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Donnerstag, 23. August 2012

Auf Biegen und Brechen

-das war der Titel eines Club 2 vom 5.2.1987 auf dem ORF-Wiederholungskanal, von Axel Corti moderiert, hätte aber auch ‚die Uri-Geller-Show‘ heißen können, denn der begnadete Mentalist sprühte wieder mit seinen beeindruckenden Talenten. Er verbog wie gewohnt Löffel und reparierte mental Uhren, wie zum Beispiel einen alten Wecker, der dann die ganze Sendung lang gut hörbar tickte und so mahnend das Verstreichen wertvoller Zeit ankündigte. Anwesend auch der berühmte Schriftsteller Stanislaw Lem (1921-2006), ein großes literarisches Vorbild von mir, der dazu meinte: „Bei wieder auferstandenen Uhren habe ich keine Bedenken, aber bei wieder auferstandenen Menschen wäre ich sehr skeptisch.“ Dauernd skeptisch erwies sich der Zauberer Magic Christian, der sich nicht auf ein Duell mit dem tollen Uri einlassen wollte, mit der Begründung: „Wenn ein Musiker gut auf der Geige spielt und der andere gut auf dem Klavier, dann sollte man von dem Geiger nicht erwarten, dass er auf dem Klavier gut spielt und vom Pianisten nicht, dass er auf der Geige gut spielt.“ Der gute Uri fand für ihn nur lobende Worte.
Der Ethnologe Walter Frank erzählte zum Thema des Übernatürlichen von einer Reise nach Nepal, wo er ein Mittel gegen Würmer einnahm und dann an dessen Nebenwirkungen schwer erkrankte. Er hätte sich fast selber abgetrieben, bemerkte er und erzählte, wie er heim nach Deutschland flog, wo sein Arzt aber in Urlaub war und er zu keinem andern gehen wollte, der ihm nur kopfschüttelnd gesagt hätte: „Das gibt’s ja gar nicht.“ Also konsultierte er ein Medium, das ihm eröffnete, dass ihm ein Brahmane aus Nepal erst die Würmer in den Bauch gewünscht habe, da er sich im Tempel nicht die Schuhe ausgezogen und unerlaubt fotografiert hatte (was tatsächlich auch stimmte). Es wurde ihm eine geheimnisvolle Nuss mit heilender Wirkung empfohlen, nach der er erst in Asien suchen musste, sich -wie dort üblich- nicht dafür bedankte und nach deren Genuss wieder gesundete. Worauf der Parapsychologe Walter von Lucadou sagte, dass das alles mit Wissenschaft nichts zu tun hatte. Eine spannende Diskussion folgte- unterbrochen von einen Telefonspiel, bei dem die Anrufer raten sollten, was sich in einer Kiste befand und Uri Gellers Kunststück, mit Hilfe der Anwesenden eine Kompass-Nadel um 5 Grad zur Abweichung zu treiben. 90 % aller Wissenschaftler halten solche amüsanten parapsychologischen Spielchen für Spinnerei, aber in der Wissenschaft ist Streit ganz natürlich, da der eine sagt, er interpretiere die Daten so und der andere eben anders. Das anwesende Medium Frau Tognazzo erzählte, zu ihr kämen Politiker und  wollten nur ihren Rat für die eigenen primitiven-äh privaten Probleme und sie bekäme auf deren Fragen nur Antworten, die der ganzen Menschheit auf der Erde helfen und nicht nur einem Land, an das die Politiker gebunden sind - wir müssten also alle gesamtheitlicher denken! Die Politiker hätten dann ein schlechtes Gewissen, da sie erkennen, dass die geistige Welt natürlich damit recht hat. Dann kritisierte Frau Tognazzo noch, dass es auf der Welt so große Sorgen gäbe und sie säßen nur hier und wollten alle wissen, was in der Kiste ist oder würden Löffel verbiegen. Sie fragte auch, warum Uri Geller seine Kräfte nicht zum Nutzen der Menschheit verwendete. „Ein verbogener Löffel ist doch viel weniger wert als vorher, mit dem kann man nicht mal mehr essen.“ stellte sie fast trotzig fest. -Das war also die Essenz von 3 Stunden TV-Unterhaltung vor fast 30 Jahren. Aber immer noch schön, sich das anzusehen. PS: In der Kiste befand sich ein hölzerner Spielzeug-Eisenbahnzug.

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