Eine arbeitslose Nachbarin bat mich vorgestern, für sie einen Brief zum Zweck der Stellenbewerbung aufzusetzen. Also machte ich mich an die geistreiche Arbeit:
An Herrn Magister
Franz Schuster
Neutorgasse 5
1010 Wien
Bewerbung als Sekretärin/Assistentin(w)
Sehr geehrter Herr Magister Schuster,
da Sie in Ihrem schön gestalteten Inserat eine Sekretärin
oder eine Assistentin suchen, welche über ausgezeichnete MS-Office-Kenntnisse
und abgeschlossene kfm. Ausbildung verfügt, fühlte ich mich sofort positiv
angesprochen. Auch mein Englisch ist kommunikationssicher, da ich immer die
BBC-Sitcoms watche. Vor allem aber freue ich mich irrsinnig auf das
angekündigte Brutto-Mindestgehalt von 1.700,--Euro, denn ich darbe derzeit am
Existenzminimum von lumpigen 752 Komma ein paar Zerquetschten. Mich brauchen
Sie gar nicht überzahlen, denn ich arbeite so gern, dass jeder mit mir
befreundet sein will. Wie Sie unschwer lesen können, verfüge ich auch über ein
gerüttelt Maß an Humor, mit dem ich Ihre bereits vorhandene Belegschaft
wunderbar erfreuen kann und zudem noch schwierige Kunden ausschalte. Auch die von
Ihnen gewünschte sympathische Ausstrahlung besitze ich und besteche durch das
von Ihnen ebenfalls geforderte hohe Maß an Dynamik und Flexibilität und kann mit
Stress nicht gut umgehen, sondern sogar ausgezeichnet. Meine Verschwiegenheit ist
mit der einer Auster gleich zu setzen. Kurzum ich bin Ihre Wunschkandidatin! Da
brauchen Sie gar nicht mehr weitersuchen.
Auf eine innige Zusammenarbeit mit Ihnen freut sich sehr
sehr herzlich
Sigrun Pallaschke
Wien, im September 2012
- Was soll ich sagen, heute erhielt sie einen Anruf, denn der Personalchef war neugierig auf die schillernde Persönlichkeit hinter diesem Schreiben.
Hätte ich gar nicht gedacht...
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