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Dienstag, 28. August 2012

Schulbeginn

Ein alter Herrenwitz und der bevorstehende Schulanfang brachten mich erinnerungsmäßig an meinen einst erlittenen ersten Schultag zurück. Der Witz lautet: Herr Kwapil empfängt einmal pro Woche seine Poker-Runde, während seine Frau mit dem kleinen Sohn zur Omi fährt. Diesmal muss sie aber zum Arzt und lässt den Kleinen bei ihm daheim. Der stört nun immer wieder die Pokerbrüder. Schließlich packt ihn Kwapil, verschwindet kurz mit ihm im Kinderzimmer und kommt allein zurück. Nach einer Stunde fragt einer der Pokerspieler: „Was hast du mit deinem Sohn gemacht, angebunden?“ Kwapil klärt ihn auf: „Aber nein, ich hab ihm das Onanieren beigebracht!“ - Da kam mir mein erster Schultag in den Sinn: mit 25 fremden Fratzen zusammengepfercht. Zaghaftes Kennenlernen. Mein Sitznachbar Kurtibua erzählte mir brühwarm: „Ich hab heut in der Nacht mein Teddybär so liebgehabt, dass ich ihm ein Ohrwaschel ausgerissen hab! Die Mutti hat’s wieder annähen müssen.“ – und ich wunderte mich damals maßlos, dass wer beim Liebkosen seines Stofftieres so zerstörerisch sein konnte. Nach Jahr und Tag endlich fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: der frühreife Kurtibua hat seinen Teddybär zum Onanieren missbraucht! Skandal!!!
Ich erinnerte mich weiter: an all die blöden Visagen der vielen Erwachsenen, die ihre Racker in die Klasse begleitet haben. Eltern und Großeltern, die bestimmt noch das berüchtigte Rohrstaberl fühlen mussten. Alle mit Leichenbittermienen, so als hätten sie ihre Brut zur Schlachtbank gebracht. Oder beim großen Moloch zwecks Opferung abgeliefert. Verunsichert begannen meine Äuglein zu schwitzen. Dann stellte sich die uralte Frau Direktor- eine echte Schreckschraube-  erst selber vor und dann unsere Lehrer(innen), die wir alle mit Applaus begrüßen mussten. Ich verstand nicht warum. Weder, dass ich eine(n) von denen kannte, noch dass sie irgendwelche Kunststückchen konnten. So wie der putzige Goldhamster einer Banknachbarin, der aus ihrer Schultüte herauslugte und schon beide Backen voller Süßigkeiten hatte. Ein anderer Mitschüler hatte die Bemmerln von seiner Meersau dabei und bot jedem, der sie runterschluckte, als Preis sein Pausenbrot an. Wieder ein anderer hatte schon vorsorglich einen Zirkel dabei und dachte, dieser sei zur Verteidigung gedacht. Er fragte mich tatsächlich, ob er den großen Bladen weiter hinten auf der letzten Bank damit ins Auge oder lieber in Arsch stechen sollte, falls der böse wird. Natürlich erkannte ich sofort, dass der Zirkel dazu viel zu klein war und riet dem Angsthasen, er solle lieber morgen das Lieblings-Küchenmesser seiner Mami mitbringen.
Dann die erste Turnstunde: beim Umziehen waren wir etwas laut, sodass die beklopfte Frau Lehrerin von uns verlangte, uns eine Stunde lang schweigend im An- und Auszuziehen zu üben, damit wir lernen, dass man beim Umziehen nicht schwätzen darf. Dabei schlief nebenan gar keiner. Sogar der Physiksaal, einige Meter vom Turnsaal entfernt, war unbesetzt.
Später machten wir darin dann die ersten Experimente. Ich war etwas enttäuscht, dass nichts explodierte. Das merkte Kurtibua und zeigte uns die Handgranate seines Ur-Opis, welche leider (aus heutiger Sicht glücklicherweise) ein Blindgänger war.
Ja, das sind so nostalgische Anwandlungen, die einen plötzlich heimsuchen, wenn man auf der Straße einen Witz erzählt bekommt, während vor einem schon besorgte Mütter mit ihren Ablegern aufgeregt schnatternd den Schulweg proben….

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