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Freitag, 8. Februar 2013

Mord am Ball

Die Debütantin am WC der Oper bot einen elenden Anblick. Sie schien wie eine verwelkte weiße Blume in ihr Kleid eingesunken, einem schrecklichen Anblick zum Opfer gefallen zu sein, denn ihre großen blauen Augen waren weit aufgerissen und auch ihr kirschroter Mund war wie zum letzten Aufschrei geöffnet. Kommissar Rau erfuhr von Gerichtsmediziner Matz, dass sie wahrscheinlich einem feigen Giftanschlag zum Opfer gefallen ist. Sein Assistent Jumbi schlug sich mit der Hand auf die Stirn: „Oh mein Gott, jetzt müssen wir 7000 feine Leute als Zeugen befragen.“
„Hast du Lotte Tobisch nicht gehört?“ erkundigte sich Rau. „7000 feine Leute gibt’s auf der ganzen Welt nicht. Außerdem kommen wie üblich nur einige wenige in ihrem Umkreis als Zeugen infrage. Hier sind doch 100e weiß gekleidete Debütantinnen unterwegs gewesen, von denen kaum eine jemand aufgefallen sein dürfte.“
„Übrigens, der Arbeiter, der sie um halb4 Uhr früh fand, wusste, dass sie keine diesjährige Debütantin sein konnte, denn ihr Krönchen stammt aus dem Jahre 2009.“ erklärte Matz.
„Mich erinnert der Opernball immer an den Almabtrieb, wo die aufgeputzten Kühe mit Glocken um den Hals-“
„Jumbi!“ ermahnte Rau seinen Assistenten. „Das ist nicht der rechte Augenblick, sich über das alljährliche Großereignis der Wiener Society lustig zu machen.“
„Tschuldigung.“ sagte er kleinlaut. „Früher, wo die Übertragung 50 Minuten dauerte und die Berichte zur Opernballdemo mit den ganzen Vermummten nur 5 Minuten, wünschte ich mir immer es wär umgekehrt.“
Matz reichte Rau ein kleines weißes Büchlein. „Das hatte sie verborgen in ihrem Ausschnitt.“
Während Rau darin blätterte, sinnierte Jumbi: „Jede 4.Minute passiert ein Mord, stand vorgestern in der Zeitung, frage mich, wo alle die Leichen dazu sind? Gibt es das perfekte Verbrechen doch und haben die Täter ihre Opfer alle im Wienerwald oder am eigenen Grundstück vergraben?“
Matz verabschiedete sich und meinte zu Jumbi: „Jede Sekunde stirbt ein Mensch und 2 neue werden geboren. Das heißt, dass der Storch weit erfolgreicher ist als der Sensenmann, macht’s gut!“
Rau klopfte Jumbi auf die Schulter, was diesen leicht zusammenfahren ließ. „Sie hieß Erni Songul. Hier in ihrem Telefonbüchlein sind nur drei männliche Namen eingetragen. Ich wette, dass sie mit einem derjenigen hier gewesen ist.“
Der Erste im Verzeichnis hieß Arno Alsbach und wohnte im 2.Bezirk. Als Rau samt Assi klingelte, öffnete er noch im Frack. „Ja, was wollen Sie denn?“
„Haben Sie nicht vergessen, Fräulein Erni heimzubringen?“ fragte Rau und zeigte seine Marke.
„Und darum schickt mir die Kuh gleich die Bullen auf den Hals?“
„Nein, die Kuh ist tot!“ zischte Jumbi zornig und fing sich dafür einen bösen Blick von Rau ein, der schon bedauerte, ihn mitgenommen zu haben.
„Oh, das tut mir leid. Aber wie die mir auf’n Wecker gefallen ist, können Sie sich nicht vorstellen. Erst wollte sie was trinken, kostete mich 10 Euro, der reine Wucher.“ fing er an und ging den beiden Kriminalbeamten in seine spartanisch eingerichtete Wohnung voraus. „Dann wollte sie noch was essen. Kostete mich 80 Euro. Dann war ich pleite und verließ den Tatort.“
„Ach, sie war zu dem Zeitpunkt schon tot?“ fragte Jumbi spontan.
„Nein, natürlich nicht. Sie hatte einen Jugendfreund von ihr entdeckt, einen gewissen Sonny, mit dem sie 2009 den Ball einst eröffnen durfte. Ohne ein Wort des Abschieds ist sie entfleucht, so um halb 12. So eine- naja, über Tote sagt man ja nix Schlechtes. Woran starb sie denn?“
Jumbi öffnete schon den Mund zum Sprechen als ihm Rau zuvorkam: „Noch kein Befund. Wir melden uns wieder.“
