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Dienstag, 16. Juni 2015

Rätselkrimi Schöne Leiche

Wasserleichen hatten immer etwas von einem schlechten Horrorfilm, vor allem der faulige Geruch war nur schwer zu ertragen. Doch bei der angeschwemmten toten Frau am Donauufer, war davon nichts zu bemerken. Sie sah aus, als schliefe sie nur, wartend auf den Prinz, der sie gleich wachküsst. Der Umstand, dass sie voll bekleidet da lag, schloss natürlich aus, dass sie freiwillig zum Baden in den dreckigen Fluss gesprungen war. Über sie gebeugt sah Rau nur den Assistenten von Pille, der wohl wieder bei einer Star Trek-Convention weilte. "Morgen, Herr Kommissar, ich bin's leider nur wieder, Ewald. Dafür kann ich Ihnen die genaue Todeszeit sagen. Die junge Dame scheint gestern um 22Uhr11 ertrunken zu sein. Normalerweise tauchen Ertrunkene erst auf, wenn die Gase den Körper hochtreiben. Das arme Mädel scheint knapp vor'm Ufer die Kraft verlassen zu haben, denn sie verfing sich mit den Haaren an einem der vielen Gebüsche, die ins Wasser reichen. Jedenfalls ist ihre analoge Uhr um 10.11 stehen geblieben. Wenn sie sie nicht vergessen hat, aufzuziehen, dann-"
"So hübsch und akkurat wie sie gekleidet ist, können wir davon ausgehen, dass sie die Uhr brav aufgezogen und auch richtig eingestellt hatte." meinte Rau und blickte in Richtung der Reichsbrücke. "Sehr wahrscheinlich hat sie jemand von der Brücke geworfen. Die Frage ist wer, warum und ob er sie vorher getötet hat, oder sie ertrunken ist."
"Äußere Verletzungen konnte ich bisher noch keine feststellen und unter den Fingernägel hatte sie keine Abwehrspuren wie Blut oder Hautfetzen. In ihrem Hosensack fand ich ein Schlüsseltäschchen mit Wohnungsschlüsseln einer Sicherheitstüre. Über die Seriennummer könnten Sie sicher die Adresse erfahren."
"Richtig gefolgert, Ewald!" lobte Rau und machte sich mit den Schlüsseln auf ins Büro. Einen Anruf später wusste er bereits, dass die Tote Marie Knopfloch hieß und im 2. Bezirk wohnte. An der angegebenen Adresse war auch eine Milla Knopfloch gemeldet. Mutter oder Schwester vermutete Rau und fürchtete sich schon vor der traurigen Pflicht, die Todesnachricht überbringen zu müssen. Die Frau, die er antraf, sah ihrer Schwester zum Verwechseln ähnlich und weinte herzzerreißend. "Ich hab sie immer gewarnt, sich mit diversen Männern abzugeben. Aber sie hat nur gelacht. Warten Sie, ich hab hier ihr Tagebuch, da steht sogar drin, wem sie einen Eifersuchtsangriff zutraut." sagte Milla und holte ein rosa Büchlein mit dem Hallo Kitty-Motiv drauf. "Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, sie hat mir erlaubt, dass ich auf diese Weise an ihrem aufregenden Leben teilhabe. Bei den heutigen Männern bleib ich nämlich lieber Single."
Rau nahm das Buch an sich und verließ die trauernde, vorsichtigere Schwester. Der erste Verdächtige darin hieß Mario Bracho und wohnte ebenfalls im 2. Bezirk. Als Rau ihm seinen Ausweis präsentierte, hob der nur verwundert eine Augenbraue. "Nanu, hab ich was angestellt?"
"Das versuche ich herauszufinden. Kennen Sie eine Frau Marie Knopfloch?"
"Klar, wir sind in losem Kontakt. Wie geht's ihr?" fragte Bracho und ging Rau in seine luxuriös ausgestattete Junggesellenbude voran.
