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Freitag, 10. April 2015

5-Minuten-Krimi

Lösen Sie den Fall: Der tote Lektor
In der Prosektur hatte es gefühlte Minus 8 Grad und Kommissar Rau stellte den Mantelkragen auf. Von Frühling war auch draußen nicht viel zu merken, aber hier schien wirklich der ewige Winter zu herrschen.
Pille, der Gerichtsmediziner, zeigte auf den dicken, nackten toten Mann und erklärte: "Ich hätte es fast übersehen. Die Färbung der Zunge zeigt eine Vergiftung an. Um welches Gift es sich handelt, muss ich erst feststellen. Aber du willst ja immer alles sofort wissen. Also gebe ich dir, was ich über ihn habe: er ist Anfang 60, hieß Walter Wurmig und war beim Weltbildverlag beschäftigt. Als Lektor musste er natürlich viele Autoren ablehnen. Da ich selbst schon mal ein Buch eingesandt habe, hatte ich auch schon die Ehre eines Ablehnungsbriefes. Aber ich sag dir gleich: ich war's nicht!"
"Dich hätte ich auch sofort ausgeschlossen. Todeszeitpunkt?" fragte Rau.
"Gestern abends. Gefunden wurde er heut morgen von seiner Bedienerin. Sie gab den Beamten am Tatort, die ihn für einen Infarktpatienten hielten, auch den Hinweis, dass es Mord sein könnte, weil er auch Drohbriefe bekommen hatte."
"Dann mach ich mich mal gleich auf den Weg zu ihm heim." kündigte Rau an und holte sich aus dem Kuvert mit den persönlichen Dingen des Toten Schlüssel und Handy heraus, welche schon erfolglos auf fremde Fingerabdrücke untersucht worden waren. Auf der Fahrt in den 19. Bezirk dachte Rau daran auch einmal ein Buch zu schreiben, auch wenn die Chance auf Veröffentlichung bei der enormen Konkurrenz eher gering einzuschätzen war.
In der Villa Wurmigs glänzte alles picobello. Rau sah sich im Büro um und merkte gleich, dass der PC nicht heruntergefahren war. Auf dem Display war ein Bildnis von Goethe als Bildschirmschoner und als er in die Dateien wollte, merkte er, dass alles gelöscht worden war. Da klingelte das Handy des Mordopfers und Rau nahm das Gespräch an. "Ja, hallo?"
"Hallo, Herr Wurmig, ich bin es, Herr Salkon. Erinnern Sie sich an mich?" tönte eine sonore Stimme und fuhr ohne Pause fort: "Wir haben uns doch letzte Woche im Café getroffen und Sie versprachen mir eine baldige Entscheidung über mein Buch DAS BLAUE WUNDER VON LOCH NESS zu fällen."´
"Es tut mir leid Sie enttäuschen zu müssen!" begann der Kommissar. "Aber Herr Wurmig kann Ihr Gespräch nicht mehr annehmen. Darf ich Sie persönlich treffen?"
"Sicher, kommen Sie doch gleich zu mir, ich wohne nur 20 Minuten entfernt, Grinzinger Steig 11."
Dort angekommen fand Rau einen ebenfalls dicklichen Herrn vor, der in ebenso guten Verhältnissen lebte. Im Salon kredenzte ihm Salkon einen trockenen Martini und fragte dann: "Aber verzeihen Sie, wer sind Sie eigentlich? Herr Wurmig erwähnte mit keinem Wort einen Stellvertreter von sich."
Rau wies sich aus und informierte ihn über den plötzlichen Tod des Lektors. Salkon strich sich betreten mit einer Hand über die hohe Denkerstirne. Gerade, wo wir uns so gut verstanden. Wir hatten per Telefon ein tolles Einvernehmen. Schriftlich kennen wir uns schon 10 Jahre. Ich habe immer so viele Romane an ihn geschickt."
"An seine Privatadresse?" forschte Rau.
