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Dienstag, 26. Februar 2013

Erfinder-Tod


Ein neuer Mordfall führt Kommissar Rau und seinen Assistenten Jumbi in den 22. Bezirk. In einer ziemlich wüsten Wohnung liegt ein alter toter Herr ausgestreckt am Boden in der Küche. Matz, der Gerichtsmediziner, informiert die beiden Neuankömmlinge über den momentanen Stand der traurigen Dinge: „Ziemlich sicher vergiftet. Womit kann ich erst nach der Obduktion sagen. Der Postler hat ihn gefunden. Denn der musste täglich irgendetwas, das der Tote immer bestellt hatte, in den 4. Stock rauftragen. Außerdem wusste er, dass Herr Gribus, so der Name unsres Klienten, im ganzen Haus verhasst war.“

„Sicher ein Messi, so wie es hier aussieht.“ mutmaßte Jumbi, der sich einige zerknüllte Briefe aus dem Papierkorb krallte und sie überflog.

„Negativ!“ klärte ihn Matz auf. „Herr Gribus war Erfinder und hat sich mit seinen Geniestreichen bei seinen Nachbarn äußerst unbeliebt gemacht, wie der Postler wusste.“

„Nicht nur bei den Nachbarn. Dieser Brief ist vom E-Werk. Da steht: Werter Herr Gribus! Bei der 10stelligen Nummer, von der Sie annahmen, dass sie ein Hinweis darauf  ist, dass wir Ihre Erfindung - wie immer die auch geartet sein soll - gestohlen haben, handelt es sich nur um die Ordnungszahl Ihrer Nachtstrom-Anlage. Wir ersuchen Sie daher, uns nicht mehr in dieser Angelegenheit falsch zu verdächtigen. Mit freundlichen Grüßen….Das muss ja ein Wirrkopf gewesen sein.“

„Schlimm! Trotzdem glaube ich, dass der Mörder in seiner Nähe zu suchen ist. Viel Glück dabei! Das Haus hat noch 14 Parteien.“ verabschiedete sich Matz.

„Auch das noch!“ schnaufte Rau. „Am besten, wir teilen uns die Verdächtigen. Du nimmst die oberen beiden Stockwerke, ich die unteren.“

So klingelte Jumbi also gleich bei dem direkten Nachbarn, Herrn Flögl, und fiel faktisch mit der Tür ins Haus: „Tag, Ihr Nachbar ist vergiftet worden und-“

„Na endlich eine gute Nachricht! Endlich ist Ruhe mit diesen blödsinnigen Erfindungen.“

„Ich finde diesen Jubel unangebracht, denn der bringt Sie doch sofort in Verdacht!“ warnte Jumbi. „Was hat er Ihnen denn getan?“

„Kommen Sie mit!“ forderte ihn Flögl auf und zeigte ihm einige dunkle Schimmelflecken auf seinem Plafond. „Bitte sehr! Würden Sie sich freuen, wenn in ihre Wohnung Regenwasser läuft, nur weil Ihr Nachbar, das verkannte Genie, ein Flak-Geschütz auf den Kamin am Dach gepfropft hat?“

„Ach… und zu welchem Zweck?“ fragte Jumbi und begutachtete den schon entstandenen Schaden. „Doch nicht aus Angst vorm nächsten Weltkrieg?“

„Aber nein, als Anti-Tauben-Kot-Schutz!“ zischte Flögl. „Das Ding schießt immer, wenn sich eine Taube nähert, einige Kugeln gepressten Korks auf die fliegenden Ratten. Leider ist es so von dem alten Daniel Düsentrieb installiert, dass rundherum das Wasser bei Regenfall eindringen kann. Wer immer den abgeschafft hat, verdient einen Orden!“

Kommissar Rau sprach zur gleichen Zeit im zweiten Stock mit einer Frau Wigl, die ihn aber kaum zu Wort kommen ließ. Und wenn sie einmal eine Atempause machte, zwitscherte ihr Kanarienvogel. „Na Gott-sei-Dank ist der Spuk jetzt vorbei! Dieser Mensch war so eine Plage. Was der unserem Haus alles angetan hat. Zuletzt hat er im Keller eine Wiederaufbereitungsanlage für Asche installiert. Das Ding ist so konstruiert, dass man nur Asche einfüllen muss und dann macht das Trum zwei Stunden einen Wirbel, dass man glaubt, alle Furien der Hölle sind los. Und letztendlich kommen dann einige Daumennagel-große Stückchen Holz heraus.“

„Und dafür hat er sich wohl den Nobel-Preis erwartet.“ schätzte Rau.

„Den unnoblen Preis für Idiotie hätte der verdient. Tsiss, einmal hat er doch tatsächlich eine nützliche Erfindung geschafft: das Fax-Gerät. Es ist ihm leider entgangen, dass es längst existierte. Aber jetzt ist er ja schon in den Himmel gekommen, obwohl, so wie der uns alle nervte, schmort er doch in der Hölle!“

„Sie hätten doch ausziehen können.“ meinte Rau.

