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Montag, 10. September 2012

Post perdu

Perdu: französisch für verloren, sprich: perdü! Vorige Woche wurde einem faulen Postler, der seine Berufslast, also zahllose Briefe, Karten, Prospekte, etc. einfach weggeworfen hatte, vom Gericht die gerechte Strafe dafür aufgebrummt. So was kam schon öfters vor, dass bequeme Briefträger, warum auch immer, sei es aus Unlust, Überlastung, Burnout, private Probleme, usw. die oft dringend erhoffte postalische Last gar nicht austrugen. Einer hortete alles bei sich in der Wohnung, im Vorsatz später mal, wenn er mehr Zeit und Lust verspürte, alles nachträglich auszuliefern. In der Zeitung liest man ab und zu von solchen Fällen, einem Brief, der nach 36 Jahren endlich nach verschlungenen Irrwegen seinen Empfänger erreichte, oder dessen Erben, falls er nicht so lang durchgehalten hatte. Ein anderer Beamter stellte wenigstens die ihm wichtig erscheinenden Poststücke zu, also RSA- und RSB-Briefe und dergleichen. Nun kann man aber nicht immer zweifelsfrei sagen, ob ein Brief für den Adressaten wichtig ist. Von außen sieht er aus wie ein 08/15-Schrieb, doch in seinem Inneren birgt er die Nachricht seines Lebens. Hier einige Beispiele: der Brief einer schwer Verliebten an Ihren Galan:
Oh Ferdl, mein Liebster!
Es tut mir voll leid, dass ich Dich gefragt hab, ob Du schon einmal für eine Frau bezahlen musstest. Das war furchtbar dumm von mir. Aber noch viel mehr leid tut mir, dass ich Dir dann im Streit sagte, ich hätte schon 100 Männer vor Dir gehabt und Dich mit Hühnerblut getäuscht! Das war total falsch!! Wirklich, Du warst mein erster Mann. Ich liebe Dich!!! Bitte komm zurück zu mir, oder vergiss diesen verzweifelten Brief. Dann werde ich so tun als ob wir uns nicht kennen, falls wir uns zufällig auf der Straße treffen. Auch wenn es mir das Herz zerbricht…
In ewiger LIEBE Dein Susilein

Oder der heißersehnte Brief einer renommierten Webeagentur an einen arbeitslosen Grafiker:
Sehr geehrter Herr Meisenkaiser,
von allen 1389 Bewerbern erscheinen Sie uns als der Geeignetste für die mit einem Jahresgehalt von 55.000 Euro dotierte Vollzeit-Stelle. Es erwartet Sie die versprochene interessante abwechslungsreiche Aufgabe inmitten eines jungen dynamischen Teams in einem Loft mit Blick über Düsseldorf. Ihr diesjähriger Urlaubsanspruch beträgt 5 Wochen und es sind in Sonderfällen auch Prämienzahlungen von bis zu 15 % der Auftragshöhe möglich.
Wir erwarten Sie nächste Woche Montag um 8.30 Uhr in unserem modernen Büro. Absolute Pünktlichkeit setzen wir voraus. Ansonsten können Sie die Einladung als gegenstandslos betrachten, selbst wenn Sie uns eine noch so kreative Ausrede präsentieren.
Mit freundlichen Grüßen
Agentur Absolom
Oder der Brief eines Steuerberaters an seinen besten Kunden:
Werter Herr Meischpressinger,
wollen Sie wirklich alle Ihre Nebenjobs angeben? In diesem Fall droht Ihnen nicht nur eine beträchtliche Nachzahlung in Millionen-Höhe, sondern es blüht Ihnen außerdem eine saftige Freiheits-Strafe für das Delikt 'Verschleierung von Nebeneinkünften' aus der noch nicht verjährten Zeitspanne. Denn jene Jobs, die Sie auflisten, legen nahe, dass Ihre Abgaben schon seit mindestens 3 Jahren beschönigt worden sind, wofür wir jede Verantwortung ablehnen müssen!
Überlegen Sie daher noch einmal alles bis zur Abgabefrist Ende d.M. Ansonsten leiten wir wie üblich Ihre unterfertigte Steuererklärung an das zuständige Finanzamt weiter und betrachten unsere weitere Zusammenarbeit als beendet.
Hochachtungsvoll
i.A. Dr. K.Rallinger
Oder der dringendst erwartete Brief des reichen Onkels aus Amerika:
Lieber Neffe Donald!
Dein Schicksal als ewiger Pechvogel dauert mich. Vor allem schmerzt mich für Dich, dass nach Deinem schweren Arbeitsunfall Dein Antrag auf Frühpension abgelehnt wurde. Ich bin auch gar nicht so geizig, wie Du immer denkst. Überdies habe ich aus der Krise enorme Gewinne lukriert und kann Dich daher etwas unterstützen. Um Dir zu zeigen, dass ich ein liebend Herz und eine kurz offene Brieftasche habe, sende ich Dir anbei einen Verrechnungsscheck über  200 100.000 US-Dollar! Löse ihn aber ehebaldigst ein und spekuliere besser nicht auf etwaige Euro-Kursgewinne, sonst überlege ich es mir vielleicht doch noch anders. Außerdem ist der Scheck kein Geschenk, sondern eine Anzahlung auf Dein Erbe!!
Es grüßt Dich Dein lieber Onkel Dagobert Rockefella
PS: Bedenke, dass in meinem Testament die Klausel gilt: Undankbare Verwandte werden enterbt. Desgleichen jeder, der es wagt mein Testament anzufechten!!
Tja, das und noch mehr könnte in nicht zugestellten Briefen gestanden haben. Wer weiß, vielleicht war einer davon sogar an mich adressiert mit der Nachricht meines Lebens! Z.B. von einem Verlag, der mir für meine zukünftigen Werke eine Vorauszahlung von….ach, ich will mir das lieber gar nicht in den schillerndsten Farben ausmalen. Nur soviel: wenn ich den stinkfaulen Postsack nach seiner Entlassung aus dem Knast in die Finger kriege, dann spielt es GRANADA!!!

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