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Dienstag, 30. Juli 2013

Protokoll 29.7.2013

Vorgestern traf ich eine ehemalige Nachbarin, die mich fragte: „Sag, was machst du eigentlich den ganzen Tag?“
Ich antwortete, verwundert über diese indiskrete Frage, nonchalant: „Däumchendrehen!“ und ging meines Weges. Dann aber dachte ich, die hat mich ein paar Mal zum Essen eingeladen, da hätte ich ihr doch ruhig Auskunft geben können, obschon sie meine Umtriebe nichts angingen, aber total seriös verliefen. Also schreib ich nun das Protokoll des gestrigen Tages nieder:

3Uhr02:  Erwache und gehe wegen Blasendrucks zur Toilette, stolpere im Vorzimmer und schlage der Länge nach hin, wobei ich AUA! Schreie. Verspüre auch beim Wasserlassen einen brennenden Schmerz, OJE!

6Uhr05:  Wache auf und mache noch im Bett liegend Augengymnastik und einige Stretching-Übungen, verlasse dann die Schlafstatt und öffne das Fenster zum Lüften, wasche mich, schmiere mich mit Sonnencreme ein und trinke einen halben Liter am Vortag abgekochtes Wasser. Dann ziehe ich mich an und betrachte mich im Spiegel. Alles passt so halbwegs.

6Uhr45: Verlasse die Wohnung und gehe in die Trafik um ein Brieflos zu kaufen. Darin steht: Leider kein Gewinn und ich ärgere mich.

7Uhr09: Komme beim Supermarkt an, der erst um 7Uhr 15 aufsperrt, aber ich schlüpfe durch die (wegen der Putzfrau) offene Tür und werde vom Filialleiter wieder hinauskomplimentiert.

7Uhr15: Ich gehe in den Supermarkt und nehme 1 Liter 1,5 % fetthaltige Milch, die um 50 % verbilligt ist, sowie 1 Packung Clopapier und lese beim Zeitschriften-Regal, was die Promis so treiben. Amüsiere mich über deren Cellulitis und Bauchansatz beim Baden im Meer auf Paparazzi-Fotos.

7Uhr31: Zahle die Einkäufe an der Kasse und geh heim, wobei ich die Gratiszeitungen an der U-Bahn-Station mitnehme.

7Uhr52: Mache mir zum Frühstück einen Tee mit Milch und entdecke mit Schrecken, dass meinen vorgestern um 50 % billiger gekauften Gugelhupf  in der Kredenz die Ameisen okkupiert haben. Wieder ärgere ich mich, weil ich den ganzen Gupf wegschmeißen und die Kredenz auswischen muss. Der Appetit ist mir vergangen und ich löffle nur ein Joghurt aus‘m Eiskasten.

8Uhr19: Les die Gratiszeitungen und lache über einen Salzburger, der seiner Frau im Auto bei Tempo 180 angekündigt hatte: „Jetzt fahren wir in die Hölle!“

8Uhr57: Mache das Bett, schließe die Fenster und putz mir die Zähne, wobei ich wieder mal Blut spucke. Nächster Zahnarzt-Besuch ist überfällig! Dann gehe ich zur Bibliothek, um ins Internet zu kommen. Dabei werfe ich gleich den Mist weg und tratsche mit der Nachbarin aus dem 3. Stock über die herrschende Hitzewelle und dass es schade ist, sich die Wärme nicht für den Winter aufsparen zu können.

9Uhr38:  Am Weg komme ich zu einer roten Ampel, die ich achtlos überquere. Auf der andern Seite steht eine Kindergartengruppe, deren Kinder sich alle an einem roten Seil festhalten müssen, wahrscheinlich, damit keines umfällt. Die Tante rügt mich: „Sie sind ein schlechtes Vorbild für die Kleinen!“ Einer der Knirpse schreit mich an: „Du Blödian!“ Ich ruf ihm zu: „Gusch du aufg’stellter Mausdreck!!“

9Uhr44: Ein Wagen mit Riesen-Abgaswolke fährt an mir vorbei und ich brülle ihm nach: „Dein Vergaser breeeennnttt!!!!“ und fang zu husten an.

