Ein mieser Tag kann mit entsprechender Lektüre noch zu retten sein, klickt euch also öfter bei mir rein!

Mittwoch, 11. Dezember 2019

HAND GEH

Nichtsahnend spazierte ich über den Stephansplatz, als ich in einer kleinen Auslage vis-a-vis den Fiakern eine Fratze erspähte, über der ein Titel prangte: HAND GEH und darunter stand NEBELPREIS. Wohl ein Ausdruck des Unmuts über die Verleihung des Nobelpreises an Herrn Handke, welcher durch seine politischen Pro-Serbien-Äußerungen in Ungnade gefallen war. Das erinnerte mich an die Doku, die ich über ihn sah: Er wurde gezeigt, wie er in der Metro fährt, vorne ein junger Mann, der offensichtlich nicht versteht, warum nicht er, sondern der Alte hinter ihm gefilmt wird... Dann sah man ihn in seinem Pariser Haus, von dem er meinte, dass es seine Rettung gewesen sei. Dass man ein Haus einweiht mit einer geistigen Arbeit und nicht mit irgendeiner Party... Er zeigte auch Fotos seiner Familie und sein Notizbüchlein, in dem er auch mal über seine Schrift strichelt, um das Wetter zu dokumentieren: die Striche zeigen dann, aus welcher Richtung der Wind wehte oder - wenn sie gerade nach unten zeigen - Windstille. Leise laberte er auch Weisheiten wie: Fantasie ist keine Gaukelei, sondern die herzliche Erwärmung dessen, was schon vorhanden ist... Das, was vorhanden ist, wird plötzlich zeichenhaft, wie in einem sanften Hochofen... Gestern träumte ich von der Mundhöhle des toten Goethe... Ein romanhaftes Leben führen... sei schlau, lass dich ein, aber verachte den Sieg... sei erschütterbar... und betrachte jeden andern in seinem Bild. Zerlach den Konflikt... Geh über die Dörfer, ich komme dir nach... - Man sah auch Ausschnitte aus früheren Interviews wo er einen kritischen Journalisten anfaucht: "Betroffenheit - das kann ich schon gar nicht hören! Gehen Sie nach Haus und schieben sich Ihre Betroffenheit in den Arsch!" - In einer Diskussion vor der Doku sah man empörte Schriftsteller, die ihm seine politischen Aussagen noch immer nachtragen und Salman Rushdie meinte sogar: "Man kann Peter Handkes Werk nicht von seiner Person trennen, weil er ja in seinem Werk dazu (zu den politischen Aussagen) Stellung bezieht." Jedenfalls schlug der Moderator am Ende der Diskussion vor, man müsse seine Bücher gelesen haben und zeigte zwei davon. Na BRAVO, dachte ich, jetzt spielt er nach dem ganzen Geschimpfe noch den Werbefuzzy für den 950.000-€-Preisträger, TOLL! Und für meine Bücher wirbt wiedermal keiner! Naja, gut, dass ich nie für meinen niederen Blutdruck Pillen brauchte, denn der wird immer wieder hochgetrieben...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen