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Montag, 3. März 2014

Im Glashaus

In der Tele-Akademie sprach Frank Rieger (Sprecher vom Chaos-Computerclub mit 4000 Mitgliedern) im Deutsch-Amerikanischen Institut von Heidelberg über die gläsernen Verhältnisse bei Informationen. Wirklich kein langweiliger Vortrag, denn er zitierte bekannte Leute mit Aussagen wie: Privatsphäre ist eine Illusion! – Deine Daten sind bei mir sicherer als bei dir! – Wenn du willst, dass keiner erfährt, was du tust, dann tue es nicht! (Ich füge hinzu: oder poste es wenigstens nicht, du Idiot, sodass dir die Bullen weniger schnell auf die Schliche kommen!) – Privatsphäre ist nicht länger eine soziale Norm!
Bei Google arbeiten ja so viele Leute an der Vermarktung, dass Google eigentlich eine Werbeagentur mit angeschlossener Suchmaschine ist. (So wie Siemens eine Bank mit angeschlossener Elektrofirma ist) Alle Daten werden auf ihre Relevanz zum monetären Wert geprüft. Und das Ziel bei Google-Glass ist es, einen digitalen Lebensassistenten zu bauen, der in der Lage ist, zu erahnen, was wir als nächstes tun werden, um uns besser mit Werbung erwischen zu können. Also reines Profitinteresse. Mehr über uns zu wissen heißt ja uns besser ausnehmen zu können! Auf die Frage, warum man ein selbstfahrendes Auto bauen will, hört man: Jede Stunde, die die Leute Auto fahren, können sie nicht im Internet sein, also muss man dafür sorgen, dass sie ungestört googeln können, denn das bringt uns ja Geld! (Wer dachte, selbstfahrende Autos sollen weniger Unfälle verursachen, weil sie den menschlichen Faktor ausschalten, irrte sich gewaltig) Kurzum: Die Paranoiker haben recht! Frank Rieger behauptet aber, die Privatsphäre sei unbedingt notwendig, denn sonst kann man vieles einfach nicht mehr tun. Man habe auch das Recht zu erfahren, was vom wem gespeichert wird und was damit gemacht werde! Ein Recht auf Information, was hinter den Kulissen passiert. Und das führt uns zum Staat! Man meinte lange, Geheimdienste seien wie Kellerasseln, die unter Steinen lauern. Wenn man Steine entfernt, verschwinden sie und es geschieht nix. Trotz beinah lückenloser Überwachung. In New Orleans z.B. wollte man die Videoüberwachung schon abschaffen, da sich rausstellte, dass in 7 Jahren nur 6 Anklagen aufgrund der Anlagen ermöglicht wurden (davon 3 in unmittelbarem Zusammenhang mit der Beschaffung des Systems).
Man suche immer die Nadel (Terrorist) im Heuhaufen (unsre Daten) und wenn man die nicht findet, muss ein größerer Heuhaufen mit mehr Nadeln darin her. Diese gesammelten Daten führen aber zur Erpressbarkeit. Vor allem bei der Datenvorratsspeicherung (Meta-Daten), die  aber nötig sei, weil ja die Polizei zu langsam für die Justiz arbeite! Information ist immer Kommunikation zwischen Menschen. Um diese Unmengen an Daten zu reduzieren – also wenig Menschen zur Auswertung benötigt, bedient man sich Kategorien, also Verhaltensmusterschubladen bzw. Algorithmen, um die Nadeln erfassen zu können. Wir sind aber nur Strohhalme in dem Heuhaufen, die manchmal wie Nadeln aussehen. Schlimm wird es für einen, der den falschen Nachnamen hat oder aus persönlichen Gründen ein Ticket komisch umbuchen musste.
Die NSA besitzt ja schon seit den 70ern U-Boote, die Glasfaserkabeln auf dem Meeresboden anzapfen können. Dagegen halfen keine gesetzlichen Schutzhürden. Und das Versprechen der Gemeindienste: wir gucken ja nicht hin, außer wir müssen es! Ist eigentlich eine schlimme Drohung! Denn es erfolgte leider eine Ablösung von Wissen durch den Zufall und die Wahrscheinlichkeit. Die Amis haben z.B. einen Stützpunkt in Stuttgart und nehmen sich Daten, die unvollständig und unscharf sind und bestimmen einfach, wer eine Nadel ist, auch wenn der nur ein Strohhalm war. Der Glauben an einen Kindergartengott, welcher über uns wacht, wurde durch  die NSA ersetzt, die uns nun eine trügerische Sicherheit vermitteln will. Und wenn die falschen Schafe auf der Schlachtbank landen, kann es uns ja egal sein, solang wir es nicht selber sind. Soweit also Frank Rieger und ich füge noch hinzu:
Schnell ist man in Guantanamo, denn Datenschutz gibt’s nirgendwo!

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