Bewerbungsgespräche
sind ja ein Test, ob man auch pflegeleicht ist (Goscherl halten, Handerln
falten). Das fiel mir wieder ein, als ich gerade bei einer Bus-Station
vorbeispazierte und 2 Damen hörte, von denen eine sagte: „Du glaubst nicht, was
mich der Personalchef beim Interview gefragt hat.“ Ich dachte, ich erfahr jetzt
einen neuen Trick, um künftige Mitarbeiter abzuklopfen, aber da kam der Bus
daher und sie stiegen ein, sodass ich mir diesbezüglich selbst Gedanken machte.
Aus Erfahrung kenne ich ja einige blöde, scheinbar unwichtige Fragen. Einer
fragte mal wie beiläufig: „Finden Sie nicht auch, dass es hier kalt ist?“
Er hatte ja
meinen LL schon vor sich und wusste daher, dass ich Psychologie studiert habe,
doch meine Antwort schien ihn zu verwundern: „Ich finde, dass das eine Suggestivfrage
ist. Sie wollen damit herausfinden, ob ich ein Ja-Sager bin, weil ein solcher
würde sofort zustimmen und sogar zu bibbern beginnen.“
Drauf meinte
er: „Unterstellen Sie immer gleich Hintergedanken?“ - „Im Privatleben nicht,
aber beruflich automatisch.“
„Dass ich
mich einfach nur nach Ihrem Befinden erkundigen wollte, schließen Sie aus?“ Das
ließ er salbungsvoll verlauten, mit einer Mimik, als litte er an Darmverschluss.
Ich verkniff mir zu sagen, dass er so gütig nicht aussah und erwiderte: „Nein,
weil die Klimaanlage auf angenehme 20 Grad eingestellt ist. Wer hier friert,
muss krank sein oder zu leicht bekleidet.“ – Wäre ihm echt kalt gewesen, bräuchte
er nur am Knopf drehen oder den Hausmeister rufen, um das Frieren abzustellen,
ohne sich des Befindens vom Kandidaten zu versichern.
Derart
enttarnt wurde er grimmig und krächzte: „Ich will wissen, ob Ihnen auch kalt
ist.“ – „Nein! Weil ich hab ja ein Unterhemd an! Kostet nur 9,95, statt 15
Euro. Kann Ihnen gern die Adresse vom Shop geben!“ - „Danke, das war’s! Auf
Wiedersehen!“ - Draußen raunte ich noch dem nächsten Anwärter zu: „Der
i-Tüpferlreiter sucht einen Ja-Sager und fragt, ob Ihnen auch kalt ist. Wenn
Sie den miesen Job wollen, dann müssen‘S nur zustimmen.“ - Obwohl es natürlich
auch sein hätte können, dass er Widerspruch auf die höfliche Art erwartet. Z.B.:
„Nein, mir ist nicht kalt, aber wenn Ihnen kalt ist, kann ich gern für etwas
menschliche Wärme sorgen.“ Flöt-zirp!!! - Aber nicht bei mir, Alter!!! Nein,
nein, so ein manipulatives Betriebsklima ist nix für mich. Und es liegt am
Bewerber, es durch die Fragen zu erkennen und entsprechend zu reagieren - mit
besonderen Skills. - Meine Skills werden auch in meinen Büchern deutlich.
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