"Wie man's nimmt. Sie ist tot. Ermordet."
"Oh!" machte er nur und setzte sich auf eine weiße Ledercouch. "Das tut mir leid."
"Na, sehr betroffen sehen Sie nicht aus. Wo waren Sie gestern um 22 Uhr?"
"Leider allein vor'm Flat-TV! Hab mir 'Leben und Sterben in L.A.' angesehen. Ein toller Film. Wenn man bedenkt, dass er schon 1985 gedreht wurde, hat Friedkin schon viel vorausgeahnt. Selbstmordattentäter, Bungee-Jumping, und vor allem die wilde Autoverfolgungsjagd ist besser als 20 Jahre vorher in Bullit."
"Ja sicher, ich bin auch ein großer Cineast, vor allem Krimis haben mich geprägt, vielleicht bin ich deshalb zur Kripo gegangen." räsonierte Rau.
"Und bedenken Sie, es ist in Wahrheit auch fast immer der, dem man es nicht zutraut." grinste Bracho. "Ich hätte keinen Grund gehabt, Marie zu töten. Sie war eine von vielen und ich war wohl auch nicht ihr Einziger. Jedenfalls hatte sie sexuell viel drauf!" Nun sah er tatsächlich ziemlich betroffen drein, erkannte er nun wohl, dass er sich fürderhin eine andere Granate suchen muss. "Nach außen ein stilles Wasser, aber mit vielen Untiefen!"
Der Nächste hieß Wolfram Holbein und wohnte im 1. Bezirk nahe Schwedenplatz. Als er Raus Ausweis erblickte, stutzte er und fragte: "Nanu, wen hat's denn erwischt?"
"Ihre Freundin Marie!" antwortete Rau und sah sich in der ebenfalls luxuriösen Bleibe um. Die Putzfrau war gerade am Staubsaugen und verzog sich in die Küche, als Rau und Holbein das Wohnzimmer betraten. "Ein Jammer, sie war ein Prachtweib. So ein heißes Stück Fleisch krieg ich nicht so schnell wieder." meinte er und fläzte sich in einen antiken Fauteuil. Er trug ein schwarzes T-Shirt, auf dem A.C.A.B. stand (All Cops are Bastards) und erklärte: "Das heißt Austrian Cops are better!"
"Wo waren Sie gestern um 22 Uhr?" fragte Rau ungerührt.
"Puh, da lag ich schon im Bettchen. Leider allein. Aber Marie hat ja noch andre neben mir gehabt. Sie lebte auch so ungesund. War Fleischfresserin, ich bin Veganer."
"So? Ich las heut früh in der Zeitung, dass ein Chinese 420 Nierensteine von Tofu bekommen hat." sagte Rau. "Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?"
"Da muss ich nachdenken, ich glaub vorgestern, ...ja. Aber so tüchtig wie Sie sind, werden Sie bald rausfinden, wer die umtriebige Marie auf dem Gewissen hat. Gut, dass sie nicht zum Friedhof der Namenlosen getrieben wurde. Übrigens, Sie als schlauer Kopf, wer gewinnt die US-Präsidenten-Wahlen? Jeb oder Hillary? Ich hab nämlich ne Wette am Laufen."
"Wer den Namen Bush trägt, hat's nach all den teuren Kriegen sicher nicht leicht, gewählt zu werden, außerdem ist es selbst für die USA Zeit einer Frau mal das Ruder in die Hand zu geben." überlegte Rau und verabschiedete sich.
Der nächste Kandidat, ein gewisser Roman Zenta, war sogar rot unterstrichen in dem rosa Tagebuch. Als Rau an seiner Wohnungstür im 3. Bezirk klingelte, öffnete die Nachbarin und verkündete: "Der Herr Zenta ist in seinem Büro, er ist ja Vermögensberater. Gleich ums Eck."
Weiterlesen unter: http://www.bod.de/buch/s--pomej/moerder-machen-fehler/9783739204963.html

Hier noch ein Lese-Tipp für Mordsfreunde: Soziopathen sterben selten/S.Pomej

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