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Donnerstag, 20. März 2014

Büroleben

Vor lauter Stress kam ich erst heute dazu, die Sonntags-Presse zu lesen. Da stand im Management-Teil, dass in Krisenzeiten das Büro als Kinoschauplatz herhalten muss. Es liefert ein Korrektiv zur Ära, in der die Filmindustrie verstärkt auf Fantasy Welten als Flucht nicht bloß aus, sondern vor dem Alltag setzt. - Wenn ich an meine Zeit im Büro zurückdenke, muss ich zugeben, dass mich die Ödnis und Tristesse dieses Schauplatzes zu den härtesten Krimis inspirierte. Immer öfter ließ ich meine Protagonisten qualvoll sterben, was mir zwar keinen Pulitzerpreis brachte, doch unendliche Erleichterung verschaffte. Nicht zuletzt lag es an den Hierarchien dort und den geringen Entfaltungsmöglichkeiten. Man musste nach Schema F vorgehen und durfte keinen eigenen Ideen einbringen. Furchtbar!
Als ich umblätterte, las ich Drei Thesen zum Ende der Hierarchien: Robert Seeger sprach am ‚Future of Work‘-Kongress, wo er 3 Thesen formuliert hat, die das Ende der Hierarchien belegen und neue Formen der Zusammenarbeit zeigen. Die 1. Lautet: von der Firma zur Gemeinschaft. Früher hätten selbst Bürgerrechtsbewegungen einen Anführer gehabt, wohingegen heutige Demonstranten von Occupy Wallstreet die Frage nach einem Anführer nicht verstehen, weil es eine derartige Führungsperson nicht gibt. Dieses Gemeinschaftsthema finde sich auch in den Unternehmen: Dort, wo teambasierte Lohnsysteme angewendet werden, sei es nicht der Chef, der neue Mitarbeiter einstelle, sondern das Team selbst, das wie im „Dschungelcamp“ die oder den Neuen teste und auswähle. (Schlimm, wenn man oder frau -bzw. ich - einem Damengremium gegenübersitzt, da man sich dabei wie von Klapperschlangen angefeindet fühlt.
2.: vom Was zum Warum. Regalbetreuer in einem traditionellen und in einem Bio-Supermarkt führen dieselbe Tätigkeit aus. Letztere aber zufriedener und motivierter, weil für sie das Warum, also der Sinn, klar sei. (Das erinnert mich an die kurze Zeit, wo ich der Statistik-Abteilung zugeteilt war und mir von einem Vorgesetzten erklärt wurde, dass von der Wand mit Zahlentafeln, nun die Tafel mit der Zahl links unten nach rechts oben verschoben wird. Auf meine Frage Warum? sah er mich so blöd an, als hätte ich gefragt: Haben’s in Ihrer Hose 2 Eier oder nur eines? –Entnervt meinte er, dass sei schon immer so gewesen!)
3.: vom Soliden zum Liquiden. Die Grenzen verschwimmen. Was ist Arbeit, wann bin ich zu Hause? Manchmal sei sogar unklar, wann man Kunde und wann Produzent sei: Immer mehr Unternehmen würden ihre Kunden in die Entwicklungsarbeit einbinden. (Typisch: die wollen sich die Fachleute sparen und erkundigen sich gleich beim Zielpublikum, was gewünscht wird. Ich erinnere mich an eine Diskussionsrunde von 20 Leuten, die über eine neue verkaufsträchtigere Verpackung einer hochpreisigen Schokolade entscheiden sollten. Ich war auch dabei, verschwieg aber, dass mir der Inhalt und der Preis wichtiger sei als die Verpackung!)

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