Der zweite Verdächtige, ein Bursche namens Mario Batu, öffnete die Tür seiner Wohnung im 11. Bezirk in einem Streifen-Pyjama und gähnte: „Müssen Sie um die Zeit bei mir Krach machen?“
„Ja, denn wir brauchen Informationen über Ihre Freundin Erni.“ erklärte Rau.
„Ach, ist sie am Opernball erdrückt worden?“ grinste er frech.
„Nein, vergiftet!“ rief Jumbi und griff sich dann schnell auf den vorschnellen Mund.
„Ach, dann kann’s nur Sonny gewesen sein.“ meinte das Streifenhörnchen. „Der war nämlich auch da. Sie war übrigens gar nicht mit mir dort. Ich hab sie nur von weitem gesehen.“
Rau blätterte in Ernis Büchlein. „Heißt dieser Sonny mit bürgerlichem Namen vielleicht Richard Sonnblick?“
„Genau. Zu dem müssen Sie gehen, der hatte auch allen Grund sie zu vergiften, weil sie den immer wieder mal gestalkt hatte. Hat sie mit mir auch gemacht, aber ich wusste mir ja zu helfen, hähä!“
„Und wie genau?“ fragte Jumbi.
„Mit einer Erdnuss, gegen die war sie nämlich allergisch. Man brauchte ihr nur eine Erdnuss unter die Nase zu halten und sie ist schreiend davongelaufen.“ berichtete der Pyjama-Boy lächelnd.
Im Auto auf der Fahrt zu Richard Sonnblick überlegte Jumbi: „Wer weiß, vielleicht hat dieser Ritschi ihr gemahlene Erdnüsse in ein Getränkt gemischt, dann wär sie an einem allergischen Schock gestorben.“
„Dann müsste er erstens gewusst haben, dass sie auch am Opernball ist und zweitens die Nüsse schon in gemahlenem Zustand im Hosensack gehabt haben.“ spann Rau den Gedanken seines Assis fort.
Als sie bei der Adresse Sonnblicks im 20. Bezirk ankamen, stieg dieser gerade torkelnd aus seinem Porsche aus. Als er die zwei Polizisten in Zivil erblickte, fielen im gleich die Mundwinkel herunter. „Oje, erwischt! Ja, ich hab ein paar Promille, aber ich hab niemanden umgebracht!“
„So? Woher wissen Sie denn, dass Ihre Ex-Freundin tot ist?“ forschte Rau.
„Naja, sie kam so lang nicht von der Toilette. Da dachte ich, dass sie möglicherweise gestorben worden ist. Weil sie hat ja Streit mit ihrem neuen Freund gehabt, diesem Blödmann Arni oder wie das Arschloch heißt.“ lallte er.
„Worum drehte sich denn der Streit?“ fragte Jumbi und nahm dem besoffenen Burschen die Schlüssel ab.
„Naja, der ist doch so arm wie ne Kirchenmaus. Und sie ist anspruchsvoll wie ne Kronprinzessin. Wollte trinken, fressen,….“
„Das haben Sie alles mitbekommen? Das heißt, Sie haben die beiden verfolgt!“ kombinierte Rau.
„Quatsch! Ich war zufällig in der Nähe und als sie mich gesehen hat, da hat sie sich gleich wieder in mich verliebt und der Blödmann war ausgestochen, hicks!“
„Der Blödmann hat das Fest um halb 12 verlassen.“ erinnerte sich Jumbi.
„Nein, ich hab auf meine Taschenuhr gesehen, er ist um halb 3 abgehauen. Nachdem er fünfmal versucht hat, sie von mir wegzulotsen. Erfolglos. Ätschibätsch!“ lallte Sonny amüsiert. „Der hat ihr auch was ins Getränk gemischt, ich hab’s genau gesehen.“
"Und Sie haben sie nicht gewarnt?" fragte Rau empört.
"Ne, ich hab geglaubt, es wär nur Zucker gewesen, damit sie schneller besoffen wird und leichter abzuschleppen ist."
Wieder bei Arno Alsbach angekommen, konfrontierte ihn Rau mit Sonnys Aussage. „Ich hab nie behauptet, den Ball um halb12 verlassen zu haben. Sie hat mich um halb 12 stehen lassen und ich hab mich noch allein amüsiert und bin erst viel später weg. Wann…. weiß ich gar nicht. Und in ihr Getränkt konnte ich nix mischen, weil sie es direkt vom Kellner entgegennahm.“
„Wussten Sie, dass Erni gegen Erdnüsse allergisch war?“ fragte Rau.
„Sicher. Aber ich hatte ja keine bei mir. Das muss schon einer der beiden andern gewesen sein.“
„Ich glaub, ich hab’s!“ rief Jumbi aus. Einer der drei hat sich widersprochen.
WELCHER?

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