 4510 Jelly-Beans und ließ nacheinander 160 Personen raten, wie viele von den bunten Zuckerln sich denn darin befinden. Nur 4 Leute gerieten annähernd an den richtigen Wert, die Schätzungen gingen von 150 bis 50.000 quer durcheinander. Nun addierte er alle abgegebenen Zahlen und dividierte sie durch 160. Das Erstaunliche war, dass das Ergebnis mit 4515 aufgerundet beinahe ins Schwarze traf. Dabei fiel mir eine Episode aus meiner miesen Büro-Zeit mit einem unangenehmen Chef ein. Wir hatten alle brav gearbeitet und wollten, dass er uns zu Weihnachten dafür eine kleine Feier spendiert. Doch aus Geiz oder Atheismus verweigerte er. Ein harter Kollege ließ aber nicht locker und löcherte ihn weiter, bis der üble Chef einen Vorschlag machte:“Ich stelle euch morgen eine Schätzaufgabe, und wenn keiner von euch weiter als 50 vom richtigen Ergebnis entfernt ist, habt wir gewonnen.“
Am nächsten Tag tauchte er mit einem Gurkenglas auf, welches er randvoll mit Erbsen gefüllt hatte. Dieses hielt er nun jedem von uns kurz unter die Nase – dabei bewegte sich keine Erbse vom Fleck in dem Gefäß, erinnerte nochmals an die genau vereinbarten Bedingungen und verabschiedete sich grinsend zu einem Gerichtstermin. Nun ging bei uns das große Rätsel-Raten los. Bis einer Kollegin ein Licht aufging:“Ich husche einfach zum Löwa, kaufe ein solches Gurkenglas und eine Packung Tiefkühl-Erbsen, wir füllen das Glas voll, dann kriegt jeder eine Handvoll Erbsen, zählt sie und wir addieren einfach alle zusammen.“ Superidee, hätte fast von mir sein können und ich zählte meine Erbsen sogar sicherheitshalber zweimal. Kurzum: wir erhielten nach diesem Coup das Ergebnis von 517 Erbsen und jubilierten schon, als der Big-Boss vom Gericht zurückkam und unsere Ergebnisse abfragte. Von 490 bis 540 hatten wir uns eingependelt und wähnten uns schon auf der Siegerseite. Mit einem teuflischen Lächeln um den schmalen Zynikermund entleerte er nun sein Gurken-Erbsen-Glas: einige Erbsen fielen heraus, dann zog er triumphierend einen grünen Pfropf heraus und danach fielen die restlichen Erbsen aus dem Glas. Hatte diese Kretzen doch tatsächlich in der Mitte der Erbsen ein erbsgrünes zusammengeknülltes Seidenpapier versteckt.“Es sind genau 250 Erbsen, ihr könnt mir ruhig vertrauen, aber wenn wer nachzählen will….bitte! Ch-ch-cha-hahahaaaa!“ Und er lachte, lachte sich den Arsch ab. Dieser Erbsenzähler-Mitarbeiterquäler!
Wenn wir im Wilden Westen wären und ich einen Colt umgeschnallt hätte, dann wär er jetzt mausetot und ich baumelte am Galgen, dachte ich damals noch. Soweit zum Thema Schwarm-Intelligenz. Wenn der Schwarm von einem Betrüger angeführt wird, bleibt sie leider wirkungslos.

Freitag, 25. Januar 2013

Donnerstag, 24. Januar 2013

Happy Mordsday!

Der weißhaarige Mann bot einen traurigen Anblick: zusammengesunken saß er an seinem Esstisch vor einem Teller, auf dem ein angebissenes Stück Sachertorte lag. Kommissar Rau sah sich in der feudalen Villa am Stadtrand Wiens etwas genauer um, während die Leute von der Spurensicherung den Tortenrest einpackten. „Kann es nicht einfach ein simpler Herzinfarkt gewesen sein?“ fragte er die weinende Haushälterin des Toten, Herrn  Gerry Glenschek.
„Neiiin!“ protestierte sie und ein weiterer Schwall von Tränenflüssigkeit ergoss sich aus ihren Augen. „Das war einer seiner feinen Blutsverwandten, die schon wie die Geier auf die Erbschaft lauern, das können Sie mir glauben! Einer hat ihm die Torte per Post zum Geburtstag geschickt! Obwohl als Absender eine Konditorei angegeben war, die eine Gratiskostprobe anpries. So eine Gemeinheit!!!“
„Und wen haben Sie da genau im Verdacht?“ hakte Rau nach.
„Alle Fünfe! Und darum hab ich die auch sofort angerufen und hierherbestellt.“
„Das war aber voreilig von Ihnen. Sie haben doch nicht etwa gesagt, dass Sie glauben, der alte Herr sei vergiftet worden?“ befürchtete Rau, denn er hoffte, dass sich einer der Verdächtigen bei seiner Befragung verplappern würde.
„Doch, natürlich, die brauchen doch nicht glauben, ich sei verblödet!“
Da tauchte auch schon der erste Mordverdächtige auf, ein soignierter Herr im besten Alter und stellte sich vor: „Mein Name ist Harry Glenschek, der Neffe des armen Toten. Glauben Sie bloß nicht alles, was Ihnen diese übereifrige Frau Fasnacht erzählt hat.“
Die Haushälterin hatte sich schluchzend zurückgezogen und Rau erkundigte sich: „Dass er vergiftet worden ist?“
„Nein, das mag schon sein, aber dass sie mich und sicher auch die andern Verwandten angeschwärzt hat. Hat Ihnen sicher alle unsre Sünden runter gebetet.“
„Dazu hatte sie noch keine Zeit.“ gab Rau zu und zückte wie immer sein Notizbuch.
„Na Gottseidank, ist eh alles nur Neid, denn die wollte immer selber alles abstauben und drängte ihn dazu, uns zu enterben.“ verkündete Harry. „Aber wenn sie recht haben sollte, dann kann es nur Bob, unser Apotheker gewesen sein, denn der hat immer uneingeschränkten Zugriff auf alle möglichen Gifte. Von Blausäure über Arsen und wie das noch alles heißt.“
„Und wann haben Sie den toten Onkel zuletzt besucht?“
„Äh, gestern, ich brachte ihm mein Geschenk, einen neuen Gehstock mit echtem Silberknauf, außerdem ist im Stock selbst noch eine Klinge verborgen, mit der er etwa Einbrecher erstechen kann- äh hätte können.“ frohlockte Harry und setzte sich in das Herrenzimmer neben dem Speiseraum, wo gerade der Tote begutachtet wurde.
Schon klingelte der nächste der freudigen Erben und trat ein, nachdem ihm Rau die Tür geöffnet hatte. „Kommen Sie bitte mit, Herr???“
„Glenschek! Ich bin Sigi, der Großneffe des Alten. Und wenn ihn einer vergiftet hat, dann kann das nur unser Hobby-Gärtner Alfons sein!“ Während er Rau in ein Zimmer im oberen Stock folgte, plapperte er weiter: „Ich vermute, es ist ihm aufgrund der vielen giftigen Pflanzen in seinem Garten eingefallen. 3 kleine Blüten vom Goldregen genügen ja schon, um einen Erwachsenen zu töten.“
„Und was sind Sie von Beruf?“
„Ich bin äh- Privatier. Denn ich habe von meiner seligen Mama ein großes Erbe übernommen.“ stellte er fest und blickte aus dem Fenster. „Oh, da kommt ja Bob!“
Schnell eilte Rau zur Tür, um den Apotheker in Empfang zu nehmen. „Mein Beileid, Herr Glenschek, in welcher Beziehung standen Sie zu dem Verblichenen?“
„Ich war sein jüngster Bruder, leider verstanden wir uns nicht so gut, aber es gab nie so große Probleme, dass ich ihn ermorden wollte.“
„Wen haben Sie im Verdacht?“ fragte Rau und führte Bob in die Küche.
„Vor allem Harry, der hat seine Finger bei jeder Schurkerei im Spiel.“
„Was ist denn Harry von Beruf?“
Bob überlegte kurz: „Oh, der wechselt dauernd die Profession. Zuletzt war er bei einer Finanzdienstleistung tätig. Wahrscheinlich hat er sich verspekuliert und brauchte dringend Geld. Da ist es nur mehr ein Schritt, den eigenen Onkel umzulegen.“
„Ich kenne jetzt schon Harry, Sigi, Sie und habe schon von Alfons gehört. Wer ist der fünfte Verwandte, der vom Tod des alten Herrn profitiert?“
„Kurt, der Zocker-Neffe. Verbringt seine Abende im Kasino und gewinnt öfters. Der hätte es eigentlich nicht nötig, sich die Finger schmutzig zu machen.“ meinte Bob.
Kurz nach diesem Gespräch erschien Alfons mit einem Strauß weißer Lilien. „Stimmt es wirklich, dass mein älterer Bruder tot ist?“
„Leider ja, einer der lieben Verwandten sagte mir schon, dass Sie in Ihrem Garten jede Menge giftiger Blumen züchten.“ eröffnete ihm Rau und geleitete ihn in den Salon.
„Jawohl, aber die verkaufe ich und missbrauche sie nicht, um andere ins Grab zu befördern. Außerdem war mein Verhältnis zu Gerry einwandfrei. Geld brauche ich auch keines. Lassen Sie mich raten, ….es war sicher Harry, der mich verdächtigt hat!“
„Nein, es war Sigi, wenn Sie es genau wissen wollen.“
„Wer hätte das gedacht. Bis vor kurzem hat der noch bei mir Quartier genommen, weil er angeblich seine Wohnung neu renovieren lässt und nun dankt er es mir auf diese infame Weise!“ erregte sich Alfons und schüttelte die Lilien so sehr, dass sie gelben Blütenstaub auf dem Teppich im Salon verstreuten. „Nach all meinen Bemühungen, ihm die Gärtner-Kunst näherzubringen.“
Die Unterredung wurde von der Ankunft Kurts unterbrochen, den Rau im Vorzimmer in die Pflicht nahm. „Wann haben Sie Ihren Onkel das letzte Mal besucht?“
„Vorgestern, denn ich hatte gestern ein Poker-Turnier, das ich übrigens gewonnen habe. Also ich bin nicht scharf auf ein schnelles Erbe. Fragen Sie doch Harry, der ist unser schwarzes Schaf.“ schlug Kurt vor. „Oder Bob, der in seinem Apotheker-Schrank alle möglichen Gifte hortet. Und es ist immer derjenige, der am leichtesten Zugriff zur Mordwaffe hat, nicht wahr?“
„Nicht immer, manchmal ist es einer, auf den vorerst kaum Verdacht fällt und der vordergründig nicht die Möglichkeit hat, sich Gift zu beschaffen.“ erklärte Rau und blätterte seine Notizen durch.
„Oh, Sie sind ja wie Inspektor Columbo, von dem glauben die Schurken, dass er dumm ist und wenn sie merken, dass er gewitzt ist, sind sie schon überführt.“ scherzte Kurt.
„Ja, ich glaube, ich habe den Täter schon. Ich muss nur noch warten, bis der toxikologische Befund meinen Verdacht bestätigt.“
WEN VERDÄCHTIGT ER?

