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Sonntag, 20. Januar 2019

Wortwahl

Früher schimpfte man auf alle Anglizismen, heute sucht man sich für altbekannte Begriffe krampfhaft englische Bezeichnungen aus. Von einer Home Invasion ist heute die Rede, wo früher einfach das Wort Einbruch benutzt wurde. Ein Bewerbungsgespräch wird heute hochtrabend Job Interview genannt und darin wird man u.a. nach Soft Skills befragt, die man früher einfach Fähigkeiten oder meinetwegen auch Fingerspitzengefühl nannte. Nun reden Google & Co plötzlich von Job Crafting (ein Konzept von Amy Wrzesniewski & Justin Berg), welches man früher einfach Kompetenzvergabe nannte: In der Arbeit das tun, was zu den eigenen Kompetenzen, Stärken & Bedürfnissen passt. Als negativ empfundene Anforderungen & Langeweile sollen reduziert und die allgemeine Arbeitszufriedenheit erhöht werden. Das soll die Leistung steigern und die krankheitsbedingten Fehltage mindern. Drei Ebenen der Veränderung bieten sich unter englischen Titeln dazu an: Task Crafting - tägliche Aufgaben und Arbeitsstrukturen werden etwa zu mehr Entscheidungsfreiheit verändert (nannte man früher schlicht Aufgabenverteilung). Relational Crafting - Reflektieren, mit wem man wann, wie und wo zusammenarbeitet, sodass alle zufriedener sind (nannte man einst profan Absprache). Cognitive Crafting - die Einstellung zur Arbeit plus die Zusammenarbeit mit andern hinterfragen (vormalig als Dienstbesprechung bekannt). Aber auf Englisch klingt es ev. besser, wird von allen eher abgenickt und die Erfinder der Sprachschöpfungen werden natürlich geehrt und können sich im Wohlwollen der Arbeitgeber und -nehmer sonnen. Und nun gibt es sogar für die althergebrachte Telefonkonferenz eine neue Bezeichnung: Telko! Das ist nichts weiter als ein stinknormales Telefonat mit allem was dazugehört. Allerdings klingt es vornehmer zu behaupten: Ich hatte kürzlich wieder eine wichtige Telko! Und sich dann zu amüsieren, wenn der Gesprächspartner noch nicht weiß, was das ist! HAHA! Naja, wenn man bedenkt, was man heutzutage mit Mobiltelefonen alles machen kann, wie z.B. fotografieren, simsen, rechnen, ja sogar beim Flieger die Landeklappen ausfahren, dann muss man für ein simples Telefonat natürlich auch eine eigene Bezeichnung einführen. Merke: Es ist unter neuem Namen gleich mehr Aufmerksamkeit da für etwas, das früher als alter Hut galt. Auch in der Mode gilt: Die Verpackung muss wechseln, damit der Inhalt interessant bleibt. Apropos: Interessant sind auch meine Bücher, liebe Freunde.

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