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Freitag, 4. Januar 2013

Multitasking

Endlich ist Silvester vorbei! Nicht nur wegen der Knallerei von unbelehrbaren Verschwendern, sondern auch, weil man so viel auf einmal machen muss: Sekttrinken, Bleigießen, Glückwünschen, Schnorrer abwehren - da erspähte ich durch den Spion einen Mann von der Mistbrigade vor meiner Tür, der wollte einen Schmattes haben. Ich flötete mit hoher Kinderstimme: „Meine Mami ist nicht zuhause und ich darf die Tür nicht aufmachen!“
Drauf sagt der orange Eierbär: „Macht nix, Puppi, schieb mir einfach ein Scheinchen aus dein Sparschwein unter der Tür durch!“ – Frechheit!
Apropos, in der Schule wurde ich noch gerügt, aufgrund meiner Multitasking-Fähigkeit. Wenn ich, außer dem Unterricht zu folgen, unterm Tisch einen Roman las und zwischendurch einen kurzen Hassbrief an meinen Banknachbarn schrieb, war gleich Feuer am Dach. Da hieß es: „Napoleon hat im Zelt Schach gespielt, einen Brief an seine geflohene Josephine diktiert und noch eine Schlacht gelenkt. Er gewann das Spiel, die Schlacht und auch die Gunst seiner Gattin wieder zurück. Aber DUUU kannst das nicht, also lass es sein!!!“
Ich hätte so gern entgegnet: „Jaja, wer saß ihm beim Schachspiel gegenüber? Wohl kaum der amtierende Großmeister, sondern ein Untergebener, der den kleinen Despoten sicher nicht durch einen Sieg vergrämen wollte und ihn gewinnen ließ; die Schlacht zu gewinnen ist auch keine Kunst, solang man genug Kanonenfutter hat und als Kaiser der Franzosen hätt’ er seiner entlaufenen Alten gar nicht schreiben brauchen, denn die wär auch so zu ihm zurück gekrochen. (Was hat er ihr denn geschrieben? Wie immer: Wasche Dich nicht, ich komme???)  – Und außerdem: bei Waterloo hat er nicht nebenbei noch Schach oder Domino gespielt und keinen Brief diktiert, weder an eine Schranze noch ans Finanzamt und trotzdem hat er verloren! Ätschibätsch!!!“ – Tja, das Kanonenfutter ging ihm aus; der hätte warten sollen, bis die Gefallenen durch die neuen wehrfähigen Jahrgänge ersetzt werden. Aber was soll’s….
Die Kinder heutzutage tun mir aber leid, denn die müssen ja multitasking-fähig sein. Mit dem Kopf dem Lehrer folgen und mit dem Mund mitarbeiten, mit der linken Hand unterm Tisch simsen, um das Sozialleben nicht zu verpassen und mit der rechten Hand schon die Anmeldung zum Medizin-Test an der Uni ausfüllen, damit sie zwischen all den Deutschen noch einen Platz im übervollen Hörsaal ergattern! Und das bei dem Mediziner-Überschuss, den wir eh schon haben. Naja….Wär gar nicht schlecht, wenn wieder ein Napoleon auftaucht, um die Piefke anderweitig zu beschäftigen. Dann hätten’s als schon gelernte Ärzte gleich wieder Arbeit am Schlachtfeld und eine neuerliche Medizinerschwemme würde verhindert werden, wenn das Heimatland zu den Fahnen ruft! Und auch Hartz IV wär nicht mehr nötig. Aber pfui, wer wird solche düsteren Gedanken hegen? Klar, ich!

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