Eine Torte

Torten sind meine Leibspeise, ich kann sie in allen Sorten zu jeder Tageszeit in mich reinstopfen. Wie ich euch, liebe Freunde, schon angedroht habe, wird mein neues Buch DER WAHNSINN MÖGLICHERWEISE demnächst erscheinen. Man soll ja nicht über ungelegte Eier gackern, doch ich bemühte mich ja um einen Sponsor und erntete laufend Absagen, mit einer rühmlichen Ausnahme: Die Kurkonditorei Oberlaa, welche auch als Schauplatz in meinem humorigen Roman vorkommt, stiftet mir eine Torte! Super, ich war ganz von den Socken. Wenn ich sie dann verspeist habe, lasse ich euch wissen, wie sehr sie mir schmeckte. Wie der Teufel so spielt, höre ich heute vor meinem Fenster weibliches Gekreische und kann nur Wortfetzen verstehen: "Natürlich macht des was aus, Se zerkratzen ma ja mit dem Tölla alles!" - Neugierig geworden gucke ich hinter den Gardinen hervor und erspähe zwei Damen. Eine hat einen Teller mit einer Torte auf den scheinbar neuen Seat Leon einer Nachbarin gestellt, welche nun mit ihrem iPhone die Übeltäterin fotografiert, wohl zwecks Beweissicherung bei einer Anzeige und für die Versicherung. Der Wagen ist blitzblank und strahlend weiß, als hätte man ihn mit Zahngel gebleicht. Jedenfalls nimmt die Torten-Besitzerin ihren Teller mit ihrer ebenfalls weißen Torte weg und geht, während die Nachbarin hochnervös telefoniert - ob mit ihrem Mann oder mit der Polizei, keine Ahnung: "JA, de stellt an Töller aufs Auto und stellt mich her wie einen Trottel!" Ich frage mich auch, wie sie grad zur rechten Zeit am rechten Ort sein konnte, hat sie ihr Alter zur Bewachung der heiligen Blechkuh abkommandiert? Jedenfalls kontrollierte die Gute mit spitzen Fingern, ob auch nicht ein Kratzer oder ein Krümel der Torte aufs heilige Autodach gekommen ist, zieht dann aber befriedigt von dannen. Ich konnte auch keine Spur von einem Schaden von meinem Aussichtsposten erkennen. Außer dem Schaden einer Neuwagen-Psychose. Freunde, bis zum Erscheinen meines neuen Buches, hier meine alten!