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Freitag, 26. Juni 2015

Rätselkrimi Wer wirbt, stirbt

Lösen Sie den Fall des toten Werbefachmanns

In der Werbebranche gilt immer noch, was einst Goebbels rausfand: eine einfache Botschaft so lang wiederholen, bis sie auch der Dümmste verstanden hat. Und auch mit den Konkurrenten ging man nicht zimperlich um. Der aufstrebende Werbeguru Kuno Zusag lag bäuchlings im Swimmingpool im Garten seiner Villa in Sievering. Post mortem schien er noch ein überlegenes Lächeln auf den Lippen zu haben. Rau sah sich sein Smartphone an, in welchem die Telefonnummern der wichtigen Kunden und auch Konkurrenten gespeichert waren. Alle hatten einen Zusatz wie z. B. Spitznamen oder Schwächen: Kettenraucher, Krebskandidat, Superzicke, Trampolin, Hungryeye, usw. Laut Rechtsmediziner-Assi Ewald war Zusag das Genick gebrochen worden, bevor er in der Badehose in den Pool geworfen oder gestoßen worden ist. Dass er nicht ertrunken sein konnte, sah Ewald, da der Tote noch seinen Kaugummi zwischen den Zähnen festgebissen hatte, was bei Ertrinkenden nicht vorkommt. Im Todeskampf öffneten sie den Mund, so als wollten sie den Sauerstoff aus dem Wasser saugen. Gefunden hatte Zusag die Putzfrau, welche täglich außer Sonn- und Feiertag um 9 Uhr vorbeikam. Da gestern Badewetter herrschte, musste er wohl mindestens 12 Stunden tot sein. Rau sah sich die gestrigen Telefonate an. Hungryeye, Superzicke und Kettenraucher hatten im Abstand von einer halben Stunde ein kurzes Gespräch mit Zusag geführt. Erstere hieß Aurelia Agens und war laut ATB eine freie Werbefachfrau. Als Rau um dreiviertel 10 an die Tür ihrer Wohnung in Grinzing klingelte, öffnete sie nur einen Spalt breit und sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. "Jaaa?"
"Guten Morgen, Frau Agens, ich bringe Ihnen leider eine traurige Nachricht." sagte Rau und zeigte ihr seinen Ausweis. Als sie den sah, bat sie Rau herein und wies ihm mit einer Hand einen Platz auf der roten Designer-Couch zu. Sie setzte sich in ihrem schmucken orangen Seiden-Pyjama ihm gegenüber auf einen antiken Fauteuil. "Jaa?"
"Sie kannten doch Herrn Zusag?" fragte Rau.
"Leider! Wir waren keine Freunde, auch wenn wir erst gestern miteinander telefoniert haben. Es ging um meine ausständige Gehaltsforderung, die er mir noch immer nicht überwiesen hat. Ich habe kurz für ihn gearbeitet, aber als mir einmal ein kleiner Fehler passiert ist, hat er mich wüst beschimpft und sofort die Zusammenarbeit beendet. Wie hat er denn abgedankt?" forschte sie amüsiert.
"Darüber kann ich noch keine Auskunft geben. Welcher Fehler führte denn zum Bruch zwischen Ihnen und was hat er genau gesagt?" erkundigte sich Rau, der wusste, dass solche Beendigungen selten auch das Ende einer Beziehung waren. Oft blieben die Kontrahenten weiter im Kontakt und machten einander das Leben schwer.
"Also, er wollte, dass ich einen Großkunden, Katzenfutterfabrikant, für ihn gewinne, ohne mir genaue Infos über den zu geben. So wusste ich natürlich nicht, dass der ein militanter Tierfreund war und bin unwissenderweise in meinem schwarzen Ledermantel bei ihm erschienen. Das allein wäre schon schlimm genug gewesen, aber als dieser Idiot noch meinte, man könne einer Katze nicht jeden Tag dasselbe Futter anbieten, widersprach ich und erklärte ihm, dass eine Katze in freier Natur ja auch nicht jeden Tag etwas anderes zu fressen findet. Nicht wahr? So ein Vieh findet heute keinen Lachs und morgen kein Kalb, die muss froh sein, wenn sie eine verweste Ratte erwischt. Aber Tierfreunde sind meist total verblödet!"
