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Dienstag, 21. Mai 2013

Der Smalltalk-Versager

Pfingsten besuchte ich eine Tante und brachte ihr ein paar Blümchen vom Russendenkmal am Schwarzenbergplatz mit. -“Ach du hättest mir doch keine Blumen kaufen brauchen.“ wehrte sie bescheiden ab und ich entgegnete: „Aber Tantchen, für dich ist mir doch nix zu teuer!“
Am Heimweg traf ich einen alten Bekannten direkt vor dessen Haustür und so lud er mich spontan auf meine Anregung hin, ich wolle seine Wohnung sehen, ein und wir saßen in seinem Dachgarten. Obwohl ich den Ausblick genoss, ließ er doch ein wenig die übliche Gastfreundschaft vermissen. Nach 10 Minuten hatte er weder eine Konversation gestartet, noch mir eine Erfrischung angeboten, geschweige denn, sich nach meinem Befinden erkundigt. Also räusperte ich mich, hüstelte hörbar und hustete schließlich laut, sodass er fragte: „Bronchitis? Pollen?“ – „Nein danke, aber ein Gläschen Orangenjuice wäre nicht schlecht!“ – Nachdem er mir das geforderte Getränk gebracht hatte, gestand er verlegen: „Leider bin ich nicht so schlagfertig wie du. Ich weiß nie so recht, was ich sagen soll….“

Das stimmte wohl und ich erinnerte mich an einen Theaterabend mit ihm, wo wir vor dem Einlass sahen, wie einer Dame das Programm runterfiel. Anstatt es ihr aufzuheben, sah er zu wie sie sich bückte und fragte das Offensichtliche: „Ist Ihnen das Programm runtergefallen?“ – „Aber nein!“ antwortete sie genervt. „Ich mache nur meine tägliche Rumpfff-Beuge!“  Allgemeine Erheiterung bei den Umstehenden. - Fast wie bei dem Witz, wo ein Mann eine Frau im Zug fragt, als die sich zwischen den Beinen kratzt: "Haben Sie vielleicht Filzläuse?" und sie meint pikiert: "No-na, Seidenraupen!"
„Aber das ist doch ganz einfach!“ fing ich an, ihm etwas Nachhilfe in Smalltalk zu geben. „Du brauchst doch bloß zu fragen: wie geht’s?“
„Ja, das hab ich mal gemacht und die Frau erzählte mir ihr ganzes verkorkstes Leben und pumpte mich noch um 50 € an, die ich bis heute nicht zurückbekommen habe.“ Seine Miene drückte noch immer unverhohlen die Enttäuschung von damals aus.
„Naja, aber bei anderer Gelegenheit-“
„Ja, beim Begräbnis meines Chefs wollte ich dessen Witwe ein Kompliment machen und hab gesagt: „Gnä’ Frau, schwarz verschleiert steht Ihnen super, das sollten Sie immer tragen.“
„Tja…“ erkannte ich dessen Untalent zur zwischenmenschlichen Begegnung und fuhr belehrend fort: „Mach es doch so wie ich und bringe das Gespräch sofort zum für dich wichtigen Punkt. Bei mir sind das meine Bücher. Ich erzähle jedem gleich von meinen Werken, 2 Kurzgeschichten-Büchern und einem Science-Fiction-Roman und schon-“
„Und was machst du, wenn dir einer sagt: deine unnötigen Ergüsse interessieren mich nicht die Bohne?“
Was soll ich noch weiter erzählen, ich sah in der Sekunde ein, dass bei diesem Barbaren jeder Versuch, ihm Smalltalk beizubringen, in die Irre ging und vertschüsste mich wieder…..

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