"Nein, natürlich an die Verlagsadresse. Anfangs fand er meine Manuskripte wie alle anderen, eher durchschnittlich, aber mit der Zeit wurde ich besser und er viel zugänglicher." erklärte Salkon. "Übrigens erzählte er mir erst vorgestern am Telefon, dass er von einem jungen Autor einen frechen Brief erhalten hat. Der heißt Jakob Jenner und schreibt Thriller, bei denen man leider einschläft. Das sagte Wurmig wörtlich. Und im Brief beschimpfte er ihn wie ein beleidigter Anfänger. Wurmig sagte zu mir noch: der Brief ist besser formuliert als der angebliche Thriller. Haha!"
"Dann mach ich mich mal auf den Weg zu dem jungen Frechdachs. Sie wissen nicht zufällig seine Adresse?"
"Nein, Herr Kommissar, bedaure. Ich kannte auch Wurmigs Wohnadresse nicht. Aber ich bin sicher, dieser Jenner steht im Telefonbuch, in der Hoffnung, dass ihn mal ein Verleger anruft und ihm die Chance seines Lebens bietet. Haha!" meinte Salkon.
Jenner stand tatsächlich im Herold und Rau stand alsbald vor seiner Tür im 16. Bezirk. Die Wohnung sah aus wie die eines Messies. Überall leere Flaschen, leere Fertigpackungen und Bierdosen. Der Geruch erinnerte Rau an ein schlechtes Wirtshaus und Jenner selbst an einen Junkie, mit fettigen Haaren und Kleidern aus dem Rot-Kreuz-Sack, obwohl seine blauen Augen sehr wach wirkten.
"Was will denn die Polizei von mir?" fragte er lakonisch, nachdem er Raus Ausweis erblickt hatte und beantwortete sich dann selber die Frage: "Kann sich nur um den Wurm handeln, der mein Buch abgelehnt hat. Ja, ich hab ihm ein bisschen gedroht. Der Alte weiß nicht, was sich heutzutage gut verkauft. Will immer nur mit der uralten Scheiße punkten. Aber da wird sich die kleine Leseratte täuschen."
"Das kann er nicht mehr." stellte Rau fest. "Weil er mausetot ist. Wo waren Sie gestern abends?"
"Ah, das heißt wohl, dass ihm einer das Lebenslicht ausgeblasen hat, was? Shit happens! Ich war hier und hab im Internet nach einem Verlag gesucht, der mein Werk zu schätzen weiß."
"Wurden Sie fündig?" erkundigte sich Rau.
"Sicher. Ich hab mir jede Menge Adressen ausgedruckt." antwortete Jenner und zeigte Rau ein Blatt Papier, auf dem mit schon nachlassender Tintenpatrone einige Zeilen gedruckt standen.
"Das ist aber kein Beweis, das ist Ihnen schon klar?"
"Natürlich, aber es entspricht nunmal der Wahrheit. Die ist immer schwer zu glauben. Ich kann mir aber auch eine tolle Story ausdenken, die Sie auch nicht überprüfen können!" reizte der Bursche und setzte noch eins drauf: "Wollen Sie nicht schon lang in Pension gehen? Der Job ist doch viel zu anstrengend für einen Mann in Ihren Jahren."
"Na, mit Ihnen nehm ich es immer noch locker auf, Bürschchen!" entgegnete Rau.
"Jetzt werden Sie mich sicher verhaften, hab ich Recht oder hab ich Recht?" grinste der Junge und hielt ihm schon die Hände für die Handschellen hin.
"Nein! Mir scheint, Sie wollen nur mal ins Gefängnis, um dort das Milieu zu studieren." schätzte Rau. "Den Gefallen tu ich Ihnen nicht. Aber ich werde nachdenken und weiter forschen, wer den Lektor auf dem Gewissen hat. Vielleicht komm ich wieder her!"
"Ich brech vor Angst gleich zusammen!" scherzte Jenner und geleitete Rau zur Tür.
Auf der Fahrt zu Wurmigs Villa erinnerte sich Rau nochmal an die Gespräche mit den beiden Verdächtigen und trat auf die Bremse. "Ja klar, warum ist mir das nicht gleich aufgefallen. Der Kerl ist fällig!"
WEN MEINT RAU?

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