Mittwoch, 23. Januar 2013

Dreifach geschieden und tot

In einer Eigentumswohnung im 13. Bezirk findet man, nach einem Anruf der Nachbarin wegen starken Leichengeruchs, die sterblichen Überreste einer 35jährigen Frau. Als Kommissar Rau eintrifft, kann ihm der Gerichtsmediziner Matz schon erste Erkenntnisse berichten. „Das ist die Untermieterin Frau Alwine Mek, die mindestens schon 7 Tage tot neben der Heizung lag, die auf voller Stufe aufgedreht war. Der Wohnungseigentümer ist ihr Lebensgefährte, der seit 2 Wochen auf Montage ist, wie die Nachbarin wusste. Mek ist dreimal geschieden. Das wusste sie auch.“ Die Leiche war schon sehr unansehnlich und Rau drehte sich weg.
„Ein Jammer, wie kam sie zu Tode?“ fragte er, während er bereits mit Handschuhen ihre Unterlagen sichtete und ein kleines rotes Telefonbuch fand.
„Erwürgt mit einem Seidenstrumpf.“ erklärte Matz. „Übrigens hat die gesprächige Nachbarin auch die Namen der Ex-Ehemänner gewusst. Sie heißen Lot, Mock und Henke.“
„Das nenn ich gute Vorarbeit.“ lobte Rau und schlug das Telefonbuch bei den Namen auf, die alle drin vermerkt waren. Allerdings mit dem Zusatz Vollkoffer bei Lot, Hirni bei Henke und Perverser bei Mock.“ Fangen wir doch gleich beim Perversen an.“ sagte Rau zu sich selber.
Mock wohnte in einem Haus in einer feinen Gegend im 19. Bezirk und öffnete Rau lächelnd in der Unterhose, obwohl es kurz nach 15Uhr30 war. „Ach, Verzeihung, aber ich hab jemand andern erwartet.“ stammelte er überrascht und entschwand kurz ins Badezimmer.
„Ich komme mit einer traurigen Nachricht.“ rief ihm Rau nach.
Nach einer Minute tauchte Mock in einem roten Plüsch-Bademantel wieder auch. „So? Sind Sie von der Finanzaufsicht? Ich mache keine Insider-Geschäfte mehr!“ beteuerte er.
„Ihre Ex-Frau wurde tot aufgefunden.“ teilte ihm Rau mit und beobachtete seine Reaktion.
„Das nennen Sie eine traurige Nachricht?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Verzeihung. So ein Pech aber auch. Aber mir ging es seit unserer Scheidung auch nicht viel besser. Bitte, nehmen Sie doch Platz, mein Lieber. Ich datete schon unzählige Damen in der Hoffnung, endlich Ersatz für meine Alte zu finden, aber leider……alles Nieten.“ erschöpft setzte er sich Rau gegenüber. „Die erste sprach nur gebrochen deutsch und fragte: was ist Block-Buchstaben? als ich sie bat, mir ihren Namen aufzuschreiben. Die zweite sagte gleich zur Begrüßung: ich bin schon 59, aber das ist nur bei der Arbeit ein Problem, nicht bei den Männern. Die dritte kam gleich mit der zukünftigen Schwiegermutter daher, die vierte brachte ihre 2 Kinder zum Rendezvous mit und die fünfte erschien in Nonnentracht.“
Rau verdrehte die Augen und beschloss, gleich in die Offensive zu gehen. „War Ihnen das nicht recht? Ich meine, Ihre verstorbene Frau schrieb in ihr Telefonbuch neben Ihrem Namen den Vermerk Perverser dazu!“
„Unverschämtheit!“ rief Mock aus und sprang verärgert auf. „Die soll froh sein, dass sie schon tot ist, sonst wär sie es jetzt! Wissen Sie, was das für eine Plage war, mit der verheiratet zu sein? Die hatte einen Geldbedarf wie unser Ex-Finanzminister. Wollte in die Gesellschaft von Reich&Schön von mir eingeführt werden. Zum Glück hat sie mir so ein Schwachmat, der ihr mehr zu bieten hatte als ich, abgenommen.“
„Lassen Sie mich raten: Herr Lot?“
„Genau, haben Sie den schon verhört? Der hatte mehr Grund sie abzuschaffen als ich, den hat sie mindestens das Doppelte gekostet. „
„Wann haben Sie Ihre Ex zuletzt gesehen?“
„Gottseidank, bei der Scheidung vor 2 Jahren.“ antwortete er spontan.„Darf ich Sie bitten, jetzt zu gehen, ich erwarte die sechste Ehe-Kandidatin, eine Mathematik-Lehrerin.“
„Gut, noch ein Tipp von mir: empfangen Sie sie besser angezogen.“
Im heruntergekommenen Bungalow von Lot, der im 14. Bezirk stand, öffnete dessen neue Gattin. „Ja, was wollen Sie?“ fragte sie und maß Rau abschätzend von oben nach unten.
„Ich möchte Herrn Lot sprechen, in einer privaten Angelegenheit.“ sagte dieser bestimmt.
Sie ließ ihn ein und schrie: „SCHATZIII! DA WILL EINER WAS VON DIR!!!“
Schon tauchte Lot auf, er trug einen bequemen Hausanzug und grüßte artig:„Gun Tag!“
„Tag, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass man Ihre Ex-Frau tot auffand.“
„Echt?“ Sein Gesicht strahlte kurz auf, lief dann aber rot an und er schrie: „ENDLICH IST SIE TOT, DER BLÖDE BASTARD!!!“
„Schreien Sie doch nicht so!“ forderte ihn Rau auf.
„ICH MUSS, SONST PLATZE ICH!“
„Aber Schatzi, bitte, beruhige dich!“ besänftigte ihn seine Frau und wandte sich dann Rau zu: „Diese verdammte Person hat ihn um sein gesamtes Vermögen gebracht. Zum Glück traf er mich. Ich hab ihn wieder aufgerichtet. Seit 2 Wochen sind wir verheiratet!“
„Verstehe, wann hat er sie zuletzt gesehen?“
„VOR EINEM JAHR VOR GERICHT!“
„Kennen Sie sie auch, Frau Lot?“ erkundigte sich Rau und notierte sich in seinem Buch: Lot scheint unter Impulskontrollverlust zu leiden.
„Leider! Ich habe sie einige Male besuchen müssen, um noch ein paar Sachen von Schatzi abzuholen. Jedesmal hat sie ein Riesen-Tam-Tam veranstaltet, als gehe es um die Kronjuwelen. Dabei waren es nur seine Kleidung und seine Dokumente, die ich holte.“
„Wann waren Sie das letzte Mal bei ihr?“
„Vor zwei- nein drei Wochen, denn da holte ich seine Dokumente für unsre Hochzeit.“
Der dritte Ex-Mann namens Henke logierte in einer 3-Stern-Pension in der Innenstadt und empfing Rau im Salon. „Was sagen Sie da? Meine Ex-Frau ist ermordet worden? Schrecklich! Naja, das musste ja so kommen, nach unserer Scheidung vor 4 Jahren heiratete sie so einen komischen Kauz, danach einen Choleriker und nun ist sie mit einem Monteur zusammen. Den sollten Sie sich vornehmen, der hat allen Grund, sie umzubringen, glauben Sie mir.“
„Wie kommen Sie darauf? Standen Sie noch in engem Kontakt mit ihr?“
„Nein, äh, das heißt, naja, so ab und zu hat sie mir ihr Leid geklagt. Sie sagte immer: du warst der Beste, den ich je hatte, ich bereue, dass ich dich verlassen habe. Es ist nie was Besseres nachgekommen!“
„Hmm, wann haben Sie sie zuletzt gesehen?“
„Das ist schon ewig her….ich schätze,“ murmelte er, stand auf und ging umher, „vor mindestens 2 Wochen. Da hat sie mir erzählt, dass die neue Frau von ihrem Ex lästig wurde. Wollte Geld für die bevorstehende Hochzeit von ihr, jawohl. Die sollten Sie sich auch vornehmen. Ich war sicher nicht der Letzte, der sie sah, denn ihr aktueller Lover, der ihr auch die Wohnung finanziert hat, war noch nicht auf Montage. Den sollten Sie sich auch-“
„-vornehmen! Ja, sicher!“ führte Rau seine Tirade zu Ende. „Auf Wiedersehen, Herr Hirni-äh Herr Henke!“
Rau bestellte alle drei Ex-Männer zu sich auf’s Kommissariat für ein Protokoll. Doch schon im Vorzimmer begannen alle drei durcheinander auf ihn einzureden.
„WAS WOLLEN SIE DENN NOCH VON MIR? DER BASTARD HAT MIR DOCH SCHON ALLES GENOMMEN!“
„Wirklich, Herr Kommissar, ich bin jetzt glücklich mit der Mathe-Lehrerin und denke gar nicht mehr an meine Ex, die mich so bitter enttäuscht hat.“
„Was ist mit dem Monteur? Ja, den sollten Sie sich vornehmen.“
„DIE LEBTE WIE DIE MADE IM SPECK UND ICH MUSS VON DER GNADE MEINER NEUEN ALTEN LEBEN!“
„Herr Kommissar, ich bin nicht pervers. Bei dem Gedanken an meine verfaulte Frau packt mich das kalte Grauen.“
„Haben Sie mit diesem Monteur schon gesprochen? Vielleicht ist der gar nicht auf Montage gefahren?“
„WIE LANGE MUSS ICH HIER NOCH DUNSTEN? BIN ICH NICHT SCHON GESTRAFT GENUG?“
„Meine Herren!“ beruhigte Rau die Kontrahenten. „Zwei von Ihnen können gehen!“
WER MUSS BLEIBEN? 

