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Mittwoch, 28. August 2024

Armselig


 Die letzten Tage konnte ich eine obdachlose Dame beobachten, die sich immer im Grätzel Kardinal-Nagl-Park & Umkreis bewegt. Mit schulterlangem, dichtem grauen Haar und oft auch grauer Kleidung schleppt sie sich mit insgesamt 5 Taschen ab. Da sie nur ungefähr 1,60 m groß und nur höchstens 48 Kilo schwer ist, macht sie es so, dass sie immer 2 oder 3 Taschen davon einige Meter weit trägt, dann zurückgeht und die zurückgelassenen Taschen mit ihren Habseligkeiten abholt, usw. An dieser Umständlichkeit, sich immer mit Zimmer, Küche, Kabinett in Etappen im öffentlichen Raum fortzubewegen, sieht man auch, warum sie obdachlos geworden ist. Es fehlt ihr schlicht & einfach an Pragmatik. Ich möchte nicht über andere urteilen, doch ein pragmatisch veranlagter Mensch hätte sich schon längst ein Einkaufswagerl organisiert - auf meinem heutigen Spaziergang sah ich gleich 2 solche auf dem Gehweg herumstehen - und die ganze Habe darin verstaut. 

Es kann natürlich auch sein, dass sie so eine Art Schuld mit der Prozedur abträgt. Ähnlich den Pilgern, die demütig den Heiligen Berg Kailash in Tibet auf einem 53-km-Weg umrunden. Ab der 13. Umrundung erhält der Pilger Zutritt zur inneren Kora. Im Jahr des Pferdes zählt jede Runde sechsfach. Nach 108maliger Umrundung erhält man unmittelbare Erleuchtung. (Wahrscheinlich die Erleuchtung, dass das alles sinnlos war!) In Anbetracht der Möglichkeit dieses religiösen Umstandes unterließ ich es, der Dame einen diesbezüglichen Rat zu erteilen, sich die ganze Sache rationeller zu gestalten. Außerdem hat mir schon mal wer gesagt, dass ich nicht immer die Oberlehrerin spielen soll...



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