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Freitag, 11. Januar 2013

Der Code

Freunde, ich sage euch: das Leben ist hart und ungerecht! Die Hälfte des Lebens ist man gezwungen, hinter dem Geld herzujagen und die andre verbringt man damit, es zu behalten. Jeder sucht eine Formel zur besseren Gestaltung. Einen Code. Unter obigem Titel lief gestern eine Sendung, in der laut Teletext ein Mathematiker den Code lüftet, der das Leben auf unserem Planeten regelt. Ich zitiere: Marcus du Sautoy zeigt uns einen versteckten Zahlencode, der die Natur untermauert. Es ist ein Code, der die Macht hat, alles zu erklären. Da war ich aber sehr gespannt. Und was erfuhr ich? Binsenweisheiten! Der gute Mann zeigte auf in der Natur verstreute Steinkreise, maß sie in Umfang und Durchmesser und enthüllte dann tatatataaa: Immer ist die Zahl Pi im Spiel. 3,14 deren Kommastellen sich bis in alle Ewigkeit nicht wiederholen (angeblich sind sowieso nur die ersten 39 wirklich maßgebend). Damit hat man uns schon in der Schule gequält. Ich kannte mal einen Mann, der sich damit brüstete, die Zahl Pi bis auf die 1.000ste Kommastelle ausgerechnet zu haben. „Und wann bist du damit in ‚Wetten, dass...‘ zu sehen?“ erlaubte ich mir ihn zu fragen. – Konfuse Blicke und sinkende Mundwinkel. Der arme Narr nagte am Hungertuch und verschwendete wertvolle Lebenszeit, völlig unbelohnt unterschiedliche Zahlen auf Papier zu kraxeln. Auch eine arme Kranke lenkte sich mit sinnlosen Zahlenspielereien von ihrem Elend ab. Die hatte die Angewohnheit, sogar Namen in Zahlen umzurechnen (A=1, B=2, usw., dann addierte sie alle Zahlen bis auf ein einstelliges Ergebnis, dh. kam z.B. 23 heraus, ergab das 5) und freute sich wie das Rumpelstilzchen auf das Kind der Königin, wenn bei ihrem Namen 1 rauskam. So als wäre sie damit etwas Besonderes, eine Auserwählte. Sogar ein Freimaurer soll sich, laut ihren unbestätigten Angaben, für ihre lebenspraktisch völlig bedeutungslosen Rechenübungen interessiert haben.
Zurück zum Mathematiker in der Sendung: er verriet weiteres Schulwissen, nämlich dass bei Multiplikation mit negativen Zahlen (-1,-2,usw.,) immer ein positives Ergebnis herauskommt (ist schwer begreiflich, dass nichts-mal-nichts plötzlich etwas ergibt), aber es gibt eine Ausnahme: die Zahl i - eine imaginäre Zahl, die auch von Fluglotsen verwendet wird, damit sie leichter ein bewegliches Flugzeug vor einem unbeweglichen Hintergrund berechnen können. Mir fiel auf, dass er nur mit arabischen Zahlen rechnete. Nicht aber mit Römischen. Dabei haben die Römer immerhin jahrhundertelang ein Imperium besessen. Auch blieb er beim Dezimalsystem und erklärte die Primzahlen, vernachlässigte aber das binäre Zahlensystem. Aber das kommt vielleicht im 2.Teil dran. Ich konnte dem ganzen Vortrag wenig Nützliches abgewinnen. Höchstens, wie man Althergebrachtes als der Weisheit letzten Schluss verkauft. Aber ich erinnerte mich, dass ich schon vor Jahren im Radio ein Blueprint für einen Blockbuster gehört hatte: 30 % Action, 13 % Humor, 20 % Love,Romance & Sex, 17 % Good versus Evil, 12 % Special Effects und 8 % Musik. Es gibt aber auf der Welt keinen Mathematiker, der nach diesem Code einen Bestseller schreiben kann und keinen Autor, der danach sein Werk schreibt. Man lässt einfach seiner Phantasie, seinem Einfühlungsvermögen und seinen Erinnerungen freien Lauf, ohne an Prozente zu denken. Außerdem stimmt die eine oder andre Zahl gar nicht mit gewissen Blockbustern überein: in Ben Hur ist 0 % Humor drin. Gut, es gibt Sadisten, die lachen sich beim Wagenrennen kaputt, aber die sind ja kein Maßstab. Aber es ist typisch menschlich, alles in Zahlen messen zu wollen. Beim Kennenlernen wird man oft lästiger- und sinnloserweise nach dem Alter gefragt, so als ob es möglich wäre, nach der Anzahl abgelebter Jahre einen Menschen zu bewerten. Das ist so unmöglich, wie nach dessen Schuhnummer oder Blutdruck ein gerechtes Urteil über ihn zu fällen. Man wird von Leuten, die einen nicht kennen, anhand einer Zahl, auf die man keinen Einfluss hat, in eine Zielgruppe gepresst, in die man nicht hineinpasst. Manche vergleichen dann noch unnötigerweise anhand daran, obwohl eingentlich nur ein Vergleich von eineiigen Zwillingen, die getrennt voneinander aufgewachsen sind, Sinn macht. Aber was soll’s…
Übrigens: der Code zu eingangs erwähntem Problem ist ganz simpel und in Buchstaben leicht auszudrücken: weniger ausgeben als man eingenommen hat!

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