Dienstag, 22. Januar 2013

So schön - so tot

In einer Bildungseinrichtung des AMS ist es auf der Damen-Toilette zu einem bestialischen Mord gekommen: eine junge blonde Frau liegt blutüberströmt über die WC-Schüssel gebeugt. Als Kommissar Rau eintrifft, hat man die Tote schon umgedreht. Der Gerichtsmediziner Matz hat auch schon die Todesursache festgestellt: „Ein Stich mit einer Nagelfeile mitten ins Herz. Noch nicht lange her, sie ist noch warm. Mit unglaublicher Wucht durchgeführt. Das muss ein Mensch gewesen sein, der dem Wahnsinn sehr nahe ist.“
„Das wäre ich auch, wenn ich meinen Beruf nicht hätte. Wir haben es hier wohl mit einem total desillusionierten Arbeitslosen zu tun, der so verzweifelt ist, dass er bereits die einfachsten Regeln menschlichen Zusammenseins nicht mehr beachtet.“
„Vor allem, wenn er wie hier üblich mit völlig sinnlosen Spielen gequält wird. Die müssen zum 100. Mal den Lebenslauf überarbeiten und sich Binsenweisheiten anhören, nur damit der Kursanbieter etwas Geld vom Steuerzahler für jeden teilnehmenden Arbeitssuchenden erhält.“ wusste Matz und winkte den Sargträgern, die Tote abzuholen.
Rau fragte die Kursleiterin, Frau Jesch, die ziemlich blass um die Nase mit schwarzgefärbtem Haar, fast wie ein ältliches Schneewittchen, dastand. „Wer hat denn die arme Frau gefunden?“
„Unsre Putzfrau, ich hab sie schon heimgeschickt. Die Tote war unsre Personalberaterin Frau Pamela Zynid. Sie war verantwortlich für die 4 Damen im Team 6 und hat mit jeder schon ein langes Gespräch geführt. Sehr schwierige Damen.“ erklärte die zitternde Jesch.
„Zeigen Sie mir einen Raum, wo ich mit einer nach der anderen reden kann, aber sagen Sie ihnen nicht, worum es geht.“ ordnete Rau an.
In einem kleinen Büro saß Rau der ersten Verdächtigen gegenüber.
„Mein Name ist Pok und ich frage mich, was ich jetzt schon wieder erzählen soll.“ begann sie genervt. „Dauernd will wer was von mir.“
„Nur ganz kurz: was halten Sie von Frau Zynid?“ fragte Rau und notierte den Gesprächsschwall, der nun kommen sollte.
„Ich habe mich bereits beschwert! Diese total zugeschminkte eingebildete Figur ist doch total ungeeignet für den Job hier. Die behandelt uns, als seien wir hier in Geiselhaft. So eine Frechheit! Man sagte mir, die sei durch ein Studium befähigt und behandle andere mit Wertschätzung. Dass ich nicht kichere! Die einzige Befähigung, die das dumme Trutscherl hat, ist die einer Maskenbildnerin, wie man an ihrer Maquillage unschwer erkennen kann. Und mit Wertschätzung behandelt die nur ihr Spiegelbild. Soll sie doch den Beruf wechseln, dann kann sie zwar mit ihren Klienten nicht mehr so diktatorisch umspringen wie mit uns, verdient aber mehr, und das Geld ist doch das Wichtigste für so eine oberflächliche blöde Person, nicht wahr?? Und haben Sie schon bemerkt, wie dreckig es hier überall ist? FURCHTBARR!! Ich leide hier entsetzlich, denn ich bin sehr empfindlich und außerdem-“
„Frau Pok, entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, aber ich bin von der Polizei und nicht vom AMS. Frau Zynid ist gerade ermordet worden.“
„Nicht schade um sie, das muss ich schon sagen. Wer immer es war, wenn ich Geschworene bin, kriegt er von mir einen glatten Freispruch!“
„Jaja, aber momentan sind SIE verdächtig!“
„Frechheit, ich werde mich über Sie auch beschweren. Geben Sie mir Ihre Dienstnummer!“
„Waren Sie heute auf der Toilette?“
„WAAAS? Nein, natürlich nicht, ich gehe so ungern auf fremde Toiletten, überhaupt hier, wo alles vor Dreck nur so strotzt! Ist es Ihnen denn gar nicht aufgefallen? Wie sieht es denn bei Ihnen zu Hause aus???“
Da Rau erkannte, dass mit dieser Frau nicht gut Kirschen essen ist, entließ er sie und bat sie noch, ihm die nächste Kursteilnehmerin zu schicken.
Frau Till wirkte wie eine liebe Handarbeitslehrerin und lächelte ihn an. „Was soll ich über andere schlecht reden. Diese junge Dame ist mir sofort unsympathisch gewesen. Sie roch so stark nach penetrantem Parfum, dass es mir in ihrer Nähe den Atem verschlug. Auch fachlich scheint sie mir sehr fraglich. Sie verstand gar nicht, was ich ihr alles mitteilte, dabei hat sie mich oft gar nicht angesehen, sondern spielte währenddessen mit ihrem Handy herum. Hat wahrscheinlich nachgesehen, ob sie Nachricht von ihren Galanen bekommt.“
„Das kann sie nun nicht mehr, denn sie ist tot.“
„Oh, ich kann nicht sagen, dass es mir leid tut. Wer sich so tussig benimmt, fordert oft sein Schicksal selber heraus.“
„Waren Sie heute auf der Toilette?“
„Ich wüsste nicht, was Sie das was angeht.“ stellte sie schnippisch fest.
„Weil Frau Zynid dort erstochen wurde.“ entfuhr es Rau, schon sehr zornig.
„Das kommt davon, wenn man sich nicht benehmen kann, dann wird man abgestochen wie ein Schwein. Fragen Sie doch die Männer in unserm Kurs, 20 an der Zahl und alle haben Stielaugen bekommen, wenn die vorbeigewackelt ist.“
„Ich heiße Wank!“ stellte sich die nächste in der Verdächtigen-Runde vor und auch sie beantwortete die Frage von Rau nach der Ermordeten negativ. „Diese Dame hat auf meine Beschwerde gesagt, dass es hier Platz genug gäbe. 57 Quadratmeter, aber das stimmt nicht. Es sind vielleicht 57 Kubikmeter, auf denen wir alle 25 eingepfercht sind. Und nichtmal ein Fenster kann man öffnen. Die Luft ist so stickig, ich leide nämlich an Asthma. Aber das interessiert  dieses Fräulein ja gar nicht.“
„Frau Zynid ist tot!“
„Erstickt?“
„Nein, erstochen!“
„Hmm, traurig. Tut mir leid, aber die Haare waren das Schönste an ihr. Blondgefärbte Locken, wie das Nürnberger Christkindl sah sie aus. Welche Ironie der Geschichte, dass sie auch genauso sterben musste, wie einst Kaiserin Sisi mit ihren schönen Haaren, die von Luchesi mit der Feile erstochen worden ist.“
„Er hieß, so weit ich weiß, Lucheni.“ korrigierte Rau ausatmend.
„Auch gut! Also nein, ich war nicht auf der Toilette, weil ich so wenig trinke.“
Die nächste Verdächtige hieß Zink und warf ihm einen feindseligen Blick zu. „Worum geht’s denn nun? Welches hirnrissige Spielchen veranstaltet man denn jetzt mit uns? Ich frage mich, wer sich sowas immer ausdenkt. Es soll jemand abgemurkst worden sein?“
„Woher wissen Sie das?“
„Ein Kurskollege hat mit der Putzfrau gesprochen, die ganz hysterisch war. Die hat ihm erzählt, sie hätte eine Tote gefunden?“
„Ja, Frau Zynid!“
„Kein Wunder, dass der jemand den Hals umgedreht hat. Mir wollte die weismachen, sie hätte einen Job im Kunstbereich. Pah, die hat so wenig so einen guten Job zu vergeben, wie ich Geld in der Schweiz! Die war so aufgeputzt wie wenn sie zum Opernball wollte. Der hat nurmehr das richtige Ballkleid gefehlt. Mit einem Abend-Makeup vor Arbeitslosen zu sprechen ist direkt provokant. Wollte die sich gar über uns erheben?“
„Waren Sie auf der Toilette?“ erkundigte sich Rau.
„Ja, ich musste mich übergeben, da die Räume derart schmutzig und stickig waren. Ich habe schon die ganze Woche Spannungs-Kopfschmerz, aber das kümmert ja keinen hier. Das nächste Mal speib‘ ich denen aber direkt vor die Füße, das können Sie mir glauben!!“
„Ist Ihnen auf der Toilette was aufgefallen?“
„Nein, das heißt, es war dort verhältnismäßig sauber, bevor ich gekotzt habe.“
Frau Jesch erschien nach Frau Zink und wollte wissen, ob er schon einen Verdacht habe.
„Oh ja," fiel Rau auf, als er seine Notizen überflog, "sie hat sich verraten.“
WER WAR ES???