"Oje!" entfuhr es Rau, der ihr mehr Verhandlungsgeschick zugetraut hätte.
"Und einen Blick hatte dieser katzenverliebte Trottel drauf, wie der linke Schächer!" fuhr sie entrüstet fort. "Dann hat Kuno, als er davon erfuhr, mich als unfähig für meinen Job bezeichnet, was ich sehr übel nahm. Aber ich hätte ihm deswegen kein Haar gekrümmt. Schließlich arbeite ich bereits für einen andern Werber! Gestern hatte ich beispielsweise ein Meeting mit ihm. Zobel & Company!"
Rau schrieb sich dessen Telefonnummer auf und fuhr zum Kettenraucher, einem Sigmund Solinger, der in einem Haus in Währing wohnte und, nachdem er von Zusags Tod erfuhr, auch wenig Anteilnahme zeigte. "Ach wissen Sie, Herr Kommissar, der war ein präpotenter Workaholic, hatte praktisch keine Freunde. Und wie geht es mit der Aufklärungsarbeit voran? Man liest in der Zeitung, dass die Polizei Verbrechen nicht mehr bekämpft, sondern nur noch verwaltet."
"Ich bekämpfe nicht das Verbrechen, sondern die Verbrecher!" stellte Rau klar. "Und darin bin ich gut! Worum ging es in Ihrem gestrigen Telefonat mit Zusag?"
"Ach, der wollte, dass ich als selbstständiger Werbe-Grafiker ausschließlich für ihn tätig bin, aber das würde mir zu wenig Einnahmen bringen." murmelte Solinger und zündete sich eine Zigarette an. "Schade, dass man für Zigaretten nimmer werben darf, da hätte ich jede Menge Ideen. Wissen Sie, warum Frauen am ehesten zu einem Sargnagel greifen?"
"Um schlank zu bleiben?" schätzte Rau.
"Ja, auch! Aber vor allem, weil sie sich gut dabei vorkommen. Das Ritual des Entzündens einer Zigarette und des Ausblasens des Rauches gefällt den dummen Trutscherln!" grinste er und blies demonstrativ einige Rauchringe in die Luft.
"Na, Sie halten wohl nicht viel vom weiblichen Geschlecht?"
"Es gibt auch dumme Männer, aber da sich die Weiber mir Männern einlassen, sind sie noch dümmer als diese! Ich kannte eine, die war noch froh darüber, dass sich unzählige Männer an ihr die Schuhe abgeputzt haben, diese blöde Pute, hähä!"
"Wir kommen vom Thema ab!" erinnerte Rau.
"Ach ja, Sie wollten wissen, wer Zusag abgeschafft hat....hmmm...da kämen viele infrage. Der war immer so überheblich, hat bis zuletzt dümmlich gegrinst. Aber ich habe ihn schon Monate nicht persönlich getroffen. Wir telefonierten gestern wegen einem Auftrag, der mir aber gar nicht in den Terminkalender passt. Bedauere!"
Wenig später stand Rau vor dem Schrebergarten von Superzicke, mit bürgerlichem Namen Vera Ficker, die in einem gepunkteten Bikini das Tor öffnete. "Ja bitte?"
"Guten Tag, Frau Ficker, mein Besuch betrifft das Ableben von Herrn Zusag."
"Oh, das ist ja wie im Film, wenn der Kommissar kommt und den Ausweis zeigt. Das Foto darauf ist aber schon alt, was?" mokierte sich Superzicke, die ihrem Namen alle Ehre machte.
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Für Lesewütige, die das allgegenwärtige Böse in Büchern suchen: Lesestoff

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