10Uhr01: Bin in der Bibliothek angekommen, trage mich dort in die Anwesenheits-Liste ein, setz mich vor einen Computer und surfe durchs Netz, wobei ich auf Wikipedia nachgucke, welcher Promi das Zeitliche gesegnet hat.

11Uhr06: Ich geh wieder heim, weil ich Hunger verspüre. Am Weg finde ich 50 Cent und denke: Schade, dass das nicht öfters mit größeren Beträgen vorkommt.

11Uhr23: Komme beim Deichmann vorbei und sehe, dass er 3 Paar reduzierte Schuhe zum Preis von zweien anbietet, also geh ich rein und probiere einige Paare. Leider ist eines zu klein, eins in der falschen Farbe und für das dritte kann ich mich auch nicht entscheiden, außerdem hab ich sowieso kein Geld dabei, also geh ich wieder raus.

12Uhr06: Daheim mach ich mir eine Dose Pfirsiche auf, schlag mir eine Portion Schlagobers, das ich gestern um 50% billiger gekauft habe und schmecke: es hat einen Stich, also schmeiß ich es schweren Herzens weg und esse nur die schlitzigen Pfirsiche, denn die Dose habe ich gestern aus dem Mistkübel gerettet. Das Ablaufdatum ist total unleserlich, aber der Hunger treibt‘s rein.

12Uhr17: Ich gehe durch den Prater zum English-Kurs ins Donau-Business-Center. Es ist sehr heiß.

12Uhr33: Ich sehe knapp hinterm Happel-Stadion einen entflogenen Kanari-Vogel, der offenbar aus dem nahen Stadion-Center, wo eine Tierhandlung ist, entkommen ist. Ich will ihn retten und lauf ihm circa 10 Minuten hinterher, gebe aber dann entnervt auf.

12Uhr54: Ich komme zu spät (12Uhr 45 Beginn!)an den Kurs-Ort und der Trainer fragt mich, ob mir schlecht ist, denn ich bin total durchgeschwitzt, außer Atem und sehe 'terribly' aus. Die Kollegen raten mir, die Rettung zu rufen, doch ich lehne ab, also muss ich ein Formular unterschrieben: Rettungseinsatz abgelehnt.

16Uhr15: Kursende und ich laufe heim, um zu entspannen. Immer noch heiß.

16Uhr58: Endlich daheim, lasse ich lauwarmes Wasser in die Badewanne und setze mich rein. AAAHHH!

17Uhr01: Das Telefon klingelt und ich ärgere mich, weil ich jetzt aufstehen und nackt sowie triefend nass zum Telefonapparat schlurfen muss. Da erfahre ich: Falsch verbunden!

17Uhr09: Ich trockne mich ab und dreh den Fernseher auf. Das übliche Herumzappen beginnt und auf allen Kanälen spielen sie nur Schrott, worüber ich mich wieder ärgere.

18Uhr45: Bin des Zappens müde und schalte aus, gehe ins Zimmer, setze mich hin, lege die Füße hoch und schlummere ein. Träume von dem Kanari-Vogerl, das mir anbietet, meine 3 größten Wünsche zu erfüllen. Ich wünsche mir-

22Uhr04: Der Nachbar über mir kommt heim und trampelt wie ein wild gewordener Elefant durch die Wohnung. Seinen Vorgänger, der noch ärger gelärmt hatte, konnte ich ja delogieren lassen, will aber nicht schon wieder durchs Haus Unterschriften sammeln gehen. Ich möchte ihn am liebsten mit einer Elefantenbüchse durch den Plafond erschießen, so wie der Protagonist aus der Kurzgeschichte Lumwudbada aus meinem Buch Sehr schrullige Short-Stories.

22Uhr39: Vor meinem Fenster kann so ein Idiot nicht richtig einparken und lässt den Motor auf jener Umdrehungsgeschwindigkeit laufen, bei der meine Fenster scheppern wie bei einem Erdbeben. Am liebsten würd ich rausspringen und sagen: Lassen Sie mich Ihren Kübel einparken, das geht schneller, sie Nulpe!

22Uhr48: Ich geh zu Bett und hoffe, dass ich ruhig schlafen kann und wenigstens was Schönes träume, wenn schon mein Leben so miserabel ist.

So, das war’s nun druck ich das Protokoll noch aus und schmeiß es der neugierigen Nachbarin in den Postkasten.

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