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Samstag, 30. März 2024

VORTRAG Heftromane


 Unser lieber Hans-Peter Kögler hielt gestern einen interessanten Vortrag über die Rifland-Hefte (auch Schundhefte genannt). Vor über 70 Jahren als Schüler in den 50ern des vorigen Jahrhunderts hatte er noch keine Ahnung von dieser Welt, die Abenteuer in fernen Ländern zwischen die Seiten schmaler Hefte packte. Darauf stand der Slogan: Väter kaufen ihren Jungen Rifland, um es selbst behaglich lesen zu können. Es gab ein Geschäft am Friedrich Schmidt-Platz hinterm Rathaus, wo er sich um damals 4 Schilling (DM 1) ein Heft kaufte, 24 hatte er gesammelt. Darin ging es um Riesenschlangen im Pfeilgiftland, Kopfjägern in Xingu, Krokodilen im Amazonas & natürlich einen Helden, welcher die vermisste Milliardärsgattin finden sowie retten musste. Als Erwachsener wurde Hans-Peter Steuerprüfer und sein Hobby wurde später das Digitalisieren von Büchern (Rifland gibt's jetzt als eBook & EPUBs zum Download), so konnte er auch in der Nationalbibliothek recherchieren (Recherche = Kunst, die richtigen Fragen zu stellen), was es mit dem Helden in den Heften auf sich hatte: Der Autor, ein gewisser Egon Schott, wurde kurz vor 1900 geboren, fuhr in seiner frühen Jugend per Schiff nach Südamerika, wo er die erzählten Abenteuer teils selbst erlebt haben dürfte und im Julius-Steiner-Verlag publizierte (z.B: Die große Expedition). 1924 kam er retour nach Österreich, wo er 1938 als Sturmbannführer der SA die Pressestelle Wien übernahm. Nach dem 2. Weltkrieg bekam er deshalb Berufsverbot als Schriftsteller und sattelte um auf Werbechef einer Margarinefabrik. Literarisch machte er mit seinem Chauffeur als Strohmann (gründete mit ihm den Vettermann-Verlag) weiter, wobei er sich Pseudonyme gab, wie Selvan Sil oder Edward Steel, als welcher er nimmer Milliardärsgattinnen errettete,  sondern in einer verlassenen Inkastadt in Brasilien nach dem in den 30er-Jahren verschwundenen Offizier Fawcett suchte. (Bereits 1928 erschien das Buch Die Stadt im Dschungel) Egon Schott starb 1974 und wollte aufgrund seiner Vergangenheit nicht gefunden werden, doch Hans-Peter gelang es dennoch dank seiner Spürnase (geschärft durch lange steuerprüfliche Tätigkeit) ihn auszugraben. Erzählen konnte Schott jedenfalls so packend, dass er noch heute eine Fangemeinde hat. Danke für Deine Mühe, lieber Hans-Peter!

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