Neo-Neandertaler

Harvard-Professor George Church will mithilfe eines DNA-Experiments einen Neandertaler erschaffen! - Wäre ich boshaft würde ich behaupten: unnötig, denn ich kenne einige schon lang existierende Exemplare dieser Spezies. Sie sind sehr umtriebig in manchen Ämtern und sogar in der Politik tätig und machen uns allen das Leben schwer. Aber ich bin ja nicht boshaft.
Drum sage ich: das hat uns gerade noch gefehlt! Ich sehe schon die ungeahnten Möglichkeiten dieser neuen Gattung auf uns zukommen:

1.   Einsatz als grunzende Haushaltshilfe. Endlich brauchen wir nicht mehr selber putzen, denn jeder von uns wird sich bald einen solchen Neandertali im Haus halten, welcher gegen die tägliche Fütterung mit billigem Gammelfleisch die Wohnung blitzsauer hält.
2.   Einsatz als Blindenführer. Ein Glück für alle Schäfer und Golden Retriever, die bisher lang und teuer drauf trainiert wurden, etwa einen Postkasten zu finden und ihre blinden Frauchen und Herrchen sicher über die Straße zu geleiten. Das macht fürderhin ein Neandertaler.
3.   Einsatz als Kinderbetreuer. Wozu den Nachwuchs in den Kindergarten schicken, wenn auch ein braver Neandertaler mit ihm spielen kann? Die lieben Kleinen werden sich einen Ast freuen, wenn sie endlich jemanden haben, den sie exklusiv sekkieren können. Und der Steinzeitmensch wird das Kind mit einer Keule gegen alle gefährliche Übel wie Kinderschänder oder entführendem Ex-Papi beschützen.
4.   Einsatz in der Altenpflege. Die Omis und Opis im Heim brauchen nicht mehr auf Zivildiener warten, die sich ohnehin oft nicht gern um die alten Herrschaften kümmern, sondern werden von lustigen Höhlenmenschen bespasst. Es steht unter anderen auf dem kurzweiligen Unterhaltungsplan: Wie ich mit meiner Brille ein Lagerfeuer mache, wie ich mir selber Beeren und Pilze im Wienerwald suche, wie ich meine Krankenschwester, die mir die falschen Medikamente gibt, übers Knie lege, und so weiter….
5.   Einsatz als Behindertenbegleiter. Bald sind Rollstühle überflüssig, denn die braven Neandertaler tragen die Körperbehinderten auf ihrem Rücken spazieren und erfüllen ihnen auf Handzeichen oder wahlweise Augenzwinkern alle Wünsche.
6.   Einsatz in der Raumfahrt. Warum menschliches Potential verschwenden, wenn es an die Eroberung des Marses oder eines andern Planeten geht? Der Neandertaler-Raumfahrer kann dann die Pionierarbeit leisten und ist auch viel leichter ersetzbar. (Übrigens gibt es etwas Ähnliches in meinem SF-Roman Zivilflug zum Zeitriss :
Dort helfen knuddelige weißfellige Mutanten den Menschen der fernen Zukunft.)
7.   Ersatz von Haustieren. Warum nur Fressen gegen Streicheln geben? Besser ist es doch, jemanden zu füttern, der einem eine helfende Hand reichen kann und dessen urwüchsige Körperbehaarung bei Wohlverhalten zu streicheln. Wer weiß, vielleicht kann man denen auch das Sprechen beibringen wie einem Papagei, soll heißen, er sagt nur das, was der Halter auch hören will.

Das wird eine schöne neue Welt, wenn es dem Profi endlich gelingt, uns aus der Bredouille unzähliger weiterer Probleme zu helfen, vermittels der Kreation eines liebenswerten Arbeitssklaven aus unserer Vergangenheit.

