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Mittwoch, 21. Juni 2017

Leseprobe

aus meinem neuen Buch Ägyptens Fluch:

Professor Frods mysteriöser Fan
„Was haben die Israeliten eigentlich mit dem Auszug aus Ägypten gewonnen?“, fragte der Professor und ließ seinen Blick über die gespannten Gesichter in dem gut gefüllten Hörsaal wandern. Mit salopper Ausdrucksweise, lebhafter Gestik und spannend gestalteten Inhalten köderte er immer mehr Hörer, von denen nur eine geringe Anzahl den Beruf des Archäologen ergreifen wollte.

„Und wagen Sie es nicht zu sagen: die Freiheit! Denn im Grunde tauschten sie nur eine Abhängigkeit gegen eine andere aus. Nämlich die von einem unbarmherzigen Pharao gegen jene eines noch unbarmherzigeren Gottes! Gut, sie hatten zwar zuerst die Genugtuung zu sehen, wie ihre Feinde im Toten Meer ersoffen, aber dann kam eine 40 Jahre andauernde Odyssee durch die Wüste. Und Gott sprach nicht einmal persönlich zu ihnen, sondern bediente sich eines uralten Strohmannes namens Moses, der mit seinem Priesterstab einige Varieté-Kunststücke beherrschte. Und der führte sie gemäß seinen Anordnungen von oben 40 Jahre lang in die Irre!“ Dabei tippte er sich gegen die Stirn und legte eine Kunstpause ein, in welcher ein leises Raunen vernehmbar wurde.

„So groß ist keine Wüste, dass man diese enorme Zeitspanne braucht, um sie zu durchqueren. Wir können davon ausgehen, dass er sie entweder im Kreis, im Zick-Zack oder in Form des Unendlichkeitszeichens herumgeführt hat. Von den Sklaven des Pharaos zu den Sklaven Gottes gemacht, fristeten sie ein armseliges Leben und bekamen dafür nur Staub namens Manna zu fressen.“ Wieder wurde ein Raunen hörbar und der Professor amüsierte sich über den Wechsel von Spannung zu Empörung in der Miene mancher Gesichter. „In dieser Zeit hätten sie in Ägypten bei besserer Verköstigung noch mindestens zwei weitere Pyramiden erbauen können, auf die sie stolz hätten sein können und über die ich Vorlesungen hätte halten können.“

Kurzes Gelächter entspannte die fast blasphemische Ausführung und einige der Studenten machten sich eifrig Notizen, um später darüber diskutieren zu können, denn für eine Prüfung konnte dieser brisante Stoff nicht bestimmt sein.

Unauffällig schielte Professor Frod zu den Rängen der Gasthörer hoch, denn es war schon vorgekommen, dass von dort oben etwas in seine Richtung geflogen kam. Zum Beispiel ein Kugelschreiber oder eine Packung Papiertaschentücher als Zeichen hilflosen Protestes.

„Eine unbequeme Wahrheit“, fuhr er fort, schob lässig die Hände in die Taschen seines karierten braunen Sakkos, unter dem er ein weißes Hemd ohne Krawatte trug, und senkte den Blick zu Boden, „mit der die Israeliten da konfrontiert wurden und von der sie sich verständlicherweise mit dem Tanz ums Goldene Kalb abzulenken versuchten.“
Totale Stille im Hörsaal, man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, die Zuhörer hingen an seinen Lippen und warteten, dass er erneut den Blick seiner blauen Augen auf sie richtete und in seinem beeindruckenden Vortrag fortfuhr.

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