Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Dienstag, 7. April 2015

Rätselkrimi: Mordsgenie

Der ältere Herr ging aufgebracht in Raus Büro herum, die Hände auf dem Rücken, so als hätte man ihm Handschellen angelegt und schimpfte: „So eine Unverschämtheit! Ich sage Ihnen doch, Professor Miuki ist ermordet worden und zwar von einem meiner Gäste!!!"
Der Kommissar saß an seinem Schreibtisch, verdrehte die Augen und versuchte beruhigend zu wirken: "Schon gut, Professor Bursen, rekapitulieren wir mal alles: Sie haben sich 4 Gäste eingeladen, alles Erfinder so wie Sie, von denen einer vorgestern tot im Bett lag, worauf Sie auf eigene Kosten eine Obduktion veranlassten, weil Sie dem Arzt den Herzinfarkt-Tod nicht glaubten, aber nun aufgrund dieser keine andern Ergebnisse wie Vergiftung oder Verstrahlung erhielten. Richtig?"
Professor Bursen setzte sich Rau gegenüber und nickte. "Aber ich schwöre Ihnen, der Tote war das blühende Leben und ist von einem meiner Kollegen ins Jenseits befördert worden."
"Nun gut. Wissen Sie welches Motiv infrage käme? Wer erbt?" fragte Rau.
"Soviel ich weiß, eine Stiftung in Japan, seiner Heimat, aber als Motiv könnte auch eine neue Erfindung oder einfach nur eine Allmachtsphantasie infrage kommen! Jemand denkt, er könne dank seiner Genialität den perfekten Mord begehen."
"Das wird schwer mit der Beweislage. Mord mit einer Waffe, die es noch nicht gibt?"
Der Professor beugte sich zu Rau vor. "Jaja. Darum hab ich mir folgendes überlegt: Sie kommen als Journalist getarnt in mein Haus und fragen meine drei Pappenheimer aus."
Wenig später befand sich Rau also im großen Haus des Professors im 11. Bezirk, klopfte nolens volens an die Tür des ersten Verdächtigen und betrat nach dem Ruf HEREIN dessen ziemlich chaotisches Gästezimmer. "Schönen guten Tag, mein Name ist Rau von der Mord-äh Modernen Zeitschrift Erfinder heute."
"Oh, von der hab ich noch nie gehört. Mein Name ist Professor Fiser. Sie wollen sicher ein Interview?" fragte ein älterer Herr, der aussah wie Einsteins Bruder.
Rau nickte: "Wie mir zu Ohren kam, verstarb vorgestern einer Ihrer Kollegen hier in diesem Hause?"
"Ja, es war schrecklich. Professor Miuki ist dem natürlichen Materialermüdungsprozess zum Opfer gefallen. Reden wir lieber von mir. Also meine neueste Erfindung ist ein Bürgerchip. (Auf Raus ratlosen Blick fuhr er fort) Ein Mikrochip, der jedem Menschen unter die Haut implantiert wird, sodass Geld überflüssig wird, da jeder seine Leistung und die dafür vorgesehene Konsumation auf dem Chip nachweisen kann. Kapiert?"
"Ach wie lustig." stellte Rau fest. "Ich las vor kurzen ein Science-Fiction-Buch Zivilflug zum Zeitriss, wo genau das auch praktiziert wird! Tolle Utopie!"
"Nur, dass es bald keine Utopie mehr sein wird! Die globalen Zentralbanken haben mehr als 10 Billionen Dollar - das sind 10.000 Milliarden - seit der Krise elektronisch gedruckt. Und damit ist das Finanzsystem natürlich nicht gerettet. Es bleibt denen also gar nix andres übrig, als das Geld abzuschaffen und auf mein System umzusteigen. Die Hardware dazu hab ich ja bereits geliefert!"
"Und wie denken Sie sich das bei Leuten, die nicht arbeiten können, also krank sind?"
"Naja, human wie ich bin, hab ich eine Zeit von 3 Wochen vorgesehen, wo sich jeder mal auf die faule Haut legen kann."
"Und dann kriegt er nix mehr?" fragte Rau entgeistert. "Das ist ja ein totalitäres System. Ein Kollege von mir liegt schon seit 6 Wochen krank im Spital."
"Das ist ja genau der Punkt, den so viele nicht verstehen. Wenn der Mensch weiß, dass ihm nix passieren kann, baut er ab. Wenn er aber weiß, dass er gefordert wird, wächst er über sich selber hinaus!" ereiferte sich der Professor und lächelte siegesgewiss.
Rau erkannte, dass weitere Diskussion zwecklos war und forschte: "Was haben Sie denn zuletzt mit Professor Miuki gemeinsam gemacht?"
"Hm, wir sahen uns alle einen Hitchcock-Film an. Psycho! Nicht grade sein bester. Die Vögel haben mir wesentlich besser gefallen!"
Der nächste Verdächtige saß im Salon und trank gerade ein Glas Cognac, als sich Rau ihm wieder als Journalist vorstellte und gleich zur Sache kam. "Was sagen Sie, Herr Professor Lewy, zum Tod Ihres Kollegen Professor Miuki?"
"Tja, das Alter zum Sterben hatte er ja schon. Dagegen hat noch keiner was erfunden. Ich selber hab mich mit dem Tod beschäftigt und erfand zuletzt die schaukelnden Särge."
"Klingt komisch!" meinte Rau verdutzt. "Ich hörte nur von einer Idee Tote stehend zu beerdigen, um Platz am Friedhof zu sparen."
"Bei meiner Idee handelt es sich um verzinkte Särge, die in einer Art Wippe eingegliedert werden und wie moderne Kunstwerke am Friedhof auch zum Spielen anregen. Die Waisenkinder können dann aktiv auf den Särgen ihrer Väter oder Mütter sitzen und schaukeln, bzw. auf- und abwippen verstehen Sie?"
"Völlig!" log Rau. "Darf ich fragen, was Sie zuletzt mit dem toten Professor unternommen haben?"
Weiterlesen unter: http://www.bod.de/buch/s--pomej/moerder-machen-fehler/9783739204963.html
Wer gern Mordsgeschichten liest: Soziopathen-sterben-selten
sehr+schrullige+short-stories


Sehr+schrullige+short-stories

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen