Letztens war ich bei einem Millionär essen.
MacDonalds heißt er. Und das kam so: Ich spaziere durch die City und beobachte
Touristen, die mit Gold behangen scheinbar ums Überfallenwerden betteln - da
ist es nur recht und billig, wenn denen im Griechenbeisl für 1 Glas Leitungswasser
3,50€ abgeknöpft werden. Da löst sich aus der amorphen Masse buntgewandeter
sonnenverbrannter Leiber eine Person und steuert auf mich zu. „Halloho!“ ruft
mir ein bekanntes Gesicht zu, dessen Name mir nicht einfallen will, wohin mit
ihm??? Verunsichert nicke ich nur lächelnd und stammle: „Na so eine
Überraschung, bist du allein unterwegs?“
Er guckt sich kurz über die Schulter und
fragt: „Siehst du wen bei mir?“- Sein Tonfall ist hochdeutsch und ich ordne ihn in
meine Münchner Zeit ein, als ich kurz in der Pension Isabella in Schwabing
wohnte. „Nein, aber dein Kumpel könnt ja kurz in der Trafik einen Stadtplan
kaufen sein.“„Ne, ich muss mich mutterseelenallein durchschlagen. Und? Schon einen Bestseller geschrieben?“
„Fast, da fehlen nur noch circa 24.900 verkaufte Exemplare. Die Armleuchter im Radio promoten lieber so einen Halbgötter-Schas aus‘m Ausland. Und das Gratisbuch von der Stadt Wien in dem Jahr ist von einem Ami. Schrecklich!“ erläutere ich ihm mein Pech.
„Schade, sonst hättest du mich einladen können, mein Proviant ist alle.“ Kurz zieht er an seinem Rucksack, der irgendwie nach Urin riecht. Vielleicht benutzt er ihn als WC.
Uff, denke ich, warum hab ich nicht einen andern Weg genommen, und gerate unter Zugzwang: „Aber ich bitte dich, für Fastfood reicht’s, wenn‘s dein Magen aushält.“
Kurz später stehen wir schon in der Mac-Warteschleife, die mir immer wie ein Möbiusband erscheint, und er berichtet, dass er beinah wegen Landstreicherei in NÖ verhaftet worden wäre und ebenso knapp von einem Wachhund in Essling gebissen. Endlich sind wir dran und ich sage: „Ich zahle für uns beide.“- lege einige Gutscheine für den üblichen Fraß hin und der Mac-Schani macht das erste Tablett voll. Der Name von dem Piefke hat sich mir immer noch nicht erschlossen und ich rate ihm mit seinem vollen Tablett: „Such schon mal einen Platz für uns.“ - Als er weg ist, erklärt mir der Schani: „I wollt vor Ihrem Freund nix sagen, aber de Gutschein gelten scho lang nimmer!“
„Wie rücksichtsvoll von Ihnen!“ bemerke ich (vor allem gegenüber seinem Arbeitgeber, denn sonst hätt ich gesagt: Gemma zum Burgerking!) aber so sag ich: „Dann krieg i nur das Billigste!“ und zahle 17,80€, dabei ist zwischen den labbrigen Semmeln der Clownsfirma nicht mal der Stammzellen-Frankensteinburger aus’m Labor. – Mit einer Apfeltasche geselle ich mich zum Deutschen, der schon fleißig das ungesunde Zeugs in sich reinfrisst, als litt er an Auszehrung.
„Hast du nur so wenig Hunger?“ fragt er verblüfft mampfend. –Ich will schon entgegnen: als ich dich sah, verging mir bereits der Appetit, sag aber: „Ja, und wo warst du in der Zwischenzeit überall?“ – Da fängt er an zu erzählen und in seinem offenen Mund blinkt mir der Speisenbrei entgegen, sodass ich von der Apfeltasche nur einen kleinen Bissen nehme, aber von seinen Reiseabenteuern berichte ich ein andermal….
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