„WIE BITTE? WISSEN SIE DENN, WAS LOS IST AM WOHUNGSMARKT???“

Rau flüchtete regelrecht zu der nächsten Partei, die gleich nebenan wohnte, eine Frau Lakl, die gerade beim Kochen war. „Natürlich ging er mir auch auf die Nerven, aber er war zweifellos ein Genie. Denn er konnte nix dafür, dass er nur Schrott erfand. Zum Beispiel seine selbstreinigenden Fenster, die er persönlich unter großem Lärmaufwand über Wochen in den Gängen einsetzte, erwiesen sich zwar als sauber, aber leider wurden sie dann aufgrund der Säure, die er in die Rahmen eingearbeitet hatte, undurchsichtig. Wie Milchglas. Aber sauber waren sie schon.“ betonte sie, während sie in einigen Töpfen rumrührte, worauf ein Geruch nach verbrannter Eierspeise aufstieg.

Jumbi befand sich eben im 3. Stock, wo er einen Herrn Triga zum Mord befragte und auch einiges über die Künste des toten Erfinders erfuhr. „Jaja, der Gribus, der war ein echtes Original. Leider ein unbrauchbares. Mir hat er diesen Parkettboden im Schlafzimmer verlegt. Gehen Sie mal ein paar Schritte.“ - Als Jumbi auf das Parkett trat, begann der ganze Boden zu schwingen, als stünde man auf einer aufgespannten weichen Wolldecke. „Da staunen Sie, was? Ja, er meinte, ich würde dann das Gefühl haben, als ginge ich auf Wolken.“

Rau interviewte im Erdgeschoß einen Herrn Gager, der allerdings immer vom Thema abkam. „Gestern stand in der Zeitung, dass ein Deutscher ins All fliegen will. Weil er so schlechte Augen hatte, konnte er nicht Berufspilot werden und wurde stattdessen Zahnarzt. Was sagen Sie dazu?“

„Nichts, denn darum geht es gar nicht. Es geht um Ihren Nachbarn Herrn-“

„Na hören Sie mal, wer schlechte Augen hat, kann Zahnarzt werden? Zu blind, um in der Luft rumzufliegen, aber in meinen Zähnen darf er rumbohren? Das ist doch eine Frechheit.“

„Eine Frechheit ist, dass Herr Gribus ermordet wurde.“ beharrte Rau.

„Ja, der war auch so ein Fall. Zu untalentiert, um eine gute Erfindung zu machen, aber talentiert genug, um mit einigen schlechten ins Buch der Rekorde einzugehen. Für den automatischen Fingernagelabschneider bekam er den Eintrag für den gefährlichsten alltäglichen Gebrauchsgegenstand: man steckt die Hand in den Apparat, dann kommt sie wieder raus mit abgeschnittenen Fingern, weil die ja ungleich lang sind- vorher zumindest. Und die Fingernägel können dann auch nicht mehr wachsen. Super!“

„Herr Gager, ich will wissen, wer Herrn Gribus auf dem Gewissen hat, nicht, welche unbrauchbaren Werke er schuf.“ erinnerte Rau.

„Was weiß ich, vielleicht hat er ja etwas erfunden, was ihm selbst den Garaus gemacht hat, einen Erfinder-Verschwinder, hahahaaa!“ lachte er irre.

Jumbi wurde von einer der Nachbarinnen für einen Hausierer gehalten und rüde abgewiesen: „Gehen Sie zum Teufel!“

„Der schickt mich zu Ihnen, Frau Gellert. Ihr Nachbar, Herr Gribus aus dem letzten Stock, wurde ermordet.“

„Ach sooo, dann kommen Sie doch rein, mein Lieber. Für so gute Neuigkeiten spendier ich Ihnen einen Cognac. Ach, Sie sind ja im Dienst. Dann nicht, jedenfalls kann mir nun dieser Erfinder nicht mehr auf den Geist gehen. Zuletzt wollte er mir eine Anti-Hausierer-Tür montieren. Glücklicherweise war ich ja schon durch andre Nachbarn gewarnt, denen er üble Streiche gespielt hatte. Die Tür hatte nämlich einen Mechanismus, der beim Anklopfen den Besucher, egal wer es auch sei, zuerst mal einen Stock tiefer fallen ließe. Eine Art Falltür, verstehen Sie?“

Rau klopfte im gleichen Augenblick bei der Hausmeisterin, die gerade am Putzen ihrer Wohnung war. Ihr Gatte öffnete ihm und stöhnte: „Schlimmer als der Putzfimmel im Frühjahr ist nur der Verlust von meinem Haupthaar.“

„Schon vernommen, was mit Herrn Gribus passiert ist?“ fragte Rau.

„Natürlich, Ihre Kollegen von der Spurensicherung waren ja nicht unsichtbar. Und vorhin wurde ein Sarg rausgetragen, der Arme tut mir ja so leid.“ versicherte der Hausmeister.

„Sie sind der erste, der gut über ihn spricht.“ erkannte Rau.

„Tja, was soll ich Böses über einen Gehirn-Kranken sagen? - Fragen Sie doch alles weitere meine Frau!“ - "Ja, wenn Sie mich fragen-" begann seine Gattin, "muss ich sagen: eigentlich macht Not erfinderisch. Aber bei uns wohnte einer, der verursachte die Not mit seinen Erfindungen erst!"

Nach 3 Stunden trafen sich Jumbi und Rau wieder und erzählten sich von ihren Verhören, ohne auch nur einen Schritt weiter gekommen zu sein. Da erreichte Rau ein Anruf auf seinem Handy: Matz hatte das Gift aus dem Blut des Opfers herauskristallisieren können. Es handelte sich um ein Mittel, mit dem man Vögel entwurmen konnte. „Ich glaub, ich kenne jemanden, der dieses Mittel auch im eigenen Heim verwendet hat.“ verkündete Rau.
WEN?

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