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Freitag, 15. April 2016

Rätselkrimi: Ein typisches Opfer

Kommissar Rau und sein Assi Jumbi waren gerade mit öder Administration beschäftigt. Sie mussten für das Wiederaufrollen eines Indizienprozesses Zeugenaussagen für den Staatsanwalt neu sichten.
„Puh“, stöhnte Jumbi, „anstatt wie Fernsehbullen bei einer actionreichen Verfolgungsjagd erschossen zu werden, ersticken wir noch zwischen unzähligen Aktenbergen oder werden davon erdrückt.“
„Ja, aber Polizeiarbeit ist oft langweilig. Sie besteht zum größten Teil aus Warten und Schreibtischarbeit, außer man ist bei der Funkstreife. Dort kann man dann täglich mehrere Familienstreits schlichten oder Besoffene festnehmen. Es gibt allerdings Kollegen, die sich anstatt in Ermittlungen lieber in gewerkschaftliche Aktivitäten stürzen und Polizeisportfeste organisieren, um schneller befördert zu werden.“ plauderte Rau aus dem Nähkästchen, als es heftig an der Tür klopfte. „Herein!“
Eine junge Dame trat ein und ratterte mit piepsiger Stimme los: „Entschuldigen Sie, ich bin die neue Sekretärin und arbeite für Ihren Kollegen Kommissar Meringer, der sich heute krank gemeldet hat. Leider sind aber die Zeugen in einem Mordfall für heute bestellt und warten. Was soll ich jetzt machen?“ Sie sah aus, als würde sie gleich zu weinen beginnen.

„Nun beruhigen Sie sich doch. Wir übernehmen das selbstverständlich.“
Wenig später hatten sie den Akt auf dem Tisch und Rau instruierte Jumbi: „Ich führe die Gespräche und du protokollierst alles wörtlich! Wie ich sehe, handelt es sich um eine im Prater nahe Maria Grün erstochen aufgefundene, schon leicht verweste 51jährige Frau. Alle Zeugen sind…weiblich und stammen aus dem Telefonverzeichnis des Handys der Toten. Die muss ja viele Freundinnen gehabt haben. Hol mir die erste Dame rein!“
Gesagt, getan, die erste einer Reihe gepflegter Frauen trat zaghaft ein.
„Guten Tag, Frau Högl! Mein Name ist Rau, das ist mein Kollege, Herr Bimski! Es geht um den Mord an Ihrer Freundin, Frau Eva Reibl!“ eröffnete Rau die Befragung und deutete ihr, gegenüber von ihm Platz zu nehmen.
„Na als Freundin würde ich die nicht bezeichnen.“ begann sie und ordnete ihre adrette Kleidung, die beim Hinsetzen Knitterfalten geworfen hatte. „Obwohl sie mich dazu machen wollte. Mit ihr hielt man es nur ein paar Stunden aus, verteilt auf ein paar Tage. Sie war nämlich Kettenraucherin. Machen sich selber kaputt und geben dann dem Alter die Schuld für den körperlichen Abbau. Beim Spazierengehen konnte die nicht mit mir mithalten. Blieb immer stehen oder wollte sich hinsetzen oder wo einkehren. Auch musste sie alle halbe Stunde aufs Klo, wahrscheinlich ist bei einer ihrer drei Abtreibungen was schief gegangen! Aber ich hab sie dann einfach nimmer reingelassen. Da hat sie sich telefonisch beschwert und gemeckert: ich war gestern bei dir und du hast dich nicht gerührt! – Bin ich zu schnell für Sie?“ unterbrach sie ihren Wortschwall und drehte ihr hübsch geschminktes Gesicht zu Jumbi, der ununterbrochen auf die Tastatur seines PCs einhämmerte, worauf er nur den Kopf schüttelte.
„Der Kollege kommt schon mit, keine Sorge. Er kann schneller schreiben als manche Leute sprechen. Sie beendeten also den Kontakt?“ resümierte Rau.
„Ja natürlich, glauben Sie ich lade jemand ein, der so ein Leben geführt hat, dass einer Sau graust?“ fragte sie rhetorisch. „Die Person war total verkommen, lebte aber mittlerweile ruhig, da sie schon völlig ausgebrannt war. Jedenfalls hab ich ihr gemailt, dass ich kein Interesse habe, mich mit jemanden zu treffen, der immer übers Alter jammert, als wär’s eine Seuche aber raucht, damit er noch schneller altert und, dass sie ihren Komplex behandeln lassen soll! Darauf sandte sie mir ein Mail, in dem stand: Tatsachen anstatt Alters-Komplex, den ich nie hatte. Und dazu kopierte sie mir aus dem Internet den Artikel ‚Ältere haben mehr Probleme‘! – Ein selten blödes Weib! IQ Raumtemperatur! Mit dem Mail hat die Depperte noch bewiesen, was sie bestritt: ihre Gedanken kreisten dauernd ums Alter! Das nennt man Komplex, aber da sie total ungebildet war, wusste sie das natürlich nicht! Naja, durch langen Nikotinmissbrauch war sie auch biologisch schon vergreist! Hätte eigentlich schon die Frühpension beantragen können! Mir tut leid, dass ich überhaupt Zeit mit der verschwendet habe!“
Nach ihrem Abgang nahm Helga Wissak vor Rau Platz und beschwerte sich nach einem tiefen Atemzug: „Das kommt davon, wenn man solche Leute kennt, man landet bei der Kriminalpolizei - womöglich noch als verdächtig?“
„Aber nicht doch!“ beruhigte sie Rau. „Wir wollen uns nur ein Bild der Toten machen."
„Sie sah zuletzt verlebt aus und hatte einen Blick drauf wie der linke Schächer. So als würde sie einen anklagen, weil man in einer guten Familie aufgewachsen ist, was ihr verwehrt geblieben ist. Daher rührten auch ihre Schwierigkeiten. Der Psychiater Ringel hat mal gesagt, dass die Kindheit wie ein Topf sei, den man als Baby übergestülpt kriegt und der dann ein Leben lang an einem runterrinnt! Das Leben hat es nicht gut mit ihr gemeint, aber sie hat auch viel falsch gemacht. Auf der Überholspur leben kostet die Gesundheit. Ihrer Katze hat sie täglich andres Futter serviert, während sie tagelang Instant-Püree fraß, weil sie mit dem Geld nicht auskam. Dabei hat die sich als Zahlenmensch bezeichnet, pah! Ich erinnere mich noch an ihre fahrigen Bewegungen. Fast wie eine Ertrinkende im harten Strom des Alltags."
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