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Mittwoch, 26. März 2014

Thema Information

In der Tele-Akademie wurde eine Vorlesung von Prof. Dr. Joseph Weizenbaum aus dem Jahr 1998 gesendet. Das Thema: Wir suchen nach Erkenntnis und ertrinken in Information hat nichts an Aktualität verloren. Er begann mit dem Fernsehprogramm und stellte fest, dass es dort 2 Welten gäbe. Die 1. Welt ist jene der Werbung.  Zum Beispiel: ein kleines Mädchen hat sein Shirt mit Eiscreme beschmutzt und die Mutter scheint darüber so glücklich zu sein, als wäre Weihnachten. Sie nimmt das schmutzige Shirt, tut es in die Waschmaschine und nimmt es wie neu wieder heraus. Das ist also Werbung für die Seife, die Eiscreme-Flecken entfernt. Ein andres Beispiel zeigt einen Wagen, der an der Küste entlangfährt. Es ist der Highway One und komischerweise ist auch kein andres Auto dabei. Das ist also die Werbung für das Auto.
Die 2. Welt ist jene der Kriminalität, des Skandals, der Gewalt und der endlosen Ströme von Tränen. Beim Nachtisch wird einem eine Welt voll Blut und Leichen serviert. Zur Zeit des Vietnam-Krieges gab es den Bodycount, also wie viele Leichen der Vietcong schon an die USA bezahlen musste. Auch die Krimis scheinen eine Werbung für Rechtsanwälte zu sein, einem guten Business, denn in Amerika klingt auch immer Verschwörung mit. Eine Umfrage ergab, dass die Angst der Leute, die täglich TV-Sendungen konsumierten, größer war, als bei jenen, die das nicht tun. Doch warum sind wir über diese Entwicklung und die Welt, die uns so gezeigt wird, nicht traurig? Weil es Zeit und Ruhe braucht, sich darüber Gedanken zu machen, und die haben wir nicht. Im TV geht alles vorbei zwischen Suppe und Fleisch. Wir kümmern uns um künstlich hergestellte Bedürfnisse, die uns die Werbung verursacht. Wir werden gleichgeschaltet. Wer sich fragt, was ist das neue Zeitalter, der sollte beim Autofahren Musik hören und erfährt zwischen durch, welche Seife er verwenden soll.
Dann wendet sich Prof. Dr. Weizenbaum dem Internet zu und bezeichnet es als Misthaufen, in dem man auch eine Perle finden kann. Wie im TV bringt es aber meistens Quatsch hervor, außer man sucht gezielt. Er vergleicht es mit einem Taxi-Fahrer in London, der erst jahrelang trainieren muss, ehe er eine Adresse finden kann. In der Library of Congress in NY ist das organisierte Wissen zu Hause. Als ein Vater seinem Kind das erklärte forderte ihn das Kind auf: Daddy, ask it a question! (Papa, stell dem Wissen mal eine Frage!) Ja, aber es ist ja auch nicht leicht, eine Frage an die Natur zu stellen. Prof. Weizenbaums Kinder besuchten alle eine öffentliche Schule in den USA und konnten, anders als ihre Schulkameraden, tatsächlich nachher lesen! Denn viele amerikanische Schüler können keinen Absatz schreiben, ohne darin 3 Fehler zu machen, und wenn man sie drauf hinweist, finden sie die nicht, und das galt auch für einige seiner Kollegen! Prof. Weizenbaum zeigte seinen Kindern, dass Bücher nicht nur zur Zierde im Regal stehen und dass sie mit Skepsis und kritischem Denken lesen sollten. Das gab ihnen die Möglichkeit als autonome Menschen die Welt zu erleben! Auf die Frage, was er ändern würde, könnte er die Zeit 50 Jahre zurückdrehen, meinte er: das TV abschaffen, denn es brachte den Fortschritt viel zu schnell. Wir sollten kein Sklave der Beschleunigung sein. Und das Internet sei ahistorisch: es beginnt eigentlich erst im Jahr 1963, was davor war, verschweigt es zum Teil. Außerdem bringt es Nachrichten in Soundbites, also Informations-Würfel, die unabhängig voneinander sind und auch oft ungeprüft. Ein US-Philosoph sagte einmal: Es ist nicht was wir wissen, was uns wehtut, es sind all die Dinge, die wir wissen und die nicht wahr sind!

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