Montag, 21. Januar 2013

Tödliche Trümpfe

Der Polizist am Tatort war so hochgewachsen, dass Kommissar Rau sofort an die NBA dachte, obwohl er nur Spiele der NFL via Satellit verfolgte. Der Wienerwald bot den Anblick eines Wintermärchens, nur die Anwesenheit des Toten störte die Idylle. „Wer hat ihn gefunden?“
„Der Hund eines Anrainers beim Gassi-Gehen um 6Uhr33.“ antwortete der Hüne in Uniform. „Ich hab die Spurensicherung bereits verständigt, aber hier werden sie kaum verwertbare Spuren finden. Sehen Sie womit er erschossen wurde.“ Aus der notdürftig vom Schnee befreiten Leiche ragte ein kahler Zweig. „Direkt von hinten durch den Schal in den Hals eingedrungen.“
Rau nickte. „Der Täter hat womöglich alles, was er brauchte, im Wald gefunden, außer dem Messer, mit dem er den Zweig anspitzte und die Schnur, mit dem er einen Ast zum Bogen spannte. Wissen wir, wie das Mordopfer hieß?“
„Ja, Karl Kork! Er trug seine Brieftasche noch bei sich mit 8.900 € darin. Der Hundebesitzer vermutet, dass er an der wöchentlichen Poker-Runde seines Nachbarn teilgenommen hat. Ein gewisser Pek, Am Fuchsbüchel 7, keine 10 Minuten von hier.“
„Na, dann seh‘ ich mir diesen Pek mal an.“ verkündete Rau und stapfte durch 20 cm frischgefallenes Winterweiß zur friedlichen Wohn-Siedlung. Vor Peks Gartenzaun standen ein Porsche, ein BMW und ein Mercedes. Im Garten befanden sich einige Stellen mit gelbem Schnee, jedoch ertönte auf Rau’s Klingeln an der Haustür der stattlichen Villa kein Hundegebell. Ein Herr im schwarzen Satin-Morgenmantel öffnete mit fragendem Blick.
„Guten Morgen, Herr Pek, kennen Sie einen Herrn Kork?“ fragte Rau mit ruhiger Stimme.
„Sicher, der hat uns gestern eine Menge Geld abgeknöpft. Was ist mit ihm?“
„Er ist tot.“ erklärte Rau und zeigte automatisch seine Dienstmarke her.
„Oh-äh, kommen Sie rein, Herr Kommissar…äh?....“
„Rau! Aber das ist nur mein Name, nicht meine Ermittlungsstil.“
„Na, da bin ich ja beruhigt.“ meinte Pek, in dessen Vorzimmer ein verglaster Gewehrschrank stand.
„Beachtlichen Fuhrpark haben Sie.“
„Nicht doch, mein Skoda steht in der Garage, die Luxuswagen gehören meinen Poker-Kumpels.“
„Ach, die sind noch hier?“ wunderte sich Rau, der wusste, dass sich ein Mörder eigentlich so weit wie möglich vom Tatort verdünnisierte.
„Haben keine Eile, meiner Gastfreundschaft zu entfliehen. Ich stell' sie Ihnen vor.“ Triumphierend führte ihn Pek in seinen Salon, wo drei versiffte Gestalten mittleren Alters um einen runden Tisch mit Spielkarten herum lungerten.
„Jungs, das ist Kommissar Rau mit einer Hiobsbotschaft. Unser neuer Kumpel Kork ist äh…?“ Ein fragender Blick zu Rau folgte.
„Erschossen worden.“ führte dieser den Satz zu Ende.
„Hähähä!“ lachte einer der drei laut auf.
„Was ist denn so komisch, Herrr….???“
„Mop! Ironie des Schicksals. Dort, wo er nun ist, nützt ihm unser Geld nix mehr!“
„Hat einer von Ihnen kurz nach Kork das Haus verlassen?“
„Wir mussten leider alle mal raus.“ klärte ihn Pek auf. „Da gestern die Wasserleitung einfror und die WC-Spülung versagte.“
„Hm. Sie haben sich im Garten erleichtert.“ wusste Rau.
„Exakt! Danach haben wir noch in meiner Küche einen kleinen Snack eingenommen und erst so um ein Uhr weiter gepokert.“
„Ich möchte mit jedem von Ihnen unter vier Augen reden. Kommen Sie, Herr Mop!“
„Ich führe Sie in mein Büro im ersten Stock.“ kündigte Pek an und ging voraus. Mop setzte sich gleich an den Schreibtisch, legte die Beine hoch und wisperte sofort nach Peks Abgang: „Ich war’s nicht!“
Rau umkreiste ihn, wobei er schon sein Notizbuch aus dem Mantel holte. „Was sind Sie von Beruf?“
„Schriftsteller!“
„Das ist kein Beruf, sondern eine Behauptung. Oder leben Sie davon?“
„Nein, vom Geld meiner Frau. Sie hat drei Boutiquen in der City.“ gab Mop missmutig zu.
„Was schreiben Sie? Krimis?“
„Wieder falsch! Science Fiction. Aber ich benutze ein Pseudonym: S.Pomej. Mein letzter Roman heißt Zivilflug zum Zeitriss. Hab schon 39 Stück verkauft.“
„Gratuliere! Und ihre Frau hat nix gegen Ihre Spielleidenschaft?“
„Das ist der Preis für die Liebe eines Künstlers! Hat mir auch einen Porsche geschenkt.“ grinste er.
„Kannten Sie das Opfer schon lange?“ fuhr Rau unbeeindruckt fort.
„Seit gestern. War ein gelinde gesagt undiplomatischer Mensch! Der ging schon sehr früh, so gegen 23 Uhr!“
„Deshalb hielten Sie ihn für undiplomatisch??“
„Nein, aber weil er auf meine Frage, warum er so früh geht, antwortete: ich kann eure Visagen nicht länger ertragen!“
„In der Tat sehr undiplomatisch.“
„Yeah, aber kein Grund, ihn umzubringen.“
Der nächste Verdächtige stellte sich vor: „Mein Name ist Lipp, ich bin Tierhändler. Meine Spezialität sind Exoten.“
„Ach, führen Sie auch Pfeilgiftfrösche, deren Rückensekret Curare enthält?“
„Klar! Wollen Sie welche? Lieferbar in-“
