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Freitag, 3. April 2015

Ausgesperrt

Ausgesperrt zu sein ist ein ausgesprochen blödes Gefühl. Ist mir selber auch schon mal passiert, vor Jahr und Tag, als ich noch studiert habe. Ich, in schwerer Eile, zieh mich an und werf die Tür hinter mir zu. Als ich zusperren will, komm ich drauf, dass die Schlüssel noch im Vorzimmer am Brett baumeln. Das wär nicht weiter schlimm gewesen, denn ich hab ja zu der Zeit mit meiner Oma zusammen gewohnt und die hätte mir öffnen können - wenn sie daheim gewesen wäre. Da bei uns ja sowieso nix zu holen war, hätte ich auch gehen können ohne abzusperren - wenn ich nicht wichtige Unterlagen für die Seminararbeit auf dem Küchentisch vergessen hätte, welche leider nicht HIER! NIMM MICH MIT! geschrien haben. Also überlegen welcher Tag ist: Mittwoch ist die Omi meist im Pensionisten-Club, Freitags beim Kugerl Kartenspielen. Es war Freitag also düste ich per U-Bahn in den 11. Bezirk und stieg Station Zippererstraße aus. Frau Kugler war sehr misstrauisch und dachte wohl ich wolle den Neffen-bzw. Nichten-Trick an ihr ausprobieren, als ich wie ein Bittsteller an der Gegensprechanlage nach meiner Omi fragte. Nein, sagte sie, die Oma ist heut nicht gekommen, weil sie bei einer gewissen Gusti-Tante oder so ähnlich sei. Die Gusti-Tante wohnte im 10. und dort angekommen, freute sie sich, mich zu sehen, aber die Oma, nein, die war nicht bei ihr. Von ihr aus rief ich auf Verdacht die Anna-Tante (wohnte auch im 3. Bezirk wie wir) an und hatte tatsächlich Glück. Ich erklärte der Oma also, dass ich wegen der Schlüssel bald auch zur Tante kommen wolle. Ja, sagte sie, bring noch einen halben Liter Milch mit, weil wir haben zum Kaffee die letzte ausgesüffelt. Als ich schließlich mit der bestellten Milch vor der Tür der Anna-Tant stand, war die Oma schon heimwärts gegangen, um mir den Rückweg zu sparen. Nach der Mini-Odyssee daheim angekommen, musste ich noch 10 Minuten vor verschlossener Tür ausharren, bis die Oma eintraf, weil sie unterwegs noch einen Nachbarn zum Tratsch getroffen hatte. Letztendlich erschien ich 27 Minuten zu spät zum Seminar und fiel wieder mal unangenehm auf.
Aber wovon ich eigentlich zum Thema berichten wollte, ist ein Vorkommnis, welches meiner arbeitslosen Freundin Susi sauer aufstieß. Vom AMS an eine dubiose Firma verwiesen, bekam sie einen Vorstelltermin und stand an der angegebenen Adresse vor einer verschlossenen Glastür, neben der ein kleines Kästchen angebracht war, über das man eine ID-Card ziehen musste um Einlass gewährt zu bekommen. Keine Klingel, kein Portier, kein gar nix. Sie guckte ein wenig belämmert, als auch schon eine Angestellte ihre Karte drüberzog und reinging. Natürlich wollte Susi hinter ihr hineinschlüpfen, was ihr die Angestellte aber rüde verweigert: "Sie arbeiten doch gar nicht bei uns!" - "Noch nicht!" erklärte Susi. "Aber ich hab einen Termin zum Bewerbungsgespräch bei Herrn-"
"Tut mir leid, aber ich darf niemand Hausfremden mit reinbringen!" zischte die Dame und machte ihr die Tür vor der Nase zu. Susi - im Temperament mir sehr ähnlich - bekam einen Tobsuchtsanfall und begann gleich gegen die Tür zu treten und mit den behandschuhten Fäusten einzuhämmern. BUMM-BUMM-TOCK-TOCK und schrie aus Leibeskräften: "HALLO! DIE NEUE MITARBEITERIN IST DAAAA! JUHUUUU!" - Draufhin kam die eben reingehuschte Dame wieder retour, guckte entsetzt und verschwand wieder. Na toll, dachte Susi, die holt jetzt die Polizei und es macht sicher großen Eindruck, wenn ich im Schlepptau zweier Bullen erscheine. Da tauchten hinter ihr zwei gut gekleidete Herren auf und einer fragte: "Was wollen Sie denn? Haben Sie einen Termin?"
Susi, immer noch echauffiert, bellte: "Ja sicher doch! Und zwar bei Ihrem Obertrot-äh Oberindianer zum Bewerbungsgespräch. Der hat mir leider das Losungswort nicht verraten. SESAM ÖFFNE DICH! Funktioniert nicht. Ist wahrscheinlich schon der erste Einstellungstest."
Die Herren warfen sich bedeutungsschwangere Blicke zu und der andre meldete sich zu Wort: "Sie brauchen ihn doch nur anzurufen! Dann lässt er Sie auch rein" - "Mei, sind Sie superintelligent! Das ginge, wenn ich ein Handy hätte! Aber ich bin doch nicht so vertrottelt und mach Millionäre noch reicher! Sie werden's nicht glauben, aber es gibt sogar Idioten, die sich mitten in der Nacht vor solchen Handyshops anstellen, um als Erster so ein Scheißdings zu überteuerten Preisen zu erstehen, das dann deren ganzes Leben regiert! Die kriegen vom ewigen Tippen einen Buckel! Ich gehör nicht zu denen!!" keifte sie. Wenn die mal auf Touren kommt, kann die so leicht nix und niemand stoppen. Jedenfalls berichtete sie mir, dass die beiden sie ganz verdattert angestarrt hätten, weil die nämlich exakt solche Typen waren, denen so ein Camping-Kauf-Verhalten zuzutrauen wäre. Jedenfalls erbarmten sie sich ihrer, oder wollten auch nur vermeiden, dass sie weiter die Aufmerksamkeit von Passanten auf die ominöse Firma (die ich hier nicht nenne) ziehen kann. Pünktlichst erschien sie aufgeputscht bei dem Personalschani zum Rapport und bekam den Job natürlich
leider nicht. Sie konnte wie immer nicht verstehen warum...

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