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Dienstag, 18. Juni 2024

Demütigend


In der Presse am Sonntag schrieb Michael Prüller in seiner Kolumne Culture Clash - Frontnachrichten aus dem Kulturkampf über eine Begegnung der besonderen Art: 

In der Station Spittelau trifft er auf 2 scheinbar nette 12-Jährige. Einer filmt und der andere schießt mit einer Spritzpistole auf die Hinterköpfe Vorbeieilender. Den Kopf einzuziehen widerstrebt Herrn Prüller, so wendet er sich respekteinflößend an den Schützen, um ihm einen Reifungsschub zukommen zu lassen. Er fragt ihn also, warum er das tut. Die Antwort: "Weils lustig ist!" und schon schießt er ihm grinsend eine Wassersalve ins Gesicht. Der Knabe flüchtet nicht - was Prüller als Sieg hätte verbuchen können - sondern läuft knapp außerhalb seiner Reichweite im Kreis, sich dessen Handikaps von 50 Jahren Altersunterschied bewusst. Die Zuflucht des braven Bürgers, dessen Zorn geweckt & Stolz gekränkt ist, besteht aus einem Anruf bei der Polizei, erklärend, dass das Erscheinen Uniformierter in der Halle den Übeltätern einen heilsamen Schreck einjagen könnte. Dann erfährt er Unglaubliches: Die Aufgabe der Polizei sei nicht, jemanden Angst zu machen. (Ich an seiner Stelle hätte der höflichen Beamtin am Telefon gesagt, dass sie wenigstens die Aufgabe einer BELEHRUNG böser Buben in Angriff nehmen soll, wenn schon von der Security in der U-Bahnstation nix zu sehen ist!) Doch der sympathische Prüller versteht, in Zeiten der Messerstecher & Axtmörder sind 2 freche Hosenscheißer kein alarmauslösendes Bedrohungsbild, und er versteht jetzt besser alle, die eine Demütigung erlebt haben. Die peinliche Macht- & Ratlosigkeit, zu erfahren, dass man nicht Jason Statham ist, die desillusionierende Erfahrung des Alleingelassen-seins, das Zerbrechen des Weltvertrauens, einer feindseligen Welt einsam ausgeliefert und er resümiert: Den selbsternannten Volkstribun wählen die Gedemütigten dann nicht, weil sie daran glauben, er könne respektvollen Umgang zur Norm erheben, sondern weil er für die Ohrfeige steht, die man selber nicht austeilen durfte. - Ich würde sagen,  jene, welche den Volkstribun wählen, sind mir noch lieber als jene, welche sich selbst zum bewaffneten Kampf ermächtigen! Denn dann könnte man leicht zwischen die Fronten geraten...
 

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