„Nein, kein Bedarf. Was hielten Sie von Herrn Kork?“
„Najaa, ein Meckerer. Unser Gastgeber ist ja passionierter Jäger…“
„Soo? Aber um den geht’s ja nun nicht!“
„Sie sagten, Kork wär erschossen worden und unser lieber Pek hat einen Schrank voll Gewehre unten stehen! Nicht, dass ich ihn verpetzen will, aber Kork mokierte sich über zwei Pumpguns darin, die ja verboten sind.“
„Danke für den Tipp. Welche Waffen bevorzugen Sie?“
„Ich? Eigentlich wollte ich mir eine Pistole zulegen, bin aber leider durch den Psycho-Test gefallen. Weil dieser Psycho-Onkel null Humor hatte. Der fragte gleich zu Beginn: wofür brauchen’s denn eine Pistole? und ich scherzte: ich will den Präsidenten umlegen! Das hat der Trottel wörtlich genommen!“
Der Dritte aus der illustren Runde machte schon einen sehr verschlafenen Eindruck und nuschelte: „Ich bin Fink, Architekt, obwohl mich mein Papa lieber als Arzt gesehen hätte.“
„Weil man da mehr verdient?“ forschte Rau und setzte sich auf die Tischkante.
„Nee, er meinte: macht ein Architekt einen Fehler, steht der in der Landschaft für alle sichtbar herum. Macht ein Arzt einen Fehler, wird der begraben.“
„Ein gutes Argument. Was war Herr Kork?“
„Blöd! Blöd geboren, nur dazugelernt, wie man andre nervt und noch stolz auf sein miesen Charakter. Der hat Unverschämtheit mit Ehrlichkeit verwechselt. Aber der Blöde hat’s Glück! Hat dauernd gewonnen. Entweder mit Bluff oder mit einem tollen Blatt!“
„Ich wollte seinen Beruf wissen.“ stellte Rau klar, notierte aber Finks Worte.
„Ach sooo… Steuerberater. Ja genau, die haben doch viele Feinde. Vielleicht sogar hier in der Siedlung. Die Nachbarn sehen doch, wer von hier weggeht. Da hat ihn einer umgelegt und das Geld kassiert!“
„Die Nachbarn konnten aber nicht sehen, dass er soviel Geld gewonnen hat.“
„Nein, aber Hass ist doch Motiv genug. Ich kannte ihn nur drei Stunden und hasste ihn schon. Erst hat er mir verboten zu rauchen, dann äußerte er sich negativ über mein After Shave. Er sagte, das würde er echt nur für den After nehmen.“ Auf Raus kritischen Blick fügte er hinzu: „Aber ich bin ja ein friedlicher Mann! Sicher hat ihm ein unzufriedener Kunde aufgelauert.“
Rau tippte sich auf die Nase. „Nein-nein. Meine Intuition sagt mir: der Mörder ist hier im Haus.“
Pek machte auch schon einen müden Eindruck und gähnte: „Uaaah! Also ich lernte ihn im Zuge einiger Zahnarztbesuche kennen. Wir hatten zweimal denselben Termin und so kamen wir auf unsre gemeinsame Poker-Leidenschaft. Ich lud ihn dummerweise ein, denn ich konnte doch nicht wissen, was er für ein unangenehmer Mensch ist. Jemand, der so gar nicht zu uns passt. Tut mir aber sehr leid, dass sein Besuch so fatal endete. Vielleicht war’s ja ein Unfall durch einen Wilderer.“
„Nein sicher nicht.“ beharrte Rau, der viel Erfahrung besaß.
„Aber welches Motiv sollten wir haben? Geld hat jeder von uns genug.“
„Es sind schon viele Leute wegen einer Lappalie ermordet worden.“
„Glauben Sie gar, einer von uns fühlte sich wegen Korks Glück in seiner Spielerehre gekränkt?“ Pek schüttelte den Kopf. „Die paar Tausender…“
„Wo stand eigentlich der Wagen von Kork?“
„In der Werkstätte. Er ist mit der Eisenbahn gekommen und wollte gestern schnell zum Bahnhof, um den Mitternachtszug noch zu erreichen.“
„Wussten das die andern auch?“
„Natürlich. Er hat doch noch von den Vorzügen der neuen Westbahn geschwärmt. Das einzige Lob aus seinem Mund. Sonst nur Kritik. Zu Mop sagte er beispielsweise, er sei ein Schundliterat.“
„Finden Sie das auch?“
„Ach, wissen Sie, es gibt Nicht-Raucher, Nicht-Tänzer, ich bin Nicht-Leser.“
„Wie äußerte er sich über die andern?“
„Lipp bezeichnete er als Tierquäler, der Exoten qualvollen Reisestrapazen aussetzte, Fink als elenden Luftverpester, der Krebsgeschwüre verursacht-“
„Und Ihnen warf er vor, verbotene Pumpguns zu horten.“ klagte ihn Rau an.
„Ja, aber er hat mich nicht damit erpresst. Er motzte halt nur gern herum.“
Schließlich sichtete Rau seine Notizen und ging dann zu den 4 Verdächtigen in den Salon hinunter. Mop hatte aus den Karten ein Häuschen gebaut.
„Wann dürfen wir endlich gehen? Meine Frau macht sich sicher schon Sorgen.“
„Ich bin, Gott-sei-Dank, nicht verheiratet.“ erklärte Fink. „Will aber auch schon in mein Bett daheim.“
„Sie sind auf’m falschen Dampfer.“ lächelte Lipp. „Wir kennen uns alle ewig, keiner ist so eiskalt, einen andern zu erschießen.“
„Genau!“ empörte sich Fink. „Wir sind alle reich genug. Vielleicht haben nur ein paar Kinder Indianer gespielt.“
Mop zerstörte mit einer Handbewegung sein Kartenhaus. „Prüfen Sie doch unsre Kontoauszüge. Da sehen Sie, dass wir die paar Piepen nicht vermissen.“
„Ist er denn überhaupt beraubt worden?“ wollte Pek wissen.
„Nein, er hat seinen Gewinn noch in der Börse und ich habe den Mörder in der Tasche!“
WER WAR ES???