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Sonntag, 23. Juni 2019

Verwerflich

Als ich heut morgens durch die Innenstadt spazierte, erspähten meine entzündeten Äuglein in der Jakobergasse inmitten blühender Blumen vor einem dreckigen Schaufenster eines Cafés ein großes weißes Schild, auf dem gut lesbar mit schwarzen Blockbuchstaben geschrieben stand:
BLUMENDIEBSTAHL - EINE VERWERFLICHE TAT BEDAUERNSWERTER MITMENSCHEN IN DER SONST SO WUNDERBAREN STADT WIEN
Es werden in der wunderbaren Stadt Menschen abgestochen, ausgeraubt oder kollabieren unter der Dusche, weil ein verbrecherischer Installateur die Therme falsch eingestellt hat, und ein pingeliges Lokal erregt sich schriftlich über solche Lappalien. Da kommt man schon ins Grübeln. Haben die Geschäftsleute keine anderen Sorgen, dass sie solche Schilder aufstellen, um Blumendiebe damit abzuschrecken? Oder war das Schild nur als Witz gemeint? Haben die Leute sonst nichts, was sich zu beanstanden lohnte? Wie zum Beispiel mangelndes Interesse an ihrer Ware, Klagen über ihre zu hohen Preise, Beschwerden über mangelndes Kundenservice, Auftragsrückgang, Steuererhöhung, fehlende Parkplätze, zu lange Lieferzeiten, und so weiter... Bleibt denen echt so viel Zeit, ihre Blümchen vorm Schaufenster täglich penibel abzuzählen und dann einigen gemopsten Rosen, Tulpen oder ähnlichem Gestrüpp nachzutrauern??? Tja, das sind halt die Luxusprobleme im ersten Bezirk, mit denen ich so gar nix anfangen kann. Da hätte es keinen Sinn, ja wäre geradezu verwerflich, mich nun über meine geringen Buchverkäufe zu erregen.

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