Beim Zappen
sah ich Soldaten ein Riesenstück Holz schleppen und dachte: Da schau her, schon
wieder Katastropheneinsatz fürs Bundesheer, oder spielen die Förster, oder ist
das eine Kollektivstrafe fürs Heimkommen nach dem Zapfenstreich? Doch es war
eine Reportage über das harte Jagdkommando-Auswahlverfahren. Der Kommentar zur
Doku lautete: „Sie müssen einen 100-Kilo-Baumstamm ziellos herumtragen.“ Da
sieht man, dass auch unsre Landesverteidiger schon auf ein Sisyphos-Dasein
eingeschworen werden. Wenn ich drüber nachdenke, wie viel Sinnloses im Leben
ich schon auf Anweisung irgendwelcher Idioten tun musste … und das, obwohl ich
niemals die Götter beleidigt habe. Das zermarternde Gefühl der Sinnlos-Arbeit kannte
ich, aber welche Gedanken mochte der arme Sisyphos gehabt haben? Etwa: Die
Strafe ist immer noch besser als im finsteren Verlies zu hocken, aber eine
Fußfessel wär mir noch lieber! Oder: Dank dieser sportlichen Ertüchtigung spar
ich mir das teure Abo im Fitness-Center! Oder: Durch den rollenden Stein erspart
sich die Stadt die Erfindung der Straßenwalze! Oder: Den Stein möchte ich dem
Zeus in den Arsch schieben! Oder: Vielleicht verliebt sich eine Göttin in mich,
wenn sie mir bei dem Schauspiel zuguckt! Oder: Was Blöderes ist den Göttern
nicht eingefallen! Oder: Dank der Strafe wird mein Name unvergesslich und
zitiert bis in alle Ewigkeit! - Ja, das hätte ich mir an seiner Stelle am
ehesten gedacht. Wenn es auch nur ein schwacher Trost ist… Wer sich von seiner
Sisyphos-Arbeit ablenken und erheitern will, der lese meine Bücher.
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